Uff, gar nicht so einfach den neuen Renegaten einzustufen. Der Film schlägt definitv ein paar neue Töne im SW-Umiversum an und wirft insgesamt einen deutlich dreckigeren Blick auf die bekannten Scharmützel zwischen Rebellen und Imperium. Dennoch verdient sich der Film eine 1 mit Sternchen hinsichtlich der Rekreation bzw. der Adaptierung des Production Design von Lucas 77er Original. Gleichzeitig punktet Edwards Film mit vielen gekonnt integrierten Deja-vus, indem er er bekannte oder gar ikonische Momente von Episode 4 "nachstellt", ohne dass dies jedoch bemüht oder plakativ wirken würde.
Dies fügt sich sehr gut in die ausgestaltete Grundprämisse von Episode 4 ein, welche sich in der ersten Filmhälfte beschwingt und durchaus auch hin und wieder überraschend entwickelt. Hier verbindet Edwards die bekannte, aber in seiner Version deutlich rauere Sternensaga mit Elementen des Kriegsfilms, wodurch die Gefechte zwischen Gut und Böse schon einmal wie ein Einsatz im Irak daherkommen. Dennoch vergisst der Film auch hier nie seine Wurzeln, zum einen durch die bereits angeführten diversen Verweise auf den Vorgänger (bzw. dramaturgisch ja eigentlich Nachfolger) wie auch durch eine ganze Reihe an humorvollen Einwürfen, in erster Linie vorgetragen durch den neuen Roboter K-2SO in der Rolle des sprücheklopfenden Scherzkekses.
Trotz des "schmutzigeren" und raueren Blickwinkels ist der Film so immer klar als Star Wars-Vertreter erkennbar, was wohl auch unbedingt erforderlich ist, da er ja die Brücke zu Epi 4 schlagen soll (wobei man sich hin und wieder dann doch wünschen würde, Edwards würde seine "dreckige" Linie konsequenter durchziehen, etwa wenn die Sturmtruppler regelmäßig dann doch wieder nur als Schiessbudenfiguren dienen, was um so merkwürdiger anmutet, da er zerfetzte und blutige Truppler-Leichen zeigt).
Die zweite Hälfte kann das vergleichsweise hohe Tempo und vor allem die abwechslungsreiche Dramaturgie leider nicht halten und verliert sich für meinen Geschmack zu stark in der Aneinanderreihung von Actionszenen, ohne dass der Film dramaturgisch hier wirklich viel zu bieten hat. War die erste Hälfte inhaltlich noch sehr eigenständig, so erinenrt mich die zweite Hälfte doch stark an ROTJ minus der Konfrontation zwischen Vader, Luke und dem Imperator.
Hier machen sich dann für mein Empfinden dann auch zwei Punkte negativ bemerkbar, die zuvor nicht wirklich in Gewicht fielen: die auf dem "Palmenplaneten" spielenden Szenen bieten das aus zahlreichen Blockbustern bekannte "wall-to-wall"-CGI. Nicht dass der Film darüberhinaus nicht auch viel mit computeranimierten Effekten arbeitet, allerdings fallen sie bei den aufgrund der Umgebung zwangsläufig hell erleuchteten Umgebung deutlich stärker auf als zB auf dem Regenplaneten (wie auch immer er heisst). Szenen wie die mit den AT ATs lassen dann leider etwas den "realen Look" vermissen, den der Film über weite Strecken hat. Mein zweiter Kritikpunkt sind die eher konturlos bleibenden Figuren. Obwohl der Film sich redlich müht die charakterlichen Hintergründe vor allem seiner Protagonistin etwas tiefer zu beleuchten blieben zumindest mir die Figuren irgendwie fremd. Daher war ein echtes Mitfiebern mir nicht möglich
wie auch das vergleichsweise drastische Ende keinen echten Effekt auf mich hatte.
Ein echtes Wow-Erlebnis liefert der Film dafür durch die durchgängige Einbindung von bekannten und beliebten Figuren des 77er Originals. Vor allem der digitale wiederauferstandene Peter Cushing als Tarkin begeisterte mich in jeder seiner Szenen. Wirklich erstaunlich, zu was die digitale Technik mittlerweile fähig ist. "Cushing" war für mich dann tatsächlich auch der darstellerische, oder sagen wir besser der charismatische Höhepunkt des Films, was schon irgendwie merkwürdig ist. Wie auch immer, die diversen Auftritte alter Figuren sind grosse Klasse und haben mir echt Spass gemacht.
Nachdem die zweite Hälfte meinen zuvor so starken Eindruck von RO leider doch um einiges getrübt hat, so waren die letzten fünf Minuten des Films dann aber wieder sensationell. Nicht nur dass Edwards hier perfekt den Bogen zu Epi 4 schlägt,
mit Vaders Eingreifen gegen die Rebellen und dem wiederum grossartig getricksten Auftritt von "Carrie Fisher"
sorgte RO am Ende dann doch noch für einen echten Knalleffekt. Schade, man hätte sich gerade hiervon noch mehr gewünscht, dennoch ist RO trotz seiner schwächeren zweiten Hälfte immer noch ein gutes Stück Unterhaltung.
Wertung: 7 / 10