AnatolGogol hat geschrieben:Das ist für mich Holzhammer-Regie, damit auch der letzte merkt, wie spektakulär die Wolke sein soll.
Hm. Kann man absolut so sehen, ist auf alle Fälle schlüssig.

Ich sehe da allerdings eine ganz ganz andere Intention in Wises Maßnahme, das Erkunden der Wolke derartig zu inszenieren. In meinen Augen wird hier klar versucht, den Menschen als etwas vergleichsweise nichtiges, etwas angesichts dieser gigantischen Erscheinung irrelevantes zu zeigen, der gar nicht richtig erfassen kann, was sich da vor ihm aufgetan hat (hier kämst jetzt du, um zu sagen, dass du das auch selbst so empfindest, aber es geht ja eher darum, dass man dies auch wirklich inhaltlich als direkten Baustein zum Teil der Inszenierung macht), um in Konsequenz darauf eine Fallhöhe (oder wenn du so willst: Erwartungshaltung) aufzubauen, die im Finale dann perfekt abgerundet wird (dadurch, dass eben die eigentlich nichtige Natur des Menschen das ist, was den Maschinen fehlt, um Perfektion oder die nächste Evolutionsstufe zu erreichen).
00T hat geschrieben: So wirkt vor allem Dr. McCoy bloß wie ein schwaches Abbild seiner Serienfigur
Allgemein eine tolle Kritik, 00T, aber meintest du nicht, du seist komplett jungfräulich im Bezug auf Star Trek oder habe ich mich da verlesen? Ansonsten schiene mir die Aussage etwas merkwürdig, denn auch wenn das viele so zu sehen scheinen, sehe ich da gar nicht so wirklich, was an McCoy ihn zu einem Schatten seines Serien-Ichs machen sollte. Sicherlich hat er wenig Zeit, seine klassischen Charakterzüge auszuspielen, aber der echte McCoy wird schon deutlich und in seinen gemeisamen Szenen mit Kirk und Spock blieben mir diesbezüglich keine Wünsche offen.
GoldenProjectile hat geschrieben:In diesem Film geht es gar nicht um eine wendungsreiche und ausgetüftelte Geschichte und schon gar nicht um Actionszenen. In erster Linie sind es das Erkunden des Fremdartigen und die Faszination für Weltraumreisen, die hier ins Zentrum gestellt werden.
Wunderbar geschrieben!

Genau das IST Star Trek, das ist echte Science-Fiction, die ihrer Aufgabe ehrlich und unverfälscht nachkommt. Und das hebt Star Trek dann eben auch direkt von seinem großen Kriegs-Konkurrenten ab, in dem die Elemente des Fantasy- und Märchengenres deutlich stärkeren Einzug haben und das Geschehen dominieren. Star Trek ist ruhiger, unaufgeregter, negativ interpretiert trockener und nüchterner als die vergleichsweise epische Star Wars Saga und ihre vielen Nachzügler.
danielcc hat geschrieben:Ich frage mich immer, warum ein Drehbuchautor nicht spätestens am Ende des Scripts noch mal überlegt: Macht das jetzt Sinn für Decker?
Aber das hat doch für Decker alles Sinn gemacht! Auch hier blieben bei mir keine Wünsche unerfüllt, ich hatte nie Zweifel an seiner Entscheidung, was besonders an der schauspielerisch intensiven Darstellung Deckers und natürlich an der Inszenierung allgemein liegt. Für mich fühlte sich das instinktiv immer richtig an und das Ilia der Grund für ihn ist, zu bleiben, das war für mich immer ganz eindeutig und ich habe da nie eine zusätzliche Begründung gebraucht. Man sieht es ihm deutlich an, wie sich der Gedanke in seinem Kopf formt und dementsprechend ist es der einzig logische Entschluss, dass er handelt, wie er handelt. Hier bin ich gerne bereit, die einfachste Lösung als die richtige und exakte zu akzeptieren, auch wenn sie mir selbst nicht nachfühlbar ist bzw. gerade weil ich sie selbst nicht nachfühlen kann, was die Komplexität und Irrationalität menschlicher Emotionen nur noch ein letztes Mal unterstreicht. Mission also erfüllt.
GoldenProjectile hat geschrieben:Was der erste Star-Trek-Film gebraucht hätte ist eine runde Ausgestaltung der menschlichen Perspektive als spannendes und einladendes Ensemble, um dieser Begegnung mit den Mysterien des Weltraums mehr Empathie und Tiefe zu verleihen.
Ich finde, gerade hier ist das Gegenteil der Fall. "Star Trek I" (losgelöst von Serienvorgeschichte und Nachfolgern oder sontigem, sondern als geschlossenes Einzelwerk betrachtet) braucht eben gerade keine sorgfältig ausgearbeiteten menschlichen Charaktere, und auch erst recht keine Empathie für die Charaktere, die über alltägliches Verhalten und Stereotypen hinausgehen. "The Motion Picture" profitiert maßgeblich davon, sich davon zu lösen und den Menschen nur als ein belangloses fast schon banales Wesen zu zeigen, dass sich mit Nichtigkeiten beschäftigt und das wahre Ausmaß der um ihn herum befindlichen Geschehnisse gar nicht begreifen (zumindest nicht vollständig begreifen) kann, um eben aus diesem Effekt dann den großen Triumph auszuspielen, dass selbst die überlegenste Lebensform überhaupt am Ende daran scheitert, diesen banalen emotionalen Kern nicht begreifen zu können (es herrscht Unverständnis auf beiden Seiten). Das ist für mich ein fantastischer Twist, der nur so ausgespielt werden konnte, eben in dem er durch die Leblosigkeit der Enterprise-Besatzung für den Zuschauer fühlbar (sic!) wird (vllt erklärt das auch die hier auf Unverständnis stoßende letzte Entscheidung des Decker-Charakters). Das alles muss man nicht mögen und der Zweck sollte auch gewiss nicht immer ohne Widerspruch die Mittel heiligen, ich finde aber, dass zumindest diese Intention erkennbar wird und somit die subjektiv empfundene Schwäche immerhin eine inhaltliche Relevanz innehat. Diese erklärt dann für meine Begriffe auch das von Anatol erwähnte ständig präsente Phänomen der Split-Diopter-Aufnahmen, welches der Besatzung eine benötigte Bewegungslosigkeit und Sterilität einimpft.