Was? Der war das? Na, sieh einer an, man lebt also doch dreimal.Agent 009 hat geschrieben:Mit der dritten und letzten Regie-Arbeit im Franchise beförderte Lewis Gilbert Roger Moore in seinem mittlerweile vierten Bond-Abenteuer nicht nur über die halbe Welt
Jetzt mal im ernst: Lewis Gilbert hat nur bei TSWLM und MR Regie geführt. Es kann gar nicht anders sein. Der Kerl von YOLT, so toll viele Stellen des Filmes auch sind, hatte einfach zufällig einen identischen Vor- und Nachnamen, eine große optische und akustische Ähnlichkeit zu seinem Nachfolger und hat sich mit dem Geld für YOLT nach Japan abgesetzt. Wirklich jetzt, es muss so gewesen sein. Glaubt mir!
Und übrigens (Fun Fact Time) im Deutschen die Synchronstimme von Darth Vader teilt. Noch eine SW-Parallele mehr. Wenn das nichts ist!Agent 009 hat geschrieben:während der Bösewicht Hugo Drax von Michael Lonsdale gespielt wird

Gerne wird MR ja dafür verteufelt, dass Cubby und Co. nur versucht haben, auf den Sci-Fi-Boom aufzuspringen, statt etwas eigenes und mutiges zu wagen. Dem muss ich aber mal entgegen halten: Diesem Trend zu folgen war ein Geniestreich! Aus finanzieller Hinsicht war es natürlich ohnehin das cleverste und beste, was sie nur irgendwie tun konnten, aber gleichzeitig war es eben (teilweise natürlich auch Glück) vor allem zum perfekten Zeitpunkt gewählt, zu einem Moment, als die Bondsche Realitätsflucht durch TSWLM bereits soweit ins Unendliche gesteigert wurde und neue Höchstmaße erreicht hatte (das gigantische Tanker-Set, die vielen atemberaubenden Locations, die Handlung/der Aufhänger), konnte man doch eh gar nicht anders, als Bond in den Weltraum zu schicken. Es war ein selbstironisches auf die Spitze treiben des eigenen Franchises und das dann so konsequent anzugehen (wohlgemerkt ein wenig durch den Trend in Zugzwang geraten): Respekt!Agent 009 hat geschrieben:Durch die Erfolge von 'Star Wars' und 'Unheimliche Begegnung der dritten Art' im Jahre 1977, entschlossen sich die Produzenten entegegen der Ankündigung erst Moonraker zu verfilmen
Sieht man MR (oder TSWLM, TB, DN und YOLT), dann muss man es einfach sagen: Ken Adam ist einer der wichtigsten Erfolgsgründe für ein paar der besten Bond-Filme aller Zeiten! Das mag übertrieben klingen, aber ich glaube viel mehr, man kann Adams Einfluss auf die Qualität "seiner" Bond-Filme gar nicht überschätzen. Diese gewaltigen Sets, dieser einmalige und unverkennbare Stil, der von ihm betriebene Aufwand, seine unkomplizierte Herangehensweise an riesige Bauprojekte... vereinfacht gesagt: Ohne Adam würden die Bond-Filme so wie wir sie kennen nicht exisitieren, ohne ihn gäbe es keine Vulkan-Basis, keine SPECTRE-Operationsbasis, keinen Reaktorraum, keine Raumstation, keinen Tanker... Schade, das die Ära Adam mit MR endgültig sein Ende nahm.Agent 009 hat geschrieben:Ken Adam hat hier wie zuvor schon immer fantastische Arbeit geleistet und seinen Beitrag zum optischen Genuss des Filmes beigetragen.
Hier muss ich leider entschieden widersprechen: Die PTS ist DER (!!!!!!) Höhepunkt des Filmes! Der spannungsgeladene Beginn, die M-Moneypenny-Szene (die ja bei Gilbert und dem anderen Gilbert etwas obligatorisches hat) und dann der Stunt der Bond-Reihe. Ohne Witz, der Fallschirmsprung ist für mich die beste Actionszene bei Bond! Mit schweißgebadeteren Händen kann man doch gar nicht im Kino empfangen werden oder? Klar, Filme wie OP und TLD haben später in ähnlichen Höhen ähnlich absurde Aktionen gezeigt und mir verwandt-anmutende Glücksmomente beschert, aber die verwenden diese Szenen im Finale als ultimativen Höhepunkt: MR fängt damit gerade erst an! Man ist keine vier Minuten dabei und schon spiegelt sich ein derartiges Spektakel am Himmel ab, um das andere Filme Bond nur beneiden können. Perfekt! Erst recht, wenn sich diese "Was zur Hölle?"-Gefühle dank Jaws in ein herzhaftes Lachen lösen und einen Basseys majestätisch-ruhig anmutender Song wieder auf normale Herzschlagfrequenz zurückholt.Agent 009 hat geschrieben:Die Pretitlesequence ist ebenfalls ein Highlight des Films, wie ich finde.
Muss man dazu bei Moore denn noch irgendwas sagen? Wie schon TSWLM ist auch MR einer der lustigsten Filme, die ich kenne: Pointiert, hervorragend getimet, stets passend und (wie übrigens auch in jedem guten Comedy oder Kabarett-Programm) immer als Auflockerung gedacht, also nie die Hauptattraktion (zumindest oberflächlich nicht).Agent 009 hat geschrieben:Der Film strotzt nur so vor tollen Szenen und Kulissen, hat zudem auch eine gute Dosis Humor zu bieten.
Freut mich, dass noch jemand so wie ich sich an dieser Idee herrlich erfreuen kann. Ich liebe die Szene. Der unwirkliche Beginn ist cool (der Messerwerfer im Sarg... wie würde es Heinz Erhardt ausdrücken? "Er lag gleich richtig"!), dann die absurd-komödiantische Verfolgungsjagd durch das wunderschöne Venedig (man muss diese Stadt einfach für so eine Szene nutzen) mit tollen Einfällen wie dem verliebten Pärchen oder dem total überzogenem Ende... MR ist schon eine Klasse für sich!Agent 009 hat geschrieben:Ein Highlight der ganzen Reihe ist für mich das Szenario mit den Gondeln.
Sehe ich ähnlich. Moonraker ist vermutlich sogar der optisch größte Bond von allen. Mehr Glamour und Flair als Venedig, Rio und das französische Schloss geht glaube ich nicht mehr!Agent 009 hat geschrieben:Moonraker ist einer der optisch beeindruckendsten und schönsten Bondfilme bis dahin, bietet er durch die etlichen Locations in Frankreich
Ja, die Hundejagd. Die Hundejagd ist wirklich eine faszinierende Szene, die du zurecht gleich mehrmals im Review erwähnst. Für mich ist sie aus dramaturgischer Sicht absolut herausragend und ein tolles Beispiel dafür, dass MR eben doch auch abseits des Comedy-Spaß-Entertainment-Faktors viel reißen kann. So überrascht Moonraker als Film den Zuschauer tatsächlich und verschafft ihm ein unangenehmes Gefühl, direkt auf eine eher heitere Szene folgend. Daher hier auch ohne humoristische Auflockerung im Anschluss. Genau solche Szenen brauchten Moores Bonds eben auch, um ernst genommen zu werden, damit der Rahmen des Vorhersehbaren (der Bond immer umgibt) auch mal überraschender scheint, als er ganz nüchtern betrachtet eigentlich ist. Ich freue mich jedes Mal total auf den Moment, wenn die gute Clery plötzlich bemerkt, was vor sich geht und das Weite sucht. Einen ähnlichen Moment hat MR übrigens später noch ein weiteres Mal: Beim Tod der beiden Wissenschaftler im Laboratorium in Venedig. Und auch TSWLM hat (in Folge von Jaws anfänglichen Morden) ähnliches zu bieten. Gilbert war eindeutig der beste Mann, den man für Moores Bonds hätte besetzen können: er verstand, worauf es ankommt!Agent 009 hat geschrieben:mit der recht 'unangenehmen' Jagd der Hunde
Ich möchte die hier geteilt zustimmen. Jaws ist für mich der einzige wirkliche Störfaktor in MR. Er scheitert wie schon im Vorgänger zwar die ganze Zeit, hat aber nun nicht mehr das Gewicht eines Killers (gerade, weil er nicht einmal erfolgreich sein darf) und ist mir noch eine Spur zu wenig bedrohlich. Ärgerlich ist dann seine stark aufgesetze Wendung. Das ist nett gedacht, aber ziemlich überflüssig und entkräftet die Figur bloß umso mehr. Richtig doof ist aber, dass Gilbert Jaws zahlreiche blöde Slapstick-Momente schreibt und vor allem ihn so eindeutig unnötig in die Handlung presst, dass es einem sofort auffällt, so kommt es auch zu einzig wirklich schwachen Szene in MR: Der zweiten Bootsjagd! Nicht genug, dass die Szene unmotiviert aus dem Nichts kommt und von Barry gelangweilt mit dem 007-Thema untermalt wurde, ist es ausgerechnet wieder eine Bootsjagd. Wozu? Man hatte doch bereits eine! Beim Weltraum-Teil kann ich dann nur geteilt zustimmen: Ja, die Laserschlacht im All sieht arg zweidimensional aus, aber diese eine Minute oder was das ist kann mir den Rest einfach nicht verderben. Die Anflugszene auf die Station (überhaupt die Enthüllung der Station) ist der pure Wahnsinn, Adams Set eine Bombe und die anschließende Globenjagd ein spannender und überraschender Abschluss mit einem ungewohnt ernsten Moore. Vielleicht hätte man das Gefecht direkt nach Innen verlegen sollen. Aber das sind für mich winzige Details, die das Sehvergnügen nicht schmälern. Dafür sehen die Weltraumaufnahmen auch viel zu gelungen aus, als das ich mir das versauen wollen würde.Agent 009 hat geschrieben:Nicht so gelungen wie das meiste im Film ist das etwas überladene Finale inklusive der Massenschlacht, die in keinem Bondfilm bisher so richtig überzeugen will. Hier wirkt das ganze manchmal etwas albern, vor allem was die Laserkanonen und ihre Geräusche angeht. Auch die Darstellung des Beißers ist dort etwas seltsam und hatte sich ja schon nach der Gondel-Szene angedeutet, erreicht hier aber ihren Höhepunkt. Komischerweise hat mich das weniger gestört. Mir gefiel das irgendwie. Die Schießerein mit den Laserkanonen hingegen weniger. Optisch war das ganze Weltraumsetting dennoch stark umgesetzt und wirkt wie bereits erwähnt auch heute nicht veraltet oder gar billig. Immer noch toll anzusehen.
Dick aufgetragener als das Ende von YOLT, TSWLM oder einigen späteren Bonds? Na, ich weiß ja nicht.Agent 009 hat geschrieben:Lewis Gilbert bringt einen beeindruckenden und visuell begeisternden Bond, der aber große Schwächen im zu dick aufgetragenen Finale aufweist
Schade, das dir der Weltraum-Teil am Ende so viel zerstört. Ansonsten wie immer ein tolles Review, in dem sichtlich viel Mühe steckt und eine Wertung, mit der ich mit wenigen Einschränkungen absolut zufrieden bin! Freue mich auf deine Ansichten zu FYEO ... auch weil ich das Gefühl habe, dass ich dir da noch etwas mehr widersprechen werden darf.Agent 009 hat geschrieben:8/10