Das James Bond 007 Forum

Maibaum hat geschrieben:Jetzt zwingt mich bloß nicht SPR noch einmal zu schauen um meine Erinnerungen zu überprüfen, dazu fehlt mir verdammt noch mal die Zeit ...

Keine Sorge, DAS würde ich ganz sicher nicht von dir verlangen.

Nein, das wollen wir ganz bestimmt nicht.

Ich denke die Standpunkte sind nun klar. Ich sehe das aus Sicht des Historikers und da ist nun mal die Darstellung geschichtlicher Fakten essentiell. Erst in zweiter Hinsicht interessieren mich bei diesen Filmen Inszenierung, Kameraarbeit etc. Soll heißen, ist die Aussage daneben, kann der Rest nichts mehr retten. Ist die Aussage differenziert und im historischen sinne um Korrektheit bemüht, dann kann dewr Film natürlich immer noch unter ein handwerklichen Gesichtspunkten schlecht sein.

Nur mal kleiner Nachklapp zur angeblichen nicht im Zentrum stehenden Beeinflussung. Keiner des US-Suchtrupps stirbt an einem "normalen" Schuss. Dafür braucht es Panzer(Faust) und ähnliches Großkaliber. Intendierte Botschaft: den heldenhaften US-Soldaten haut so leicht nichts um. Auch hier wird ganz geschickt und von vielen unbemerkt heroisiert. So geht das den ganzen Film. Wie gesagt ein Meisterwerk des Tendenziösen.

Ach was, ihr seid wirklich mit den nebensächlichen Dingen beschäftigt (wen interessieren Inhalte wenn es rund geht).
Da verweise ich doch gleich mal auf die Uraufführungskritik von Alex DeLarge der begeistert notierte daß "SPR ein ordentliches Stück Horrorshow bietet mit viel von dem guten alten ultrabrutalen" aber auch anmerkt daß ihm von dem Schlußgeschwafel doch ein klein wenig übel wurde, und er fast gekotzt hätte. Aber nur fast. Das dann folgende Metzeln hat ihn dann noch rechtzeitig kuriert ("I was cured, also the movie, all right. 968/1000)

Tja, wenn ich diese "Gelüste" befriedige will, dann schaue ich mir lieber eskapistische Ballereien wie "Shooter", "Commando" oder unlängst "The Equalizer" an.

Nöö, da ist SPR ja viel besser gemacht. Wenn ich das mit Shooter vergleiche, dann wäre ich verrückt Shooter noch mal zu schauen.

Auch wenn ich euren Standpunkt verstehen kann, Maibaum hat nicht ganz Unrecht. Der Soldat James Ryan ist zwar in der Tat inhaltlich manchmal etwas "ungenau" und historisch fragwürdig, aber viele Details, die von euch aufgeführt werden, sind dann teilweise vielleicht sogar eine Interpretation zu viel. Dennoch kann ich mit SPR nicht viel anfangen, auch, weil mir Spielbergs Inszenierung selbst nicht zusagt, handwerklich ist der Film in meinen Augen dann auch längst nicht so gut, wie es hier hin und wieder durchklingt.

Casino Hille hat geschrieben: Dennoch kann ich mit SPR nicht viel anfangen, auch, weil mir Spielbergs Inszenierung selbst nicht zusagt, handwerklich ist der Film in meinen Augen dann auch längst nicht so gut, wie es hier hin und wieder durchklingt.

Was auch mein Hauptkritikpunkt ist. Wenn der Film durchgängig unterhaltsam oder gar spannend wäre, würde ich ihm die tendenziöse Märchenstunde mit zwei zugedrückten Augen durchgehen lassen. Aber so ist es nur eine fantastische Vorspeise mit faden und wenig schmackhaften Folgegängen. Viel zu lang ist er auch noch, wobei das Hand in Hand mit der schwachen Inszenierung und der depperten Geschichte geht. Obwohl ich Hanks eigentlich mag ist er hier als "Über-Gutmensch" für mich kaum zu ertragen. Und wenn dann Damon am schluss auch noch den grüblerischen Philospophen geben darf, dann würd ich es am liebsten wie Elvis machen und auf die Glotze ballern...

Spielberg hatte nach 1993 (Schindlers Liste, Jurassic Park) seinen Zenit überschritten, nur wusste man das damals noch nicht.

vodkamartini hat geschrieben:Spielberg hatte nach 1993 (Schindlers Liste, Jurassic Park) seinen Zenit überschritten, nur wusste man das damals noch nicht.

Hatte ich erwähnt, dass du da etwas unfair bist?
Das wird zwar jetzt eine Spielberg Diskussion aber dennoch, muss sein.
Prinzipiell finde ich es immer unfair, einen Künstler nur an seinem "Zenit" zu messen um dann festzustellen, dass es nach dem Zenit nur noch bergab ging - was schon mal eine Binsenweisheit ist, da es nach einem Höhepunkt immer runter geht

Bei Spielberg kann man aber wirklich nicht so pauschal urteilen. Erstens ist er ein extrem vielseitig und zweitens auch recht produktiver Regisseur. und drittens ist vieles von seinem Schaffen nch 93 immer noch um Längen besser als vieles seiner meisten Kollegen. Will jetzt erst gar nicht über klasse Filme wie Minority Report, War of Worlds, A.I. reden aber auch so kleine unterschätze Filme wie The Terminal (den ich dieser Tage erst wieder gesehen hab) haben oft eine inhaltliche und inszenatorische Rafinesse, wie man sie selten findet.

A.I. war aber echt langweilig.

Minority Report ist doch ein absolut großartiger Film. (9/10 mind) Und einer der coolsten Sci-Fi Filme der letzten 20-30 Jahre. Ich finde den echt fantastisch. War of the Worlds dagegen ist nur Durchschnitt.

Sehe ich wie Vodka, Spielberg hat seit 20 Jahren im besten Falle belangloses vom Stapel gelassen. Darüberhinaus waren dann aber auch solche Schlaftabletten wie A.I., Amistad oder Lincoln dabei (und das Weltkriegsmärchen hab ich da noch nicht mal erwähnt). Spielberg sinkt mit jedem neuen Film ein bisschen mehr in meinem Ansehen, andererseits wird er immer derjenige bleiben, der den weissen Hai, Indy und E.T. gemacht hat. Traurig, wie mittelmäßig sein jüngerer Output ist...

Man kann nicht permanent Meisterwerke schaffen aber jeder seine Filme trägt eine klare Handschrift und bietet im Detail mehr Einfallsreichtum als die allermeisten anderen Regisseure in ihren Filmen bieten. Nichts von dem was ich von ihm kenne würde ich mit Mittelmaß in Verbindung bringen

Da ich ihn nie für einen wirklich großen Regisseur hielt, ist er für mich auch nicht wirklich abgestürzt.

Seine Filme waren früher bedeutsamer und einflussreicher, aber den ganz großen Qualitätsunterschied sehe ich da nicht. Das er immer noch ein begabter Regisseur ist sehe ich in jedem Film von ihm, auch den Schwächeren.

vodkamartini hat geschrieben:Tja, wenn ich diese "Gelüste" befriedige will, dann schaue ich mir lieber eskapistische Ballereien wie "Shooter", "Commando" oder unlängst "The Equalizer" an.

Am Rande: Weiss hier jemand Genaueres über das Box-Office von The Equalizer? Der war nämlich in den letzten Wochen im Kino, in dem ich arbeite, erstaunlich gut besucht. Dabei läuft der Film jetzt doch schon eine Weile, oder? An einem Wochentag kamen sogar gefühlt deutlich mehr Besucher für Equalizer als für Interstellar.