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Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 4. August 2015 03:24
von Nico
AnatolGogol hat geschrieben:Henrik hat geschrieben:Aus heutiger Sicht dürfte der Film wohl auch nicht mehr produziert werden. Demnach kann man NSNA nach deiner Begründung mittlerweile als inoffiziell bezeichnen.
entscheidend ist doch aber der Entstehungszeitpunkt und nicht die aktuelle Rechtesituation. Nur weil die Rechte mittlerweile gewechselt haben ändert das nichts am offiziellen Charakter von NSNA.

Abgesehen davon dürfte der Film heute immer noch produziert werden, nur eben jetzt von den aktuellen Rechteinhabern, also EON.
Sprich: NSNA ist offizieller als eh und je.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:18
von Agent 009
James Bond 007 - Diamantenfieber (Diamonds Are Forever)
Um Connery für Diamantenfieber zur Rückkehr zu bewegen, bot man ihm eine Rekordgage in Höhe von 1,25 Millionen Dollar an, neben einer 12,5 % Beteilung am Einspiel und noch dazu würde man ihm 2 Filme seiner Wahl finanzieren, bei denen er als Schauspieler oder Regisseur fungieren könne. Nach weiteren Verhandlungen konnte man ihn also erneut Verpflichten und löste somit George Lazenby ab, welcher angeblich nicht mehr wollte oder aber von Broccoli & Saltzman 'fallen' gelassen wurde.
Nach dem Mord an seiner Frau ist Bond auf Rache aus und kennt keine Grenzen bei seiner Suche nach Ernst Stavro Blofeld. Er wird auf einen Diamantenschmuggel-Ring angesetzt, dessen Spur er bis nach Las Vegas verfolgt. Dort könnte er womöglich nur den Fall lösen, sondern seinen Erzfeind ein für alle Mal beseitigen.
Sean Connery kehrt also zurück und spielt ein letztes Mal den Agenten 007 mit der Lizenz zum töten und macht dabei eine recht gute Figur, auch wenn er körperlich nicht ganz so gut in Form war wie noch zu Feuerball oder Man lebt nur zweimal-Zeiten. Ungeachtet dessen hat er wieder eine enorme Präsenz als Bond und wirkt immer wie der Herr der Lage, nie um einen Spruch zu schade. Selbst in seinem schwächsten Film, weiß er noch vollends zu überzeugen. Gray als Blofeld macht ebenfalls einen guten Eindruck, ohne aber an die Verkörperung von Savalas aus dem Vorgängerfilm heranzureichen. Leider gibt es auch eine Szene in der die Figur absolut lächerlich und peinlich dargestellt wird, was mir überhaupt nicht gefiel. So finde ich, hat man nicht mit Bonds Nemesis umzugehen. Jill St. John und Lana Wood funktionieren als Bondgirls und machen einen schönen Eindruck, was die Optik angeht. Erstere hat im Film aber deutlich mehr Präsenz, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck, was die Rolle angeht. Vorgänger-Girls wie Diana Rigg, Claudine Auger oder Honor Blackman waren deutlich interessanter, was die Charaktere und deren Darstellung angeht.
Der Film selber besticht nicht wie der Vorgänger durch wunderschöne Locations, hat aber mit Las Vegas eine interessante Kulisse zu bieten. Die Verfolgungsjagten durch die Straßen sind sehr gut gefilmt und gedreht, wissen zu unterhalten. Die Sets sind wie immer überzeugend wobei es doch schade ist, das der Film keinen exotischen Touch hat oder etwas augenöffnendes bietet wie die Schweiz im Vorgänger. Dennoch hat man hier aus den Locations das beste rausgeholt, sie wirken auch im Rahmen der Handlung absolut passend. Die Handlung selbst ist etwas unspektakulär erzählt und dümpelt teilweise etwas vor sich hin. Es fehlt ein wenig die Spannung oder gar Klasse der Vorgängerfilme. Die Gadgets sind ganz nett, der Soundtrack + Titelsong ganz gut aber alles hat gefühlt nicht das Niveau der bisherigen Bondfilme. Oftmals wirkt der Film unfreiwillig komisch, was vor allem auch am Killerduo Mr. Wint & Mr. Kidd liegt. Das schwule Killerpärchen ist zwar recht amüsant aber irgendwie vollkommen deplatziert und raubt dem Film etwas die Ernsthaftigkeit. Ich weiß nicht wieso, stimmig und passend wirkte dies alles jedenfalls nicht. Umso besser war dafür das Finale inklusive der coolen Sprüche.
Diamantenfieber hat einige nette Einfälle aber oft wirkt es so, als hätte man sämtliche Elemente und Szenen schon einmal in besser und hochwertiger gesehen. Der Film plätschert oft etwas uninspiriert vor sich hin, wirkt zu oft unfreiwillig komisch und kann oft nur durch Connery's Präsenz richtig punkten. Ein gewisses Unterhaltungspotenzial ist da, es gibt eine Handvoll guter Auseinandersetzungen (Stichwort: Fahrstuhl) aber nichts das einen vollends umhaut, wie ich finde. Connery's letzter Auftritt bleibt dank ein paar guten Actionszenen, witzigen Sprüchen und der tollen Vegas-Kulisse etwas über dem Durchschnitt, muss aber Punkte liegen lassen, weil sowohl Story als auch Bösewichte nicht immer zünden und begeistern.
5,5/10
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:40
von Hannes007
Die nächste klasse Kritik, der ich auch inhaltlich so zustimmen kann. Punktemässig liegen wir beide dicht beisammen (6/10 sind es bei mir).
Aber dass Bond wirklich auf Rache wegen dem Tod seiner Frau aus wäre - das merkt man leider nicht so wirklich.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:41
von Agent 009
Naja, in der PTS schon, hinterher ist davon aber gar nichts mehr zu sehen. Mir gefiel der Stil der PTS sehr, schade, dass man das nicht weiter durchgezogen sondern eine mäßig interessante Geschichte zusammengeschustert hat

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:46
von Hannes007
Agent 009 hat geschrieben:Naja, in der PTS schon, hinterher ist davon aber gar nichts mehr zu sehen. Mir gefiel der Stil der PTS sehr, schade, dass man das nicht weiter durchgezogen sondern eine mäßig interessante Geschichte zusammengeschustert hat

Echt, findest du? Auf mich wirkt das eher immer als suche Bond Blofeld 'nur'.
Aber ich gebe dir insofern Recht, als dass man dieses Rachethema in DAF echt hätte durchziehen sollen oder vielleicht auch müssen. Da hat man eine grosse Chance vertan mMn.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:52
von Agent 009
Ja. Und wie er da zugange war, schon ruppig.

Er hat in der Öffentlichkeit nie etwas riskiert oder Aufmerksamkeit auf sich gezogen aber im Casino am Anfang als Bsp. total. Er meinte es schon ernst. Mich hätte es sehr gefreut wenn der Film ein bisschen wie QOS geworden wäre, was den Umgang mit der Rache-Thematik angeht. Gerade Connery hätte das gut gestanden, dieses raue und brutale. Vor allem da er ja immer eine gute körperliche Präsenz hatte und das Ganze dann noch mit knackigen Sprüchen spickt - perfekt.
Naja, stattdessen bekamen wir Diamantenfieber.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:55
von Hannes007
Aber alles ist ja selbst in DAF nicht schlecht.
Wie findest du den TS von Shirley Bassey und den Score insgesamt? Ich mag beides sehr und finde das total klasse.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 14:58
von Agent 009
"der Soundtrack + Titelsong ganz gut aber alles hat gefühlt nicht das Niveau der bisherigen Bondfilme"
Ich fand OHMSS, TB, GF, DN, FRWL besser was OST + TS angeht. Gegen YOLT gewinnt DAF womöglich aber

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 15:04
von Thunderball1965
Schön zu lesen, die Kritik, aber Mr. Kidd und Mr. Wint als unfreiwillig komisch zu bezeichnen gefällt mir nicht so recht.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 15:07
von Agent 009
Ich finde sie passen nicht ganz in den Film, so wie vieles nicht. Das wirkt mir teilweise nicht ernst genug und gerade Blofeld als Frau und das schwule Killerpärchen inkl. ihrem Verhalten tragen zur 'Komik' bei. Wie sie Händchenhaltend davon flitzen, ihr Gekicher und das alles. Die Sprüche. Ich kann das nur sehr begrenzt ernst nehmen. Das ist so auf Teufel komm raus 'schwul' das es irgendwo nicht mehr witzig ist, so richtig.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 15:13
von Thunderball1965
Na gut, ich verstehe, was du meinst; zu viel Selbstparodie.
Aber als eindeutig humorvoll angelegter 70er Jahre-Film kann man doch nicht auf ein schwules Killerpärchen verzichten!

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 15:19
von Agent 009
Mist, jetzt weiß ich was ich vergessen habe. Bond in den 70ern. Verdammt
Ja, zu viel Selbstparodie. Kann man mögen, mir gefiel es nicht so wirklich.

Vorallem mit dem Aufhänger der rache am Anfang und dann so viel Humor? Das ging für mich kaum auf

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 21:46
von Hannes007
Agent 009 hat geschrieben:"der Soundtrack + Titelsong ganz gut aber alles hat gefühlt nicht das Niveau der bisherigen Bondfilme"
Ich fand OHMSS, TB, GF, DN, FRWL besser was OST + TS angeht. Gegen YOLT gewinnt DAF womöglich aber

Bei mir ist es zwar nicht genau andersherum, aber sowohl Score als auch TS sind in den jeweiligen Ranglisten sehr weit oben.

Aber ich stimme dir zu, was TS und Score von YOLT betrifft.
Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 21:50
von Agent 009
Ich mag den Titelsong ja trotzdem ganz gern aber die anderen gefallen mir halt besser, siehe Songumfragen.

Re: Filmbesprechung: Diamonds Are Forever
Verfasst: 23. August 2015 21:55
von Casino Hille
Hach 009. 5,5/10? Sei ehrlicher zu dir selbst! Aber ich verstehe, dass ein Connery und Bondbonus bei einem Fan nur schwer zu ignorieren sind. Mir ging es Jahre lang ähnlich. Aber mit dem Alter stumpft man ab und irgendwann wirst du DAF mit denselben nüchternen enttäuschenden Augen sehen, mit denen ich auf ihn herabweine. Freu dich darauf... äh, oder so ähnlich.

Schönes Review, wenn es auch ehrlich gesagt teilweise arg so wirkt, als würdest du Entschuldigungen dafür suchen, dass dir Film gefällt bzw. du ihn so hoch bewertest. Schön, das du Grey lobst (den ich ebenfalls für ordentlich halte) und das blasse und schwache Bondgirl erwähnst, welches nach den Vorgängerinnen (und besonders nach DER Vorgängerin) eine herbe Enttäuschung ist. Toll auch der Satz, in dem du DAF nebenbei ein wenig das filmische Niveau der Vorgänger absprichst, wunderbar die Aussage, es würde an Klasse fehlen, wobei du gerne auch noch Eleganz und Können hinzufügen könntest. Der biedere Ton von Hamiltons zweiter Bondschen Inszenierung kommt hier sprachlich schön durch, fällt dann aber erstaunlich wenig bei der Bewertung ins Gewicht. Schade, das du an Wint und Kidd keinen Spaß hast. Für mich retten die beiden den belanglos langweiligen Film durch ihre spielfreudigen Auftritte, die zwar völlig überzeichnet sind, aber einen enormen Charme haben. Und unverzeihlich, das du Barrys famosen Score mit keinem Sterbenswort erwähnst bzw. ihn nur ganz schnell als "ganz gut" abstempelst. Ich finde, DAF ist eine von Barrys ganz großen Arbeiten. Besonders das Theme von Wint und Kidd und die Musik beim ansonsten lahmen Showdown. Einzig zu Las Vegas hätte Barry mehr einfallen können, aber man sehe es ihm nach, da der Film aus der Location ja praktisch auch überhaupt gar nichts macht (außer eine sinnlose ewig lange Zirkusszene abzunudeln).