Gernot hat geschrieben: 13. Februar 2022 16:05Man darf auch nicht vergessen, dass damals ja noch keine 10 Filme nominiert waren... Vielleicht hätte CR bei 10 Filmen auch eine Nominierung erhalten.
Da hast du Recht.
Samedi hat geschrieben: 13. Februar 2022 16:16SF war (in Bezug auf die kulturellen Aspekte) ein klar britischer Bondfilm. Bei NTTD sehe ich das aber nicht so stark. Die meiste Zeit ist Bond außerhalb von UK unterwegs und auch seinen geplanten "Alterssitz" hat er nicht in seiner ursprünglichen Heimat, sondern auf Jamaika.
Ich bezog mich auf Bond allgemein als britisches Kulturgut im Gegensatz zu den Marvel- und DC-Comics, die in der amerikanischen Popkultur viel stärker verankert sind.
Amerikanische Väter führen ihre Kinder eher an Spiderman und Co. heran als an Bond.
DAS ist der Unterschied, auf den ich hinweisen wollte. Ob ein spezieller Bondfilm jetzt viele UK-Schauwerte hat oder nicht, ist da zweitrangig.
Wobei Jamaika als Commonwealth-Land eindeutig britisch gesprägt ist. Daher ja auch Flemings Verbundenheit dorthin. Der hätte da ja nicht gelebt und geschrieben, wenn es nicht eine britische Kolonie gewesen wäre. Er hat sich dort ja auch nur mit den anderen Briten abgegeben.
Samedi hat geschrieben: 13. Februar 2022 16:16Und zum Thema "Schauwerte": Wer "West Side Story", "Nightmare Alley" und "Dune" für den besten Film nominiert, der hat damit ja offenbar kein Problem.
"West Side Story" ist aber (trotz britischer Shakespeare-Vorlage) ein uramerikanisches Musical, welches ebenso in der amerikanischen Unterhaltungskultur verankert ist, ähnlich wie "The Sound of Music". Hätte Spielberg nicht WSS, sondern z.B. "Starlight Express" von Andrew Lloyd Webber verfilmt, hätte es keine 7 Oscar-Nominierungen geregnet - da der Stoff in der Popkulturgeschicht der USA nicht so verankert ist wie eben WSS.
Und "Dune" ist nominiert, weil viele Leute darin eine erste gelungene Verfilmung eines als unverfilmbaren Romans ansehen. Jedenfalls die, die sagen, dass David Lynch in den 80ern daran gescheitert ist. Dem Buch umkreist einfach ein Mythos, der so groß ist, dass er den Film dann automatisch für die Oscars interessant macht.
Casino Hille hat geschrieben: 13. Februar 2022 16:33NTTD ist doch der amerikanisierteste Bondfilm ever. Näher an einen Bondfilm von Michael Bay werden wir nie wieder kommen.
Das Feeling habe ich eher bei DAD.
Casino Hille hat geschrieben: 13. Februar 2022 16:33Dennoch hat 007 bei den Oscars nahezu null Chancen, wenn selbst Skyfall keine wichtigen Nominierungen erringen konnte. Bond ist eine britische Sache.
So ist es.
Es geht um ein Zugehörigkeitsgefühlt. Und Bond ist nicht Teil amerikanischer Familientradition. Kinder und Jugendliche wachsen nicht mit Bond auf, so wie es in Europa der Fall ist. Und die meisten Academy-Mitglieder sind der amerikanischen Kultur daher einfach verbundener - wenn evtl. auch unwissentlich.
Aus dem gleichen Grund erhält Bond umgekehrt bei den BAFTAs aber mehr Aufmerksamkeit als "typisch amerikanische Sachen".
Natürlich ist das hier alles sehr verallgemeinert. Mir geht's nur um den Grundgedanken.
Wenn ein uramerikanischer Film mit einem uramerikanischen Thema die Welt begeistert, wird der natürlich auch bei den BAFTAs wahrgenommen und umgekehrt.
Gernot hat geschrieben: 13. Februar 2022 20:04
Wie gesagt, das kommt einfach nur auf die Academy Mitglieder selbst an (die sich ja auch immer verändern). Bei 10 möglichen Filmen, und entsprechender Qualität, werden auch wieder Blockbuster (wie Bond, Spiderman & Co.) nominiert werden.
Blockbuster per se ist jedenfalls kein Ausschlusskriterium, wie vielfach behauptet - Avatar war auch als bester Film nominiert, um nur einen zu nennen.
Ja, es muss eben nur einen aktuellen Bezug zur amerikanischen Kultur geben, so wie bei "Black Panther" das Schwarzen-Thema. Und schon hat er ne Best Picture-Nominierung gehabt. Dabei ist es bei weitem nicht der bestbewerteste Marvel-Film.
Ansonsten muss einfach aber auch die Gesamtqualität stimmen.
"Titanic", "Herr der Ringe", "Avatar" und Co. sind für mich subjektiv gesehen alles Filme, die auf viel mehr Ebenen überzeugen als jeder Bondfilm. Da kann noch so häufig von "Pocahontas im Weltall" oder sonstwas geschrieben werden. Wenn ein Film so in sich stimmig ist und bei genug Leuten eine emotionale Verbundenheit zum Film hergestellt wird, dann sind auch die Academy-Mitglieder dagegen nicht immun.
Aber auch in jüngerer Zeit wurden große Kinohits für den Bester Film Oscar nominiert,
mir fallen da spontan "Django Unchained", "Joker", "Bohemian Rapsody", "Inception" und noch ein paar andere ein.
Das waren ja keine Arthouse-Streifen, die niemand gesehen hat.