Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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AnatolGogol hat geschrieben:Die Mischung ist aber auch nicht absurder als zB die Slapstickeinlagen von Elvis in QOS.
Ich sehe da keinen Zusammenhang.
AnatolGogol hat geschrieben:FYEO ist eine konsequente Fortführung der Reihe mit einem leicht anderen Einschlag.
Und leider hat man die Veränderungen an der falschen Stelle (Produktionsdesign) durchgeführt, während der mit DAF eingeführte Klamaukhumor beibehalten wurde. :roll:
AnatolGogol hat geschrieben:Aus dem Blickwinkel der aktuellen Entwicklung mag das - gerade auch für Fans, die erst mit den Craigfilmen sozialisiert wurden - merkwürdig erscheinen.
Ich bin mit den Brosnanfilmen sozialisiert worden und mag vor allem die frühen Conneryfilme (bis TB), OHMSS sowie CR und SF. Mit einer Sozialisierung mit den Craigfilmen hat das also gar nichts zu tun.
AnatolGogol hat geschrieben:der Film war damals stimmig und ist es auch heute noch.
Das ist er eben nicht. 8)
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"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Samedi hat geschrieben:Ich sehe da keinen Zusammenhang.
Der Zusammenhang ist: auch hier wird durch Slapstick eine etwas ersthaftere Heranghensweise gebrochen.
Samedi hat geschrieben: Und leider hat man die Veränderungen an der falschen Stelle (Produktionsdesign) durchgeführt, während der mit DAF eingeführte Klamaukhumor beibehalten wurde. :roll:
Nenn doch bitte mal Beispiele für das von dir nun schon mehrfach bemängelte Produktionsdesign. Magst du Lamonts Stil nicht? Oder findest du die Qualität tatsächlich schwach? Wenn ja, würden mich Beispiele noch mehr interessieren.


Samedi hat geschrieben:Das ist er eben nicht. 8)
Aber auch nur, weil du etwas anderes von dem Film erwartest als er sein möchte. Oder anders:dir gefällt der Film nicht, also ist er nicht simmig. Mir gefällt er, also ist er stimmig. Es gibt da halt keine objektive Stimmigkeit. :wink:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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AnatolGogol hat geschrieben: Nenn doch bitte mal Beispiele für das von dir nun schon mehrfach bemängelte Produktionsdesign. Magst du Lamonts Stil nicht? Oder findest du die Qualität tatsächlich schwach? Wenn ja, würden mich Beispiele noch mehr interessieren.
Da wurden ja schon hinreichend Beispiele genannt. Es fängt an mit DN und dem Zimmer, in dem Dent die Tarantel erhält. Sowas fehlt bei Lamont eben völlig. Deshalb freut es mich auch so, dass mit Gassner jetzt jemand gefunden wurde, der wieder an den alten Stil von Ken Adam anknüpft. :D
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Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Samedi hat geschrieben: Da wurden ja schon hinreichend Beispiele genannt. Es fängt an mit DN und dem Zimmer, in dem Dent die Tarantel erhält. Sowas fehlt bei Lamont eben völlig. Deshalb freut es mich auch so, dass mit Gassner jetzt jemand gefunden wurde, der wieder an den alten Stil von Ken Adam anknüpft. :D
Es wurden glaube ich aber nur Beispiele genannt was bei Adam so toll war, aber nicht was bei Lamont nicht toll war. Es ist ja nicht so, dass bei Lamonts Filmen es kein großangelegtes Produktionsdesign gab. zB gehört sein Politbüro-Raum in OP zu meinen absoluten Lieblingssets in der ganzen Serie. Bei FYEO gefallen mir besonders das sehr stimmungsvolle Innere des Klosters und die Unterwasserruinen. Lamonts Stil ist sicherlich deutlich nüchterner und zweckdienlicher, aber ich sehe nicht wo da der Qualitätseinbruch ist. Klar, kein Adam, aber das ist ein Dennis Gassner auch nicht.
Maibaum hat geschrieben:Aber Anatol, du als großer FYEO Fan, findest du nicht auch daß da ein Bruch in FYEO ist, der ziemlich genau in der Mitte des Filme statt findet?

Das Moore Bond in der 2. Hälfte anders spielt, nämlich deutlich ernster, und das auch der ganze Film sich da anders anfühlt? Weg vom reinen Agenten Abenteuer, hin zu etwas mehr Thriller Atmosphäre.
Vielleicht etwas, aber als eindeutige Zäsur sehe ich es eigentlich nicht an. Denn auch in der ersten Hälfte des Filmes gibt es diverse dunkle Momente wie den Tod der Havelocks vor den Augen ihrer Tochter oder die Ermordung von Luigi. Ebenso hat Moore auch in der ersten Hälfte zwei eher nachdenkliche Szenen: am Grab von Tracy und als er Melina ins Gewissen reden möchte (die berühmten zwei Gräber). Teil 2 hat durch Locques Ende und Lisls Tod natürlich zwei sehr starke Szenen an Bord, die die Ernsthaftigkeit unterstreichen, aber wie gesagt ist das in Teil 1 eigentlich nicht anders. Vielleicht ist die Dosierung des Humors in der ersten Hälfte tatsächlich etwas höher, aber andererseits haben wir in Teil 2 ja auch Max, Pope Q und Maggie. Auch geht das Ende des Films durch den Verzicht auf das obligatorische große Spektakel im Finale schon etwas mehr in Richtung Thriller, gerade die Kletterpassage. Aber ähnliches gibt es auch zB in den Cortina-Szenen, bei der Skiverfolgung gibt es zB auch größere Teile, die eher auf Spannung ausgelegt sind (im Skilift, als Bond sich hinter den Bäumen versteckt).
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Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Invincible1958 hat geschrieben:Die John Glen-Filme haben leider alle ein wenig den 80er-Jahre-TV-Serien-Look erhalten.
Wobei das für mich auch nur auf AVTAK zutrifft und nicht mal auf den so wirklich. Aber FYEO, OP, TLD und LTK sehen doch ganz eindeutig nach Kino aus. Da sehe ich gar nichts, was mich an das Niveau einer damaligen TV-Serie erinnern würde.
Invincible1958 hat geschrieben:Wo die 70er-Jahre-Filme in der Bond-Parallelwelt spielen, sind die 80er-Jahre-Filme fast schon in der echten Realität angesiedelt.
Kann ich ebenfalls nicht unbedingt unterschreiben. Das kommt vielleicht bestenfalls auf die Optik bezogen in Frage, auf alles andere dann aber schon nicht mehr.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich finde, hier werden teilweise Maßstäbe an die 80er Jahrefilme angelegt, welche die Filme nie erfüllen wollten. FYEO ist eine konsequente Fortführung der Reihe mit einem leicht anderen Einschlag. Mehr wollte man nicht und mehr war in der damaligen Situation auch überhaupt nicht notwendig bzw. ratsam.
Das bringt es hingegen wunderbar auf den Punkt. FYEO macht eben nichts anders als die Vorgänger, es sind wirklich winzige Details, die für einige Fans wohl einen großen Unterschied machen, aber nicht mehr sind, als eben völlig unbedeutende Kleinigkeiten. Man hat damals vielleicht wirklich einen back-to-earth-Ansatz gewollt, im Nachhinein aber gut daran getan, diesen so zu gestalten, dass es sich dabei lediglich um das Vermeiden eines weiteren Weltall-Ausflugs handelte. :wink:
Maibaum hat geschrieben:Aber Anatol, du als großer FYEO Fan, findest du nicht auch daß da ein Bruch in FYEO ist, der ziemlich genau in der Mitte des Filme statt findet?
Ich bin ja nicht Anatol, aber ein solcher Bruch ist mir auch noch nie aufgefallen, aber ein interessanter Aspekt, den ich im Zuge meiner Bond-Sichtungen im Hinterkopf behalten werde.
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Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Casino Hille hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Aber Anatol, du als großer FYEO Fan, findest du nicht auch daß da ein Bruch in FYEO ist, der ziemlich genau in der Mitte des Filme statt findet?
Ich bin ja nicht Anatol, aber ein solcher Bruch ist mir auch noch nie aufgefallen, aber ein interessanter Aspekt, den ich im Zuge meiner Bond-Sichtungen im Hinterkopf behalten werde.
Es ist mir vorher auch nie aufgefallen, erst als ich bewußt drauf geachtet habe inwiefern FYEO ernster sein könnte als die Vorgänger. In der ersten Hälfte ist alles richtig Roger, danach, ab seiner Ankunft in Griechenland, spielt er alles sehr straight. Keine ironischen Kommentare, keine Sprüche, kein Augenbrauenhochziehen, stattdessen relative Nüchternheit in seiner Darstellung. Aber auch der Film ändert sich, indem er jetzt plötzlich auf alle weiteren Gadgets verzichtet, und auch der zuvor noch reichlich vorhandene "Humor" ist fast weg.

Die Handlung ist zwar immer noch wenig realistisch, aber es fehlt jetzt das offensichtlich übertriebene. Die Action ist jetzt auch weniger spektakulär. Das Einzige was mir 1981 im Kino gestört hatte war das auf dem Kloster zu wenig Action war, da hatte ich mir etwas mehr Remmi-demmi gewünscht. aber das sehe ich auch heute noch als Fehler an, keine große Schlacht, aber ein wenig mehr Geballer zwischen den Kontrahenten.

Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Zum "Bruch" zwischen den beiden Hälften:
Aus meiner Sicht entsteht der Eindruck wenn überhaupt durch die alberne und unpassende Blofeld Einlage sowie die heitere (aber dennoch bewusst ANDERSARTIGE) Autoverfolgung.
Ansonsten gibt es da sehr viel was ernsthafter, düsterer oder dramatischer ist. Die ganze Schiffsache zu Beginn ist auch für einen Bondfilm sehr realitätsnah. Man vergleiche mal die Seeminen Szene mit der ersten U-Bootszene in der TSWLM PTS oder ähnlichen Szenen die bei Bond die Handlung ins Rollen bringen. Da sind Lichtjahre dazwischen - wie auch dann später in TND wo das ganze durch die Seadrill (?) und den Comic-Stamper einen ganz anderen Touch bekommt.

Im Übrigen hat Anatol mit seiner Aufzählung oben weitere gute Beispiele genannt für das was ich meine - in der ersten Hälfte sowie in der zweiten Hälfte des Films!

Invincible hat es auf den Punkt gebracht mit seinem Begriff der 70er Jahre Bondschen Parallelwelt vs. FYEO.

und noch mal:
ich behaupte, manch einer ist hier etwas oberflächlich oder hat den Film lang nicht mehr gesehen. Im Rahmen dessen was dennoch ein Bondfilm ist - und bei allen Albernheiten -, unterscheidet sich FYEO nahezu in jedem einzelnen Detail, in jeder einzelnen Dialogzeile von den meisten Bonds bis dato. Man merkt überdeutlich, dass hier ein anderer Ansatz gefahren wird und andere Leute am Drehbuch mitgearbeitet haben. Hier agieren echte Menschen, mit echten Gefühlen, mit echtem Background... Situationen könnten aus dem wahren Leben sein. Ich mache irgendwann wirklich mal eine Aufzählung...

vielleicht noch ein paar Momente (die Maibaum natürlich als vollkommen unbedeutende Details abtun wird, zusammen mit den anderen 100 Details...):
- Als Lisl am Strand angegriffen und getötet wird, sieht und hört man echte Sorge und Panik in Moores Ausschrei
- Überhaupt ist der Tod Lisls sehr ungewöhnlich inszeniert und kommt recht dramatisch daher
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Schreit der gute Roger echt in der Szene? Aber selbst wenn (ich bin jetzt nicht Maibaum, was dich enttäuschen wird) unterscheidet sich doch diese Szene überhaupt gar nicht von der noch viel bruataleren in MR, wenn Corinne Dufour von den Hunden zerfetzt wird oder? DAS ist wirklich eine Szene, bei der ich immer einen Kloß im Hals habe. Die von FYEO ist hingegen auch gut gemacht, aber nicht ganz so beängstigend und packend wie Corinnes grausamer Tod.
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Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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Corinnes Tod ist für mich eine der tollsten Sequenzen der ganzen Reihe. Aber was zum Teufel macht die in MR? :-)

Aber diese Art der Argumentation ist mühsam. Natürlich finden sich für alles immer vereinzelte Beispiele in den vorausgegangenen x Filmen. Aber eben so gehäuft in keinem anderen bis dato. Dann sind da aber nicht nur Einzelszenen sondern auch Dialoge, die Art wie die Charaktere sich unterhalten etc.
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Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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danielcc hat geschrieben:Man merkt überdeutlich, dass hier ein anderer Ansatz gefahren wird und andere Leute am Drehbuch mitgearbeitet haben. Hier agieren echte Menschen, mit echten Gefühlen, mit echtem Background...
Irgendwann hatte Maibaum einmal die sehr kluge Frage aufgestellt, warum denn dann eine Person, wie der übermenschlich starke Kriegler überhaupt im Film ist, wenn man doch den anderen Ansatz fahren wollte. Denn es bringt uns ja nicht weiter, festzuhalten, dass FYEO Kleinigkeiten möglicherweise anders macht, aber dann bei den Dingen, die der eigenen Theorie widersprechen zu sagen, dass das eh nicht so in den Film passt oder wie beim MR Beispiel denen zu attestieren, in ihrem Film eigentlich Fehl am Platz zu sein.
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Re: Die Zeit nach MR - Richtungswechsel oder alles beim Alte

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danielcc hat geschrieben:Zum "Bruch" zwischen den beiden Hälften:
Aus meiner Sicht entsteht der Eindruck wenn überhaupt durch die alberne und unpassende Blofeld Einlage sowie die heitere (aber dennoch bewusst ANDERSARTIGE) Autoverfolgung.
Ansonsten gibt es da sehr viel was ernsthafter, düsterer oder dramatischer ist. Die ganze Schiffsache zu Beginn ist auch für einen Bondfilm sehr realitätsnah. Man vergleiche mal die Seeminen Szene mit der ersten U-Bootszene in der TSWLM PTS oder ähnlichen Szenen die bei Bond die Handlung ins Rollen bringen. Da sind Lichtjahre dazwischen - wie auch dann später in TND wo das ganze durch die Seadrill (?) und den Comic-Stamper einen ganz anderen Touch bekommt.

Im Übrigen hat Anatol mit seiner Aufzählung oben weitere gute Beispiele genannt für das was ich meine - in der ersten Hälfte sowie in der zweiten Hälfte des Films!

Invincible hat es auf den Punkt gebracht mit seinem Begriff der 70er Jahre Bondschen Parallelwelt vs. FYEO.

und noch mal:
ich behaupte, manch einer ist hier etwas oberflächlich oder hat den Film lang nicht mehr gesehen. Im Rahmen dessen was dennoch ein Bondfilm ist - und bei allen Albernheiten -, unterscheidet sich FYEO nahezu in jedem einzelnen Detail, in jeder einzelnen Dialogzeile von den meisten Bonds bis dato. Man merkt überdeutlich, dass hier ein anderer Ansatz gefahren wird und andere Leute am Drehbuch mitgearbeitet haben. Hier agieren echte Menschen, mit echten Gefühlen, mit echtem Background... Situationen könnten aus dem wahren Leben sein. Ich mache irgendwann wirklich mal eine Aufzählung...

vielleicht noch ein paar Momente (die Maibaum natürlich als vollkommen unbedeutende Details abtun wird, zusammen mit den anderen 100 Details...):
- Als Lisl am Strand angegriffen und getötet wird, sieht und hört man echte Sorge und Panik in Moores Ausschrei
- Überhaupt ist der Tod Lisls sehr ungewöhnlich inszeniert und kommt recht dramatisch daher
Daniel, nach den Einschätzungen die du weiter oben gegeben hast, macht das alles keinen Sinn mehr. Es wird immer irrsinniger, oder "ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt ,tralala"

So wie du dir hier alles zurechtbiegst kannst du auch aus FYEO einen verspäteten Klassiker des Neorealismus machen. Ich sehe ihn bald auch als "Fahrradiebe Teil 2" an, wenn nicht gar als "Wer hat Angst vor Virginia Bond" (war das nicht sogar Broccolis Arbeitstitel?)