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von Agent 009
00-Agent
James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag (Die another day), 2002
Der Jubiläumsbond, gespickt mit vielen Anspielungen und Hommagen an die alten Filme, einigen echt starken Actionszenen und vielen weiteren tollen Momenten, war der vierte und letzte Leinwandauftritt von Pierce Brosnan als James Bond. Judi Dench & Samantha Bond traten abermals als M und Moneypenny auf, während auch Colin Salmon zurückkehrte. Der verstorbene Desmond Llewelyn wird als Q durch John Cleese ersetzt, welcher im Vorgängerfilm schon mehr oder weniger als Nachfolger eingeführt wurde. Neu im Boot sind Toby Stephens als Bösewicht Gustav Graves, Halle Berry als Bondgirl Jinx, Rosamund Pike als Miranda Frost & Rick Yune als Henchman Zao. Regie übernahm der Neuseeländer Lee Tamahori, während Neal Purvis und Robert Wade erneut das Drehbuch schrieben.
Bond wird während eines Auftrags in Nordkorea gefangen genommen, bei dem er Colonel Tan-Sun Moon auf der Spur ist, Sohn des einflussreichen Generals Moon, da dieser womöglich in schmutzige Geschäfte verwickelt ist. Bond jedoch wird verraten und enttarnt, sowie gefangen genommen und gefoltert. Es kommt später zu einem Austausch, bei dem Bond wieder freigelassen wird. Er will jedoch die Spur wieder aufnehmen und sowohl den Verräter aufdecken als auch den krummen Geschäften um den Terroristen Zao ein Ende bereiten.
Wie auch die anderen drei Brosnan-Bonds gibt es auch hier wieder eine starke Eröffnungssequenz die es absolut in sich hat. Großartige Action in einem tollen Setting mit stark gefilmten Szenen. Großes Kino. Brosnan ist cool wie eh und je und liefert hier noch einmal einen Bombenstart hin. Auch die Sequenz des Titelsongs ist großartig gemacht und erzählt die Gefangenschaft Bonds praktisch weiter, was ziemlich spannend und in der Reihe auch einzigartig ist. Den Song selber hingegen halte ich für das mit Abstand schwächste Titellied der Reihe. Der grausige Elektrosound ist überhaupt nichts für meine Ohren und in jeder Hinsicht eine Schandtat für den Film. Immer hin konnte man das Instrumental teilweise gut in den Score integrieren. Zurück zu Brosnan: Er liefert im Film wieder eine großartige Performance ab, spielt den zu Beginn gefolterten Agenten so großartig, bringt den Humor so perfekt auf die Leinwand und ist einfach eine Idealbesetzung für die Rolle. Halle Berry und Rosamund Pike wissen in ihren Rollen zu überzeugen, wobei mir 1, 2 mal zu dick aufgetragen wurde, was Berrys Figur angeht. Da fand ich die Figur 'Wai Lin' aus der Morgen stirbt nie deutlich angenehmer, passender und besser in den Film integriert. Der Bösewicht hat durchaus seine Momente und wird von Stephens soweit ganz gut gespielt, manchmal aber auch etwas zu dick aufgetragen, für meinen Geschmack. Nichtsdestotrotz funktioniert er die meiste Zeit über, genau wie sein Henchman Zao, der aber optisch irgendwie seltsam wirkt. Die Diamantenkopfgeschichte war sehr merkwürdig.
Actiontechnisch ist der Film zum größten Teil erste Sahne und hat sogar ein paar der coolsten Szenen des ganzen Franchise. Die Eröffnungssequenz ist verdammt großartig, genau wie der Schwertkampf im Club. Selten war Bond so cool, so lässig, so stylisch und schlagfertig mit einer anderen Waffe als seiner Pistole. Das war einfach großartig choreographiert, mit Biss und vielen Wendungen, was die Nutzung der Waffen angeht. Ganz großes Kino und sehr unterhaltsam. Auch Bonds Alleingang auf Kuba war sehr interessant und gut umgesetzt. Optisch funktionierte Andalusien als Location für die Kuba-Szenen hervorragend, genau wie viele andere Drehorte im Film. Sowohl die Locations in Großbritannien als auch die Südkorea waren klasse eingesetzt. Auch Island funktionierte prächtig, genau wie das Eiskonstruk von Palast beeindruckend war. Optisch kann sich der Film bei den Drehorten jedenfalls nichts vorwerfen lassen. Actiontechnisch hat man es gerade gegen Ende etwas übertrieben. Das letzte drittel ist eine für mich sehr oberflächliche Materialschlacht die Seinesgleichen sucht. Selten hatte ich was gesehen, das so seelenlos und teilweise auch so spannungsarm inszeniert wurde. Die Grundideen waren nicht schlecht aber vieles funktionierte für mich einfach nicht. Henchman Zao hat auch ein mit Gadgets ausgestattetes Fahrzeug, Icarus mit riesigem Laser als Superwaffe, Graves Anzug und so weiter. Genannte Dinge waren einfach zu viel für mich und auch wie diese in den Film eingebaut wurde, war so zu viel. Weniger wäre deutlich mehr gewesen, vor allem weil der Film bis dahin einfach fantastich, spaßig und extrem unterhaltsam war.
Der Humor und die Handlung kommen im Film nicht zu kurz, so ist die Szene in der Bond mit dichtem Bart und im 'Pyjama' das Hotel betritt zu den Highlights des Films. Das Ganze hat irgendwie Stil, ist aber auch irgendwie besonders. Auch viele One-Liner funktionieren hervorragend. Peinlich wirds dann wenn es um Bonds Stoßkraft geht oder um Sprüche in den letzten Szenen mit Berrys Figur Jinx. Wer sich diese Dialoge und 'Witze' ausgedacht hat, gehört eindeutig ausgepeitscht. Unkreativ, extrem pubertär und schwach. Da war der 'Christmas'-Witz des Vorgängers Oscarverdächtig. Ungeachtet der genannten Dinge funktioniert der Film aber sehr gut. Der Humor stimmt, die Darsteller funktionieren und auch die Action ist großartig. Der Film ist bis zum letzten Drittel perfekte Unterhaltung, baut dann aber leider stark ab was sehr unnötig ist. Schade, das man alles größer und spektakulärer machen wollte. Das ging nach hinten los. Dafür ist der Einbau sämtlicher Anspielungen auf ältere Filme gelungen und wirklich klasse.
Die another Day ist ein sehr unterhaltsamer Bondfilm, der aufgrund seines Schlussdrittels aber einige Punkte liegen lassen muss, da er einfach zu überladen, zu übertrieben wirkt. Die Art wie gewisse Dinge umgesetzt wurden fand ich einfach zu groß, zu künstlich. Dazu teilweise schwache Effekte und schwache Einfälle wie die Surfszene, die echt verdammt merkwürdig war. Teilweise ist das einfach zu viel, selbst für Bond. Wie bereits erwähnt ist der Humor im Film großartig und der Film hat 2 der absoluten Highlights der Reihe zu bieten, was die Action anbelangt. Zudem sind die Szenen in der 'virtuellen Realität' ein großes Plus. Gleiches gilt für den wunderschönen Aston Martin, der den Film mit seinem tollen Aussehen bereichert. Der Unsichtbarkeitsmodus hätte nicht sein müssen, war aber in ordnung. Auch sonst überzeugt der Film mit einem tollen Hauptdarsteller, schönen Dreohrten und einem guten Soundtrack von David Arnold. Stirb an einem anderen Tag ist nicht der schwächste Film der Reihe, aber vielleicht derjenige der das meiste Potenzial verschenkt, denn das hier hätte großartig werden können. Schade, das Brosnan so abtreten musste.
6,5/10