Re: Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"
Verfasst: 26. September 2015 14:04
Toll, 009, das dir Octopussy dieses Mal viel besser gefallen hat. Mein Review zum Film folgt ebenfalls heute oder morgen, denn witzigerweise finde ich OP ähnlich stark wie du, aber aus ganz anderen Gründen.
Ne, im ernst, noch genialer wäre wirklich gewesen, den Beißer (in seiner Funktion in TSWLM) an Gobindas Stelle zu sehen, aber ich finde den Bedi auch toll charismatisch und von Anfang an klar erkennbar als enormes Hindernis für unseren 007. OP ist was die Schurken angeht eh so gut aufgestellt wie sonst nur noch GE: Gleich drei richtige Fieslinge, die alle den Eindruck erwecken, dass mit ihnen nicht gut Kirschenessen ist.

Sehr spannende Meinung. Da würde ich dir auch direkt widersprechen wollen, vielleicht meinen wir allerdings doch dasselbe und bezeichnen es nur anders. Ich finde auch, OP ähnelt YOLT teilweise sehr in der Form, wie er einem Einblicke in exotische Kulturen liefert und so den Zuschauer wirklich in das fremde Land entführt. Allerdings hatte OP für mich immer einen recht nüchternen Look bzw. ist genau wie alle anderen Glen Bonds weniger opulent gefilmt und in Szene gesetzt als ein TB, TSWLM oder MR, die ich deutlich farbfroher empfinde. Anders als im vergleichsweise daher bieder wirkendem FYEO fangen die kulturellen und exotischen Aspekte diesen Umstand allerdings auf.Agent 009 hat geschrieben:Mit Octopussy enstand einer der farbenfrohsten Bondfilme aller Zeiten, der vor allem durch die Drehorte in Indien punktet
Absolut. Aber was Actionszenen angeht, ist OP für mich eh wohl einer der mit Abstand besten Streifen der Reihe (und zugegeben, ich halte ihn auch so für einen der fünf besten Bonds). Der Humor sitzt in OP wirklich (nach dem vergleichsweise etwas daneben gegangenem FYEO) wieder goldrichtig und was für einen herrlichen Spaß die Markt-Szene und die Dschungel-Szene machen, ist einfach typisch Bond. Und ja, besonders den Tarzanschrei finde ich großartig. Ist doch scheißegal, ob das sinnvoll ist oder nicht, ich lach mir jedes Mal den Allerwertesten weg. Toll auch das Ekeldinner (das Spielberg dann mehr schlecht als recht im Temple of Doom kopiert hat) und wie Moore spielend leicht zwischen Ernsthaftigkeit und Komik hin und her schaltet (gerade im Palast aufällig oder beim Würfelspiel gegen Kamal Khan).Agent 009 hat geschrieben:Die Verfolgungshatz durch den Jungle ist definitiv ein Highlight des Films und Perfektion was Inszenierung, Humor und Optik angeht.
Warum die von den Fans mit hübscher Beständigkeit völlig vergessen wird, kann ich mir nicht erklären. Eine solche Szene war ja ursprünglich schon für MR geplant, wurde dann aber verworfen. Schön, das sie ihren Weg dennoch in unser geliebtes Franchise gefunden hat. Die Sequenz ist fantastisch, mal wieder ein Zeugnis für echte und handgemachte Stuntarbeiten und zudem brillant getrickst (die Explosion des Lagers am Ende ist Modellarbeit vom feinsten).Agent 009 hat geschrieben:Auch die Pretitlesequence die zum Großteil auf einer Luftwaffenbasis stattfindet ist sehr gelungen.
Lustig, ich hab mir wohl in den ersten sechs Moore-Filmen vor meiner Zeit hier im Forum nie darüber Gedanken gemacht, ob Moore im Gesicht schon zu alt für Bond sein könnte. Sowas banales wäre mir nie in den Sinn gekommen, weil Moore wie Connery für mich auch mit Bierbauch und Facelifting noch Bond in Person darstellen würde. AVTAK war tatsächlich etwas komisch, aber eher, weil man da versucht hat, die Falten wegzuschminken, statt sie ihm einfach zuzugestehen. Das hätte meiner Ansicht nach viel besser funktioniert und wäre völlig in Ordnung gewesen. Ich nehme einen Fast 60 Jahre alten Roger Moore als Bond jedenfalls immer noch lieber als einen Möchtgern-Coolen 30 Jährigen in der Rolle.Agent 009 hat geschrieben:Roger Moore mag zwar im Gesicht deutlich gealtert sein, überzeugt aber immer noch als Agent mit der Lizenz zu töten und spielt jederzeit glaubhaft.
Gobinda ist wohl das, was dabei rauskommt, wenn die Macher einen Film mit Beißer planen und daraus dann doch nichts mehr wird.Agent 009 hat geschrieben:Ebenfalls ein guten Eindruck hinterlassen hat Henchman Gobinda, gespielt von Kabir Bedi der eine beeindruckene, fiese Präsenz im Film hat.

Nein! Brown war zwar schauspielerisch nicht schlechter als Lee, aber ihm fehlt dann doch etwas das Charisma und diese autoritäre Würde, also den Teil, den man als Mensch entweder hat oder nicht. Kann er nichts für, aber ein würdiger Nachfolger für Lee (sofern es den überhaupt geben konnte) ist er nicht. Aber er tat sein bestes, ohne Frage!Agent 009 hat geschrieben:Robert Brown hat verdammt große Fußstapfen zu füllen, macht als M aber eine gute Figur und deutet sich selber als würdiger Nachfolger an.
Großer Widerspruch. Überhaupt gar nicht, ich werde in meinem Review auch versuchen, das noch einmal weiter auszuführen. Es ist genau gegenteilig, OP ist einer der wenigen wirklich enorm spannenden und Thriller-artigen Bondfilme. Das ganze Verstecken im Palast, der verworrene Plot, der mal wirklich Gehirnschmalz erfordert und logisch absolut schlüssig durchdacht ist, die realistischen (in dieser Form einmaligen) Kalter Krieg Bezüge, der fantastische Twist, der einem nach 3/4 des Filmes so richtig hart und mit voller Wucht erwischt, dann das atemberaubende Finale in schwindelerregender Höhe... argh! OP ist wirklich eine Perle unter den Bondfilmen. Schade, das er bei vielen nur im Mittelfeld landet, weil für viele offenbar der Mix "Spannung und Humor" nicht aufgeht. Ich sehe da das Problem nicht und kann in OP gleichermaßen mitfiebern und gepackt sein, wie auch über seine vielen lustigen Späße lachen.Agent 009 hat geschrieben:Man hat hier weniger einen Action-Thriller, sondern eher einen Agentenactioner mit viel Humor, dessen Thrill-Anteil eher gering ist
Richtig, aber warum passt das nicht mit den Thrill-Aspekten der Handlung zusammen. Warum muss ein Film immer entweder ernst und geerdet sein oder selbstironisch und locker-luftig? Ich finde, wenn man es so gelungen verknüpft wie hier und die Sequenzen unter einander klar abtrennt, dann ist das absolut möglich und auch tolle Arbeit.GoldenProjectile hat geschrieben:Auf der anderen Seite gibt es unheimlich viel lustigen Klamauk und farbenfrohe Schauwerte, was einfach nur Laune macht.
Ich denke, das ich noch höher bewerten würde. Für mich ist der Film auf einer Spur mit TB, OHMSS und MR, vielleicht sogar ein wenig besser als die. Auf jeden Fall ist es Moores zweitbester Bond und Glens bester Film insgesamt. Einzig TLD wird später noch einmal ähnlich gelungen sein und hat dann witzigerweise auch denselben zwitterhaften Charakter von OP. Aber dazu kommen wir, wenn der Film an der Reihe ist, gell?Agent 009 hat geschrieben:8,5/10
