56
von 00T
Agent
Genie und Schnauze(1988)
Sherlock Holmes-Filme gibt es ja zuhauf. Auch dieser Film fängt wie ein typisches Holmes-Abenteuer an: Holmes und Dr. Watson stellen zwei Verbrecher, die dann von dem mal wieder vorgeführten Inspektor Lestrade abgeführt werden. Aber dann wandelt sich alles gänzlich um.
Denn in diesem Film wird gezeigt, was kaum jemand weiß: Sherlock Holmes hat es nie gegeben. Im normalen Leben ist Holmes nur ein drittklassiger Bühnenschauspieler namens Reginald Kincate, der noch dazu ein Frauenheld, Glückspieler und Trinker ist, der absolut nichts von den brillanten Fähigkeiten besitzt, die Sherlock Holmes ausmachen. Diese besitzt nämlich Dr. Watson, der Kincate für die Rolle des Sherlock Holmes engagiert hat, um zu verschleiern, dass eigentlich er das Genie ist, das die ganzen Fälle löst. Jedoch ist alle Welt davon überzeugt, dass Holmes der Meisterdetektiv ist.
Die Idee an sich, dass Holmes nur von Dr. Watson erfunden wurde und dieser in Wirklichkeit das Genie ist, ist an sich schon grandios. Aber auch die Umsetzung dieser Idee ist großartig geworden. Das liegt nicht ohne weiteres auch an den beiden Hauptdarstellern. Michael Caine als Sherlock Holmes und Ben Kingsley als Dr. Watson sind beide genial und erwecken die Figuren des erfolglosen Schauspielers und genialen Doktors sehr schön zum Leben. Auch die anderen Darsteller wie Jeffrey Jones als Inspektor Lestrade oder Paul Freeman als Professor Moriarty können überzeugen, verblassen aber neben den beiden fantastischen Hauptsarstellern.
Die Story mag nicht oscarverdächtig sein, aber durch viel Witz und Spannung wird diese aufgepeppt und bringt den Film gut voran. Dazu werden die Klischees der Holmes-Geschichten auch alle schön erwähnt und in den Kontext gebracht.
Nachdem die beiden Partner zwei Verbrecher gestellt haben und Holmes sich wieder einmal vor den Kameras der Presseleute gesonnt hat, geraten Holmes und Watson in einen Streit, an dessen Ende Watson Holmes/Kincade feuert und nun alleine als der Kriminaldoktor die Fälle lösen will. Aber die Massen wollen Holmes, nicht Watson und als die Druckplatten der Fünf-Pfund-Noten gestohlen werden, sieht Watson sich gezwungen, Holmes zurückzuholen, da der Fall nur Holmes übertragen wird, sonst keinem. Also wollen die beiden ein letztes Mal einen Fall zusammen lösen, hinter dem niemand geringeres steht als der teuflische Moriarty, der zudem weiß, dass Holmes nur ein Schauspieler ist. Richtig problematisch wird es erst, als Watson verschwindet und Holmes, der noch nie einen Fall alleine gelöst hat, nun den Fall alleine aufklären muss.
Es ist herrlich anzusehen, wie Holmes und Watson Tatorte untersuchen und dabei Holmes, der als Genie auftreten muss, von Watson die nötigen Fingerzeige bekommt und selbst keine Ahnung von dem hat, was er da sagt. Auch wenn Holmes versucht, selber solche Schlüsse zu ziehen wie Watson, amüsiert man sich köstlich. Den ganzen Film über bekommt man genug Humor geliefert, um sich prächtig zu amüsieren und auch an Spannung fehlt es nicht, die im vielleicht etwas überzogenen Finale ihren Höhepunkt findet.
Gerade Sherlock Holmes-Fans sollten sich diesen Film nicht entgehen lassen, da er die Holmes-Geschichten gelungen auf den Kopf stellt und den Detektiv und seinen treuen Freund einmal ganz anders zeigen. Mit viel Witz und Spannung wird die Geschichte von Holmes und Watson komplett anders erzählt und unterhält prächtig, nicht zuletzt auch durch das tolle Spiel von Michael Caine und Ben Kingsley. Eine rundum gelungene Komödie um den berühmten Meisterdetektiv und seinen Freund und Gehilfen.
Punkte: (9/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)