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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Henrik hat geschrieben: 10. Oktober 2019 14:26
Casino Hille hat geschrieben: 10. Oktober 2019 12:42etwas das Fehlen eines klaren Bedrohungsszenarios oder eines echten Antriebs für die 007 Figur.. Gerade weil Mendes und seine Autoren kein vernünftiges Bedrohungsszenario haben und weil es gar keine zielstrebige Story für Bond gibt, mussten sie so etwas wie die persönlichen Bezüge (und darüber auch die Kontinuitätsgeschichten) einbauen, um ein Involvement zu kreieren.
Ich würde eher sagen, das ist anders herum entstanden. Die persönlichen Bezüge sollen nichts vertuschen, sondern man hatte von Anfang an vor, den Film persönlicher zu machen und weil man das für so wichtig hielt, hat man den Fokus eher hierauf gelegt und nicht auf das Bedrohungsszenario.
Genauso ist es. Wie gesagt, liegt bei Bond seit LTK (und zum Teil auch bereits in TLD) immer mehr auf dem persönlichen und weniger auf dem Bedrohungsszenario und der Mission. Wohl auch deshalb, weil nach so langer Zeit und so vielen Filmen, die Bedrohungsszenarien selbst gar nicht mehr so neu und aufregend sein können, dass sie einen ganzen Film tragen könnten.

Und wenn wir ehrlich sind, dann haben auch damals (also z. B. bei DN oder TMWTGG) nicht die Bedrohungsszenarien wie Toppling oder Solex die Filme getragen, sondern ganz andere Aspekte wie Dialoge, Darstellerleistungen oder Locations.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3467
Samedi hat geschrieben: 10. Oktober 2019 14:44 Und wenn wir ehrlich sind, dann haben auch damals (also z. B. bei DN oder TMWTGG) nicht die Bedrohungsszenarien wie Toppling oder Solex die Filme getragen, sondern ganz andere Aspekte wie Dialoge, Darstellerleistungen oder Locations.
Aber deine Beispiele gehen auch völlig am Thema vorbei. Das sind in DN und TMWTGG nur Handlungsaufhänger, die Missionen sind andere. DN eröffnet mit dem Mord an Strangways und seiner Sekretärin und diese Morde soll Bond aufklären. TMWTGG eröffnet mit Scaramanga udn seinen Schüssen auf die Bondstatue. Später wird klar: Scaramanga ist für Bond eine Bedrohung und Bond macht in Ms Büro klar, dass er Scaramanga jagen will, damit der nicht ihn ausschaltet. Gerade TMWTGG ist ein Musterbeispiel dafür, wie wichtig es ist, auch wenn Bond keine Mission hat, ihm trotzdem einen Handlungsantrieb zu geben (denn in SP ist Bond fast 2 Stunden lang antriebslos). Was SP macht, wäre als wenn DN ohne die Morde begehen würde oder wir in TMWTGG Scaramanga erst nach einer Stunde zu sehen kriegen. Eine Bedrohung ist niemals in einem Film dadurch existent, weil sie in einem Dialog erklärt wird. Eine Bedrohung muss etabliert sein - visuell. Wir als Zuschauer müssen eine Einsicht kriegen, WARUM etwas bedrohlich ist. Show, don't tell. SP versagt da im Hinblick auf die Anschläge und im Hinblick auf Nine Eyes vollkommen, weil beide nie eine Entsprechung im Film kriegen. Wir hören nur wie schlecht Nine Eyes ist, wir erfahren immer nur von Anschlägen. Aber sehen tun wir davon nichts. Das ist schlampig und ein fundamentales Missverständnis von richtigem Storytelling.

Selbiges gilt übrigens für die so elendig oft diskutierten Kontinuitätsgeschichten. Alles was wir haben sind ein paar Dialogbehauptungen, aber der Film beweist und untermauert diese Geschichte nie. Und genau das ist das zentrale Problem.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Oktober 2019 15:12 Selbiges gilt übrigens für die so elendig oft diskutierten Kontinuitätsgeschichten. Alles was wir haben sind ein paar Dialogbehauptungen, aber der Film beweist und untermauert diese Geschichte nie. Und genau das ist das zentrale Problem.
Das ist nicht verkehrt. Ich sage: Wenn ihr schon auf die traurige Schnapsidee kommt, Blofeld zu Bonds eifersüchtigem Stiefbruder zu machen, dann macht es wenigstens richtig. Im Film, wie er in dieser Form existiert, habe ich nicht den Eindruck, dass sich die beiden überhaupt kennen. Du sagst ja das solche Kontinuitätsbehauptungen nur Bruchstücke des Films ausmachen, und das ist im Prinzip auch richtig. Aber eben, wenn solche Ideen wenigstens ausgearbeitet und vertieft wären, würde es zwar immer noch dem Widersprechen, was ich mir unter dem Selbstverständnis der Bondreihe vorstelle, aber es wäre wenigstens stimmiger im Film.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Oktober 2019 15:12
Samedi hat geschrieben: 10. Oktober 2019 14:44 Und wenn wir ehrlich sind, dann haben auch damals (also z. B. bei DN oder TMWTGG) nicht die Bedrohungsszenarien wie Toppling oder Solex die Filme getragen, sondern ganz andere Aspekte wie Dialoge, Darstellerleistungen oder Locations.
Aber deine Beispiele gehen auch völlig am Thema vorbei. Das sind in DN und TMWTGG nur Handlungsaufhänger, die Missionen sind andere.
Was in DN die Morde sind, ist in SP die Geschichte mit Sciarra. Das ist der Antrieb für das, was kommt. Später werden dann die Bedrohungsszenarien vorgestellt.
Casino Hille hat geschrieben: 10. Oktober 2019 15:12 Eine Bedrohung ist niemals in einem Film dadurch existent, weil sie in einem Dialog erklärt wird. Eine Bedrohung muss etabliert sein - visuell. Wir als Zuschauer müssen eine Einsicht kriegen, WARUM etwas bedrohlich ist. Show, don't tell. SP versagt da im Hinblick auf die Anschläge und im Hinblick auf Nine Eyes vollkommen, weil beide nie eine Entsprechung im Film kriegen. Wir hören nur wie schlecht Nine Eyes ist, wir erfahren immer nur von Anschlägen. Aber sehen tun wir davon nichts. Das ist schlampig und ein fundamentales Missverständnis von richtigem Storytelling.
Naja, wenn es dir darum geht, dann glaube ich nicht, dass der Film besser wäre, wenn man ansonsten nichts geändert hätte und nur die Anschläge gezeigt hätte.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Samedi hat geschrieben: 10. Oktober 2019 15:51 Was in DN die Morde sind, ist in SP die Geschichte mit Sciarra.
Das ist gerade heraus falsch. Die Morde sind der Grund, weshalb Bond ermittelt. Und das macht das DN Drehbuch auch aus Storytelling-Perspektive sehr geschickt. Da die Toppling Nummer schlicht nicht sonderlich interessant ist, bleibt DN immer dicht bei den Morden. Bond wird im Film als Polizist und als Detektiv betitelt (beides klassische Figuren, die Morde aufklären), Bond selbst führt beim Abendessen mit Julius No die Unterhaltung weg vom Toppling, um die Abteilung Revenge zu nennen - und damit die Strangway-Ermordung wieder in den Vordergrund zu rücken. Das DN-Drehbuch ist aus dieser Perspektive betrachtet nicht nur clever, sondern auch wohlüberlegt. Die Toppling-Nummer ist eigentlich überhaupt nur dazu gut, um den Plot weiterlaufen zu lassen, nachdem der Mörder (der ohnehin im Titel steht) "überführt" ist. Aber es hat für die Geschichte von DN gar keine Relevanz, zumindest nicht für Bonds und unser Involvement. Der Film beginnt mit den Morden und die motivieren gleichermaßen Bond wie uns. Perfekt gemacht, so erzählt man gute Geschichten.

SP versagt da vollkommen. Warum Bond in Mexiko ist, erfahren wir zwanzig Minuten, nachdem er aus Mexiko schon wieder zurück ist. Als er in Ms Büro steht, wird er minutenlang angeschnauzt und kommt genauso schlau aus dem Raum, wie er reingegangen ist (de facto: eine überflüssige Szene, nur dazu drin, um C einzuführen, was man eleganter machen kann und sollte). Als wir erfahren, worum es ihm in Mexiko ging, wissen wir immer noch nicht, was jetzt los ist. Er folgt einer wagen Info seiner Ex-Chefin (wobei wir nie erklärt kriegen, woher sie ihre Info hat), und fährt nach Rom, ohne überhaupt zu wissen wonach er sucht. Bei aller Liebe, aber wer dieses Drehbuch geschrieben hat, braucht dringend ein Storytelling und Dramaturgie Seminar (ich habe dieses Jahr schon sechs hinter mir). Aber zur Verteidigung der Autoren: Solche elementaren Grundsatzprobleme hat so mancher Blockbuster.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3471
Und hier liegt die Krux an der ganzen Sache.
Man tappt als Zuschauer zu sehr im Dunklen. Entweder man weiß mehr als Bond, oder genauso viel, um sich noch genug mit ihm zu identifizieren und mitzufiebern, was als nächstes passiert. Weder das eine, noch das andere ist der Fall.
Wenn man nicht weiß, wer Franz Oberhauser für Bond ist oder was er vor hat, dann verliert die Erzählung erst einmal stark an Interesse.
Es dauert schon sehr lange bis man sich ein Bild machen kann und dann bleibt Blofelds Vorhaben auch noch sehr abstrakt (was wie zuvor geschrieben kein Problem ist, wenn andere Faktoren die Erzählung tragen - siehe z.B. CR).

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3472
SMERSH hat geschrieben: 10. Oktober 2019 17:41 Und hier liegt die Krux an der ganzen Sache.
Man tappt als Zuschauer zu sehr im Dunklen. Entweder man weiß mehr als Bond, oder genauso viel, um sich noch genug mit ihm zu identifizieren und mitzufiebern, was als nächstes passiert. Weder das eine, noch das andere ist der Fall.
Also für mich war es im Kino überhaupt kein Problem, bei SP mit Bond mitzufiebern. Und mit Craig kann man sich als Zuschauer meiner Meinung nach generell viel mehr identifizieren als z. B. mit Moore.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3473
Finde ich gar nicht, nur weil Moore die Rolle leichter angeht, heißt das nicht, dass man nicht mitfiebert. Bei Craig - SPECTRE ist da fast schon eine Ausnahme - wirkt alles sehr verbissen, er ist auch in den ersten beiden Filmen eher schon eine unsympathische Figur. Da fällt die Identifikation nicht unbedingt leicht.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Henrik hat geschrieben: 10. Oktober 2019 14:26 Ich würde eher sagen, das ist anders herum entstanden. Die persönlichen Bezüge sollen nichts vertuschen, sondern man hatte von Anfang an vor, den Film persönlicher zu machen und weil man das für so wichtig hielt, hat man den Fokus eher hierauf gelegt und nicht auf das Bedrohungsszenario
Das spielt keine Rolle. Wenn ich einen persönlichen Film machen will, muss er auch persönlich sein. Und wenn Mendes und Co. mit SP einen persönlichen Film machen wollten, haben sie auf ganzer Ebene versagt, denn der Film wird nie persönlich. Bond reagiert bis auf einen kurzen Moment in seiner Wohnung kein bisschen emotional auf die Geschehnisse um ihn herum. Weder erfahren wir etwas über seine Beziehung zu Franz Oberhausers Vater, noch wie James als Kind zu seinem "Adoptivbruder" stand. Alles, was den Konflikt (der gar keiner ist) zwischen Bond und Blofeld persönlich macht, sind ein paar Eckdaten aus ihrer Vergangenheit, die Oberhauser in seinem Monolog in der Folterszene aufzählt. Von dieser Szene abgesehen, und auch hier sind es nur ein paar Dialogzeilen, die das alles behaupten, gibt es keinerlei persönliches Involvement und keine persönlichen Konflikte für Bond im gesamten Film. Scheinbar hatte man die Idee, Bond eine persönliche Nebengeschichte zu geben, aber SP ist am Ende zu keiner Spur eine persönliche Geschichte. Der Einzige, den dieser Hintergrund zwischen Bond und Oberhauser noch weniger interessiert als Bond selbst, ist der Zuschauer. Warum? Weil der mit dem Monolog von Waltz nichts anfangen kann. Der denkt sich: Okay, gut zu wissen. Fertig. Es bereichert den Plot nicht, es bereichert die Charaktere nicht und es erklärt auch nichts, was vorher offen war. Es führt nur dazu, dass Bond im dritten Akt nichts mehr mit der Geschichte des Films zu tun hat, sondern vom eifersüchtigen Schurken entführt wird und einmal gezwungen ist, teilnahmslos durch die Ruine seines alten Büros zu laufen.

Ich kann mich an diesem Punkt nur wiederholen, aber jedes Drehbuchseminar widerspricht dem Aufbau von SP fundamental und das aus guten Gründen. Der Leitsatz guten Storytellings ist: Show, don't tell. Und SP erzählt zwei Geschichten gleichzeitig und verpasst in beiden diesen Spruch vollkommen. Er erzählt einerseits die Geschichte von Terroranschlägen (ohne einen Terroranschlag zu zeigen) und die Geschichte eines ominösen Überwachungsprogramms (ohne je deutlich zu machen, was genau dieses Programm für Auswirkungen hätte) und andererseits will er einen persönlichen Konflikt zwischen Bond und Schurke aufbauen, tut das aber erst nach zwei Stunden und dann ohne je mehr als ein paar Dialogzeilen in diese Beziehung zu investieren. Stattdessen perlt das alles am Helden einfach ab. Wenn Bond sowieso nur mit den Achseln auf so etwas zuckt, hat es im Film nichts zu suchen. Denn wenn es der Hauptfigur egal ist, dann hat es auch keine Auswirkungen auf sie und damit gibt es keinen Konflikt. Es ist also nicht mehr und nicht weniger als eine überflüssige Randnotiz.
Casino Hille hat geschrieben: 10. Oktober 2019 16:10 Warum Bond in Mexiko ist, erfahren wir zwanzig Minuten, nachdem er aus Mexiko schon wieder zurück ist. Als er in Ms Büro steht, wird er minutenlang angeschnauzt und kommt genauso schlau aus dem Raum, wie er reingegangen ist (de facto: eine überflüssige Szene, nur dazu drin, um C einzuführen, was man eleganter machen kann und sollte). Als wir erfahren, worum es ihm in Mexiko ging, wissen wir immer noch nicht, was jetzt los ist. Er folgt einer wagen Info seiner Ex-Chefin (wobei wir nie erklärt kriegen, woher sie ihre Info hat), und fährt nach Rom, ohne überhaupt zu wissen wonach er sucht.
Und das kann man sogar noch fortführen: Als er dann gefunden hat, wonach er suchte (die Existenz einer Geheimorganisation), folgt aus dieser Entdeckung nichts. Es steht irgendwie im Raum, dass diese Organisation, SPECTRE, irgendwas mit den Terroranschlägen zutun hat. Nur leider hat Bond im Film überhaupt keinen Bezug zu diesen Terroranschlägen. Weder hat er vorher versagt/triumphiert einen zu vereiteln, noch wurde er auf die Zerschlagung dieser Terrorzelle angesetzt. Er ermittelt planlos weiter, in der wagen Hoffnung, schon irgendwie was zu erreichen. Und von da an geht es immer so weiter, ohne ein echtes Ziel, aber immer mit Zwischenzielen (Mr. White, Madeleine, L'Americain, die Wüste). Als er dann im Krater ankommt, weiß er aus heiterem Himmel vom Zusammenhang zwischen Nine Eyes und Spectre (ja, das ist arg vorhersehbar, aber für die Charaktere sollte sowas nicht sonnenklar sein, und wenn doch, dann müssen wir verstehen warum). Nach der Folter von Brudi Blowy flüchtet er, informiert M (um Jahrhunderte zu spät), wird entführt und spielt mit seinem großen Bruder verstecken, anstatt sich noch ein Stück für Nine Eyes oder irgendwas anderes zu interessieren. Es ist nicht mal so, dass er aktiv Blofeld ablenkt, damit das MI6-Team das Einschalten des Programms verhindert. Bond ist im dritten Akt kein bisschen mehr aktiv (außer wenn er den Heli abschießt), er reagiert nur noch auf das, was Schurke Blofeld macht. Und das ist für einen Actionfilm fatal, denn gerade im letzten Drittel muss der Held aktiv werden, zurückkämpfen, sich dem Bösewicht stellen und ihn aus eigener Kraft besiegen (bzw. die Gefahr abwenden). Nichts davon passiert in Spectre und das ist ein unverzeihlicher Fehler im Genrekino.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Da wir ja jetzt einige Seiten Problemanalyse in kürzester Zeit zusammen haben, wie wäre es mit Problembehebung?

Ich denke das lässt sich nicht so einfach weg-doktorn. Da muss sich strukturell und inhaltlich was ändern.

Angeblich hatte Boyle die Idee, das Bond in seinem Film über lange Strecken in Gefangenschaft verbringt.
Genauso eine Art von Szenario hätte SP sehr geholfen eine reale Feindschaft zwischen Bond und Blofeld entstehen zu lassen.
Bond wird beim Rom Meeting gefangen. Schon jetzt erfahren wir alles über die persönliche Verbindung der beiden (auch wenn m.M.n nicht gute Idee). Blofelds Plan ist weiterhin Nine Eyes. Konkret aber will er seinem C die Entscheidungsmacht zum Ja Votum von GB verschaffen. Dazu soll Bond unfreiwillig herhalten, damit er als Agent und sein Vorgesetzter M diskreditiert werden und letzterer abgesetzt. Das gelingt ihm auch, indem er Bond einen der Anschläge anhängt. Z.b. Ist entweder die PTS schon eine Falle von Blofeld (zweite Bombe geht wo auch immer hoch obwohl Bond die von Sciara erfolgreich deaktiviert hat - mit anschließender Heli Action wie gehabt) oder nach Rom lässt er einen fluechtenden Bond im Glauben, er könne den nächsten Anschlag verhindern obwohl das bereits von Blofeld inszeniert ist und unabwendbar geschieht. Darauf verliert M seinen Job wozu Blofelds politischen Maulwürfe beim PM sowieso schon drängen (Guy Haynes lässt grüßen) .
Bond ist wieder in Gefangenschaft kann aber nun wirklich fliehen bevor ihn Bro kaltstellen kann. Er ist mit M, Penny und Q allein und ohne offizielle Ressourcen gestellt. Blofeld setzt den Killer Hinx auf ihn an (reiner Killer und kein unglaubwürdiger Sciara Nachfolger).
Bond sucht Mr White auf um etwas gegen Blofeld in der Hand zu haben. Nachwievor kurz vorm Sterben (glaubwürdigeree Grund zum Bruch mit Blofeld nötig), will er Bond nichts direkt preisgeben, damit er Maddy schützt die als einzige den L'American Hinweis versteht. Im Grunde kann jetzt alles wie gehabt ablaufen, nur das Finale müsste sich noch ändern.
Ich würde Blofeld auf freiem Fuss lassen. Eine ausgedehntere Action im Hideout und Bond und M nehmen danach gemeinsam C hoch (kein zweites Finale sondern eher Abklang).

Also noch eher grob gedacht aber schon einmal strukturelle Änderung.
Wobei mir die ganze Nine Eyes Sache nicht wirklich gefällt. Es brauch keinen Superschurken um uns alle zu überwachen. Das machen die Ammis schon längst.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3476
Umso länger ich darüber nachdenke:
Zur Hölle mit Blo- oder Brofeld und seinem Spectre.
Warum wurde er eigentlich so spät erst zurückgeholt und überhaupt. Wurden nicht irgendwelche Rechte wieder frei?
Völlig egal. Mach aus Walz einen eigenständigen, deutschen Bösewicht (Herr Langfinger oder so); ihn zum Anführer von Quantum, die Orga, deren Ziel es ist, die globale Ressourcenverteilung zu kontrollieren und politische Machtverhältnisse so zu unterwandert, daß die Geldstrome immer in die eigenen Taschen enden - ob Krieg oder Frieden; Nine Eyes zum Apparat mit Missinformationen lukrative Konflikte zu inszenieren (a la Irak); und lasst Mr. White Bonds wirklicher Erzfeind sein, da der Kerl immerhin Vesper in den Tod trieb. Keine Maddy nötig. Rolle sowieso blöd.

So, wo kann ich jetzt bitte meine 2 Millionen Waller-Bridge Script polishing Gage abholen? 8)

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3477
SMERSH hat geschrieben: 10. Oktober 2019 23:02 lasst Mr. White Bonds wirklicher Erzfeind sein, da der Kerl immerhin Vesper in den Tod trieb.
Ja, das ist etwas, was man bereits in QOS hätte machen können. Christensen hat für mich genau das Gesicht, das ich mir auf dem Blofeld von FRWL und TB vorstelle.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Casino Hille hat geschrieben: 10. Oktober 2019 12:42 Ich wiederhole mich nur ungerne, aber: Diese ganze Chronologie-Diskussion ist nicht das wirkliche Problem von SP, selbst wenn es einen stört. Solche inhaltlichen Details entscheidet nicht, ob Filme gut oder schlecht sind, ob sie gefallen oder nicht.
Das darf doch hoffentlich jeder/jede für sich selbst entscheiden, im übrigen glaube ich auch nicht an "ein wirkliches Problem", sondern viel mehr an eine Verkettung unglücklicher Fehlgriffe, angefangen bei John Hodges Verpflichtung als Autor - der in meinen Augen zumindest maßlos überbewertet ist, und dem meiner Ansicht nach total ungerechtfertigten riesen Box-Office Erfolg des unmittelbaren Vorgänger, der diese unerträgliche Süffisanz, die SP von vorne bis hinten ausstrahlt, erst möglich gemacht hat.
Ich meine, hört euch z.B. den Score an. Bitte. Wen da jetzt wie die Schuld trifft, ist letztlich egal, so etwas hätte von Seiten der Produzenten oder des/der Studios niemals durchgewunken werden dürfen.

Ganz zu schweigen von dem Druck, der auf allen Beteiligten lag, den SF-Erfolg zu toppen - ein völlig absurdes Ziel, hatte SF wie wir ja wissen, von einem medialen UK-Hype profitiert, der in erster Linie nichts mit Bond per se, sondern mit Sport zu tun hatte.

Dieses Macht-Vakuum bestehend aus Süffisanz und Leistungsdruck, erstickt jede Kreativität, jeden Anspruch auf Individualität, jedes Risiko. Dabei konnten gerade die ersten beiden Craig-Bonds durch ihre (relative, aber für das Franchise dann doch recht seltene) Kompromisslosigkeit bestechen.

Wo ich dir, lieber Hille Recht gebe, ist, dass der chronologische Zusammenhang der Craiger nicht so ins Gewicht fallen würde, wenn die Schnittmenge an Ansprüchen an so einen Film erfüllt worden wäre (holprige Formulierung, aber keine Zeit für Grammatik gerade :D).
Aber ich kann jeden/jede verstehen, die sich von SPs Versuch die drei Vorgänger thematisch aufzugreifen/abzuschließen, derart gestört fühlen, dass sie dem Film von Beginn an keine Chance geben können. So schlampig ist das ganze umgesetzt, und da gibt es meiner Auffassung von Logik nach leider sehr wenig zu retten. Auf einmal spielt Chronologie zu CR und dem aus Scham unter den Teppich gekehrten QoS eine determinierende Rolle, wo doch der unmittelbare Vorgänger SF einen neuen Weg (neu ist da nichts, ich spreche da lieber von der Bruce Wayneisierung Bonds) gehen wollte. Eigentlich hätte SP 2012 rauskommen müssen, SF 2015. Dann gäbe es diese blöde Zäsur nicht.

MR und DAF sind in ihren albernen Mikrokosmen wenigstens über die gesamte Filmlänge tonal schlüssig.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert."
"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

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Jeder darf sich an den Kleinigkeiten aufhalten, an denen er sich aufhalten möchte. Ich kann in SP jedenfalls keine Süffisanz entdecken und wenn, würde sie mir vermutlich nicht stören. Was ich aber aus handwerklicher Sicht entdecke, sind zahlreiche Fehler im Aufbau, in der Dramaturgie und der Erzählstruktur, die in dieser geballten und elementaren Form in vielen anderen Bonds nicht auftauchen, die es sich durch ihren immer gleichen seriellen Aufbau aber zugegeben auch sehr einfach gemacht haben. Deshalb heißt es vermutlich, dass man ein funktionierendes System nicht ändern sollte. Ich jedenfalls habe für mich akzeptiert, wie das Kino unserer Zeit tickt und wie die Bondfilme sich verändern müssen. Und weil sie das müssen und sowieso tun werden, sollen sie es dann meinetwegen richtig tun. Mit der Kontinuität zu CR, QOS und SF könnte ich super leben, wenn sie für den Film erstens relevant wären (was sie überhaupt nicht sind, denn nur weil Opa Waltz das zweimal erwähnt, hat es noch keinen Einfluss auf Figuren oder Plot) und zweitens wenigstens wirklich belegt wären und nicht bloße Dialog-Behauptungen. Warum nicht Bardem, Mikkelsen, Amalric etc. für kurze Auftritte zurückholen? Warum den Film nicht mit Bond und Oberhauser als Kindern eröffnen, ohne uns dort schon zu sagen, wer die zwei Kinder sind? Warum nicht tiefer darin eintauchen, was sowohl die Familie Oberhauser als auch Franz Rückkehr in sein Leben bedeuten? Die Antworten sind mir klar: Weil das den Empfindungen der Macher nach in einem Bondfilm nichts zu suchen hat. Aber dann sollte es lieber gar nicht im Film sein.
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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

3480
Es ist schon erstaunlich, wie der Film inzwischen gehasst wird. SP scheint ja der absolute Tiefpunkt der Reihe zu sein, schlimmer als DAF oder DAD.

Mir geht es eher so, dass ich vieles, was hier stark kritisiert wird, besonders mag an SP, z.B. Backfire oder der klischeehafte Bösewicht. Und nein, das sage ich nicht nur um zu provozieren, ich finde den wirklich toll und bin froh dass Newman erneut dabei war.

Wo ich meinen Vorrednern aber recht geben muss: Als Fortsetzung von SF einerseits und CR/QOS andererseits funktioniert SP nicht. Aus heutiger Sicht war es schon ein Fehler, in SF völlig neu anzufangen und die vorherigen Filme zu ignorieren.