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Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 13:42
von MX87
Eben wegen den handwerklich wunderschönen Einstellungen nenne ich selber QOS manchmal auch den Arthouse-Bond. Der Schnitt ist nicht jedermanns Sache aber für mich persönlich noch alles gut erkennbar. Greengrass hat in den Bourne-Filmen (um den Vergleich mal herbeizuzerren) alles noch einige Klassen schneller geschnitten. Allerdings gestaltet der schnelle Schnitt die entsprechenden Szenen auch intensiver.

Bei CR stand viel mehr im Vordergrund einen klassichen Bondfilm zu machen, nur eben mit wesentlich handfesterer und emotionalerer Handlung. In der Hinsicht ist im Franchise wohl nur OHMSS der Bruder im Geiste. :wink:

Campbell hat CR allerdings wie ich finde auch sehr schön fotografiert. Da gibt es auch sehr viele wunderschöne Aufnahmen. Vor allem die Beleuchtung ist in den CR-Einstellungen ein Element, das so gut schon seit sehr langem nicht mehr bei Bond zu sehen war.

Das QOS aber eine ganze andere Charakteristik in seiner Story hat dürfte klar sein, dass die ruhigere auf klassisch und edel getrimmte Fotografie von CR bei QOS Fehl am Platze war.

Dennoch sehe ich QOS als einen (wenn auch nicht extrem) schlechteren Film als CR an. Ich vermute auch CR wird wesentlich besser altern, als QOS - da Craigs erster in vielfacher Hinsicht schlichtweg zeitloser ist.

Vor einigen Wochen konnte ich auch mal wieder sehen, dass auch John Glen in manchen Filmen wunderschöne Einstellungen hatte. Sein Glanzstück dürfte da TLD sein, hier ein Beispiel - wobei noch nicht meine Lieblingseinstellung im Film:
http://2.bp.blogspot.com/-x1wg-7lSv7E/U ... unrise.png

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 14:08
von Maibaum
Glen war anfangs ein wirklich mieser Regisseur. Aber er ist dann doch besser geworden, immerhin. Zum Schluß, in den beiden Dalton Filmen, war er zumindest ein guter Routinier.

Das Bild was du da zeigst würde ich aber eher als visuellen Kitsch empfinden. Da habe ich eine ganz andere Vorstellung was eine schöne Einstellung ist, und was nicht.
Obschon es doch irgendwie interessant aussieht.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 15:15
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Glen war anfangs ein wirklich mieser Regisseur.
Absolut, wenn ich an die Actionszenen in FYEO denke könnte ich grad kotzen so dilettantisch ist das inszeniert. Deine Meinung in Ehren, aber manchmal greifst du in deiner Bewertung mindestens genauso tief in die Extremschublade wie die vielen QOS-Ablehner. :wink:

Glen war sicherlich kein Ästhet oder großer Künstler - aber ohne Zweifel ein kompetenter Handwerker. Muss einem nicht gefallen, aber wenn ein Regisseur fast ausschliesslich Filme gedreht hat die ein Millionenpublikum begeistert haben kann er so mies nicht gewesen sein. :wink:

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 20:08
von Maibaum
Die Action ist ok, zumindest die Skiverfolgung, wenn auch für mich mittlerweile weniger aufregend als vor 20 Jahren. Während z.B. die Skiszenen in OHMSS mir deutlich besser gefallen.

Aber ansonsten fand ich vor 3 Jahren beim Wiedersehen gerade FYEO bemerkenswert bieder inszeniert. Ich halte ihn tatsächlich handwerklich für den schwächsten Bond überhaupt (AVTAK ist allerdings nicht besser). Zu meiner eigenen Enttäuschung, denn er war bis dato der klar Drittbeste Moore für mich, und ist halt einer den ich eigentlich ganz gerne besser finden würde als ich ihn finde.
Trotzdem ist FYEO aber ein angenehmer Bond. Und ich halte z.B. MR meist (aber nicht immer) für ähnlich schwach inszeniert, aber FYEO trotzdem für viel besser.

Interessanterweise finde ich OP von der Inszenierung her etwas reizvoller, und war dann positiv überrascht von TLD, an den ich wiederum nur schlechte Erinnerungen hatte.

(Tja, jetzt habe ich gleich 3 Bonds auf einen Streich niedergemacht die, wie ich weiß, von dir viel höher eingeschätzt werden. Tut mir auch irgendwie leid ...)

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 20:25
von MX87
Maibaum hat geschrieben:Glen war anfangs ein wirklich mieser Regisseur. Aber er ist dann doch besser geworden, immerhin. Zum Schluß, in den beiden Dalton Filmen, war er zumindest ein guter Routinier.

Das Bild was du da zeigst würde ich aber eher als visuellen Kitsch empfinden. Da habe ich eine ganz andere Vorstellung was eine schöne Einstellung ist, und was nicht.
Obschon es doch irgendwie interessant aussieht.
Ich finde gerade die im Ziwelicht aufgenommenen Wüstenszenen sehr atmosphärisch. Die Killer-Einstellung in TLD ist für mich aber die Szene auf dem Flughafen bei Sonnenaufgang, im Gegenlicht gefilmt.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 20:44
von Maibaum
Jedenfalls baut er in TLD oft seine Bilder ganz anders auf als in FYEO.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 21:10
von MX87
Maibaum hat geschrieben:Jedenfalls baut er in TLD oft seine Bilder ganz anders auf als in FYEO.
Glen hatte bei seinen Bondfilmen ab und zu Glanzlichter gesetzt, aber relativ oft auch allenfalls mittelmäßige Arbeit abgeleistet.

Habe in den letzten Wochen alle 80er Bonds mal wieder gesehen. Bei FYEO ist die Regiarbeit ganz gut, allerdings auch nicht Preisverdächtig. OP trägt genauso wie AVTAK sehr viel Muff der 80er Jahre Ästhetik in sich. Das mag aber mitunter mehr am Production-Design liegen, vor allem in Sachen Mode und Frisuren. Allerdings finde ich OP und AVTAK auch vom Regiestandpunkt als relativ 08/15-mäßig gefilmt. Was Glen wirklich kann bzw. was er am Ende seiner Karriere als Bond-Regisseur konnte sieht man dagegen in TLD und LTK. In TLD wirkt die Regie wieder wesentlich besser. Abgesehen von ein paar einzelnen Szenen wirkt so u.a. auch die Beleuchtung natürlicher und klassischer.Auch bietet der Film überraschend viele schöne Einstellungen. Man merkt, dass Glen in den Schauplatz Afghanistan (Drehort: Marrokko) verliebt war. Zwar leidet LTK wieder etwas vom Production Design her (wieder Garderobe und manche Frisuren) und auch die Glanzpunkte von TLD kann er nicht mehr setzen, aber auch hier ist eine gute Regiearbeit feststellbar, die wesentlich besser als bei Glens Moore-Filmen war.

Um zu QOS zurück zu kommen: In vieler Hinsicht kann ich mir gerade nicht vorstellen wie beispielsweise die PTS langsamer geschnitten noch Sinn machen könnte. Zumindest in den gefilmten Einstellungen. Selten war die Kamera bei Bond so nah an der Action....

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 21:34
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:(Tja, jetzt habe ich gleich 3 Bonds auf einen Streich niedergemacht die, wie ich weiß, von dir viel höher eingeschätzt werden. Tut mir auch irgendwie leid ...)
Das braucht es nicht - es ist ja schliesslich deine Meinung. Wie ich schon schrieb muss einem Glens Regiearbeit ja auch nicht gefallen, aber deine Einstufung "mies" trifft meiner Meinung nach den Sachverhalt nicht - egal wie einem seine Arbeit nun gefällt. Es gibt zahlreiche Einstellungen und Szenenaufbauten gerade in FYEO die ich absolut atemberaubend finde. Beispiele wären die Inszenierung der Toffana, natürlich die fantastische Verfolgung auf der Stadtmauer von Korfu mit der perfekten Schlusseinstellung (vor Bond Monolog) der Totalen des Mercedes auf der Klippe, die Kletterzsene mit der Taube oder auch die verhältnismäßig schnell geschnittene Strand-Buggy-Szene. Das mag alles keinen "künstlerischen" Anspruch haben wie bei Forster (wobei ich zB Parallelmontage jetzt im Jahr 2008 als so spektakulär auch nicht mehr empfinde) - ist aber sehr effizient. 80er Stilistik (FYEO ist stilistisch ja eigentlich eher ein Kind der 70er) find ich persönlich weit aus besser als die austauschbare neo-kühle 90er Jahre Ästhetik und ist letztlich kein objektiver Kritikpunkt sondern höchstens eine subjektive Geschmacksfrage.

@MX87: wo bzw warum leidet denn LTK unter den Frisuren? Da komm ich nicht ganz mit.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 21:36
von Maibaum
MX87 hat geschrieben:
Um zu QOS zurück zu kommen: In vieler Hinsicht kann ich mir gerade nicht vorstellen wie beispielsweise die PTS langsamer geschnitten noch Sinn machen könnte. Zumindest in den gefilmten Einstellungen. Selten war die Kamera bei Bond so nah an der Action....
Vorstellen kann ich es mir schon, aber es würde die Szene deutlich schwächer machen.
Da ist ja auch sehr, sehr viel mehr drin als nur die extreme Dynamik und Intensität der schnellen Schnitte. Auch das Sounddesign und der Musikeinsatz, die Kameraführung, die gedämpften Farben am Anfang, die hellen am Ende, das explosive Einsetzen der Action nach der sanften Kamerafahrt über den See mit den Zwischenschnitten die die Gefahr einleiten, und das flirrende Licht dabei im Tunnel, und die brutale und konzentrierte Bestimmtheit in Bonds Gesicht, und der triumphale Moment (akzentuiert durch die wiederkehrende Musik) wenn Bond aus dem Tunnel kommt, und die aufreizende Lässigkeit mit der er das Auto wegschießt, gefolgt von dem überraschenden Kofferraumende.

Eine wahnsinnig schöne Szene. Ich liebe sie. die kann ich mir auch endlos anschauen. Und ich habe sie auch schon, keine Ahnung, ungefähr 30 oder 40 mal gesehen.

Ich übertreibe mal und sage, wer da am Anfang, bei dem eleganten Kameraflug über den See auf den Tunnel zu, mit diesen wunderschönen Zwischenschnitten aus dem Tunnel, wer da kein Kribbeln verspürt, der hat bei QoS schon verloren, für den ist der Film fast schon gelaufen. ;)

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 14. September 2012 21:49
von Maibaum
AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:(Tja, jetzt habe ich gleich 3 Bonds auf einen Streich niedergemacht die, wie ich weiß, von dir viel höher eingeschätzt werden. Tut mir auch irgendwie leid ...)
Das braucht es nicht - es ist ja schliesslich deine Meinung. Wie ich schon schrieb muss einem Glens Regiearbeit ja auch nicht gefallen, aber deine Einstufung "mies" trifft meiner Meinung nach den Sachverhalt nicht - egal wie einem seine Arbeit nun gefällt. Es gibt zahlreiche Einstellungen und Szenenaufbauten gerade in FYEO die ich absolut atemberaubend finde. Beispiele wären die Inszenierung der Toffana, natürlich die fantastische Verfolgung auf der Stadtmauer von Korfu mit der perfekten Schlusseinstellung (vor Bond Monolog) der Totalen des Mercedes auf der Klippe, die Kletterzsene mit der Taube oder auch die verhältnismäßig schnell geschnittene Strand-Buggy-Szene. Das mag alles keinen "künstlerischen" Anspruch haben wie bei Forster (wobei ich zB Parallelmontage jetzt im Jahr 2008 als so spektakulär auch nicht mehr empfinde) - ist aber sehr effizient. 80er Stilistik (FYEO ist stilistisch ja eigentlich eher ein Kind der 70er) find ich persönlich weit aus besser als die austauschbare neo-kühle 90er Jahre Ästhetik und ist letztlich kein objektiver Kritikpunkt sondern höchstens eine subjektive Geschmacksfrage.
Ok, mies ist vielleicht etwas überzogen. Aber sehr schwach. Ich empfand das als total uninspiriert, wie Glen Szenen aufbaut, wie er schneidet, wie er kadriert, wo er die Kamera hinstellet. Das war für mich alles Kino von der Stange. Da war fast nichts was ich auch nur irgendwie gemocht hätte, jetzt rein auf die Inszenierung bezogen.

Und was Action betrifft, die Lagerhaus Schießerei, die war meine ich schon sehr schwach.

Und was Parallelmontagen betrifft, die sind sicherlich an sich nichts Besonderes, genauso wenig wie schnelle Schnitte, oder auch Zeitlupe, oder irgend etwas anderes an sich gut sind. Es kommt immer darauf an wie man es einsetzt. Klar,
Forster macht nichts was nicht schon andere gemacht haben (etwas wirklich Neues zu machen aber auch verdammt schwierig heutzutage), aber wie er es macht, das fasziniert mich.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 15. September 2012 00:06
von Baccara
Maibaum hat geschrieben: Da ist ja auch sehr, sehr viel mehr drin als nur die extreme Dynamik und Intensität der schnellen Schnitte. Auch das Sounddesign und der Musikeinsatz, die Kameraführung, die gedämpften Farben am Anfang, die hellen am Ende, das explosive Einsetzen der Action nach der sanften Kamerafahrt über den See mit den Zwischenschnitten die die Gefahr einleiten, und das flirrende Licht dabei im Tunnel, und die brutale und konzentrierte Bestimmtheit in Bonds Gesicht, und der triumphale Moment (akzentuiert durch die wiederkehrende Musik) wenn Bond aus dem Tunnel kommt, und die aufreizende Lässigkeit mit der er das Auto wegschießt, gefolgt von dem überraschenden Kofferraumende.

Eine wahnsinnig schöne Szene. Ich liebe sie. die kann ich mir auch endlos anschauen. Und ich habe sie auch schon, keine Ahnung, ungefähr 30 oder 40 mal gesehen.

Ich übertreibe mal und sage, wer da am Anfang, bei dem eleganten Kameraflug über den See auf den Tunnel zu, mit diesen wunderschönen Zwischenschnitten aus dem Tunnel, wer da kein Kribbeln verspürt, der hat bei QoS schon verloren, für den ist der Film fast schon gelaufen. ;)
Besser könnte ich diese Szene, die aus einem musischen Springbrunnen der Filmemacherkunst in die höchsten, sonnenbeschienen Höhen aufsteigt und sich in Helios' glänzendem Lichte wiederfindet, ohne jemals herabzusinken, wahrhaftig nicht beschreiben, denn eine Beschreibung der Szene würde ihrer nicht gerecht werden, da sie für sich selbst sprechen muss. (Man möge mir den Pathos verzeihen ;) )
Von der künstlerischen Seite her betrachtet ist QOS äußerst gut, wobei es natürlich auch da ein paar Schwächen gibt (Bootskampf). Dafür gibt es weitere Glanzlichter (Bregenz). Die Handlung ist aber, wie ja bereits hinreichend dargelegt, etwas schwach aufgebaut und eher unlogisch, verworren, worin man aber auch wieder eine Kunst sehen kann. Da gibt es für mich viele bereits erwähnte Sachen, die ich sehr schlecht finde.
Je nach dem, was man persönlich für wichtig erachtet, mag der Film gefallen oder nicht. Wenn man sich aber auf die Kunst einlässt, wird man die Klasse schon sehen. Beim ersten Kinobesuch von QOS dachte ich mir "schlecht(est)er Bond-Film, furchtbar, grausam, nein" Später beim DVD-Schauen konnten die Augen dem schnellen Schnitt besser Folgen, da die Bildfläche kleiner und somit übersichtlicher war. Und je häufiger ich den Film sehe, desto höher steigt er in meinem Ansehen. Doch in die Top-Kategorie wird der Film für mich persönlich eher nicht aufsteigen ;) Aber wer weiß, wie oft ich ihn noch sehe^^

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 15. September 2012 00:43
von MX87
AnatolGogol hat geschrieben: @MX87: wo bzw warum leidet denn LTK unter den Frisuren? Da komm ich nicht ganz mit.
Naja unter anderem den Kurzhaarschnitt beim CIA-Bondgirl (Namen gerade nicht im Sinn). Wenn ich mich nicht täusche hatte einzig noch Halle Berry außerhalb eines 80ies Bond noch einen Kurzhaarschnitt.

Bei Mode sind es halt die üblichen 80ies Anzüge hinsichtlich Farben und Schulterpolster. Bei LTK glücklicherweise nur bei einigen Charakteren (ich glaube Sanchez hatte für einige Szenen einen Dress im Miami Vice Stil) und bei Bond hat man bei nahezu allen Filmen sich doch eher nur für dezente Anleihen an der zeitgenössischen Mode genommen. Bei Moore waren es die Schlaghosen und mitunter breitern Revers. Aber da war es doch entschärft im Vergleich zu anderen Anzügen als mitunter im gleichen Film.

Soweit dazu :wink:
Maibaum hat geschrieben:
MX87 hat geschrieben:
Um zu QOS zurück zu kommen: In vieler Hinsicht kann ich mir gerade nicht vorstellen wie beispielsweise die PTS langsamer geschnitten noch Sinn machen könnte. Zumindest in den gefilmten Einstellungen. Selten war die Kamera bei Bond so nah an der Action....
Vorstellen kann ich es mir schon, aber es würde die Szene deutlich schwächer machen.
Genau das meine ich. Es würde der Szene an Intensität und Dynamik nehmen und würde daher keinen Sinn Machen als den "langsamen Schnitt" nur des langsamen Schnitts wegen zu wählen.
Im Vergleich zu anderen schnell geschnittenen Filmen (und wieder als Bsp: Bourne) ist QOS noch sehr Augenfreundlich gestaltet.
Da ist ja auch sehr, sehr viel mehr drin als nur die extreme Dynamik und Intensität der schnellen Schnitte. Auch das Sounddesign und der Musikeinsatz, die Kameraführung, die gedämpften Farben am Anfang, die hellen am Ende, das explosive Einsetzen der Action nach der sanften Kamerafahrt über den See mit den Zwischenschnitten die die Gefahr einleiten, und das flirrende Licht dabei im Tunnel, und die brutale und konzentrierte Bestimmtheit in Bonds Gesicht, und der triumphale Moment (akzentuiert durch die wiederkehrende Musik) wenn Bond aus dem Tunnel kommt, und die aufreizende Lässigkeit mit der er das Auto wegschießt, gefolgt von dem überraschenden Kofferraumende.

Eine wahnsinnig schöne Szene. Ich liebe sie. die kann ich mir auch endlos anschauen. Und ich habe sie auch schon, keine Ahnung, ungefähr 30 oder 40 mal gesehen.

Ich übertreibe mal und sage, wer da am Anfang, bei dem eleganten Kameraflug über den See auf den Tunnel zu, mit diesen wunderschönen Zwischenschnitten aus dem Tunnel, wer da kein Kribbeln verspürt, der hat bei QoS schon verloren, für den ist der Film fast schon gelaufen. ;)
Die PTS gehört auch zu meinem Lieblingsteil von QOS. Besser hätte ich es nicht beschreiben können, außer ein weiteres Beispiel zu nennen:

-Die Schnittfolge im Tunnel (ungefähr aus dem Gedächtnis): Bond wird vom LKW gerammt und verhakt sich in ihn SCHNITT Kupplung treten SCHNITT Gang einlegen SCHNITT Gas geben SCHNITT Steuer umreißen SCHNITT Tür wird rausgerissen SCHNITT Der Aston dreht sich in Fahrt vor dem LKW bei nahezu Lautlosigkeit (Action-Ballet!) SCHNITT prallt gegen die Tunnelmauer SCHNITT Gang einlegen SCHNITT Gas geben SCHNITT Bond driftet dem Gegenverkehr aus dem Weg.

Klingt aufgeschrieben saudoof, sieht auf den Leinwand aber grandios aus. :wink:

Und Bregenz ist auch noch so eine Perle von Szene die später im Film folgt.

Der Flugzeug-Dogfight ist auch sehr gut geworden wie ich finde. Abgesehen vom Absturz wurde, da sehr viel in echt gedreht, was aber manche wohl nicht wissen. Öfter wurde die Szene wegen ihrem CGI-Einsatz kritisiert. Nur die Rauchwolke wurde in einzelnen Einstellungen hinzugefügt, der Absturz des Jägers (genauer: nur die Explosion) und dann das Hochziehen und der Crash der DC-3.
Und was Action betrifft, die Lagerhaus Schießerei, die war meine ich schon sehr schwach.
Die fand ich in FYEO eigentlich noch ganz ok. Fand da die anachronistische Zeitlupenexplosion vom Lotus Esprit wesentlich schlimmer. Von der offensichtlichen Schaufensterpuppe die wegfliegt mal zu schweigen.... :wink:
Ok, mies ist vielleicht etwas überzogen. Aber sehr schwach. Ich empfand das als total uninspiriert, wie Glen Szenen aufbaut, wie er schneidet, wie er kadriert, wo er die Kamera hinstellet. Das war für mich alles Kino von der Stange. Da war fast nichts was ich auch nur irgendwie gemocht hätte, jetzt rein auf die Inszenierung bezogen.
Sehe ich ähnlich, wobei aber nicht wirklich so kritisch. Weder sehe ich Glen als schlechten, noch als besonders guten Regisseur an. Er zeichnet für einige richtig tolle Szenen bei seinen späteren Bonds verantwortlich, aber vor TLD war er wohl (bezüglich des Endproduktes zu schließen) wenig mehr als ein "Abfilmer".
Oder um es diplomatisch auf den Punkt zu bringen: Im Endeffekt tut seine Regie nicht weh und fällt selten wirklich negativ auf, aber sie begeistert eben auch nicht.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 15. September 2012 02:01
von danielcc
Mit der PTS von QOS habe ich mich ja inzwischen auch angefreundet. Aber ehrlich gesagt, erscheint es mir so als habe Forster nur bei dieser einen Szene das erreicht, was er wolte:
- Die Bootszene ist ein Desaster aus Sinnlosigkeit, Kreativlosigkeit und schwacher filmischer Auflösung
- Die Sienna Verfolgung ist für mich immer wieder eine unglaubliche Enttäuschung, weil man so gutes Material durch die Art des Schnitts und der Kameraführung kaputt gemacht hat. Ich kann der Szene kaum folgen und an einigen Stellen nimmt Forster durch die falsch gewählten Kameraeinstellungen viel zu schnell Spannung raus. Die Parallelmontage erfüllt keinen Zweck und wirkt auf mich wie überflüsig und forciert künstlerisch gewollt
- Die Bregenz Szene ist für mich ein totaler Reinfall. Die Szene wirkt mit ihrer kruden Komination von Parallelmontage, Zeitlupe und Opermusik so absurd künstlerisch, dass sie einfach wie ein Fremdkörper im Film wirkt. Es kommt auch NULL Spannung oder Beigeisterung rüber. Ich schäme mich fast für die Szene und möchte einfach immer, dass sie vorbei geht
- Der Flugzeug Fight ist ähnlich wie die Bootszenen. Auch hier wirkt das ganze weitestgehend konzeptlos und uninspiriert. Man hat einfach unzählige Male Flugzeuge beim Vorbeifliegen gefilmt, und dann durch den Schnitt suggeriert, dass hier eine Verfolgung stattfindet. Sehr lahm!

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 15. September 2012 10:05
von Maibaum
Es freut mich das Du dich schämst. Das ist großartig.

Und spricht auf jeden Fall 100% für QoS.

Re: Filmbesprechung: Quantum of Solace

Verfasst: 9. Oktober 2012 19:14
von MX87
Laut der Meldung hier bereuen es die Produzenten den Fields-Charakter in QOS getötet zu haben:

http://www.mi6-hq.com/news/index.php?it ... mi6&s=news

Man hatte wohl noch die ein oder andere Idee mit dem Charakter (evtll. als Running Gag á la Sylvia Trenchh?).