Re: Der Alien & Predator Thread

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Ok, bei 60" sollte eine DVD dann schon abkacken. Deswegen kaufe ich auch nur noch die Blauen ,weil sie etwas zukunftssicherer sind.

Auf dem 42" aber trennt sich bei DVDs zumindest die Spreu vom Weizen. Viele Billig-DVDs, die auf dem Röhren TV noch gut aussahen, offenbaren jetzt ihre Schwächen. Und das Mastering aus Tijuana lässt auch meist zu wünschen übrig.

Re: Der Alien & Predator Thread

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Predator

Ein Raumschiff fliegt durchs All und lässt plötzlich eine kleine Kapsel Richtung Erde abfallen. Danach befinden wir uns mit den männlichsten Männern irgendwo im tiefen südamerikanischen Dschungel, um dort die bösen Russen im Auftrag der CIA zu erlegen. Am Ende treffen pures Testosteron und beeindruckend abartiges Production Design aufeinander. Solche Filme konnten nur die harten 80er Jahre hervorbringen. Mit dem Vietnam-Trauma der USA im Hinterkopf, brachte John McTiernan 1987 mit "Predator" einen Actionfilm ins Kino, der heute als absoluter Kultfilm angesehen wird. Doch wie immer hat die Medaille zwei Seiten. Was für die einen heute eine Erinnerung an die guten alten Zeiten zu sein scheint und mit viel Nostalgie verbunden ist, wirkt auf die anderen heute veraltet und altbacken. Die Wahrheit liegt aber - wie immer - irgendwo dazwischen.

Was findet sich auf der Habenseite? "Predator" ist ein knallharter Film, in dem es blutig zur Sache geht und der in der Gewaltdarstellung absolut konsequent verläuft. Wer das nicht mag, sollte auf zartere Filme zurückgreifen. Und wer - in Anbetracht des titelgebenden Außerirdischen - auf einen schockierenden Horrorfilm hofft, muss ebenfalls nach anderem Ausschau halten. "Predator" ist ein Kind der 80er und auf dem Programm stehen da nun einmal Actionszenen mit großen Knarren, Kerle mit coolen Sprüchen und eine stupide und zweckdienliche Handlung. Inhaltlich ist "Predator" tatsächlich nur eine von vielen Versionen des "Zehn kleine Negerlein"-Prinzips, bei dem einer nach dem anderen von der Bedrohung ins Jenseits geschickt wird, dabei aber nie subtil oder auf etwas Oberflächliches wie Charakterentwicklung ausgelegt. McTiernan hat viel zu viel Spaß daran, seine Darsteller eine unzählbare Masse an Munition in der Wildnis verschwenden zu lassen und das so ohrenbetäubend laut zu zeigen, dass selbst der düster-martialische Soundtrack von Alan Silvestri um ein vielfaches übertönt wird. Macht aber nichts, "Predator" ist als großer Spaß von großen Jungs für große Jungs gedacht und da sind Frauen, wie der kurze Auftritt von Elpidia Carrillo beweist, genauso deplatziert wie ein höherer cineastischer Anspruch.

Um es mit dem Predator aufzunehmen, der ein wahrer kreativer Triumph ist und dessen Design sich auch heute noch sehen lassen kann, müssen dagegen echte Männer her. Und mit dem "Terminator"-Arnold Schwarzenegger, der mit seinem rechten Oberarm allein bedrohlicher als eine ganze Einheit Soldaten wirkt, hat McTiernan den richtigen Hauptdarsteller besetzt. Schwarzenegger war natürlich nie ein großer Darsteller, doch die Regie weiß ihn richtig einzusetzen und so liefert er eine tolle Darstellung ab und scheint den Film besonders später zu bereichern. "Predator" ist schließlich auffällig in drei Akte gegliedert: dem stereotypen Soldaten-Actioner, das "Zehn kleine Negerlein"-Spiel und das schlussendliche, mit pfandfinderischem Einfallsreichtum inszenierte, Katz- und Maus-Spiel mit dem Wesen aus einer fernen Welt. Hier zeigt sich jedoch auch das elementare Problem des Films. Während insbesondere das letzte Drittel sich ganz auf Arnies Charisma verlassen kann, läuft davor vieles aus dramaturgischer Sicht eher wacklig. Das beginnt damit, dass die anfängliche halbe Stunde eine relativ platte Aneinanderreihung zu übertrieben cooler Machoeinlagen darstellt, in denen nichts wirklich Interessantes oder relevantes passiert. Natürlich gehört das zum Konzept McTiernans, allerdings versäumt er hierbei, jedem seiner Charaktere ein persönliches Wiedererkennungsmerkmal mit auf dem Weg zu geben. Und das macht sich dann im zweiten Akt deutlich bemerkbar.

Wenn nämlich der Predator auf der Bildfläche erscheint und anfängt, die Anzahl der Protagonisten langsam, aber stetig auf ein Mindestmaß zu dezimieren, will man schließlich auch mit den menschlichen Charakteren, gespielt unter anderem von Carl Weathers, Jesse Ventura und Shane Black, mitfiebern. Die Wahrheit ist aber, dass man eher hofft, einige bestimmte Personen, welche im Vorfeld durch den Intelligenzquotienten senkenden Sprüchen auffielen, würden doch etwas zeitiger ins Gras beißen. Nur nicht falsch verstehen: "Predator" soll und darf stupides Kino sein. Aber auch männliche Überlegenheit und Zurschaustellung enthemmter Muskelkraft ist in einem Film Elementen wie Timing, Gespür für den Nerv des Publikums und raffinierter Einbindung ins Geschehen unterworfen. Wenn das nicht gegeben ist, nutzt sich das Heldengehabe schneller ab, als man vielleicht denkt. Und genau das geschieht hier immer einmal zu oft, sinnbildliche dafür stehen Oneliner wie "I ain't got time to bleed" oder praktisch die ganze Figur von Black. So kommt leider nicht der erhoffte Nervenkitzel auf, viel schlimmer aber noch, spannend wird es auch zu keinem Zeitpunkt, dafür ist einem der Ausgang der Scharade viel zu egal. Ein glücklicher Umstand, dass McTiernan das ganz ähnlich sah und der dritte Akt sich wie erwähnt nur auf Publikumsliebling Schwarzenegger fokussiert und viel flüssiger und schwungvoller erscheint. Hier wäre womöglich Potenzial für noch mehr enthalten gewesen. Das Verwirrspiel zweier ebenbürtiger Gegner, die aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen den Krieg gegen den jeweils anderen führen, ist ein unterhaltsamer und spektakulärer Spaß, der alles zu einem versöhnlichen Abschluss bringt, der einem sogar mit einem zugekniffen Auge die ein oder andere Dummheit der ersten Parts vergessen lässt.

Fazit: John McTiernans Kultfilm "Predator" macht Fans des stumpfsinnigeren, aber dafür knallharten und erbarmungslosen Actionfilms bis heute völlig zu Recht viel Freude und hat sich seinen Status damit absolut verdient. Aus heutiger Sicht allerdings fehlt einem oft die Bindung an die Charaktere, die damit viel zu früh sich eindeutig als bloßes Opferwerk für den Predator entpuppen, der dafür aber so herrlich absurd und fies entworfen wurde, dass man sich seine Auftritte nahezu herbeisehnt. Das sein Motiv einfach nur sein offenbar böses Wesen ist, steht exemplarisch für die ganze Qualität von "Predator". Liebhaber des knackigen 80er-Kinos haben ihren Spaß. Alle anderen können sich derweil an dem ein oder anderen unfreiwilligen Lacher erfreuen. Aber nicht vergessen: Immer im Kontext der Zeit betrachten!

7/10
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Re: Der Alien & Predator Thread

50
Schöne Kritik Hille, aber ich stimme dir in einigen Punkten nicht zu und sehe den Film erheblich positiver - und das nicht nur aufgrund verklärender Nostalgie. :wink: Vor allem die Charakterzeichnung von Schaefers "wildem Haufen" finde ich nicht nur zweckdienlich, sondern äusserst gelungen. Die von dir angeführten Kritikpunkte diesbezüglich teile ich nicht, so sind beispielsweise gerade Shane Blacks zotige Sprüche genau die richtige Auflockerung, die der oft etwas bierernst daherkommende Testosteronkracher gut gebrauchen kann. Auch die übrigen Figuren finde ich trotz des geringen Aufwandes, den der Film hierfür betreibt, sehr effektiv gezeichnet, vor allem das zwar klischeehafte, aber eben auch sehr zweckdienliche Verhältnis zwischen Ventura und Duke. Gleiches gilt für das Konkurrenzgebaren zwischen Schwarzenegger und Weathers und Weathers und Duke. Klar, viele Klischees hier - aber eben zweckdienlich. Die von dir angesprochene Dreiteilung sehe ich auch so, erkenne hier aber absolut keinen qualitativen Abfall zwischen den Teilen, da jeder Teil seine dramaturgische Berechtigung und Notwendigkeit hat und darüber hinaus viel Spass macht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Alien & Predator Thread

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Natürlich hat das immer auch viel mit dem Befinden und den persönlichen Vorlieben zu tun, ganz klar. Und ich bin durchaus bei dir, dass eine gewisse Charakterzeichnung vorhanden ist. Das ist mir dann aber doch schon wieder so einfach und simpel, dass es emotional einer nicht vorhandenen relativ gleichkommt. :wink: "Verklärende Nostalgie" möchte ich übrigens niemandem, der den Film mag unterstellen, mir ging es nur um den Gegensatz zwischen "gute alte Zeit" und "längst veraltet", der gerade zwischen älteren und jüngeren Zuschauern durchaus enorm sein sollte. Aber auch hier denke ich, gibt es genügend, die den Film nicht für veraltet halten und trotzdem schwach finden und andersrum. Interessant, dass dich die Dreiteilung besonders bezogen auf den ersten Akt so gar nicht stört. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich das Schlusskapitel so grandios finde, aber findest du nicht, dass das alles zu Anfang mehr die übliche Standard-Routine darstellt? Mich fesselt sowas einfach nicht mehr, weil ich das in vielen anderen Filmen viel besser vorfinden kann.

Btw: Wie findest du das Sequel?
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Re: Der Alien & Predator Thread

52
Nein, den ersten Teil finde ich auch sehr gelungen. Beginnt schon mit der wirklich gelungenen Einführung mit dem Treffen Arnie-Carl, der Lagebesprechung und dem coolen Flug ins Einsatzgebiet. Shane Blacks erster Witz, auf den Landham völlig versteinert reagiert (bzw. eben nicht reagiert) da schmeiss ich mich jedesmal weg dabei. Den langsamen Aufbau, der dem Zuschauer nur wenig Informationen gibt und ihn lange im Unklaren lässt finde ich sehr gelungen, ebenso den militärisch ablaufende Überfall aufs Rebellencamp. Nein, ich kann hier wirklich keinen Abfall zum Rest erkennen, wenngleich das letzte Drittel natürlich in seiner Konstellation Arnie gegen den Predator schon sehr reizvoll ist, streng genommen aber eine sehr offensichtliche Doublette zu Stallones Auftritt in Rambo II (genaugenommen dem letzten Drittel des Films) darstellt. Als veraltet empfinde ich Predator überigens überhaupt nicht. Man müsst dann ja auch die Gegenfrage stellen, in wie weit der aktuelle Actionfilm etwas großartig anders oder gar besser macht. Anders mag stimmen, aber wenn ich an seelenlose Daueractionorgien moderner Blockbuster denke sehe ich wenig, was da besser wäre. :wink:

Das Sequel finde ich auch sehr stark, allerdings nicht ganz so großartig wie Teil 1, aber immer noch starke 8,5 Punkte.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Alien & Predator Thread

53
Sehr schöne Kritik, sehe das aber eher wie Anatol. Predator ist mir mind. 8 Punkte, wenn nicht sogar 9 wert. Der Film nimmt sich nicht so extrem ernst, hat witzige Charaktere und einen sehr coolen Showdown. Das ganze Szenario gefällt mir da unheimlich gut und wesentlich besser als das vom 2. Film, den ich aber auch noch ziemlich spaßig finde. ;)

Hille, sieh zu mit Teil 2. :) :P

Re: Der Alien & Predator Thread

55
Predator ist einer von Arnies besten Filmen der imo sehr gut gealtert ist. Interessanterweise mag ich die erste Hälfte lieber als die zweite und finde ebenfalls die Charakterizierung des Trupps sehr gelungen. Wie immer bei solchen Szenarien verliert der Film aber imo dann, wenn man die Katze bzw. das Monster aus dem Sack lässt, soll heißen visualisiert.
So lange die Söldner keine Ahnung haben mit wem oder was sie es zu tun haben, ist der Film enorm spannend. Natürlich ist die finale Action - zumal mit einem Brocken wie Arnold - dann sehr unterhaltsam, aber irgendwie auch business as usual. Und die Anlehnung an Rambo II sehe ich hier auch relativ deutlich. Trotzdem 8,5/10
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Alien & Predator Thread

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vodkamartini hat geschrieben:Wie immer bei solchen Szenarien verliert der Film aber imo dann, wenn man die Katze bzw. das Monster aus dem Sack lässt, soll heißen visualisiert.
Das empfinde ich oft genauso. Bei "Predator" ist das Monster aber viel zu toll entworfen, als das ich es missen würde. An dem Kostüm könnte ich mich ewig satt sehen. Wie schon im Review erwähnt: Ganz grandiose Arbeit! (Und sieht "natürlich" auch viel besser aus, als jedes nur erdenkliche CGI-Wesen.)
vodkamartini hat geschrieben:Natürlich ist die finale Action - zumal mit einem Brocken wie Arnold - dann sehr unterhaltsam, aber irgendwie auch business as usual.
Letzteres stimmt, aber für mich ist das "sehr unterhaltsam" auch wichtiger, als die Frage, ob sowas jetzt innovativ ist oder nicht. Das "Zehn kleine Negerlein"-Spiel vorab folgt ja auch jedem bekannten Genregesetz. Und da unterhält mich dann Charismabolzen Arnie gegen einen unglaublich hässlichen Außerirdischen einfach mehr, als die erneute "Wer geht als nächster drauf?"-Tour.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Ich finde das Design nicht ganz so gelungen, deshalb mag ich den 10-kleine-Negerlein-Teil lieber. Klar ist auch der nicht gerade innovativ. Am besten funktioniert der Film natürlich bei Erstsichtung, weil man einfach keine Ahnung hat, womit es die Männer zu tun haben (ähnlich wie bei Alien).
Trotzdem einer der wenigen Filme, die man sich eigentlich jedes Jahr anschauen kann.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Alien & Predator Thread

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vodkamartini hat geschrieben:Am besten funktioniert der Film natürlich bei Erstsichtung, weil man einfach keine Ahnung hat, womit es die Männer zu tun haben
Wobei ich erstaunt war, wie früh McTiernan da die Katze aus dem Sack lässt. Das Mysterium baut er eher um die Motive des Aliens auf - ob diese das am Ende rechtfertigen, ist eine andere Frage. Ich persönlich mag die simplen Beweggründe, weil es natürlich auf der einen Seite sehr schnell abgehandelt werden kann, aber auf der anderen eben auch eine schöne Parallele zu den Soldaten und dem jagen selbst zieht.
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Re: Der Alien & Predator Thread

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Ach du liebes heiliges bisschen... :shock:

Neill Blomkamp finde ich furchtbar. Richtig furchtbar. Aber meine Güte, den Film muss irgendjemand machen. Kann man dafür stimmen? Unterschriften sammeln? Gibt es eine Online-Petition?
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