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Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 23. Januar 2017 16:13
von vodkamartini
Agent 009 hat geschrieben:Kritikpunkte kann und wird es immer bei jedem Film zu jeder Zeit geben. Der eigene Geschmack wird da immer was finden. Es gibt halt keine Filme die jedem gefallen ;)

Meine Freundin hatte letztens durchleuchten lassen, dass sie Interesse an den Filmen hat. Aber ich weiß nicht so recht ob ich ihr das zutraue. Die Filme haben eine ruhige, langsame (wertfrei gemeint) Erzählstruktur. Das ist nicht jedermanns Sache. Mal sehen.
Wieso zutrauen? Also so sperrig sind die beileibe nicht. Man sollte halt nicht mit der heute weit verbreiteten Clip-Ästhetik-Erwartung rangehen und sich auf den Film einlassen.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 23. Januar 2017 18:25
von Maibaum
Hafen im Nebel (1938) - Marcel Carne (und Jaques Prevert)

Auf Arte um 22:10

Meisterwerk des französischen poetischen Realismus, und damit einer der herausragenden Filme der 30er. Jean Gabin als ulracooler fatalistischer Armeedeserteur, Michele Morgan (damals blutjunge 18 Jahre alt) mit ihrem unglaublichen Blick, Michel Simon und Pierre Brasseur, und dann noch so legendäre Leute wie Alexandre Trauner (Ausstattung), Eugen Schüftan (Kamera) und Maurice Jaubert (Musik) die halfen Carnes und Preverts Vision umzusetzen. Die meisten arbeiteten auch später noch an weiteren berühmten Filmen Carnes mit, deren berühmtester dann Die Kinder des Olymp (1945) wurde, aber Hafen im Nebel ist vielleicht trotzdem der Schönste.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 23. Januar 2017 18:29
von Casino Hille
Ja, auch für mich mindestens eine 9.5/10. Ein Meisterwerk.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 23. Januar 2017 23:42
von dernamenlose
vodkamartini hat geschrieben:Vielleicht ein Generationenproblem. Obwohl, du bist natürlich auch noch jung und liebst den Film dennoch :) Jedenfalls ist Coppolas Inszenierung nach heutigen Maßstäben sicherlich etwas betulich. Stummfilme z.B. reißen heute kaum noch jemand vom Hocker, vielleicht droht dieses Schicksal irgendwann auch mal dem "Paten". Wäre schade, aber schon vorstellbar.
Ich bezweifle, dass es wirklich ein Generationenproblem ist. Schließlich liebe ich auch mehrere Hitchcock-Filme, trotz ihrer teilweise heute nicht mehr gängigen Inszenierung. Und schließlich bin ich nicht mit dem modernen Kino aufgewachsen, sondern habe, als ich mich mit 16,17 angefangen habe für Filme zu interessieren, mit älteren Filmen (in erster Linie Hitchcock) angefangen.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 24. Januar 2017 10:13
von Thunderball1965
Ok, schieben wir es auf das Generationenproblem, dass ich mit dem Paten nicht warm werde.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 24. Januar 2017 10:29
von GoldenProjectile
vodkamartini hat geschrieben:Jedenfalls ist Coppolas Inszenierung nach heutigen Maßstäben sicherlich etwas betulich.
Finde ich jetzt überhaupt nicht. Die Filme sehen doch sehr modern bzw. zeitlos aus.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 24. Januar 2017 11:41
von Maibaum
Allerdings, die sind ganz hervorragend gealtert. Was aber auch bei Filmen die nicht in der Gegenwart spielen immer etwas einfacher ist.
Auch Apo Now sieht aus wie Neu, während The Conversation gleich in mehrfacher Hinsicht ein Kind seiner Zeit ist

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 5. Februar 2017 21:42
von Maibaum
Spione - Fritz Lang, 1928

Wer immer noch meint die Bond Filme hätten groß was Neues ins Kino gebracht, kann sich hier eines Besseren belehren lassen.
Spione enthält eigentlich schon das Meiste was später Teil der Bond Formel wurde. Ein cooler Held, schöne Frauen, größenwahnsinnige Masterminds, absurd überzogene Mordanschläge, Gadgets, Verfolgungsjagden, Verkleidungen, bizarre Geheimverstecke die mit viel Geballer gestürmt werden müssen und um einen gegnerischen Agenten abzufangen wird eben mal schnell durch halb Europa geflogen.
Es würde mich nicht wundern wenn die Bond Macher den als Jugendliche gesehen hätten, denn das war damals ein internationaler Erfolg.

Jetzt kann man ihn noch hier über Arte streamen: http://cinema.arte.tv/de/artikel/spione ... itz-lang-0

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 5. Februar 2017 22:48
von Thunderball1965
Der coole Held verschwindet dann ja auch schnell genug, wenn er sich umgezogen hat. Häufig ist der Film billig und stereotyp auf eine unangenehme Art. Trotzdem irgendwie unterhaltsam.

Btw, du hattest ja mal Beethoven als Bond-Komponisten vorgeschlagen, wie wärs dann auch mit Rudolf Klein-Rogge als Bösewicht?

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 6. Februar 2017 01:08
von Maibaum
Thunderball1965 hat geschrieben:Der coole Held verschwindet dann ja auch schnell genug, wenn er sich umgezogen hat. Häufig ist der Film billig und stereotyp auf eine unangenehme Art. Trotzdem irgendwie unterhaltsam.
Von welchem Film redest du?

Von Spione?
Stereotyp? Im Vergleich zu Bond?
Billig auf keinen Fall.
Und warum verschwindet der coole Typ?


Beethoven? Nicht ernsthaft. Ich brauch keine sinfonische Musik in Filmen.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 6. Februar 2017 12:38
von Thunderball1965
Keine Ahnung, woran das liegt, aber Fritz Lang scheint ja eine schwäche für kitschige Romanzen zu haben. Schon in seinem potenziell besten, dem Testament des Dr. Mabuse, ist dieser Subplot ja dermaßen deplatziert und mies entwickelt. In Spione ist das ja ebenso problematisch.

Der coole Agent mit der 3-stelligen Kennziffer verschwindet relativ am Anfang des Films und wird unerwartet durch einen profillosen jungen Anzugträger ersetzt. Ich frage mich, was der mit ihm gemacht hat.

Billig war nicht bzgl. des Looks gemeint, sondern eher im Sinne von den Preisen, die die literarische Vorlage vermutlich an der Tankstelle gekostet hat. Gerade in Bezug auf die Bösewichtsfigur, die von einem meiner absoluten Lieblingsschauspielern gespielt wird, gibt es unzureichend ausgearbeitete Rollen (betrifft aber auch andere Figuren).

Dazu kommt, dass der Film recht episodenhaft erzählt wird und bei der Laufzeit dann irgendwann ausufernd wird.

Nichts desto trotz kann der FIlm mit seinen Stärken unterhalten: Der Beginn ist schon recht flott, die Einführungsszene des (der) Agenten vor der Polizeiwache zeigt, wie der Hase läuft, dazu kommt man in dem FIlm weit rum und die Over the top Attentate sind nett. Getrübt wird der Eindruck aber durch die Besetzung/Konzeption der Hauptrolle und doch einige trashige Elemente.

Insgesamt ganz netter 20-Jahre-Bond, aber kein 8/10er.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 1. Mai 2017 21:17
von Maibaum
Die Spielregel - Jean Renoir, 1939

Gleich kommt auf Arte mit Die Spielregel einer der gern so genannten "besten Filme aller Zeiten", jedenfalls einer der ganz großen Filmklassiker. Und das ist er nicht ganz zu unrecht.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 12. Januar 2018 10:29
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Heute auf Arte um 23:00 :

Die scharlachrote Kaiserin (The Scarlett Empress) - Josef von Sternberg, 1934
Anderthalb Jahre auf meiner Festplatte und jetzt endlich zur Sichtung gekommen: visuell wirklich ein sehr betörender Film, auch die Ausstattung und der Aufwand sind extrem hoch. Dramaturgisch war ich dafür nicht ganz so begeistert, das plätscherte mir doch etwas zu sehr vor sich. Dafür fand ich Sam Jaffe als irres Peterchen zum Schiessen, schade dass der FIlm ihm nicht noch mehr Zeit und Szenen gewidmet hat. Ich gebe mal 7 Punkte.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 12. Januar 2018 12:37
von Maibaum
Plätschern würde ich das nicht nennen. Aber es ist sicher nicht die übliche Art eines dramaturgischen Aufbaus, jedoch sehe ich das in dem Fall als Gewinn an. Und natürlich gewinnt der Film bei einer 2. Sichtung noch gut hinzu.

Von Sternbergs Filme sind visuell (fast) alle recht betörend.

Re: Maibaums kleiner mieser Filmtipp

Verfasst: 12. Januar 2018 12:49
von GoldenProjectile
Maibaum hat geschrieben:Von Sternbergs Filme sind visuell (fast) alle recht betörend.
Und ich habe gestern im Indie-Kino festgestellt dass ich die Wiederaufführung von Shanghai Express verpasst habe. Dreckdreckdreck.