Filmbesprechung: "GoldenEye (GE)"
- dernamenlose
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Er spricht so, als Antwort auf die Aussage von Severin. Da wurde der perfekte Ton getroffen. Sie redet von einem kleinen Drama, er antwortet in genau derselben Art und Weise. An dieser Stelle kommt man sich fast wie in einem klassischen Theaterstück vor. Aber es passt einfach wunderbar. Selbstverständlich nur an dieser Stelle. An jeder anderen Stelle des Films wäre eine solche Ausdrucksweise absolut fehl am Platz gewesen.
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- Casino Hille
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Die Intention hab ich verstanden, sie ist mir aber zu dick und hätte subtiler, mit mehr Nuancen gesprochen werden müssen, selbst in einem Theaterstück würde ich die Betonung kritisieren (sagt der ehemalige Amateur-Theaterregisseur).
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- GoldenProjectile
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Ich habe da schon mal mit Hille drüber gesprochen. Normalerweise bevorzuge ich ja immer die Originalversion, aber hier kann ich insofern mitreden dass ich Wunder - im Gegensatz zu den wirklich guten Hoffmann und Clausnitzer, die ich aus meiner "Synchron-Zeit" als sehr gut in Erinnerung habe - absolut fürchterlich finde. Der Mann schafft es in den Bondfilmen, ein einzelnes Wort (meistens "Danke") in einer dermassen platten Pseudo-Coolness zu betonen, dass es mir kalt den Rücken hinabläuft (im negativen Sinne).
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- dernamenlose
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Tja, so sind die Meinungen verschieden. Ich mag seine Synchronisation sehr.
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Dem muss ich beipflichten.
Warum müssen die meisten Schurken bei James Bond-Filmen immer sterben? Bei GoldenEye hätte James die Möglichkeit gehabt 006 zu retten und per MI6 in Gewahrsam zu nehmen. Die Strafe die dann auf ihn warten würde wäre weitaus heftiger gewesen. Und von der Höhe aus auf eine Plattform hart aufzuschlagen kann man eigentlich gar nicht überleben.
Aber gut, eigentlich ist es ja auch unmöglich mit einem Motorrad einem abstürzenden Flugzeug hinterherzufahren, hinunterzuspringen, punktgenau ins Cockpit zu steigen und im letzten Moment wegzufliegen. Sowas kann nur James. 
Warum müssen die meisten Schurken bei James Bond-Filmen immer sterben? Bei GoldenEye hätte James die Möglichkeit gehabt 006 zu retten und per MI6 in Gewahrsam zu nehmen. Die Strafe die dann auf ihn warten würde wäre weitaus heftiger gewesen. Und von der Höhe aus auf eine Plattform hart aufzuschlagen kann man eigentlich gar nicht überleben.


- AnatolGogol
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anlässlich der jüngsten Sichtung ein kurzes Update meinerseits zu GE - auch wenn sich in Summe wenig getan hat.
Goldeneye (1995) – Martin Campbell
Nach der mit sechs Jahren längsten Pause innerhalb der Bondserie kam 1995 mit Pierce Brosnan ein neuer Bond auf die Leinwand zurück und konnte gleich in seinem ersten Einsatz den in den 80ern verlorenen kommerziellen Boden wieder gut machen. GE stellt in vielerlei Hinsicht eine Art „Übergangsbond“ dar zwischen den „Oldschool“-Bonds der 70er und 80er Jahre und den eher kühl und modern angehauchten Brosnan-Filmen die noch folgen sollten. Man könnte GE auch ähnlich wie TSWLM als eine Art „Best-of-Bond“-Film ansehen, da enorm viele klassische Elemente und Klischees hier zu finden sind. Gleichzeitig markiert GE aber auch eine eindeutige Zäsur innerhalb der Serie, da man hier sehr bewusst versuchte die Serie neu auszurichten. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass viele wichtige Mitkollaborateure nicht mehr an Bord waren, wobei die Absenz von Produzent Cubby Broccoli wohl die einschneidendste war.
Die Story von GE spiegelt geschickt die weltpolitischen Veränderungen wieder, die in der Bondpause stattgefunden hatten. Der Untergang der Sowjetunion und die daraus resultierende unsichere Nachfolgesituation bilden einen von zwei Hauptaspekten der Handlung. Diesem sehr real anmutenden Handlungsblock steht eine recht abgehobene Erpressungsgeschichte um eine Weltraumwaffe ganz in der Tradition früherer Over-the-top-Bondfilme gegenüber. Der direkte Bezug zu TB, YOLT oder DAF ist hier unverkennbar, was wiederum viel dazu beiträgt dass GE trotz der langen Pause und einiger Neuerungen sich nahtlos in die Serie einreihen kann. Der extreme Spagat zwischen dem recht realistischen und dem typisch „bondschen“ Handlungsteil ist allerdings nicht immer geglückt, da der Wechsel zwischen den beiden „Welten“ zuweilen durchaus irritiert (gerade auch, wenn dies innerhalb einer Person passiert: so wandelt sich z.B. Ourumov vom eiskalten Militär zur stark überzeichneten Klischeefigur) und vor allem der sehr konventionell geratene Schlussakt in mancherlei Hinsicht eine Enttäuschung und einen Bruch zum restlichen Film darstellt. Gelungen ist hingegen die Einbindung von Janus als Verbrecherorganisation ganz in der Tradition von Spectre, was dem Unternehmen Goldeneye mehr Gewicht verleiht. Kaum zu glauben, dass nach dem Spectre-Overkill der 60er und frühen 70er ganze 24 Jahre verstrichen, bevor wieder eine Organisation als Bonds Gegner in Erscheinung trat.
Bei der Einführung des neuen Bonddarstellers bemüht sich GE unverkennbar seinen in dieser speziellen Disziplin sehr erfolgreichen Vorgängerfilmen Paroli zu bieten. Auch dieses Mal wird der neue Doppelnull-Agent lange gesichtslos belassen, die eigentliche Einführung von Brosnans Bond erfolgt dann passenderweise in Form eines One-Liners (womit die Kernkompetenz des fünften EON-Bonddarstellers auch von Anfang an unzweifelhaft festgelegt wird). Auch wenn die Einführung nicht ganz die hohe Qualität früherer Bond-Einführungen bietet, so ist sie dennoch gelungen. Allerdings trübt der unübersehbare Einsatz eines Doubles in der Bungee-Szene (nicht so sehr beim eigentlichen Sprung als mehr bei den Vorbereitungen auf dem Staudamm) diese ansonsten sehr spektakulär gefilmte Sequenz etwas. Für einen Bondfilm durchaus ungewöhnlich nimmt sich GE nach der Monte Carlo-Passage sehr lange Zeit für die Einführung seines Bedrohungsszenarios in Form des Überfalls auf die Goldeneye-Station in Severnaja. Diesbezüglich erinnert der Film im Aufbau stark an TB, der sich in Mitten des ersten Filmdrittels auch sehr ausführlich der Entführung des Vulcan-Bombers widmet. Ein klein wenig unrund läuft der Film durch das dramaturgisch notwendige Hin-und Her-Wechseln zwischen den beiden Handlungsorten Severnaja und London. Zwar wird dadurch die beachtliche Länge der Severnaja-Szene gefühlt etwas verkürzt, allerdings ergibt sich durch die mehrmaligen Handlungsortsprünge auch eine nicht ganz elegante Dramaturgie. Hier wären zeitlich nacheinander spielende Szenen möglicherweise die bessere Lösung gewesen, allerdings hätten dann die obligatorischen M- und Q-Szenen noch länger auf sich warten lassen.
GE hatte sich seinerzeit auf die Fahne geschrieben die in den 80er Jahren etwas ins Hintertreffen geratene Serie in die Neuzeit zu führen und diesem Anspruch wird der Film über weite Strecken auch gerecht. Vor allem in der ersten Filmhälfte erlaubt sich GE doch einige ungewohnte Brüche und Neuerungen bei altbewährten Standards. Die Neudefinition von Figuren wie M und Moneypenny sind dabei wohl die am augenscheinlichsten, aber auch darüber hinaus sorgen Neuerungen auf Gebieten wie Production Design, Titeldesign oder Musik für eine spürbar modernere Ausrichtung. Auch wenn nicht alle der Modernisierungen immer voll ins Schwarze treffen, so sorgen die diversen Neuinterpretationen in Summe doch dafür den Film frisch und einfallsreich wirken zu lassen, zumindest über weite Strecken. Denn im Schlussdrittel verzichtet der Film dann leider auf jegliche Neuerungen und präsentiert sich stattdessen als wenig einfallsreicher und oftmals auch deutlich weniger wertig wirkender Aufguss alter Spektakelbondfilme, vor allem das Finale erweist sich dabei als uninspirierte YOLT-Kopie. Diese stilistische Wende ist nach all dem bis dahin weitegehend seriösen Agententhrill schon recht erstaunlich.
Auch verliert der Film hier viel von der zuvor so sorgsam und effektiv aufgebauten Stimmung. Besonders die Nachtszenen sind dabei sehr atmosphärisch in Szene gesetzt, man denke an Bonds kurzen Gang durch das wundervoll eingefangene Amphitheater in Monte Carlo oder das klimatische Treffen zwischen Bond und Trevelyan in mitten der sowjetischen Monument-Ruinen. Generell gelingt es GE ausgesprochen gut die immer etwas unsichere, aber dadurch auch geheimnisvolle Atmosphäre im Russland der Nach-Sowjetära einzufangen. Davon bleibt dann leider im Schlussdrittel nicht mehr viel übrig, woran auch die für Bondverhältnisse erstaunlich künstlich wirkenden Sets ihren Anteil tragen. Es kommt nicht von Ungefähr, dass der Film hier dann auch seine überzeichnetste Figur, Boris Grishenko, vollkommen von der Leine lässt. Alan Cummings chargiert im Finale um die Wette und auch die Inszenierung degradiert die Grishenko-Figur zu Gunsten einiger schwacher Lacher endgültig zur Witzfigur. Den diesbezüglichen Tiefpunkt stellt dabei fraglos Grishenkos peinliches Ende als vereister Possenreißer dar, eine Szene die man so eher in einer hemmungslosen Parodie a la Austin Powers denn in einem weitgehend ernsthaften Bondfilm erwarten würde.
Dieser stilistische und qualitative Einbruch im letzten Filmteil ist umso bedauerlicher, da GE zuvor viele Dinge richtig macht. Vor allem durch die Verbindung des durchaus seriösen Grundtons (zumindest in Bezug auf die innerhalb der ersten zwei Drittel des Films vorherrschende Janus-Untersuchung Bonds in den „Ruinen“ der alten Sowjetunion) mit erfreulich unangestrengtem Humor weiß Brosnans Erstling zu überzeugen. Auch entwickelt sich die Handlung flüssig und stimmig, ohne dass man jemals den Eindruck gewinnt der Film würde sich mit Füllszenen aufhalten. Durch das geradezu selbstverständliche Einbinden alter, liebgewonnener Elemente wie der Werkstatt-Szene mit Q oder dem Aston Martin DB 5 (zur Zeit von GE war das tatsächlich noch etwas Besonderes, da der letzte Einsatz des berühmtesten Bond-Fahrzeuges immerhin 30 Jahre zuvor stattgefunden hatte) bzw. durch deren Variationen (beispielsweise bekommt Bond in Person von Jack Wade statt dem ansonsten obligatorischen Felix Leiter einen neuen CIA-Kontakt) reiht sich der Film trotz aller Neuerungen nahtlos als unverkennbares Mitglied der Serie ein.
Auch in Bezug auf seine Locations beweist GE ein weitgehend sicheres Händchen. Die sibirischen Schneelandschaften werden gefällig durch monegassische High Society, kubanischen Karibikflair und Petersburger Großstadt-Ambiente kontrastiert. Peter Lamonts Arbeit unterstützt dies mit gelungenen Sets, wobei vor allem der „Friedhof der Geschichte“ (welches in gewisser Weise die konsequente Fortsetzung seines spektakulären Politbüro-Sets in OP darstellt) und das Design von Trevelyans gepanzertem Zug (welcher optisch stark an die Statuen der Osterinseln erinnern) begeistern kann. Leider fällt auch seine Arbeit im Schlussdrittel ab und so können weder die versenkbare Satellitenschüssel (eine Art einfallsloses „Mash-Up“ aus Atlantis, der TMWTGG-Morchel und dem YOLT-Krater) noch das erstaunlich billig wirkende Interieur von Trevelyans Kontrollraum wirklich überzeugen.
GE ist nicht unbedingt derjenige Serienbeitrag, welcher sich durch besonders originelle oder herausragende Actionszenen hervortut. Am ehesten glänzt der Film in dieser Disziplin noch mit dem einführenden Bungee-Sprung vom Staudamm, welcher dann wirklich nochmals einen „Wow-Moment“ wie auch eine echte Innovation innerhalb der Serie darstellt. Doch bereits Bonds folgende Flucht aus dem Waffenarsenal inklusive des unglaubwürdigen und nicht sonderlich überzeugend getricksten Einholens des abschmierenden Flugzeuges sorgt für Ernüchterung. Dieses Niveau behalten auch die restlichen Actionszenen des Films bei, sei es die eher einem Schaulaufen gleichende Serpentinenverfolgung (welche noch dazu durch den äußerst albernen Fahrradfahrer-Gag unterbrochen wird), die zwar aufwändige aber gleichzeitig auch einfallslose Zerstörungsorgie der Panzerverfolgung (welche in Ausführung und Konzeption erstaunliche Parallelen zur Auto-Verfolgung bzw. –Verschrottung in DAF aufweist) oder der unspektakuläre und spannungsarme finale Kampf zwischen Bond und Trevelyan. Vergleicht man den letztgenannten Schlagabtausch auf der Antenne mit der ähnlich konzipierten Szene aus TLD mit Bond und Necros hängend am Heck der Hercules, so erscheint die GE-Szene eher wie eine harmlose Studioklopperei denn wie eine lebensgefährliche Situation.
Es macht sich in GE zudem bereits eine „Unsitte“ der Brosnan-Ära bemerkbar, nämlich das für Bondverhältnisse überproportional präsente MP-Geballere. Diese einfache Möglichkeit dem Film etwas Feuerzauber zu verleihen wird allzu oft genutzt, jedoch werden weder Bonds Flucht in Archangelsk noch das Scharmützel in Trevelyans Unterschlupf dadurch aufgewertet. Im Gegenteil raubt der MP-bestückte Bond der Figur etwas ihrer Eleganz und Überlegenheit, da man sich statt auf dessen Gewitztheit auf die Feuerkraft seiner automatischen Waffe verlässt. Das mag eine Lappalie sein im Gesamtbild, aber auch solche Mosaiksteinchen tragen zu einer veränderten Wahrnehmung von Figuren und Filmen bei. Bei aller Kritik an den Actionszenen von GE sei jedoch auch erwähnt, dass man mit der amüsant-rustikalen Keilerei zwischen Bond und Xenia in der Sauna neben dem bereits erwähnten Bungee-Sprung noch ein weiteres diesbezügliches Highlight an Bord hat.
Musikalisch erscheint der experimentelle Score von Eric Serra von der Papierform her als eine sehr merkwürdige Wahl, waren die Bondfilme doch nie eine Heimat für musikalische Avantgardisten vom Schlage des Franzosen. Aber umso erstaunlicher ist, dass es Serras Arbeit dennoch versteht den Charakter und Stil des Films zu prägen bzw. auf gelungene Art und Weise zu ergänzen. Serras oftmals kalter und moderner Stil unterstreicht die moderneren Elemente des Films und harmoniert zudem gut mit der atmosphärischen Inszenierung vor allem der in Russland spielenden Szenen. Darüber hinaus bietet sein Soundtrack aber auch einige klassisch orchestrierte Passagen, mit denen er eine sehr gefühlvolle Stimmung erzeugt (Dämmerung in Monte Carlo, Strandszene in der Karibik). Leider übertreibt er es für meinen Geschmack in einigen Szenen mit seinen stark reduzierten Keyboardsounds, vor allem die Serpentinenverfolgung aber auch der Beginn der Saunaszene scheinen stilistisch dann doch etwas den Bogen zu überspannen und wollen nicht so recht mit der eher klassisch gehaltenen Fotografie harmonieren. Einen ganz großen Malus hat der Score jedoch und dieser ist nicht von Serra zu verantworten. Die Entscheidung der Produzenten die Panzerverfolgung von John Altman neuvertonen zu lassen erweist sich als katastrophaler Fehler, da Altmans musikalische Untermalung einerseits stilistisch einen weitgehenden Bruch zum restlichen Serra-Score darstellt und andererseits in ihrer uninspirierten Klischeehaftigkeit einen erheblichen Qualitätsverlust mit sich bringt, welcher die ohnehin nicht besonders originell inszenierte Szene stark beschädigt.
Die Besetzung der Bondrolle mit Pierce Brosnan kann sicherlich als Glücksfall angesehen werden. Auch wenn man seiner Darstellung in GE noch kleinere Unsicherheiten in Bezug auf die Rollenauslegung ansehen kann, so überzeugt er dennoch von der ersten Szene an. Besonders starke Auftritte hat er immer dann, wenn er seinen Charme und seinen Humor ausspielen darf, hier ähnelt er dem auf diesem Gebiet besonders prägenden Roger Moore doch sehr. Den Snob, den er in den Folgeabenteuer perfektionieren sollte gibt er in GE eher selten zum Besten, was seine Darstellung aber noch sympathischer macht (wie auch generell seine Rollenauslegung in GE noch etwas mehr von seiner vorherigen Glanzrolle als Remington Steele aufweist als seine folgenden drei Einsätze als 007. Das diesbezügliche Credo von GE lautet: mehr Charme und Spaß als Action und Zynismus). Was Brosnans Bond etwas an Härte fehlt (ein Eindruck, der vor allem durch seine doch sehr weiche Stimme entsteht) macht er dafür durch Eleganz und Witz wieder weg (ein Paradebeispiel stellt hier die bereits erwähnte Sauna-Szene mit Onatopp dar).
Die Besetzung der Gegenspieler sehe ich dagegen durchaus kritisch. Sean Bean ist fraglos ein feiner Schauspieler, der auch in Schurkenrollen zu überzeugen weiß. Auch in GE kann er dies vereinzelt unter Beweis stellen, so hinterlässt er vor allem in der Szene auf dem Monumente-Friedhof einen sehr starken Eindruck. Leider wird seine Leistung in erheblichem Maße durch das Drehbuch und die Inszenierung geschmälert. Die Tatsache, dass fast alle seiner Szenen im abfallenden Schlussdrittel spielen erweist sich dabei als eine zu schwere Vorgabe, als dass sich seine Darstellung hier wirklich profilieren könnte. Das enge Drehbuchkorsett, welches seinen Trevelyan zum irren Standardschurken degradiert, lässt Bean in seinen formelhaften Szenen im Finale praktisch keine Möglichkeit mehr aus seiner Rolle zu machen. Der Ansatz eines dunkleren Ebenbildes von Bond wird so zugunsten eines Klischeebösewichtes aufgegeben, die Idee einer tiefsitzenden Motivation seines Handelns weicht am Ende schierem Irrsinn. Schade, Bean hätte man mehr gewünscht als nur die eine Seite eines Janus-Kopfes darstellen zu müssen.
Gottfried John als General Ourumov ist eine interessante Besetzung und funktioniert auch immer dann sehr gut, wenn John den kaltblütigen, unberechenbaren Militär gibt. So hat er sehr gute Szenen beim Überfall in Severnaja oder beim Rapport beim Ministerrat. Dem gegenüber stehen aber missglückte Szenen, in denen er seinen Ourumov mehr wie einen Faschingsgeneral spielt, vor allem durch die unsägliche Flachmann-Nuckelei während der Panzerszene. In diesen Momenten ist Johns Ourumov näher an einer Parodie denn an einem ernstgemeintern Charakter. Absolut gelungen ist hingegen Famke Janssens Auftritt als mörderische Domina-Killerin Xenia Onatopp. Ihre zwischen Verachtung und Selbstverliebtheit angelegte Rolle macht durchgängig Spaß und taugt aufgrund Janssens überzeugendem physischen Einsatz auch als ernstzunehmende Konkurrenz für Bond, anders als es z.B. später bei der körperlich wenig überzeugenden Halle Berry der Fall sein sollte.
Die Rollen von M und Moneypenny wurden nicht nur neu besetzt, sondern erfuhren auch eine völlige Neuinterpretation. Dies macht sich besonders bei der nun von Samantha Bond gespielten Vorzimmerdame Miss Moneypenny bemerkbar, deren vormaliges ewiges
Kokettieren mit Bond man zu Gunsten einiger Emanzen-Sprüche aufgab. Eine etwas emanzipiertere Moneypenny ist per se gar keine schlechte Idee, allein missriet die Ausführung in GE völlig. Die schnippische Art, mit der Moneypenny Bond zwischen Tür und Angel abkanzelt lässt diese zu Zeiten von Lois Maxwell immer als absolute Sympathieträgerin verkörperte Rolle zu einer ziemlich unsympathischen Besserwisserin mutieren. Auch die Neudefinition von M als Bond recht despektierlich behandelnde Kratzbürste macht es in GE sehr schwer echte Sympathie für die Figur zu empfinden. Im Gegensatz zu Moneypenny gewährt man der von Judi Dench gespielten M aber dann doch durch einige Faktoren ein etwas besseres Licht. Zum einen teilt sie nicht nur aus, sondern muss auch einstecken (auch wenn sie Bond die Worte seiner Einschätzung ihrer Fähigkeiten selbst in den Mund legt). Zudem versöhnt der Schluss der Büroszene zumindest teilweise, da sie Bond mit einem ernstgemeinten Wunsch und einem leichten Lächeln entlässt (welches dieser erwidert). Der eigentlich entscheidende Grund, warum M dann doch besser wegkommt als Moneypenny ist die gute darstellerische Chemie zwischen Dench und Brosnan, während Samantha Bond und Brosnan quasi nebeneinander agieren, aber nie wirklich miteinander (so ist dies auch eine der wenigen Szenen, in denen Brosnans Darstellung merkwürdig steif und unentspannt wirkt).
Zwei der Nebenrollen fallen besonders ins Auge: Robbie Coltrane spielt seinen Zukovsky wirklich vorzüglich, hat vermutlich den besten Witz des Films („...geschüttelt, nicht gerührt...“) und passt einfach nur perfekt in die Rolle des hinterhältigen Lebemannes. Seine Figur wird zudem dadurch aufgewertet, dass man die klassische Rolle von Bonds jovialem Verbündeten (Kerim Bey, Draco, Columbo) dieses Mal in Person eines nominellen Gegenspielers anlegt. Joe Don Baker als Jack Wade gibt den raubeinigen CIA-Agenten ebenfalls sehr überzeugend, allerdings gerät seine Darstellung zuweilen fast schon etwas zu laut, wodurch die Rolle in ihrer Konzeption eher an Sheriff Pepper erinnert denn an Felix Leiter, den er ja eigentlich ersetzen soll. Nicht ganz unerwähnt bleiben soll Bondgirl Izabella Scorupco, welche das graue, osteuropäische Mauerblümchen deutlich überzeugender und erotischer spielt als Maryam D’Abo in TLD ihre vergleichbare Rolle. Um in die Riege der Top-Bondgirls vorzustoßen reicht es dennoch nicht, dafür ist ihre Rolle wohl auch zu uninteressant (und der Make-Up-Einsatz – gerade auch angesichts ihrer Rolle – etwas zu penetrant).
GE ist über weite Strecken eine gelungen Kombination aus Neuausrichtung und traditionellem Ansatz. Aktuelle weltpolitischer Ereignisse werden hervorragend in ein Bedrohungsszenario integriert, welches jedoch deutlich mehr mit seiner realistischen als seiner bondtypisch überzeichneten Hälfte zu überzeugen weiß. Die stimmungsvolle Inszenierung als Agentenabenteuer mit zumeist gut eingebundenem und dosiertem Humor punktet in den ersten beiden Dritteln des Films durchgängig, kann dieses Niveau in dem deutlich abfallenden Schlussdrittel jedoch nicht mehr halten. Ein Schlussdrittel, welches zudem stilistisch und handwerklich erkennbar vom Rest des Films abweicht und sich ausschließlich auf eine wenig beeindruckende Schauwert-Präsentation beschränkt. Da auch die Actionszenen gemessen an den üblichen Serienstandards zumeist eher im unteren Mittelfeld agieren (und gerade im Schlussdrittel überproportional stark vertreten sind) bleibt bei dem in weiten Teilen überzeugenden Film ein schaler Nachgeschmack und der Eindruck, dass man hier die Chance auf einen deutlich besseren Film fast schon fahrlässig vergeben hat.
Wertung: 7 / 10.
Goldeneye (1995) – Martin Campbell
Nach der mit sechs Jahren längsten Pause innerhalb der Bondserie kam 1995 mit Pierce Brosnan ein neuer Bond auf die Leinwand zurück und konnte gleich in seinem ersten Einsatz den in den 80ern verlorenen kommerziellen Boden wieder gut machen. GE stellt in vielerlei Hinsicht eine Art „Übergangsbond“ dar zwischen den „Oldschool“-Bonds der 70er und 80er Jahre und den eher kühl und modern angehauchten Brosnan-Filmen die noch folgen sollten. Man könnte GE auch ähnlich wie TSWLM als eine Art „Best-of-Bond“-Film ansehen, da enorm viele klassische Elemente und Klischees hier zu finden sind. Gleichzeitig markiert GE aber auch eine eindeutige Zäsur innerhalb der Serie, da man hier sehr bewusst versuchte die Serie neu auszurichten. Verstärkt wird dieser Eindruck noch dadurch, dass viele wichtige Mitkollaborateure nicht mehr an Bord waren, wobei die Absenz von Produzent Cubby Broccoli wohl die einschneidendste war.
Die Story von GE spiegelt geschickt die weltpolitischen Veränderungen wieder, die in der Bondpause stattgefunden hatten. Der Untergang der Sowjetunion und die daraus resultierende unsichere Nachfolgesituation bilden einen von zwei Hauptaspekten der Handlung. Diesem sehr real anmutenden Handlungsblock steht eine recht abgehobene Erpressungsgeschichte um eine Weltraumwaffe ganz in der Tradition früherer Over-the-top-Bondfilme gegenüber. Der direkte Bezug zu TB, YOLT oder DAF ist hier unverkennbar, was wiederum viel dazu beiträgt dass GE trotz der langen Pause und einiger Neuerungen sich nahtlos in die Serie einreihen kann. Der extreme Spagat zwischen dem recht realistischen und dem typisch „bondschen“ Handlungsteil ist allerdings nicht immer geglückt, da der Wechsel zwischen den beiden „Welten“ zuweilen durchaus irritiert (gerade auch, wenn dies innerhalb einer Person passiert: so wandelt sich z.B. Ourumov vom eiskalten Militär zur stark überzeichneten Klischeefigur) und vor allem der sehr konventionell geratene Schlussakt in mancherlei Hinsicht eine Enttäuschung und einen Bruch zum restlichen Film darstellt. Gelungen ist hingegen die Einbindung von Janus als Verbrecherorganisation ganz in der Tradition von Spectre, was dem Unternehmen Goldeneye mehr Gewicht verleiht. Kaum zu glauben, dass nach dem Spectre-Overkill der 60er und frühen 70er ganze 24 Jahre verstrichen, bevor wieder eine Organisation als Bonds Gegner in Erscheinung trat.
Bei der Einführung des neuen Bonddarstellers bemüht sich GE unverkennbar seinen in dieser speziellen Disziplin sehr erfolgreichen Vorgängerfilmen Paroli zu bieten. Auch dieses Mal wird der neue Doppelnull-Agent lange gesichtslos belassen, die eigentliche Einführung von Brosnans Bond erfolgt dann passenderweise in Form eines One-Liners (womit die Kernkompetenz des fünften EON-Bonddarstellers auch von Anfang an unzweifelhaft festgelegt wird). Auch wenn die Einführung nicht ganz die hohe Qualität früherer Bond-Einführungen bietet, so ist sie dennoch gelungen. Allerdings trübt der unübersehbare Einsatz eines Doubles in der Bungee-Szene (nicht so sehr beim eigentlichen Sprung als mehr bei den Vorbereitungen auf dem Staudamm) diese ansonsten sehr spektakulär gefilmte Sequenz etwas. Für einen Bondfilm durchaus ungewöhnlich nimmt sich GE nach der Monte Carlo-Passage sehr lange Zeit für die Einführung seines Bedrohungsszenarios in Form des Überfalls auf die Goldeneye-Station in Severnaja. Diesbezüglich erinnert der Film im Aufbau stark an TB, der sich in Mitten des ersten Filmdrittels auch sehr ausführlich der Entführung des Vulcan-Bombers widmet. Ein klein wenig unrund läuft der Film durch das dramaturgisch notwendige Hin-und Her-Wechseln zwischen den beiden Handlungsorten Severnaja und London. Zwar wird dadurch die beachtliche Länge der Severnaja-Szene gefühlt etwas verkürzt, allerdings ergibt sich durch die mehrmaligen Handlungsortsprünge auch eine nicht ganz elegante Dramaturgie. Hier wären zeitlich nacheinander spielende Szenen möglicherweise die bessere Lösung gewesen, allerdings hätten dann die obligatorischen M- und Q-Szenen noch länger auf sich warten lassen.
GE hatte sich seinerzeit auf die Fahne geschrieben die in den 80er Jahren etwas ins Hintertreffen geratene Serie in die Neuzeit zu führen und diesem Anspruch wird der Film über weite Strecken auch gerecht. Vor allem in der ersten Filmhälfte erlaubt sich GE doch einige ungewohnte Brüche und Neuerungen bei altbewährten Standards. Die Neudefinition von Figuren wie M und Moneypenny sind dabei wohl die am augenscheinlichsten, aber auch darüber hinaus sorgen Neuerungen auf Gebieten wie Production Design, Titeldesign oder Musik für eine spürbar modernere Ausrichtung. Auch wenn nicht alle der Modernisierungen immer voll ins Schwarze treffen, so sorgen die diversen Neuinterpretationen in Summe doch dafür den Film frisch und einfallsreich wirken zu lassen, zumindest über weite Strecken. Denn im Schlussdrittel verzichtet der Film dann leider auf jegliche Neuerungen und präsentiert sich stattdessen als wenig einfallsreicher und oftmals auch deutlich weniger wertig wirkender Aufguss alter Spektakelbondfilme, vor allem das Finale erweist sich dabei als uninspirierte YOLT-Kopie. Diese stilistische Wende ist nach all dem bis dahin weitegehend seriösen Agententhrill schon recht erstaunlich.
Auch verliert der Film hier viel von der zuvor so sorgsam und effektiv aufgebauten Stimmung. Besonders die Nachtszenen sind dabei sehr atmosphärisch in Szene gesetzt, man denke an Bonds kurzen Gang durch das wundervoll eingefangene Amphitheater in Monte Carlo oder das klimatische Treffen zwischen Bond und Trevelyan in mitten der sowjetischen Monument-Ruinen. Generell gelingt es GE ausgesprochen gut die immer etwas unsichere, aber dadurch auch geheimnisvolle Atmosphäre im Russland der Nach-Sowjetära einzufangen. Davon bleibt dann leider im Schlussdrittel nicht mehr viel übrig, woran auch die für Bondverhältnisse erstaunlich künstlich wirkenden Sets ihren Anteil tragen. Es kommt nicht von Ungefähr, dass der Film hier dann auch seine überzeichnetste Figur, Boris Grishenko, vollkommen von der Leine lässt. Alan Cummings chargiert im Finale um die Wette und auch die Inszenierung degradiert die Grishenko-Figur zu Gunsten einiger schwacher Lacher endgültig zur Witzfigur. Den diesbezüglichen Tiefpunkt stellt dabei fraglos Grishenkos peinliches Ende als vereister Possenreißer dar, eine Szene die man so eher in einer hemmungslosen Parodie a la Austin Powers denn in einem weitgehend ernsthaften Bondfilm erwarten würde.
Dieser stilistische und qualitative Einbruch im letzten Filmteil ist umso bedauerlicher, da GE zuvor viele Dinge richtig macht. Vor allem durch die Verbindung des durchaus seriösen Grundtons (zumindest in Bezug auf die innerhalb der ersten zwei Drittel des Films vorherrschende Janus-Untersuchung Bonds in den „Ruinen“ der alten Sowjetunion) mit erfreulich unangestrengtem Humor weiß Brosnans Erstling zu überzeugen. Auch entwickelt sich die Handlung flüssig und stimmig, ohne dass man jemals den Eindruck gewinnt der Film würde sich mit Füllszenen aufhalten. Durch das geradezu selbstverständliche Einbinden alter, liebgewonnener Elemente wie der Werkstatt-Szene mit Q oder dem Aston Martin DB 5 (zur Zeit von GE war das tatsächlich noch etwas Besonderes, da der letzte Einsatz des berühmtesten Bond-Fahrzeuges immerhin 30 Jahre zuvor stattgefunden hatte) bzw. durch deren Variationen (beispielsweise bekommt Bond in Person von Jack Wade statt dem ansonsten obligatorischen Felix Leiter einen neuen CIA-Kontakt) reiht sich der Film trotz aller Neuerungen nahtlos als unverkennbares Mitglied der Serie ein.
Auch in Bezug auf seine Locations beweist GE ein weitgehend sicheres Händchen. Die sibirischen Schneelandschaften werden gefällig durch monegassische High Society, kubanischen Karibikflair und Petersburger Großstadt-Ambiente kontrastiert. Peter Lamonts Arbeit unterstützt dies mit gelungenen Sets, wobei vor allem der „Friedhof der Geschichte“ (welches in gewisser Weise die konsequente Fortsetzung seines spektakulären Politbüro-Sets in OP darstellt) und das Design von Trevelyans gepanzertem Zug (welcher optisch stark an die Statuen der Osterinseln erinnern) begeistern kann. Leider fällt auch seine Arbeit im Schlussdrittel ab und so können weder die versenkbare Satellitenschüssel (eine Art einfallsloses „Mash-Up“ aus Atlantis, der TMWTGG-Morchel und dem YOLT-Krater) noch das erstaunlich billig wirkende Interieur von Trevelyans Kontrollraum wirklich überzeugen.
GE ist nicht unbedingt derjenige Serienbeitrag, welcher sich durch besonders originelle oder herausragende Actionszenen hervortut. Am ehesten glänzt der Film in dieser Disziplin noch mit dem einführenden Bungee-Sprung vom Staudamm, welcher dann wirklich nochmals einen „Wow-Moment“ wie auch eine echte Innovation innerhalb der Serie darstellt. Doch bereits Bonds folgende Flucht aus dem Waffenarsenal inklusive des unglaubwürdigen und nicht sonderlich überzeugend getricksten Einholens des abschmierenden Flugzeuges sorgt für Ernüchterung. Dieses Niveau behalten auch die restlichen Actionszenen des Films bei, sei es die eher einem Schaulaufen gleichende Serpentinenverfolgung (welche noch dazu durch den äußerst albernen Fahrradfahrer-Gag unterbrochen wird), die zwar aufwändige aber gleichzeitig auch einfallslose Zerstörungsorgie der Panzerverfolgung (welche in Ausführung und Konzeption erstaunliche Parallelen zur Auto-Verfolgung bzw. –Verschrottung in DAF aufweist) oder der unspektakuläre und spannungsarme finale Kampf zwischen Bond und Trevelyan. Vergleicht man den letztgenannten Schlagabtausch auf der Antenne mit der ähnlich konzipierten Szene aus TLD mit Bond und Necros hängend am Heck der Hercules, so erscheint die GE-Szene eher wie eine harmlose Studioklopperei denn wie eine lebensgefährliche Situation.
Es macht sich in GE zudem bereits eine „Unsitte“ der Brosnan-Ära bemerkbar, nämlich das für Bondverhältnisse überproportional präsente MP-Geballere. Diese einfache Möglichkeit dem Film etwas Feuerzauber zu verleihen wird allzu oft genutzt, jedoch werden weder Bonds Flucht in Archangelsk noch das Scharmützel in Trevelyans Unterschlupf dadurch aufgewertet. Im Gegenteil raubt der MP-bestückte Bond der Figur etwas ihrer Eleganz und Überlegenheit, da man sich statt auf dessen Gewitztheit auf die Feuerkraft seiner automatischen Waffe verlässt. Das mag eine Lappalie sein im Gesamtbild, aber auch solche Mosaiksteinchen tragen zu einer veränderten Wahrnehmung von Figuren und Filmen bei. Bei aller Kritik an den Actionszenen von GE sei jedoch auch erwähnt, dass man mit der amüsant-rustikalen Keilerei zwischen Bond und Xenia in der Sauna neben dem bereits erwähnten Bungee-Sprung noch ein weiteres diesbezügliches Highlight an Bord hat.
Musikalisch erscheint der experimentelle Score von Eric Serra von der Papierform her als eine sehr merkwürdige Wahl, waren die Bondfilme doch nie eine Heimat für musikalische Avantgardisten vom Schlage des Franzosen. Aber umso erstaunlicher ist, dass es Serras Arbeit dennoch versteht den Charakter und Stil des Films zu prägen bzw. auf gelungene Art und Weise zu ergänzen. Serras oftmals kalter und moderner Stil unterstreicht die moderneren Elemente des Films und harmoniert zudem gut mit der atmosphärischen Inszenierung vor allem der in Russland spielenden Szenen. Darüber hinaus bietet sein Soundtrack aber auch einige klassisch orchestrierte Passagen, mit denen er eine sehr gefühlvolle Stimmung erzeugt (Dämmerung in Monte Carlo, Strandszene in der Karibik). Leider übertreibt er es für meinen Geschmack in einigen Szenen mit seinen stark reduzierten Keyboardsounds, vor allem die Serpentinenverfolgung aber auch der Beginn der Saunaszene scheinen stilistisch dann doch etwas den Bogen zu überspannen und wollen nicht so recht mit der eher klassisch gehaltenen Fotografie harmonieren. Einen ganz großen Malus hat der Score jedoch und dieser ist nicht von Serra zu verantworten. Die Entscheidung der Produzenten die Panzerverfolgung von John Altman neuvertonen zu lassen erweist sich als katastrophaler Fehler, da Altmans musikalische Untermalung einerseits stilistisch einen weitgehenden Bruch zum restlichen Serra-Score darstellt und andererseits in ihrer uninspirierten Klischeehaftigkeit einen erheblichen Qualitätsverlust mit sich bringt, welcher die ohnehin nicht besonders originell inszenierte Szene stark beschädigt.
Die Besetzung der Bondrolle mit Pierce Brosnan kann sicherlich als Glücksfall angesehen werden. Auch wenn man seiner Darstellung in GE noch kleinere Unsicherheiten in Bezug auf die Rollenauslegung ansehen kann, so überzeugt er dennoch von der ersten Szene an. Besonders starke Auftritte hat er immer dann, wenn er seinen Charme und seinen Humor ausspielen darf, hier ähnelt er dem auf diesem Gebiet besonders prägenden Roger Moore doch sehr. Den Snob, den er in den Folgeabenteuer perfektionieren sollte gibt er in GE eher selten zum Besten, was seine Darstellung aber noch sympathischer macht (wie auch generell seine Rollenauslegung in GE noch etwas mehr von seiner vorherigen Glanzrolle als Remington Steele aufweist als seine folgenden drei Einsätze als 007. Das diesbezügliche Credo von GE lautet: mehr Charme und Spaß als Action und Zynismus). Was Brosnans Bond etwas an Härte fehlt (ein Eindruck, der vor allem durch seine doch sehr weiche Stimme entsteht) macht er dafür durch Eleganz und Witz wieder weg (ein Paradebeispiel stellt hier die bereits erwähnte Sauna-Szene mit Onatopp dar).
Die Besetzung der Gegenspieler sehe ich dagegen durchaus kritisch. Sean Bean ist fraglos ein feiner Schauspieler, der auch in Schurkenrollen zu überzeugen weiß. Auch in GE kann er dies vereinzelt unter Beweis stellen, so hinterlässt er vor allem in der Szene auf dem Monumente-Friedhof einen sehr starken Eindruck. Leider wird seine Leistung in erheblichem Maße durch das Drehbuch und die Inszenierung geschmälert. Die Tatsache, dass fast alle seiner Szenen im abfallenden Schlussdrittel spielen erweist sich dabei als eine zu schwere Vorgabe, als dass sich seine Darstellung hier wirklich profilieren könnte. Das enge Drehbuchkorsett, welches seinen Trevelyan zum irren Standardschurken degradiert, lässt Bean in seinen formelhaften Szenen im Finale praktisch keine Möglichkeit mehr aus seiner Rolle zu machen. Der Ansatz eines dunkleren Ebenbildes von Bond wird so zugunsten eines Klischeebösewichtes aufgegeben, die Idee einer tiefsitzenden Motivation seines Handelns weicht am Ende schierem Irrsinn. Schade, Bean hätte man mehr gewünscht als nur die eine Seite eines Janus-Kopfes darstellen zu müssen.
Gottfried John als General Ourumov ist eine interessante Besetzung und funktioniert auch immer dann sehr gut, wenn John den kaltblütigen, unberechenbaren Militär gibt. So hat er sehr gute Szenen beim Überfall in Severnaja oder beim Rapport beim Ministerrat. Dem gegenüber stehen aber missglückte Szenen, in denen er seinen Ourumov mehr wie einen Faschingsgeneral spielt, vor allem durch die unsägliche Flachmann-Nuckelei während der Panzerszene. In diesen Momenten ist Johns Ourumov näher an einer Parodie denn an einem ernstgemeintern Charakter. Absolut gelungen ist hingegen Famke Janssens Auftritt als mörderische Domina-Killerin Xenia Onatopp. Ihre zwischen Verachtung und Selbstverliebtheit angelegte Rolle macht durchgängig Spaß und taugt aufgrund Janssens überzeugendem physischen Einsatz auch als ernstzunehmende Konkurrenz für Bond, anders als es z.B. später bei der körperlich wenig überzeugenden Halle Berry der Fall sein sollte.
Die Rollen von M und Moneypenny wurden nicht nur neu besetzt, sondern erfuhren auch eine völlige Neuinterpretation. Dies macht sich besonders bei der nun von Samantha Bond gespielten Vorzimmerdame Miss Moneypenny bemerkbar, deren vormaliges ewiges
Kokettieren mit Bond man zu Gunsten einiger Emanzen-Sprüche aufgab. Eine etwas emanzipiertere Moneypenny ist per se gar keine schlechte Idee, allein missriet die Ausführung in GE völlig. Die schnippische Art, mit der Moneypenny Bond zwischen Tür und Angel abkanzelt lässt diese zu Zeiten von Lois Maxwell immer als absolute Sympathieträgerin verkörperte Rolle zu einer ziemlich unsympathischen Besserwisserin mutieren. Auch die Neudefinition von M als Bond recht despektierlich behandelnde Kratzbürste macht es in GE sehr schwer echte Sympathie für die Figur zu empfinden. Im Gegensatz zu Moneypenny gewährt man der von Judi Dench gespielten M aber dann doch durch einige Faktoren ein etwas besseres Licht. Zum einen teilt sie nicht nur aus, sondern muss auch einstecken (auch wenn sie Bond die Worte seiner Einschätzung ihrer Fähigkeiten selbst in den Mund legt). Zudem versöhnt der Schluss der Büroszene zumindest teilweise, da sie Bond mit einem ernstgemeinten Wunsch und einem leichten Lächeln entlässt (welches dieser erwidert). Der eigentlich entscheidende Grund, warum M dann doch besser wegkommt als Moneypenny ist die gute darstellerische Chemie zwischen Dench und Brosnan, während Samantha Bond und Brosnan quasi nebeneinander agieren, aber nie wirklich miteinander (so ist dies auch eine der wenigen Szenen, in denen Brosnans Darstellung merkwürdig steif und unentspannt wirkt).
Zwei der Nebenrollen fallen besonders ins Auge: Robbie Coltrane spielt seinen Zukovsky wirklich vorzüglich, hat vermutlich den besten Witz des Films („...geschüttelt, nicht gerührt...“) und passt einfach nur perfekt in die Rolle des hinterhältigen Lebemannes. Seine Figur wird zudem dadurch aufgewertet, dass man die klassische Rolle von Bonds jovialem Verbündeten (Kerim Bey, Draco, Columbo) dieses Mal in Person eines nominellen Gegenspielers anlegt. Joe Don Baker als Jack Wade gibt den raubeinigen CIA-Agenten ebenfalls sehr überzeugend, allerdings gerät seine Darstellung zuweilen fast schon etwas zu laut, wodurch die Rolle in ihrer Konzeption eher an Sheriff Pepper erinnert denn an Felix Leiter, den er ja eigentlich ersetzen soll. Nicht ganz unerwähnt bleiben soll Bondgirl Izabella Scorupco, welche das graue, osteuropäische Mauerblümchen deutlich überzeugender und erotischer spielt als Maryam D’Abo in TLD ihre vergleichbare Rolle. Um in die Riege der Top-Bondgirls vorzustoßen reicht es dennoch nicht, dafür ist ihre Rolle wohl auch zu uninteressant (und der Make-Up-Einsatz – gerade auch angesichts ihrer Rolle – etwas zu penetrant).
GE ist über weite Strecken eine gelungen Kombination aus Neuausrichtung und traditionellem Ansatz. Aktuelle weltpolitischer Ereignisse werden hervorragend in ein Bedrohungsszenario integriert, welches jedoch deutlich mehr mit seiner realistischen als seiner bondtypisch überzeichneten Hälfte zu überzeugen weiß. Die stimmungsvolle Inszenierung als Agentenabenteuer mit zumeist gut eingebundenem und dosiertem Humor punktet in den ersten beiden Dritteln des Films durchgängig, kann dieses Niveau in dem deutlich abfallenden Schlussdrittel jedoch nicht mehr halten. Ein Schlussdrittel, welches zudem stilistisch und handwerklich erkennbar vom Rest des Films abweicht und sich ausschließlich auf eine wenig beeindruckende Schauwert-Präsentation beschränkt. Da auch die Actionszenen gemessen an den üblichen Serienstandards zumeist eher im unteren Mittelfeld agieren (und gerade im Schlussdrittel überproportional stark vertreten sind) bleibt bei dem in weiten Teilen überzeugenden Film ein schaler Nachgeschmack und der Eindruck, dass man hier die Chance auf einen deutlich besseren Film fast schon fahrlässig vergeben hat.
Wertung: 7 / 10.
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Wow, was für ein Review! Ich glaube ich habe in diesem Forum noch nie eine so lange Kritik gesehen. Ehrlich gesagt fehlt mir gerade die Zeit, alles im Detail durchzulesen. Trotzdem zwei kleine Anmerkungen:

Bis ich GE im Rahmen meines Marathons mal wieder sichte wird zwar noch einige Zeit vergehen, aber ich empfand das Schlussdrittel (ich nehme an du meinst die Stürmung der kubanischen Satellitenbasis) nie als effekthascherisches Schauwertspektakel empfunden, zumindest nicht in negativer Hinsicht. Ich finde sogar, dass sich die Handlung und der erzählerische Fluss des Films bis ans Ende stark und kohärent weiterentwickeln. Ist vermutlich wieder die von uns kürzlich besprochene Gefühlssache.AnatolGogol hat geschrieben:GE ist über weite Strecken eine gelungen Kombination aus Neuausrichtung und traditionellem Ansatz. Aktuelle weltpolitischer Ereignisse werden hervorragend in ein Bedrohungsszenario integriert, welches jedoch deutlich mehr mit seiner realistischen als seiner bondtypisch überzeichneten Hälfte zu überzeugen weiß. Die stimmungsvolle Inszenierung als Agentenabenteuer mit zumeist gut eingebundenem und dosiertem Humor punktet in den ersten beiden Dritteln des Films durchgängig, kann dieses Niveau in dem deutlich abfallenden Schlussdrittel jedoch nicht mehr halten. Ein Schlussdrittel, welches zudem stilistisch und handwerklich erkennbar vom Rest des Films abweicht und sich ausschließlich auf eine wenig beeindruckende Schauwert-Präsentation beschränkt. Da auch die Actionszenen gemessen an den üblichen Serienstandards zumeist eher im unteren Mittelfeld agieren (und gerade im Schlussdrittel überproportional stark vertreten sind) bleibt bei dem in weiten Teilen überzeugenden Film ein schaler Nachgeschmack und der Eindruck, dass man hier die Chance auf einen deutlich besseren Film fast schon fahrlässig vergeben hat.

Scham und Schande über mich, ich glaube ich habe diesen Witz nie wirklich verstanden. Erhelle mich!AnatolGogol hat geschrieben:Robbie Coltrane spielt seinen Zukovsky wirklich vorzüglich, hat vermutlich den besten Witz des Films („...geschüttelt, nicht gerührt...“)
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und dabei habe ich immer noch nicht alles untergebracht, was ich eigentlich wollte.GoldenProjectile hat geschrieben:Wow, was für ein Review! Ich glaube ich habe in diesem Forum noch nie eine so lange Kritik gesehen.

In letzter Konsequenz sicherlich, aber ich fand es schon auffällig, wie sehr der Film im Schlussdrittel (welches ziemlich genau bei Bonds Ausbruch aus der russischen Haft mit der anschliessenden Panzerverfolgung beginnt) immer formelhafter wird. Da du es ansprichst würde mich schon interessieren, in wie weit du im Schlussdrittel noch eine wirkliche Handlungsentwicklung siehst. Eigentlich ist die Katze mit dem Treffen zwischen Bond und Alec bei den Ruinen aus dem Sack und alles im Anschluss dient lediglich noch dazu die Goldeneye-Superwaffe mit einem Bedrohungsszenario zu verknüpfen. Und just dieses entpuppt sich dann als Kombination aus Abstrafungswahnsinn (England in die Steinzeit! Rache für die Lienzer Kosaken!) und einem gewöhnlichen Finanzraub. Auch deswegen finde ich es schon bemerkenswert, wie stark das Drehbuch in zwei Teile zerfällt: auf der einen Seite die wirklich sehr gelungene Einführung über den eigentlich schon für TLD geplanten zeitlichen Rückgriff mit der Etablierung der Freundschaft zwischen Bond und Alec, der mysteriösen Ermittlung um entwendete Waffensysteme, die Einbindung des Backgrounds des sich neuformierenden Russlands, der wirklich einfallsreiche und vielversprechende Hintergrund von Alec mit den Lienzer Kosaken. Auf der anderen Seite die Super-Weltraumwaffe (wobei ich die Idee mit dem EMP auch positiv sehe), die Entwicklung des Plots in Richtung irrer Standardschurke will die Welt von seinem unterirdischen Schlupfwinkel aus abstrafen mit seiner Weltraumwaffe. Motivationen sind hier nicht mehr wirklich gefragt (Zitat Trevelyan:"spare me the Freud!"). Kurz: die Glaubwürdigkeit leidet massiv. Wenn schon Rache, dann hätte es wie ich finde wesentlich mehr Sinn gemacht auf einer persönlicheren Ebene, SF macht das z.B. besser. Eine solche Zweiteilung des Drehbuchs in ambitioniert und trivial findet man sonst innerhalb der Serie eigentlich nur noch bei TMWTGG und auch dort empfinde es als Schwachpunkt.GoldenProjectile hat geschrieben:Bis ich GE im Rahmen meines Marathons mal wieder sichte wird zwar noch einige Zeit vergehen, aber ich empfand das Schlussdrittel (ich nehme an du meinst die Stürmung der kubanischen Satellitenbasis) nie als effekthascherisches Schauwertspektakel empfunden, zumindest nicht in negativer Hinsicht. Ich finde sogar, dass sich die Handlung und der erzählerische Fluss des Films bis ans Ende stark und kohärent weiterentwickeln. Ist vermutlich wieder die von uns kürzlich besprochene Gefühlssache.
Viel zu erklären gibt es da eigentlich nicht, Valentin macht sich halt voller Spott über den charmanten und kultivierten britischen Agenten und seine Eigenheiten lustig, da passt der Spruch von wegen "geschüttelt, nicht gerührt" dann wie die vielzitierte Faust aufs Auge. Vor allem auch, da er über seinen eigenen Gag lauthals loslacht und seine beiden Angestellten pflichtschuldig mitlachen.GoldenProjectile hat geschrieben:Scham und Schande über mich, ich glaube ich habe diesen Witz nie wirklich verstanden. Erhelle mich!AnatolGogol hat geschrieben:Robbie Coltrane spielt seinen Zukovsky wirklich vorzüglich, hat vermutlich den besten Witz des Films („...geschüttelt, nicht gerührt...“)

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Ich meinte auch nicht, dass es im letzten Drittel eine grössere Handlungsentwicklung gibt (wobei ich finde dass gerade das Ende der Panzerjagd und die folgenden Szenen im Zug erzählerisch noch einmal ganz gross auftrumpfen, aber ich zähle das ja auch noch nicht zum letzten Drittel), sondern dass sich der actionreiche Showdown aus der Handlung heraus entwickelt hat. Eigentlich ist es so simpel: es gibt nicht mehr viel zu erzählen, ausser dass Bond und Alec eben endgültig aufeinandertreffen und sich auf Leben und Tod bekämpfen. Das ist für mich stimmig und spektakulär gelöst. Wenn man sich darüber beschwert, dass am Ende alles auf einen actionreichen Showdown um alles oder nix hinausläuft, dann sollte man das auch bei so manchem anderen Bondfilm tun. TSWLM und MR sind da zum Beispiel konzeptionell nicht viel anders. Und auch in Spectre läuft alles darauf hinaus dass ein irrer Standardschurke Bond ans Leder gehen will und Motivationen nicht mehr wirklich gefragt sind.
Zum Witz: Da bin ich jetzt beinahe enttäuscht, ich habe mich all die Jahre über gefragt, ob mir da etwa ein besonderes Wortspiel entgangen sein könnte. Gut, das ist Meckern auf hohem Niveau da ich Coltrane auch klasse finde (und Dench sowie Bond genau wie du eher schwach).
Zum Witz: Da bin ich jetzt beinahe enttäuscht, ich habe mich all die Jahre über gefragt, ob mir da etwa ein besonderes Wortspiel entgangen sein könnte. Gut, das ist Meckern auf hohem Niveau da ich Coltrane auch klasse finde (und Dench sowie Bond genau wie du eher schwach).
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Das ist nicht von der Hand zu weisen, allerdings bekennen sich gerade die beiden genannten Film auch von Anfang an zum trivialen Spektakel, während GE ja durchaus etwas ambitionierter auftritt. Der russische Hintergrund, die Thematik verschwundene Waffen, auch die Neueinführung von M und die Infragestellung von Bond könnte ich mir auch problemlos als Ausgangspunkt für ein weiteres Dalton-Abenteuer vorstellen. Das Ende im "ausgehöhlten Vulkan" (metaphorisch gesprochen) dann aber sicherlich nicht mehr. Zudem ist das Spektakel in TSWLM und MR, mit dem der Klimax zelebriert wird dann einfach eine andere Grössenordnung als das diesbezüglich doch erkennbar unter den Einschränkungen seines Budgets leidende Finale von GE.GoldenProjectile hat geschrieben:Wenn man sich darüber beschwert, dass am Ende alles auf einen actionreichen Showdown um alles oder nix hinausläuft, dann sollte man das auch bei so manchem anderen Bondfilm tun. TSWLM und MR sind da zum Beispiel konzeptionell nicht viel anders.
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Puh, tolle und ausführliche Kritik von deren Details ich fast keines teile 
Finde ich total erstaunlich, wie unterschiedlich wir die Sachen hier wahrnehmen.
Nur mal kurz:
1. Action: irgendwie ist für mich GE fast der ideale Actionfilm unter den Bondfilmen. Grade GE sticht noch durch (danach seltener werdende) kreative Actionszenen hervor. Der Staudamm Stunt ist toll, aber alles was in der PTS danach kommt ist auch 1a. Der finale Stunt mit dem Flugzeug mag nicht ideal getrickst sein (wobei mir das nie negativ aufgefallen ist) aber vor allem ist es eine so absurde Sequenz, wie sie damals nur in einem Bondfilm sein konnte.
Die Panzerszene ist für mich das Maß aller Dinge wenn es um handgemachte Zerstörungsorgien mit Fahrzeugen geht. Bis heute unerreicht. Aber auch kleinere Dinge wie die DB5 Szene, die Prügelei in Saune und auf dem Boot, das Entkommen aus dem Verhörraum sind allesamt wunderbar rasant inszeniert.
2. Das Ende.
Da kann ich wirklich ganz und gar nicht verstehen was du meinst. Neben einer der besten PTS der ganzen Serie bietet GE für mich auch den allerbesten Showdown. Bond auf sich allein gestellt aber dennoch große Zerstörung, große Zerstörung aber dennoch ein packender Kampf Mann gegen Mann. Dazu eine perfekte Symbiose von Spannung, Drama und Humor.
3. Umgekehrt kann man über die Locations streiten. Kamera und Production Design tun ihr bestes, aber es bleibt doch ein fader Beigeschmack dass man eben sehr viel getrickst hat
4. Ich habe nie bemerkt, dass es nicht Brosnan ist, der dort den Kopf nach hinten legt auf dem Staudamm. Wie hast du das erkannt??
5. John finde ich perfekt und auch in sich schlüssig. Dass ein russischer General der alten Zeit unter großer Anspannung sich auch mal den Flachmann gönnt, finde ich stimmig. Er fällt aber auch dabei nicht aus seiner Rolle des brutalen skrupelosen Militärs.
...

Finde ich total erstaunlich, wie unterschiedlich wir die Sachen hier wahrnehmen.
Nur mal kurz:
1. Action: irgendwie ist für mich GE fast der ideale Actionfilm unter den Bondfilmen. Grade GE sticht noch durch (danach seltener werdende) kreative Actionszenen hervor. Der Staudamm Stunt ist toll, aber alles was in der PTS danach kommt ist auch 1a. Der finale Stunt mit dem Flugzeug mag nicht ideal getrickst sein (wobei mir das nie negativ aufgefallen ist) aber vor allem ist es eine so absurde Sequenz, wie sie damals nur in einem Bondfilm sein konnte.
Die Panzerszene ist für mich das Maß aller Dinge wenn es um handgemachte Zerstörungsorgien mit Fahrzeugen geht. Bis heute unerreicht. Aber auch kleinere Dinge wie die DB5 Szene, die Prügelei in Saune und auf dem Boot, das Entkommen aus dem Verhörraum sind allesamt wunderbar rasant inszeniert.
2. Das Ende.
Da kann ich wirklich ganz und gar nicht verstehen was du meinst. Neben einer der besten PTS der ganzen Serie bietet GE für mich auch den allerbesten Showdown. Bond auf sich allein gestellt aber dennoch große Zerstörung, große Zerstörung aber dennoch ein packender Kampf Mann gegen Mann. Dazu eine perfekte Symbiose von Spannung, Drama und Humor.
3. Umgekehrt kann man über die Locations streiten. Kamera und Production Design tun ihr bestes, aber es bleibt doch ein fader Beigeschmack dass man eben sehr viel getrickst hat
4. Ich habe nie bemerkt, dass es nicht Brosnan ist, der dort den Kopf nach hinten legt auf dem Staudamm. Wie hast du das erkannt??
5. John finde ich perfekt und auch in sich schlüssig. Dass ein russischer General der alten Zeit unter großer Anspannung sich auch mal den Flachmann gönnt, finde ich stimmig. Er fällt aber auch dabei nicht aus seiner Rolle des brutalen skrupelosen Militärs.
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6. Janus: Das irgendwo mal Janus als Organisation erwähnt wird, ist für mich wiederum total uninteressant da es der Handlung nichts beifügt. Es geht hier eindeutig um Alec der ein paar Handlanger und Experten um sich gescharrt hat
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Der ideale Actionfilm? GE?danielcc hat geschrieben:P
Nur mal kurz:
1. Action: irgendwie ist für mich GE fast der ideale Actionfilm unter den Bondfilmen. Grade GE sticht noch durch (danach seltener werdende) kreative Actionszenen hervor.
Die Panzerszene ist für mich das Maß aller Dinge wenn es um handgemachte Zerstörungsorgien mit Fahrzeugen geht. Bis heute unerreicht. Aber auch kleinere Dinge wie die DB5 Szene, die Prügelei in Saune und auf dem Boot, das Entkommen aus dem Verhörraum sind allesamt wunderbar rasant inszeniert.

Den Showdown habe ich auch immer als etwas lahm empfunden. YOLTW reloaded, nur deutlich billiger inszeniert, mit weniger beindruckenden Kulissen, weniger Personal und weniger Action. Mir gefallen alle Finals der Moore/Brosnan-Ära besser, ohne Ausnahme.danielcc hat geschrieben: 2. Das Ende.
Da kann ich wirklich ganz und gar nicht verstehen was du meinst. Neben einer der besten PTS der ganzen Serie bietet GE für mich auch den allerbesten Showdown. Bond auf sich allein gestellt aber dennoch große Zerstörung, große Zerstörung aber dennoch ein packender Kampf Mann gegen Mann. Dazu eine perfekte Symbiose von Spannung, Drama und Humor.

Ich denke er meint das Hinlaufen zur Brüstung. Das ist eindeutig nicht Brosnan, was er aber problemlos hätte selbst machen können.danielcc hat geschrieben: 4. Ich habe nie bemerkt, dass es nicht Brosnan ist, der dort den Kopf nach hinten legt auf dem Staudamm. Wie hast du das erkannt??
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Servernaja ist aufgrund ihrer länge schon eine erstaunliche Szene, da man es in Bondfilmen nur sehr selten sieht, dass ein Film so lange Zeit ohne Bond auskommt. Mir fällt da tatsächlich nur noch TB ein. Mit der Szene an sich habe ich aber eigentlich keine Probleme, eher wie schon im Review geschrieben mit den Zwischenschnitten zu den Szenen beim MI6.vodkamartini hat geschrieben:Sehr gute Analyse Anatol, trotz ihrer Länge - da sitze ich ja ohnehin im Glashaus- voll auf den Punkt und messerscharf seziert. Sehe ich fast alles genauso, nur mit dem Score kann ich mich einfach nicht anfreunden. Und der Abbau im letzten Drittel ist schon signifikant, wenn ich auch die Severnaja-Episode schon als recht zäh empfinde. Trotzdem ein guter Bondfilm, aber eben sicher auch kein herausragender.
Frisur, Körperbau und Bewegungen (vor allem beim Laufen), zudem wird das Gesicht von sehr weit oben gezeigt und er sieht nicht wie Brosnan aus. Der Einsatz von Doubles für Brosnan ist mir aber auch im weiteren Verlaufes des Filmes noch aufgefallen, es gab noch einige Szenen, in denen man unverkennbar mit einem Double gedreht hat. Da sind es aber eher kurze Einstellungen, wo es kaum bzw. gar nicht stört, beim Staudamm hält die Kamera aber halt eine gefühlte Ewigkeit auf das Double drauf. Gerade weil es Brosnans Einführung ist hätte ich es begrüsst, wenn man das mit ihm gedreht hätte (auch wenn es natürlich eine klassische 2nd Unit-Szene ist).danielcc hat geschrieben:4. Ich habe nie bemerkt, dass es nicht Brosnan ist, der dort den Kopf nach hinten legt auf dem Staudamm. Wie hast du das erkannt??
Ich finde die Idee mit Janus schon toll. Janus passt als Gott mit den zwei Gesichtern sehr gut zu Trevelyans "gespaltener" Persönlichkeit zwischen britischer Erziehung und seinen Wurzeln als Lienzer Kosake. Zudem ist es natürlich auch perfekt wegen seines teilweise entstelltem Gesichts. Und man kann die ganze Janus-Thematik auch auf das Verhältnis Bond-Trevelyan übertragen, da Bond quasi das gute Gesicht des MI6 darstellt und Alec das böse Gesicht. Dass es sich um eine Organisation handelt ist zwar letztlich tatsächlich völlig unerheblich aufgrund Alecs Racheplänen, aber bis zur Offenbarung dass er noch lebt macht das schon Sinn, gerade im Hinblick auf die Szene mit Zukowsky.danielcc hat geschrieben:6. Janus: Das irgendwo mal Janus als Organisation erwähnt wird, ist für mich wiederum total uninteressant da es der Handlung nichts beifügt. Es geht hier eindeutig um Alec der ein paar Handlanger und Experten um sich gescharrt hat
Übrigens ist mir dieses mal eine kleine Unstimmigkeit in der PTS aufgefallen: Ourumov tötet vermeintlich Trevelyan, es muss aber eine Platzpatrone gewesen sein. Einige Momente später erschiesst er mit der selben Waffe einen seiner Männer, der zuvor auf die Gastanks geschossen hat. Das ist schon etwas weit hergeholt, dass Ourumov hintereinander im selben Magazin eine Platzpatrone und eine scharfe Patrone geladen hat, denn beim Magazinwechseln wird er ja nicht gezeigt (wie man es zB in Die Harder sieht). Oder ist am Ende der Rotarmist auch gar nicht tot?

Zuletzt geändert von AnatolGogol am 30. November 2015 18:00, insgesamt 1-mal geändert.
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