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von Hannes007
Agent
Gestern Abend hatte ich dafür noch Zeit; Film Nummer 21 in der Reihe:
Casino Royale
Gleich vorweg ein 'Geständnis': nach der damaligen Sichtung im Kino hat mir CR überhaupt nicht gefallen. Kein Q, keine Moneypenny, fast keine Gadgets - das waren damals meine Kritikpunkte. Craig hat mir in der Rolle jedoch schon immer gut gefallen. Dann kam die DVD heraus, es folgte Sichtung auf Sichtung; bei Filmen wie LTK, FRWL oder DN ebenso - und dann war ich von CR begeistert. Woran es genau gelegen hat, was dann letzten Endes die Begeisterung ausgelöst hat, kann ich heute damit begründen, dass mir solche Materialschlachten wie YOLT oder DAD nicht zusagen und ich die härteren, dreckigeren 'down-to-earth' Filme einfach im Laufe der Jahre liebgewonnen habe.
CR ist so unglaublich erfrischend weit entfernt von seinem direkten Vorgänger und auch vielen anderen Filmen in der Reihe. Der Neustart nach DAD war aus meiner Sicht völlig richtig, irgendwo logisch und auch dringend nötig, denn wenn es so weitergegangen wäre, weiss ich nicht wie lange die Reihe noch gelaufen wäre.
Zum Film: die kurze PTS mit einem ersten harten, dreckigen Kampf lässt bereits erahnen wohin die Richtung in CR geht. Craig agiert mMn bereits hier völlig professionell und abgeklärt. Die Gunbarrel hat man in die PTS eingebaut und obwohl es gut gemacht ist, würde ich sie doch lieber ganz am Anfang sehen. Die TS und der Titelsong sind für mich perfekt und passen zu Bond wie kaum Andere!
Weiter gehts mit dem ersten Auftritt der Bösewichtabteilung um die beiden brilliant gespielten Mr. White und Le Chiffre. Obanno wirkt ebenfalls glaubwürdig brutal, erst recht in der Szene, als er Le Chiffre's Freundin bedroht. Womit ich schon zum Thema Cast komme. Judi Dench spielt besser als je zuvor. Sie war schon im Zusammenspiel mit Brosnan hervorragend, mit Craig steigert sie das noch. Das Fehlen von Q und Moneypenny stört mich mittlerweile nicht mehr. Eva Green als Vesper Lynd - brilliant. Schlicht brilliant, speziell der Dialog mit Bond im Zug und in der Autofahrt zum Hotel Splendide. Ich liebe diese Szene! Selbst kleinere Nebenrollen haben Charme, sei es Andreas Daniel als Croupier beim Pokerspiel, die Empfangsdame im Ocean Club auf den Bahamas oder Carlos Leal als Chef de Partie. Giancarlo Giannini als Rene Mathis und Jeffrey Wright als Felix Leiter gefallen mir unheimlich gut; speziell die Interpretation von Felix Leiter mag ich sehr. Ich finde beim besten Willen niemanden, den ich anders besetzen würde oder der mir überhaupt nicht gefällt.
Die Locations sind perfekt gewählt und erzeugen bei mir richtiges Bondsfeeling. Bahamas, das Grandhotel Pupp als Hotel Splendide, das alte Kaiserbad als Casino Royale, Venedig, die Villen Balbianello und Gaeta in der Schlussszene - all das ist richtig stimmungsvoll ins Bild gesetzt, um nur ein paar zu nennen.
Zur Story kann ich sagen, dass sie einfach sehr gut funktioniert. Und zwar drei Stränge nebeneinander: die Entwicklung von Bond selbst, die Geschichte um Le Chiffre und das Geld, die Geschichte um Vesper. Bond darf Gefühle zeigen, er darf zeigen, dass er verletzt und enttäuscht ist. Speziell die Szene mit Vesper unter der Dusche - Grosse Klasse! Sehr stark finde ich, dass Bond praktisch vom Kündigungsmodus heraus sofort wieder als Profi auftritt, nachdem er erfahren hat, dass Vesper ihn betrogen hat und mit dem Geld 'verschwinden' will.
Für mich ist und bleibt CR der perfekteste Bondfilm.
Fazit: Craigs Erstling ist für mich sein bester. CR ist im Vergleich zu vielen anderen Beiträgen in der Reihe eine echte Innovation - wenn ich jeweils den Vorgänger zum Vergleich heranziehe. Martin Campbell bestätigt mit CR sein sehr gutes Bonddebüt GE nicht nur, er übertrifft es bei weitem. Le Chiffre spielt einen durch und durch glaubwürdigen Bösewicht; ebenso wie der undurchsichtige Mr. White und seine geheimnisvolle Organisation. Jede Rolle im Cast ist perfekt besetzt. Der Score passt ebenso, genau wie die Locations! Es gibt nichts an CR auszusetzen, daher
10 / 10 Punkte
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."
Tomorrow never dies (1997)