craigistheman hat geschrieben:Maibaum hat geschrieben:craigistheman hat geschrieben: Dass Hitchcock dann doch eher prüde im Umgang mit offen gezeigter Sexualität ist, zeigt sich besonders gut an "Frenzy".
Das sehe ich überhaupt nicht so.
Die Betonung liegt auf "offen gezeigt", mein Lieber. Natürlich spricht Hitchcock sehr häufig Sexualität an, ist ja auch einer der Vorreiter, wenn es um Psychoanalyse im Spielfilm geht. Nenne mir einen Hitchcock-Film, in dem auch nur eine Brustwarze oder eine Pobacke gezeigt wird, geschweige denn ein Genital (Frenzy zählt nicht). Da waren Polanski und Kubrick schon deutlich freizügiger.
Außer Frenzy kommt da ja auch nur noch Family Plot in Frage, weil alle anderen Filme in einer Zeit entstanden sind wo das kaum möglich war, jedenfalls nicht in Hollywood, wo Hitch ja seit den 40ern überwiegend gedreht hat. Und Frenzy gibt ja bereits eine sehr gute Vorstellung davon wie Hitch Sex und Gewalt inszeniert hätte ohne die Fesseln der Zensur.
Bei Kubrick gab es vor Clockwork Orange auch keine wirkliche Nacktheit, und sein Lolita zeigt wie mir wie man so etwas auch nicht so gut machen kann, in den Zeiten als offenherzigeres kaum möglich war. Wobei natürlich in Europa auch in den 50ern da schon sehr viel mehr passiert ist. Und auch Polanski war da glaube ich nicht wirklich früher, kann mich zumindest nicht erinnern daß in seinen 60er Jahre Filmen schon eine Nackte weibliche Brust zu sehen gewesen wäre (oder doch?)
Und dann hat Hitch schon immer eine gutes Gefühl für Erotik gehabt, und auch immer wieder mal relativ geschmacklose, bzw gewagte Sachen gemacht, also in den Jahren in denen man schon mit Kleinigkeiten provozieren konnte.
Und die Duschszene in Psycho dürfte auch schon die Grenzen dessen ausloten was in 1960 möglich war (in Hollywood).
Nee, man kann vielleicht das alles psychologisch durchleuchten, und seine erotischen Fantasien als die eines im Kern prüden Geistes analysieren, aber prüde war zumindest sein Werk von Anfang an nicht.