Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol
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Interstellar (2014) – Christopher Nolan

Eigentlich wollte ich ihn ja gar nicht im Kino anschauen, da mir Nolans Regiestil und seine Filme wenig liegen und die dauernden Vergleiche mit dem von mir ungeliebten 2001 auch das Schlimmste befürchten liessen, aber die Chance ihn als 70mm-Projektion auf der ganz großen Leinwand sehen zu können wollte ich dann doch nicht verstreichen lassen. Tja, was soll man sagen: Interstellar ist ein typischer Nolan und je länger er läuft (und er läuft ja sehr lange, gefühlt sogar noch viel viel länger) desto deutlicher wird dies.

Die Grundidee ist interessant, die aufziehende Endzeitstimmung auf der Erde gut eingefangen. Besonders gefiel mir die Idee, den Film quasi im Hier und Jetzt spielen zu lassen, aber eben mit der veränderten Prämisse, dass der Erde die Ressourcen und dadurch die Zeit ausgeht. Die Einführung der Figuren und des Hauptstoryline um die Rettungsmission ist ebenfalls gekonnt und einfallsreich in Szene gesetzt, schön auch der finale Schnitt hin zum Start des Raumschiffes. Leider lässt sich das von den restlichen knapp zwei Stunden nicht mehr so behaupten, da der Film erstaunlich wenig an Handlung zu bieten hat angesichts der epischen Laufzeit von fast drei Stunden. Nolans bekanntes Faible Szenen endlos auszubreiten macht das Ganze nur noch zäher. Hinzu kommt der ungeheuer hohe Dialoganteil. Diesbezüglich kam mir Eli Wallachs legendärer Satz in den Sinn „Wer schiessen will soll schiessen und nicht quatschen“ – den Kerngedanken dieses Satzes hätten sich die Interstellar-Macher mal auch besser zu Herzen nehmen sollen angesichts der unglaublichen Menge an Gequassel, von dem leider ein Großteil redundantes Technoblabla ist, das den Film keinen Zentimeter weiter voran bringt.

Darstellerisch ragt McConnaughey über alles und jeden hinaus, er spielt wirklich wieder mal richtig gut und ist der Hauptgrund, warum die sich zunehmend ziehende Space Odyssey mich dann doch noch halbwegs bei der Stange hielt. Leider hat er keine adäquaten Partner, da die Darstellungen seiner Kollegen eigentlich durch die Bank belanglos oder schwach sind. Die hinreissend fehlbesetzte Anne Hathaway darf ermüdend häufig mit ihren Rehaugen kullern, der blass und biedere Matt Damon darf mal einen „Bösewicht“ spielen – leider aber eben blass und bieder. Und Nolan-Faktotum Michael Caine macht das, was er in den gefühlt letzten 10 Nolanfilmen auch schon gemacht hat: er spielt sich selber, allerdings leider weitgehend im Automodus. Renommiertes Darstellerpersonal wie die Chastain und der kleine Affleck werden in Kleinrollen verheizt (die Darstellung der Chastain beschränkt sich weitestgehend auf endloses Starren auf ein Bücherregal).

Am Ende darf man dann noch ein zuckersüsses Happy End erleben, von Nolan in seinem typischen Stil dargereicht als quasi-Openending-Bildcollage mit minutenlang daueranschwellender Zimmermusik und der großartigen Erkenntnis, dass Liebe alles kann, zur Not dann halt auch Raum und Zeit krümmen. Interstellar ist ein bleiernes Ungetüm von Film, das gerne Fliegen möchte stattdessen aber leider hoffnungslos überfrachtet den Kopf kaum über Wasser halten kann, da hilft dann am Ende auch die zunehmend ermüdende Bildgewalt nix mehr.
Wertung: 4,5 / 10
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GoldenProjectile
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Immerhin ist Memento damit nicht mehr der schlechteste Nolan in deinen Augen...
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Thunderball1965
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@ Gogol: Damit zeigt uns Interstellar, dass es in den weiten des mehrdimensionalen Weltraumes außer mir noch jemanden gibt, der mit "2001" wenig anfangen kann...
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vodkamartini
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Da hast du in den letzten Wochen aber nicht viel mitbekommen. :lol:
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Wo gabs die Diskussion dazu? Kubrik oder Nolan-Thread?

Zudem finde ich das echt hart, Anatol. Aber gut, ich nehme das so hin. ;) Meine Meinung ist im Nolan Thread zu finden. Ich bin schon sehr auf Hille's Meinung gespannt, die man hoffentlich dort lesen wird, wenn es soweit ist. :)

Wann kommt der Film ins Heimkino?
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vodkamartini
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Schon im Februar. Geht ja inzwischen immer schneller. Bin aber dennoch froh, den im Kino gesehen zu haben, das ich als Präsentationsform nach wie vor unangefochten bevorzuge.
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vodkamartini
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Auf BluRay: The Captive

Der kanadische Kritikerliebling Atom Egoyan widemt sich binnen eines Jahres zum zweiten Mal dem Thema Kindesentführung. Trotz einer erneut recht unterkühlt und artifiziellen Herangehensweise gelingt es ihm diesmal deutlich besser als im total missglückten "Devil´s Knot", den Zuschauer in den Bann zu ziehen.

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AnatolGogol
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Agent 009 hat geschrieben:Zudem finde ich das echt hart, Anatol. Aber gut, ich nehme das so hin. ;) Meine Meinung ist im Nolan Thread zu finden.
Ich fand den Film halt halb so gut wie du. :lol: Ne, im Ernst: der Film beging den absoluten Kardinalfehler für mich, indem er mich mehr und mehr langweilte, das ist das absolute Nogo bei mir. Bis zur Hälfte hätte ich den Film noch überdurchschnittlich eingestuft aufgrund des guten Anfangs, aber die anhaltende Langeweile, die schwache und dünne Handlung und das furchtbare Hollywood-Blockbusterende rissen ihn dann halt auf die 4,5 Punkte runter. Ich war richtig sauer, sauer auf den Film, weil er mir keinen Spass gemacht hat und sauer auf mich, weil ich es eigentlich besser hätte wissen müssen. Kurioserweise sass ich die erste dreiviertel Stunde noch sehr vergnügt im Kino und war froh, dass ich reingegangen bin.
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Thunderball1965
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Agent 009 hat geschrieben:Zudem finde ich das echt hart, Anatol. Aber gut, ich nehme das so hin. ;) Meine Meinung ist im Nolan Thread zu finden.
Aber, wie ich finde, absolut nachvollziehbar. In Inception bspw. gibt's auch nicht so viel Platz für schauspielerische Höchstleistungen, ähnlich wie in Interstellar. Damon fand ich trotzdem gut. Wieder einmal die Ratte gespielt, und auch der einzige Moment, in dem das fürchterlich auf Deutsch übersetzte Gedicht Sinn gemacht hat.
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vodkamartini
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Auf BluRay: Der Schut

Erster Orient-Streifen der Karl-May-Film-Welle der 60er Jahre. Buntes Abenteuer, welches der Romanvorlage erstaunlich gerecht wird.

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danielcc
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Kein May Film ist mir so dermaßen in Erinnerung wie der Schut. Ich weiß nicht, wie oft ich den als Kind (wohl meist Sonntags) gesehen habe. Herrlich farbenfroher Abenteuerfilm übrigens mit einer großartigen Musik.
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AnatolGogol
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vodkamartini hat geschrieben:Auf BluRay: Der Schut

Erster Orient-Streifen der Karl-May-Film-Welle der 60er Jahre. Buntes Abenteuer, welches der Romanvorlage erstaunlich gerecht wird.

http://www.ofdb.de/review/7525,632927,Der-Schut
Hier kann ich deine Begeisterung nicht (mehr) ganz teilen. Der Schut war in Kindertagen der einzige Brauner-Karl May, dem ich was abgewinnen konnte. Zwar hatte ich damals noch keine Ahnung von den Hintergründen um die Konkurrenz zwischen Rialto und CCC, aber dass die Filme anders und irgendwie "falsch" waren (beim Schut weniger, bei den anderen mehr) fiel mir da schon auf. Den Schut verbinde ich irgendwie auch immer mit Ostern, weil er da gefühlte 17 mal lief. Wie gesagt, ich mochte ihn ganz gern, aber deutlich weniger als die besseren Rialtos. Vor ein paar Jahren überkam mich der Anflug von Nostalgie und ich wollte den mal wieder schauen (die Rialtos hab ich über die Jahre immer und immer mal wieder gesehen und auch nie den Spass dran verloren) und war dann furchtbar enttäuscht. Nach ner halben Stunde hab ich abgeschalten, da er mir zu langweilig wurde. Der Film leidet mMn an den selben Problemen wie die meisten der Braunerschen Großproduktionen: da wurde geklotzt und man wollte einen auf große weite Filmwelt machen und kopierte gleichzeitig die diversen Vorlagen bis zum Abwinken, dabei beschränkte man sich aber fast ausschliesslich auf Äusserlichkeiten und Oberflächliches, wodurch der Charme der Originale nie erreicht wurde. Hinzu kommt, dass gerade die Brauner Großproduktionen auch immer einen Hang zum unfreiwilligen Trash hatten, das ist bei den Karl Mays weniger der Fall, Tendenzen gibt es aber auch hier. Und ebenfalls widersprechen möchte ich dir, dass die humoristischen Sidekicks bei Atze besser funktioniert haben. Bezüglich Howland in Winnetou I mag das stimmen, generell empfinde ich Borsches und Howlands Clownereien in den Wüstenfilmen aber deutlich unpassender und aufdringlicher als zB die Rialato-Pendants Wolter, Arendt oder Fox (letzter ist eh mein persönlicher Liebling).
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Maibaum
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Ich habe mir gestern leider die beiden zusammengehörigen Filme Der Schatz der Azteken und Die Pyramide des Sonnengottes angesehen. Einerseits weil sie fast Western sind, andererseits weil sie von Robert Siodmak inszeniert wurden. Das Siodmak nach Deutschland zurückgekehrt ist um dann am ende so einen dürftigen Müll zudrehen ist schon sehr schade. Neben der üblichen Naivität aller May Filme, ist das auch dramaturgisch so holprig und teilweise auch so schlecht inszeniert und geschnitten und photographiert, das ich es teilweise wirklich als hilflosen Trash empfunden habe. Und deswegen oftmals als nur noch lächerlich. 1/10
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AnatolGogol
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Was den Trashgehalt angeht sind die Atztekenfilme aber weit weniger schlimm als der ebenfalls von Siodmak inszenierte Kampf um Rom. Der hat auch so große Handlungslücken und Sprünge, dass da problemlos eine ganze gotische Armee unbemerkt durchmarschieren kann. Aber die Atzekenfilme sind auch nicht ohne und repräsentieren viel von dem, was ich im vorigen Post angesprochen habe. Definitiv auch noch mal ein ganzes Eck schlechter als die Wüstenfilme.
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Maibaum
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Ja, und das ganze Ende sieht lächerlich aus.

Da sind auch üble Story Fehler. Nachdem der Erbschleicher die Aztekenprinzessin zu töten versucht hat, folgt er ihrer Wegebeschreibung zum sagenhaften Goldschatz, und reitet noch lange herum als er quasi schon längst da sein müsste, und kommt dann da wieder an wo er losgeritten ist.
Sternau dagegen reitet erst zu Juarez (nur warum?) statt seine entführten Freunde zu befreien, ist aber dann doch genau so schnell da wo seine Gefährten direkt hingeritten sind.

Auch die Musikgestaltung wirkt ziemlich wirr.
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