Star Trek - Der Thread

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Star Trek - The Motion Picture
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Star Trek III - The Search for Spock
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Star Trek IV - The Voyage Home
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Star Trek V - The Final Frontier
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Star Trek VI - The Undiscovered Country
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Star Trek VII - Generations
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Star Trek VIII - First Contact
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Star Trek X - Nemesis
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Star Trek (XI)
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Star Trek: Into Darkness
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Star Trek: Beyond
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Raumschiff Enterprise [Serie]
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AnatolGogol
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Star Trek II – Der Zorn des Khan (1982) – Nicholas Meyer

Das erste Star Trek-Kinoabenteuer entwickelte sich zu einem echten Boxoffice-Phänomen. Denn obwohl Kritik und Publikum sich weitgehend einig darin waren, dass der Film die hohen in ihn gesetzten Erwartungen nicht wirklich erfüllte, sorgte das Einspielergebnis letztlich doch für freudige Gesichter bei Paramount. Grund genug also einen weiteren Teil vom Stapel laufen zu lassen, doch trotz des großen Kassenerfolges von Teil 1 war das Vertrauen des Studiomanagements bei weitem nicht mehr so grenzenlos wie noch beim Vorgänger. Die verhaltene Resonanz sowie das explodierende Budget des Erstlings hatten ihre Spuren hinterlassen und so wurde für Teil 2 von Anfang an ein erheblich kleinerer Rahmen vorgegeben, was sich am deutlichsten im mit 11 Millionen Dollar verhältnismäßig knapp bemessenen Budget wiederspiegelte.

Kreativität und Innovativität waren daher gefragt wollte man gegen den technisch so grandiosen Vorgänger nicht hoffnungslos untergehen. Und genau diese Zwangslage sollte sich als perfekter Nährboden für die Neudefinition und damit die eigentliche Geburtsstunde des Star Trek-Kinofranchises erweisen. Befeuert durch die beiden neuen Köpfe am Ruder, Produzent Harve Bennett und Regisseur Nicholas Meyer, entwickelte sich ST II zu einer Art Gegenentwurf zum überbordenden, aber letztlich seelenlosen ST I. So wurde der Effektoverkill auf ein zwar immer noch beachtliches, aber deutlich maßvolleres Volumen zurückgefahren und statt den spektakulären Schauwerten die Figuren und die Geschichte ins Zentrum des Films gerückt. Damit näherte man sich wieder deutlich mehr dem originären Geist der Serie an, der ebenfalls einen Großteil seiner Beliebtheit aus spannenden Figurenkonstellationen und fantasievollen Stories bezog, die nicht selten Parabeln auf zeitgenössische Sujets darstellten.

Es ist daher wenig verwunderlich, ass sich unter der dramaturgischen Oberfläche von ST II einer einfachen Rachegeschichte eine ganze Reihe an vielschichtigen und für ein „einfaches“ SciFi-Abenteuer erstaunlich tiefgründigen Themen finden lassen. Leben und Tod, Jugend und Alter(n), Freundschaft, Verantwortung und Missbrauch der Wissenschaft, fragwürdige Entscheidungen der Vergangenheit die einen einholen: all das behandelt der Film in bewundernswert zurückhaltender und unprätentiöser Art und Weise. Zu keinem Zeitpunkt bekommt der Film einen oberlehrerhaften Tonfall, sondern lässt stattdessen diese Subplots höchst elegant in der Haupthandlung und vor allem in der Charakterentwicklung aufgehen. So erlaubt sich das Drehbuch in der Genesis-Diskussion zwischen dem gewohnt aufbrausenden McCoy und dem genauso gewohnt überlegen-kühlen Spock sehr bewusst leere philosophische Anwandlungen, allerdings nicht wie im Vorgänger um ihrer selbst Willen, sondern um damit die Figuren-Konstellation zwischen Pille und Spock auf höchst amüsante Art weiter zu befeuern.

Einen weiteren schönen direkten Verweis zur Originalserie integriert das Drehbuch durch die Fortsetzung der seinerzeit in der Episode „Der schlafende Tiger“ (bzw. „Space Seed“) behandelten Geschichte um den genmanipulierten Übermenschen Khan. Dabei nimmt der Film den letzten Gedankengang der Serien-Episode auf, in der Kirk mit Spock darüber sinnieren in 100 Jahren die Kolonie der auf einem verlassenen Planeten ausgesetzten Khan-Besatzung noch einmal zu besuchen um zu schauen, wie sich diese Gesellschaft entwickelt hat. ST II zeigt genau das (wenn auch etwas früher als von Kirk ursprünglich angedacht) und macht dabei unmissverständlich klar, dass Zeit kein Heilmittel für Wahnsinn und Rache ist. Bemerkenswert ist dabei, wie problemlos Drehbuch und Inszenierung eine originäre Geschichte weiterspinnen, ohne sich groß mit der Vergangenheit aufzuhalten. Eine einzige Szene reicht aus, um sowohl die Hintergründe von Khans Rachegeschichte wie auch die Schurken-Figur an sich auf eindringlichste Art einzuführen. Das ist so effektiv, dass auch der nicht Serienkundige Zuschauer danach keinerlei Probleme mehr hat die Konstellation Khan-Kirk zu verstehen und der Film sich im Anschluß zu keinem Zeitpunkt mehr mit der Vergangenheit befassen muss und stattdessen die Figurenbeziehung weiterentwickeln kann bis hin zur unausweichlichen finalen Konfrontation.

Am augenscheinlichsten wird der Unterschied zwischen den ersten beiden Star Trek-Filmen in den Figuren. Waren die zentralen Charaktere im Kinoerstling kaum mehr als leblose Schablonen, so bietet der zweite Teil durchgängig dreimensionale Figuren wie aus dem richtigen Leben. Es ist vor allem die Beziehung der drei Protagonisten Kirk, Spock und Pille, die von Drehbuch und Inszenierung lebensecht vermittelt wird. Durch die vielen kleinen sehr privaten Momente, die der Film seinen Hauptfiguren gönnt (z.B. Pilles Geburtstagsbesuch in Kirks Wohnung, der freundschaftliche Plausch zwischen Kirk und Spock nach der Kobayashi Maru-Simulation, Kirks Besuch in Spocks Quartier) ist die Freundschaft des Trios geradezu greifbar. ST II ist dadurch ein oftmals erstaunlich intimer und persönlicher Film und es sind gerade die stilleren, besinnlichen Momente, welche die Figuren am Nachhaltigsten prägen. Dies erweist sich als äusserst geschickter Schachzug, da das dramatische Finale seine eindringliche Wirkung erst dadurch bekommt, dass die Inszenierung die zentralen Figuren dem Zuschauer so eng ans Herz hat wachsen lassen. Dies gilt in etwas abgeschwächter Form auch für die Nebenrollen, auch wenn der Film für diese naturgemäß weit weniger Zeit hat als für die Hauptrollen. Dies macht letztlich aber auch umso deutlicher, wie gezielt das Drehbuch hier vorgeht, z.B. wenn Sulu beim Übersetzen auf die Enterprise die kurze, aber enorm sympathiererzeugende Liebeserklärung „ich freue mich über jede Gelegenheit an Bord der Enterprise gehen zu dürfen“ loslässt (womit das Drehbuch Sulu gleichzeitig auch noch jedem Trekkie aus der Seele sprechen lässt).

Vor allem durch einen Moment ging ST II in die Filmgeschichte ein
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, die Rede ist natürlich von Spocks Sterbeszene. Durch das Zusammenspiel von ergreifender Darstellung, emotionaler Inszenierung und bewegender, aber unaufdringlicher musikalischer Untermalung entwickelt diese Szene wie kaum eine andere Sequenz in der Kinogeschichte eine geballte und greifbare Emotionalität
. Um die Wucht dieser Szene auf ein Maximum zu steigern bereitet die Inszenierung den unzweifelhaften Höhepunkt des Films sehr effektiv über die gesamte Laufzeit hinweg vor. Zum einen durch die bereits erwähnte sehr persönliche Charakterisierung. Gerade die Figur des Mr. Spock wird in ST II so menschlich gezeigt wie nie zuvor und auch danach nie wieder. Es ist die Menschlichkeit unter der kühlen Logik, welche die Spock-Figur so reizvoll und sympathisch macht. Entsprechend zeigt der Vulkanier erstaunlich häufig Gefühle, vor allem natürlich in der herzerwärmenden Freundschaft zu Kirk, sorgt für einige sehr pointierte Scherze (besonders köstlich ist die kurze „vulkanische“ Sequenz mit Saavik) und darf sogar ungeniert lügen („übertreiben“). Gerade in letzterem zeigt der Film sehr schön, wie eng die Verbindung zwischen Kirk und Spock ist: sie verstehen sich auch ohne Worte.
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Kurz: die Fallhöhe wird sukzessive erhöht, so dass der finale Schlag den Zuschauer umso härter trifft.
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Aber auch darüber hinaus kommt der Film immer wieder auf das Thema Verlust zurück, so in Kirks Beziehung zu seinem Sohn oder Khans Verlust seiner Frau als Motivation seiner Rache. Bereits in der ersten Szene nimmt der Film Spocks Tod scheinbar vorweg und erlaubt sich anschliessend gleich noch einen Gag auf die vor Filmstart überkochende Gerüchteküche („sie sind ja gar nicht tot!“). Die Szene, welche Spocks finales Schicksal am deutlichsten vorab wiederspiegelt ist aber fraglos der Tod von Scottys Neffen, von der Inszenierung ebenfalls sehr geschickt vorbereitet (und auch hier wird wieder der Unterschied zum Vorgänger überdeutlich: Scotty ist nicht nur Staffage, sondern dient effektiv der Handlung und bekommt zudem seinen eigenen kleinen Subplot spendiert. Todesfall ist eben nicht gleich Todesfall wenn wir an den Transporter-Zwischenfall denken). Durch all diese Momente behandelt der Film das Thema Verlust nicht nur oberflächlich, sondern lässt sein Publikum tatsächlich emotional daran teilhaben – bis hin zum bitter-schönen Ende.
Es spricht für den Film, dass man
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trotz des emotionalen „Tiefschlages“
den Film auf einer hoffnungsvollen, geradezu positiven Note zu Ende bringt. Denn das Thema „Wiederfinden“ ist in ST II am Ende genau so wichtig, wie der Verlust. Wurde Kirks berufliche Unzufriedenheit bereits im Vorgänger thematisiert, so ist es auch hier erst ST II, der diese „Midlife-Crisis“ griffig umzusetzen weiss. Die Idee, das Alter von Kirk zu thematisieren erweist sich in diesem Zusammenhang als goldrichtig und ergänzt die beliebte Figur deutlich stimmiger als der Karriereeifer, den man ihm im Vorgänger zugedacht hat. Ein müder, ausgebrannter Kirk, der von seinen Freunden förmlich zu seiner eigentlichen Bestimmung gedrängt werden muss ermöglicht dann auch erst die wunderbare Schlussnote des Films, in der Kirk
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zwar einen Freund verliert, gleichzeitig aber auch
seinen Lebenssinn und –Mut wiedergefunden hat
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– nicht zuletzt durch das Opfer von Spock. Und eben auch durch die Versöhnung mit seinem Sohn.
Durch all das
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in Kombination mit den bewusst und clever eingebauten Möglichkeiten für eine Rückkehr Spocks („ich denke gern an die Chance einer Möglichkeit“)
entlässt der Film sein Publikum mit einem guten Gefühl und fühlt sich dann am Ende aller Dramatik zum Trotz doch wie ein Feel-good-Movie an – aber eben eines mit deutlich mehr Gehalt und Tiefgang.

Durch das dieses mal stark begrenzte Budget mussten die Verantwortlichen in ST II deutlich einfallsreicher vorgehen, als im nahezu unbegrenzten Vorgänger. Teile von Ausstattung und Kostümen von ST I sowie einige Effektshots wurden entsprechend wiederverwertet, jedoch so geschickt in das neue Abenteuer eingebunden, dass es nie offensichtlich wird. Auch wenn alles eine Nummer kleiner wirkt, so verdienen sich vor allem das Setdesign und die Kostüme Bestnoten. So unterstreichen Sets wie die modifizierte Enterprise-Brücke, Kirks Wohnung, die stürmischen Wüstenlandschaften auf Ceti Alpha 5 oder die klaustrophobischen Gänge des Raumlabors höchst gelungen die Atmopshäre des Films. Die neuen, formelleren Uniformen geben dem Film zudem genau wie auch James Horners Soundtrack einen deutlich militärischeren Touch. Denn ST II ist in Teilen auch ein Schlachtengemälde und zitiert nicht selten klassische Seefahrer-Abenteuer a la Des Königs Admiral. A propos Horner: diesem gelang das Kunststück sich mit einer vollkommen eigenständigen Arbeit aus dem Schatten des umwerfenden Goldsmith-Vorgängers herauszubewegen. Horners erstklassiger Soundtrack fällt dabei kaum weniger hymisch aus, ist aber oftmals ein gutes Stück dunkler und trägt dennoch im Schlussakt enorm dazu bei, den Film auf der bereits erwähnten positiven Note zu Ende zu bringen. ST II ist fraglos eine von Horners besten Arbeiten.

Auch wenn die Effekte in ST II nicht ganz die Brillanz des Vorgängers erreichen, so spielen sie dennoch praktisch jederzeit in der höchsten Liga. Einzige diesbezügliche Ausnahme ist die doch arg künstlich wirkende Einstellung der Genesis-Höhle. Darüberhinaus überzeugen die dieses Mal aus der Schmiede von George Lucas ILM stammenden Effekte durchgängig. Vor allem die Raumschlachten zwischen Enterprise und Reliant, die Aufnahmen im Mutara-Nebel sowie die Genesis-Simulation wissen dabei zu begeistern. Nicht zu verssen auch die herrlich ekelhaften „Ceti-Eels“, deren realistische Darstellung dem Film einen ordentlich Schuss Horror verabreichen.

Darstellerisch gibt es im zweiten ST-Kinoabenteuer überhaupt nichts zu bemängeln, im Gegenteil weiss praktisch jedes Ensemblemitglied zu glänzen. Das ist umso bemerkenswerter, da ein Großteil des Ensembles ja identisch zum Vorgänger ist, in dem praktisch niemand wirklich gut aussah. Großartig darstellerisch zugelegt hat sicherlich keiner, aber die Inszenierung bindet sie ungleich besser ein und das Drehbuch gibt ihnen bedeutend besseres Material zum Arbeiten. Vor allem Nimoy und Shatner wissen dies dann auch eindrucksvoll zu nutzen und legen regelrechte Galavorstellungen hin. Selten wurde eine Freundschaft zu greifbar und lebensecht dargestellt, selten mit solch emotionaler Wirkung. Ganz groß. Ebenfalls sehr stark spielt Ricardo Montalban seinen Khan als eine höchst beunruhigende Mischung aus ruhiger Überlegenheit und unbeherrschtem Zorn. Das mag zuweilen sehr dick aufgetragen sein, passt im Gesamtkontext der „Space-Opera“, die ST II zweifellos ist und sein möchte, aber bestens. Sehr gut fügen sich auch die übrigen Neuzugänge ins Geschehehn ein, allen voran die herrlich spröde agierende Kirstie Alley als scheinbar so nüchterener Lt. Saavik.

Star Trek II triumphiert auf allen Gebieten, seien es die erstaunlich tiefgreifende Story und die vielschichtigen Figuren, die fabelhaft aufgelegten Darsteller, die auch heute noch absolut überzeugenden Trickeffekten, der trotz geringem Budget wunderbarer Ausstattung und Set Design oder James Horners herausragendem Soundtrack. Zusammengehalten und aufs beste geführt wird all dies von Meyers vorzüglicher Inszenierung, die den Film in perfektem Tempo und Dynamik zielsicher bis zum finalen Höhepunkt navigiert. Einem Höhepunkt, der fraglos zu den emotionalsten Momenten der Kinogeschichte gehört. Ein wunderbarer Film, der viel mehr zu bieten hat als man auf den ersten Blick vermuten könnte und der sowohl als lupenreine Weltraumoper (mit dem wohl höchsten Action-Anteil aller Filme der ersten Generation) als auch als anspruchsvolles, handlungsorientiertes Charakter-Drama funktioniert. Für mich nicht nur der beste Star Trek-Film, sondern der beste Science Fiction-Film überhaupt.

Wertung: 10 / 10
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AnatolGogol
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Sorry für den Doppelpost, aber ich mache es dennoch wegen der besseren Übersichtlichkeit. :)

GoldenProjectile hat geschrieben: Mit die beste Entscheidung war es, einen grossen Künstler durch einen noch grösseren auszutauschen: James Horner nimmt Jerry Goldsmiths Platz als Komponist ein und schuf für das zweite Star-Trek-Abenteuer einen Soundtrack, der Goldsmiths ebenfalls sehr guten Score des Erstlings in die zweite Reihe verdrängt, eine Konstellation, die sich ironischerweise wenige Jahre später bei James Camerons Alien-Fortsetzung wiederholen sollte.
Ungeachtet der persönlichen Präferenzen dürfte dein erster Satz wenn es um die filmhistorische Bedeutung geht nur schwer haltbar sein. Ich schätze Horner sehr, allerdings ist sein Oevre nüchtern betrachtet weit weniger abwechslungsreich wie das seines Kollegen Goldsmith und weist einen wesentlich repitativeren Charakter auf. Wie bereites in meiner Review geschrieben halte ich ST II für eine von Horners besten Arbeiten und ich würde diese auf Augenhöhe zu Goldsmiths ST I Score ansetzen. Vergleicht man die Nachhaltigkeit der beiden Arbeiten, dann ist es aber fraglos die von Goldsmith, die den erheblich längeren und lauteren Nachklang erzeugt hat. Letztlich wäre eine Diskussion, welcher Score denn nun der bessere sei aber auch „Erbenzählerei“ auf allerhöchstem Niveau, von daher freue ich mich in erster Linie, dass du an Horners Meisterwerk genau so viel Freude hattest wie ich. :)

GoldenProjectile hat geschrieben: denn anstelle der philosophisch-meditativen Inszenierung des Motion Pictures liegt der Schwerpunkt bei Wrath of Khan auf einem Actionthriller im Weltall, dessen Geschichte Spannung, Emotionen, Charaktere und Actionszenen stimmungsvoll unter einen Hut bekommt.
Das würde ich so nicht sagen. ST II hat fraglos Elemente des Actionfilms, das Charakterdrama ist aber wie ich finde hier mindestens ebenbürtig. Selbst gemessen an damaligen Gepflogenheiten hat Der Zorn des Khan für einen Actionfilm ja eine eher überschaubare Anzahl an diesbezüglichen Szenen (z.B. im Vergleich mit dem oft zu Vergleichszwecken herangezogenen Empire strikes back) und dagegen eine sehr hohe Anzahl an eher ruhigen, zuweilen gar intimen Szenen.

GoldenProjectile hat geschrieben: Vor allem der Mutara-Nebel am Ende des Films reisst einen in seiner grellen Aquarell-Aufmachung nicht wirklich vom Hocker.
Ich kann das – gerade im Vergleich zum in Bezug auf die Effekte fast schon hyperrealistischen Vorgänger – gut nachvollziehen, sehe es aber dennoch anders. Gerade die Mutara-Sequenz spiegelt wie ich finde den Geist und die Atmosphäre der Serie visuell perfekt wieder und das ohne, dass es dabei ähnlich „billig“ wirkt. Es ist aber eben ein komplett anderer Effekt-Ansatz als bei ST I, in dem alles sehr real und detailversessen war. Der Mutara-Nebel dagegen viel phantastischer und surrealer, was wie gesagt aber besetens zum originären visuellen Star Trek Charakter passt.

GoldenProjectile hat geschrieben: Leider ist Khans Präsenz in der Handlung eher überschaubar. Das kommt dem Film zwar insofern zugute, dass sich Meyer viel Zeit nimmt alle Szenen und Wendepunkte aufzubereiten und später nachwirken zu lassen, dafür fällt das elementare Kirk-gegen-Khan-Duell eben eigentlich relativ kurz aus.
Da bin ich ganz bei vodka und finde auch, dass Khan genau die richtige Anzahl an Szenen und Volumen an Screentime hat. Khan ist wichtig für Handlung und Figuren und ist ja auch abseits seiner Szenen oftmals als Gesprächsthema oder als latente Bedrohung „anwesend“. Darüberhinaus spielt er und seine Beziehung zu Kirk in meinen Augen aber eh nur die „zweite Geige“ (klingt härter, als ich es eigentlich meine) gegenüber der Freundschaft Kirk-Spock. Das ist das Herzstück des Films, hierauf konzentriert sich der Film am intensivsten – und das völlig zurecht wie ich finde. Ein mehr an Khan hätte zwangsläufig die in meinen Augen perfekte Gewichtung des Films verändert und wäre damit zwangsläufig zu Lasten der Kirk-Spock-Beziehung gegangen und hätte so auch zu einem weit konventionelleren Film geführt. Das Schöne an ST II ist wie ich finde, dass er zwar als ein typischer Schurke-gegen-Held-Film funktioniert, aber nicht unbedingt in erster Linie (siehe auch meine erste Antwort in diesem Post).


GoldenProjectile hat geschrieben:Merkwürdig wirkt auch, dass sich die beiden Kontrahenten im Verlauf des Films nie von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Zwar bietet das Duell über Videotelefon einen würdigen „Ersatz“ und ist vielleicht sogar die beste Szene des Films, trotzdem fehlt im Zusammentreffen der beiden Erzfeinde irgendwie etwas, was den Film zwar nicht allzu eklatant trüben kann, aber dennoch durchaus auffällt.
Das finde ich ebenfalls sehr passend und als eine der Stärken des Films. Ein physische Konfrontation am Schluss hätte ebenfalls den Charakter des Films entscheidend verändert, da gerade die tatenlose Hilflosigkeit, zu der Kirk im Finale verdammt ist entscheidende Bedeutung für die abschliessende Tragödie hat.

@vodka: was soll ich da noch groß sagen außer vielleicht: ja! :) Ich versuch es dennoch:
vodkamartini hat geschrieben: Für die übrige Kern-Crew bleibt da leider wieder nicht allzu viel Platz, zumal Antagonist Khan auch dank Ricardo Montalbans intensivem Spiel stark akzentuiert wird.
Viel Platz und Zeit nicht (obwohl Scotty und Chekov eigentlich sogar recht viel Zeit zugestanden bekommen), aber mit Ausnahem von Uhura bekommen alle eigentlich zumindest etwas „Leben“ eingehaucht, auch wenn es nur kurze Momente sind wie der in mit Sulu auf der Fähre. Aber trotz der vergleichsweisen Kürze (die Nachfolger sollten da bekanntlich deutlich nachlegen) vermittelt ST II ein ganz anderes Gefühl in Bezug auf die Crew, dass sind die liebgewonnenen Figuren der Serie und nicht die gleichbenamten, aber leblosen Abziehbilder des Kino-Erstlings.
vodkamartini hat geschrieben: Wie bei der Filmmusik hatte also das Austauschen der Verantwortlichen dem Film in keiner Weise geschadet.
Das bringt auch meine Sichtweise auf den Punkt. Für mich gibt es hier kein besser oder schlechter, nur ein anders.
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AnatolGogol hat geschrieben:Ungeachtet der persönlichen Präferenzen dürfte dein erster Satz wenn es um die filmhistorische Bedeutung geht nur schwer haltbar sein. Ich schätze Horner sehr, allerdings ist sein Oevre nüchtern betrachtet weit weniger abwechslungsreich wie das seines Kollegen Goldsmith und weist einen wesentlich repitativeren Charakter auf. Wie bereites in meiner Review geschrieben halte ich ST II für eine von Horners besten Arbeiten und ich würde diese auf Augenhöhe zu Goldsmiths ST I Score ansetzen. Vergleicht man die Nachhaltigkeit der beiden Arbeiten, dann ist es aber fraglos die von Goldsmith, die den erheblich längeren und lauteren Nachklang erzeugt hat. Letztlich wäre eine Diskussion, welcher Score denn nun der bessere sei aber auch „Erbenzählerei“ auf allerhöchstem Niveau, von daher freue ich mich in erster Linie, dass du an Horners Meisterwerk genau so viel Freude hattest wie ich. :)
Ich meinte damit aber natürlich meine persönlichen Präferenzen, will heissen: So gut Goldsmiths Soundtrack zum Erstling auch sein mag, Horners musikalische Untermalung der Fortsetzung toppt sie für mich noch einmal. Und dieser Sachverhalt trifft auf Alien genauso zu wie auf Star Trek.

Ansonsten: Chapeau! (auch wenn ich keinen Hut trage). Da hat sich einer wirklich mit dem Film auseinandergesetzt und deine Begeisterung für das zweite Trek-Abenteuer trieft aus jeder Zeile. Vielleicht versuche ich später noch, etwas expliziter darauf einzugehen, auch wenn die Punkte an denen ich etwas auszusetzen hätte mehr als nur rar gesät sind.
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Auch von mir Chapeau! Als 10er sehe ich Star Trek 2 aus der Erinnerung heraus aber nicht, an meinen Liebling Star Trek 8 (First Contact) reicht er nicht heran, aber ich möchte nicht vorgreifen. Würde zwischen 8-9 Punkte vergeben.
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@anatol
Es wird langsam zur Dauerschleife: Wir sind einner Meinung! :D Toller Text übrigens, bei dem die Leidenschaft spürbar ist. Du hast den Schwerpunkt mehr auf die Bezeihung Spock-Kirk gelegt, während ich den marinen Aspekt und Kirk in den Mittelpunkt gestellt habe. So haben wir beide zumindest noch wenigstens etwas "neues" zu lesen. :wink:
AnatolGogol hat geschrieben:Star Trek II – Der Zorn des Khan (1982) – Nicholas Meyer
Star Trek II triumphiert auf allen Gebieten, seien es die erstaunlich tiefgreifende Story und die vielschichtigen Figuren, die fabelhaft aufgelegten Darsteller, die auch heute noch absolut überzeugenden Trickeffekten, der trotz geringem Budget wunderbarer Ausstattung und Set Design oder James Horners herausragendem Soundtrack. Zusammengehalten und aufs beste geführt wird all dies von Meyers vorzüglicher Inszenierung, die den Film in perfektem Tempo und Dynamik zielsicher bis zum finalen Höhepunkt navigiert.
Treffend formuliert, alles auf den Punkt gebracht.
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AnatolGogol hat geschrieben: @vodka: was soll ich da noch groß sagen außer vielleicht: ja! :)
Soll wohl heißen totale Übereinstimmung? :D
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Grandiose Kritik für einen gransiosen Film, @Anatol! :D
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Bisher wieder tolle Kritiken. Ihr macht mir echt Spaß. Ich bin echt angetan von dem was ihr schreibt und werde mir die Star Trek Box wohl auf Bluray holen. Nur überlege ich ob ich vorher wirklich die Serie/n gucken sollte, oder nicht.
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Der beste sci fi Film überhaupt? Anatol, habe ich das richtig gelesen???
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Da war ich auch sehr erstaunt. Feines Review, Anatol.
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Hast du :wink: , so weit würde ich nicht gehen, aber einer der besten ist er auch für mich.
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Ich würde ja sogar soweit gehen, dass II fast kein Sci Fi Film ist. Das ist im Grunde eine Story mit allen Elementen die so auch in der heutigen Zeit spielen könnte. Der Film ist fast zu persönlich und zeitlos als dass er groß als Sci Fi daher käme.

Leider kann ich den Film nicht schauen, sonst würde ich auch eine Kritik besteuern.
Ich gebe aber Anatol 100% Recht was die Vorbereitung des emotionalen Höhepunkts angeht. In Teil 1 wäre dieser Moment total verschenkt gewesen, so wie hinterher in Into Darkness ein emotionalen Moment total verschenkt wird. Aber hier macht Meyer wirklich von vorne bis hinten alles richtig.
Schön auch, dass ich nicht der einzige bin, der hierin einen der emotionalsten Kinomomente sieht!


Ich bin gespannt auf eure Meinung zu Teil 6. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Teil 2 etwas überbewertet ist (womit ich ihn nicht schlecht machen will) denn ein groß Teil des Lobes steht immer im direkten Zusammenhang mit der massiven und berechtigten Kritik an Teil 1!

Erst Teil 6 ist für mich der wirklich perfekte Sci Fi Film der all das perfekt vereint was Star Trek ausmacht und einen großartigen Sci Film bedeutend machen kann: Charakter, großes Effekt-Abenteuer, sowie eine relevante von Metaphern und Allegorien geprägte Story.
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Sehe Teil 6 auch leicht vor Teil 2. Meine Top 3: 8, 6, 2
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Wie war das nochmal bei den ST-Filmen? Ungerade >>> gerade
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nein grade besser als ungrade. Was aber durch Teil 10 dann widerlegt wurde.
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