Im Prinzip decken sich deine Ausführungen aber mit meinen Kritikpunkten. Der einzige Unterschied ist, dass das was du als "extrem verdichtet" bezeichnest ich als in der Papierform nicht elegant entwickelt nenne. Wie ich bereits schrieb empfinde ich Forsters Umsetzung dagegen aber als durchweg gelungen, die diversen "Storyholperer" werden von ihm durch die gekonnte Inszenierung egalisiert bzw. irrelevant. Ich habe das Drehbuch ja nicht gelesen, daher kann ich ja nur aus der Handlung meine Rückschlüsse ziehen was ursprünglich mal geschrieben wurde. Und da bleibe ich dabei, dass die oberflächliche Missionsstory zuweilen konstruiert und klischeehaft entwickelt ist. Meine Vermutung bezüglich des Autorenhintergrundes habe ich ja schon genannt.Maibaum hat geschrieben:Zum Drehbuch:
Anatol es überrascht mich etwas daß du es als nicht so gelungen empfindest.
Das Drehbuch, also hier die Dialoge und die Story, hat ohnehin mehr eine dienende Funktion. Es ist die Umsetzung die entscheidet wie gut der Film wird, und Forster holt hier oft das Maximum aus den Dialogen heraus. Ich glaube nicht das es einen früheren Bond gibt der so durchweg gute Dialoge hat wie CR und QoS. Auch GF kann da nur teilweise mithalten. Eine Aufzählung der von mir als excelelnmt empfundenen Dialoge, die in jeder Szene zu finden sind würde hier den Rahmen sprengen. Es sind auch viel mehr als ich mir merken kann. oftmals setzen sie auch noch Assoziationen frei zu anderen Werken wie z.b. Liedtexten.
Beispiel: Wenn Camille in der Schluszene sagt:
"I would like to set you free"
dann denke ich unwillkürlich an
"I wish that you would set me free forever, but the rings on my arms are too deeply burned... "
was glaube ich etwas ähnliches aussagt.
Die Geschichte von QoS läuft, wie Forster es mal gesagt hat, ab wie ein Uhrwerk. Und daß Forster hier fast durchweg mit Zufällen und Unwahrscheinlichkeiten arbietet ist für mich kein Problem. Darin sehe ich eher ein sehr souveränes Erzählen in dem nur eine Erzählhaltung verdichtet wird mit der die Bond Filme schon immer gearbeitet haben. Hier ist sie nur konsequent losgelöst von allem was aufhält, und der Film nimmt nur dann das Tempo heraus wenn der Rhythmus auch mal etwas Ruhe verlangt. Diese ganzen extremen Zufälle würden mich in einem andern Film vielleicht auch stören, aber hier sind sie ein legitimes Mittel um die Handlung zu beschleunigen. um auf den Punkt zu kommen, um keine Erzählzeit mit Erklärungen zu vergeuden die am Ende zu den selben Szenen führen würden. Wenn da nicht jeder mitkommt, dann ist es das Risiko des Filmes. Aber im DVD Zeitalter ist das auch nicht mehr ganz so entscheidend.
QoS verfügt außerdem über eine bemerkenswerte Mischung aus jenen irrealen Übertreibungen, die Teil der Bond Serie sind, mit einer eher realen Beschreibung der Welt in der Film spielt. In CR ging es in der 1. Hälfte nicht um den Anschlag selber, sonder abstrakter, aber auch realistischer, um eine damit verbundene Börsenmanipulation die dem ganz schnöden Geldverdienen diente.
In QoS geht es um Wasser, das nicht wenige für den Hauptgrund der Kriege der Zukunft halten, das aber heute noch ziemlich unspektakulär wirkt. Auch wenn Quantum und die Wassergeschichte nicht wirklich im Zentrum steht, und natürlich auch austauschbar ist, wird dieser ganze Handlungsstrang incl. CIA Verwicklung, Staatsinteressen (auch der Britischen), Erpressung, Bestechung und sich eine karitative oder auch umweltgrüne Fassade zu geben erstaunlich nüchtern und realistisch wiedergegeben. Und auch wenn QoS weit davon entfernt ist ein Message Film zu sein, so wird das doch sehr sorgfältig behandelt, und sogar ohne das es dem Actionkracher schaden würde. Es ist die Balance dieser Elemente die darüber entscheidet ob der Film funktioniert. Und für mich wandelt Forster mit traumwandlerischer Sicherheit durch die verschiedenen Handluingsebenen.
Was der Film dann aber nicht ist, das wäre ein "charaktergetriebener" Film. Dazu steht auch die fulminante Action zu sehr im Vordergrund. der Film funktioniert nach wie vor zuerst als actiongetriebenes Spektakel. Die Charakter Qualitäten stecken im Detail. Man kann sich dafür interessieren, man muß es aber nicht. Man kann sich auch einfach nur dem Erzählfluss hingeben
Generell finde ich sind Vergleiche zwischen CR, QOS und den "alten" Filmen nach dem Motto: dies oder jenes übertrifft alles was es in dieser Beziehung in den früheren Filmen gab nicht wirklich sinnvoll. So ist die Diskussion, ob nun die Dialoge aus GF oder die aus QOS die besseren sind rein akademisch bzw rein vom Geschmack und den Erwartungen des einzelnen abhängig. Die Filme sind in ihrer Grundkonzeption zu unterschiedlich und eine Bewertung oder Bevorzugung im direkten Vergleich ist nicht zielführend. Dies gilt auch umgekehrt, wenn zB Anforderungen an QOS nach alten Elementen, fröhlicherem Humor, mehr overthetop-Elementen oder ähnlichem gestellt wird. Dafür ist im Konzept kein Platz gewesen, ein Kritik nach dem Motto: in Punkto fröhlichem Humor übertrifft MR alles was man seit CR geboten gekommen hat ist daher genauso wenig sinnvoll. Wir sollten die Filme der Craig-Ära als das nehmen was sie sind: ein eigenständiger Ansatz, der zwar durchaus Traditionen der Vergangenheit fortführt, in Summe aber doch viele eigene und neue Wege geht.