craigistheman hat geschrieben: 22. Juli 2023 13:48
Und wo würdest du einen Nolan-Bond stilistisch verorten? Eine Mischung aus Batman und Tenet? Oder denkst du, Nolan wäre in der Lage etwas leichtfüßiges ohne Erklärbär-Dialoge und großen Emotionen zu inszenieren?
Nein, einen leichtfüßigen Bond-Film würden wir von Nolan niemals jemals bekommen und die Erwartungshaltung ergibt für mich auch keinen Sinn. Wer sich einen lockeren Bond wünscht, und dann zugleich Nolan als Regisseur fordert, der kann direkt danach endlich als erster Mensch auf Erden erfolgreich die Quadratur des Kreises in Angriff nehmen.

Das meine ich gar nicht mal böse, aber ich verstehe den Impuls da nicht. Sich Nolan zu wünschen in der Annahme, er würde bei Bond einen komplett anderen Film machen als sonst immer, geht für mich nicht auf. Und der Vergleich zu "Batman Begins" passt auch nicht. Ja, seine Batmänner sind zugänglicher als seine vergleichsweise sperrigeren Filme "Inception", "Memento", "Tenet" oder "Dunkirk" (oder ganz extrem jetzt "Oppenheimer"), aber weit weg von lockerer Kinounterhaltung. Irgendwer hier hatte den als "humorvoll" kritisiert, aber sorry, nein, wirklich nicht. Die meisten Craig-Bonds haben mehr Humor und Witz als irgendein Nolan-Film ihn je hatte. Klar, bei "Batman" fallen mal 2-3 Oneliner und gerade "Batman Begins" hat noch eine Drehbuchbeteiligung von David S. Goyer und ist daher nicht nur von Nolans Schreibe geprägt, aber dennoch ist schon in dem der vergleichsweise grimmige Tonfall zu erkennen.
Samedi hat geschrieben: 22. Juli 2023 11:04
Nolan macht doch seit einer gefühlten Ewigkeit immer ziemlich ähnliche Filme mit ähnlichem Look, ähnlichen Soundtracks, ähnlichem Pathos und größtenteils gleicher Besetzung.
Nun, so ganz stimmt das natürlich auch nicht, denn es gibt da schon unterschiedliche Schwerpunkte. "Interstellar" zum Beispiel war der Versuch von Nolan, ein Kino à la Spielberg umzusetzen, ein großes Spektakelkino der Sentimentalitäten, davon war dann in den betont "sachlichen" Filmen "Dunkirk" und "Tenet" absolut nichts zu erkennen. Es gibt da Unterschiede in den Konzepten und Tonalitäten, aber richtig ist sicher, dass ein Nolan-Film immer sofort als Nolan-Film zu erkennbar ist – was ihn übrigens von bislang jedem anderen Bond-Regisseur krass unterscheidet. Sam Mendes hat keinen festen, sofort wiedererkennbaren visuellen Stil, dies gilt auch für Terence Young, Michael Apted oder Marc Forster. Ein Nolan-Film ist immer zu 100 Prozent ein Nolan-Film. Also stellt sich die Frage: Will man einen 100 prozentigen Nolan-Film, der zugleich ein Bond-Film ist, oder will man zuallererst einen Bond-Film, der klar ein Teil seiner Reihe und seines Kino-Vermächtnisses ist.