Habe mir den Film heute Nacht auch wieder angesehen. Kann deine Meinung aber nur bedingt teilen. OHMSS ist für mich einer der besten Bonds, aus verschiedenen Gründen.
- Kein Bond zuvor und lange Zeit danach war so gut gefilmt und geschnitten.
- Die Story ist eine von Flemings besten und das gilt auch für das Film-Drehbuch.
- Der Soundtrack ist eines der heimlichen Meisterwerke Barrys
- Die gesamte Atmosphäre des Films.
Ich habe OHMSS um 2006 herum erstmals gesehen. Damals der einzige Bondfilm den ich noch nicht gesehen hatte. Zuvor hatte ich um den Film einen Bogen gemacht, weil Lazenby so schaurig gewesen sein soll. Als ich den Film sah verstand ich es aber nicht. Lazenby machte einen erstaunlich guten Job, in Kampfszenen schlug er sich vlt. sogar noch besser als Connery in manchen Filmen. Es sollte nicht vergessen werden, dass jeder Schauspieler seinen Bond anders spielt als der Vorgänger. Moore würde ja in LALD auch nicht unbedingt super abschneiden, wenn man Connery als Messlatte nimmt. Zu unterschiedlich die Verkörperungen. Auch benötigt ein Darsteller meist um die 3 Filme um sich wirklich zu etablieren und vom Publikum akzeptiert zu werden.
Ich denke OHMSS wäre mit Connery noch besser geworden, aber schaurig schlecht ist Lazenby bei weitem nicht. Ich sehe da mitunter eine Parallele zum pauschalen Craig-Bashing, das nach CR weitgehend verstummte aber immernoch bei einigen aufkommt.
danielcc hat geschrieben:
Zudem stört mich - aus heutiger Sicht zumindest - die "Naivität" die viele Bondfilme von TB/YOLT bis hin zu OP haben (mir fällt kein besseres Wort ein als Naivität, und mit Sicherheit gibt es dennoch sehr gelungene Filme aus der Zeit, und auch andere Bondfilme die mal mehr oder weniger naiv sind).
Die Story ist einfach ziemlich albern, die ganze Sache mit den Girls, Blofelds alberner Plan aber noch mehr sein Wunsch adelig zu werden, Bond als "Hilli", aber vor allem die furchtbar schlecht geschriebene, entwickelte und gespielte Beziehung von Bond zu Tracy sind mir ein Dort im Auge.
Die Naivität nennt sich Eskapismus und ist einer der Gründe wieso sich Millionen Menschen Bond in den 60ern ansahen

Bondfilme spielen halt in ihrer eigenen Welt. Wenn man wollte so ist SF auch als ziemlich naiv anzusehen, auch wenn er auf dem ersten Blick "realistisch" wirkt.
Blofelds Plan ist aus meiner Sicht der realistischste seit FRWL oder TB: Biologische Kriegsführung mit Schläferagenten. Klingt so gesehen doch realistischer als Raumkapseln zu entführen oder?
Blofelds fixe Idee vom Adel bezeichnet selbst M im Film als altertümlich und snobbistisch, aber solche fixen Ideen gibts. Nicht vergessen, dass es in der Realität einen D-Prominenten gibt, der im Rotlichtmileu reich wurde und sich von einem Adligen adoptieren ließ - um eben einen Titel zu tragen. Es gibt Menschen denen sowas seltsamerweise wirklich wichtig ist...
Die Beziehung Bond-Tracy ist nicht unbedingt mies geschrieben, es fehlte wohl eher die Chemie zwischen den Darstellern. In einigen Szenen macht sich auch die unterschiedliche schauspielerische Qualität bemerkbar. Lazenby spielt wie erwähnt nicht unbedingt sauschlecht, aber Diana Rigg spielt ihn trotzdem in einigen Szenen an die Wand. Insgesamt finde ich die Beziehung so wie sie im Film ist okay, wenn auch bei weitem nicht perfekt.
Moralisch fragwürdig ist eher, dass Bond verliebt sein soll aber dennoch durch die Betten von Piz Gloria treibt als gäbe es kein Morgen.
