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von photographer
Agent
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Die Abstimmungen, die am Ende zur Vergabe der Oscars in den jeweiligen Einzel-Kategorien greifen, können selbstredend niemals vollständig den eigenen persönlichen Geschmack und Vorlieben gerecht werden, jedoch fand ich dieses Jahr, dass man in Hollywood es verpasst hat, in bestimmten Bereichen "Geschichte" zu schreiben:
Das fängt mich mit "Mad Max: Fury Road" an – eine filmische Vision, die allein auf den Regisseur George Miller zurückzuführen ist. Es erweist sich in meinen Augen als Hohn, wenn die Abstimmungsberechtigten dem Film in sechs Nebenkategorien Auszeichnungen zugestehen, aber bei der Regie einknicken, weil das Thema genrespezifisch nicht "schick" genug ist.
Auch wenn Martin Marcantonio Luciano Scorsese als Regisseur sicherlich eine andere Hausnummer ist, fand ich es bei seinen Filmen früher auch immer despektierlich, wenn an seinen Werken beteiligte Mitarbeiter sich bei Oscar-Verleihungen bei ihm bedanken konnten, während er über Jahre übergangen wurde.
Auch wenn ich Sylvester Gardenzio Stallone hinsichtlich seines schaupielerischen Œuvres persönlich jetzt nicht zu den Großen seiner Zunft zähle, so bleibt doch Rocky Balboa immer die Rolle seines Lebens, die gerade den klassischen Oscar-Anforderungen gerecht wird und da der Mime schon 1977 gegenüber der posthumen Ehrung an Peter Finch als besten Hauptdarsteller das Nachsehen hatte, wäre es eine tolle Geste gewesen, ihn diesmal auszuzeichnen.
Ich sehe es nun ähnlich verschenkt wie bei Alfredo James Pacino in seiner Rolle als Michael Corleone in Francis Ford Coppolas ersten beiden "Godfather"-Filmen, wobei man beim dritten Teil sich eine Nominierung dann gleich vollständig gespart hat, da der Verleiher Paramount von vorne zu sehr darauf gesetzt hatte einen automatischen Oscar-Renner in der Tasche zu haben.
Ärgerlich fand ich auch, dass der Song „Til It Happens to You“ nicht fruchten konnte mit seiner wichtigen Botschaft, wobei es mir jetzt weniger um die Auszeichnung für Sam Smiths „Writing’s on the Wall“ als Gewinner in Kategorie "Bester Filmsong" geht, sondern um die Ehrung von "Spotlight" als Besten Film des Jahres, da ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Hollywood den katholischen Würdenträger und ihren Verfehlungen die rote Karte mit aller Macht zeigen wollte, während es bei Verfehlungen der eigenen Leute und wo es weniger um eine Minderheitengruppe geht, man sich doch als weniger konsequent präsentiert, da man ja nicht absehen kann, wer hier unter Umständen einmal alles auf der Anklagebank landet.
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