Filmbesprechung: "Octopussy (OP)"

[dernamenlose]

Da du dich mit dem "dann" wohl auf meinen Beitrag beziehst hast du diesen wohl nicht verstanden...

[Henrik]

Dann sollte man Glen für die Schwächen des Scripts kritisieren und nicht die Autoren.

Weil er genau das gemacht hat, was in seinen Aufgabenbereich fällt?

[AnatolGogol]

Die Drehbuchentstehung der Bondfilme in den 80ern ist ja eigentlich recht gut belegt, viele der grundsätzlichen Ideen wurden in der 4er Runde Maibaum, Wilson, Glen & Cubby entwickelt, die Ausarbeitung dieser Ideen oblag dann dem eingespielten Duo Maibaum & Wilson. Daher kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die meisten der in den fertigen Filmen enthaltenen Gags so oder ganz ähnlich bereits im Script vorhanden waren und Glen zumindest in deren Entwicklung involviert war. Glens besonderes persönliches Anliegen war es ja Bond wieder etwas mehr auf den Boden der Tatsachen und näher an den Flemingschen Geist zu bringen, dies komplett auf Kosten von Humor zu betreiben war aber sicher nie seine Intention, zumal ja bekannt ist wie allergisch gerade Cubby auf allzu große Veränderungen der bewährten Formel reagierte. Letztlich kann man wenn es um die Einbindung von Humor in den Filmen geht davon ausgehen, dass der Regisseur verantwortlich dafür ist wie etwas im fertigen Film intergriert ist, man kann spezifische Szenen ja so und so drehen, schneiden und im Film plazieren. So gesehen kann man Glen fraglos Schuld bzw. Anerkennung (je nach persönlicher Vorliebe) dafür geben.

[Thunderball1965]

Dann frage ich mich, warum Hollywood noch Geld für Skriptautoren ausgibt, wenn die eigentlich völlig überflüssig sind.

Andersherum bräuchte man keinen Regisseur. Schauspieler, Beleuchter etc. wissen ja auch was sie zu tun haben.

[dernamenlose]

Dann sollte man Glen für die Schwächen des Scripts kritisieren und nicht die Autoren.

Weil er genau das gemacht hat, was in seinen Aufgabenbereich fällt?

Danke Henrik, immerhin einer...

Letztlich kann man wenn es um die Einbindung von Humor in den Filmen geht davon ausgehen, dass der Regisseur verantwortlich dafür ist wie etwas im fertigen Film intergriert ist, man kann spezifische Szenen ja so und so drehen, schneiden und im Film plazieren.

Das stimmt, das meine ich ja auch mit Inszenierung. Nur, dass diese Elemente eben darin vorkommen sollen, das steht im Skript.
Und wenn Maibaum & Wilson für die Ausarbeitung der Ideen verantwortlich waren dann bin ich mir sicher, dass die ganzen klischeehaften Elemente primär den beiden anzulasten sind. (Wobei ich die eigentlich ganz witzig finde, weil sie so offensichtlich klischeehaft sind).

[Casino Hille]

Nein, das ist so nicht richtig.

Der Regisseur hat die leitende künstlerische Verantwortung für den Film und fast immer das letzte Wort. Wenn der Humor drin ist, dann nur, weil Glen ihn so drin haben wollte. Wenn er sich einfach nur ohne jede Eigeninitiative ans Script hält, ist das sein gutes Recht, künstlerisch aber ein Armutszeugnis. Und dann auch nicht wirklich sein Film.

[AnatolGogol]

Und wenn Maibaum & Wilson für die Ausarbeitung der Ideen verantwortlich waren dann bin ich mir sicher, dass die ganzen klischeehaften Elemente primär den beiden anzulasten sind. (Wobei ich die eigentlich ganz witzig finde, weil sie so offensichtlich klischeehaft sind).

Das würde ich nicht unbedingt so sehen, da ja bekannt ist wie kritisch Cubby gegenüber Ideen in Drehbuchfassungen war, die er nicht mochte (ich sag nur Doctor No der Affe) und auch Glen sicherlich nicht klaglos Sachen einfach akzeptiert hat, die er gar nicht mochte. Wenn es um Klischees wie die Marktplatz oder die Dschungel-Szene geht, dann bin ich mir sogar ganz sicher, dass die vielen einzelnen Elemente in der gesamten Vierergruppe entwickelt worden sind.

[Casino Hille]

Davon ist auf jeden Fall auszugehen. So oder so, ich sehe in den fünf Bondfilmen Glens sehr viele Gemeinsamkeiten, sodass ich auch gerade den Humor Glen zuschreiben würde.

[dernamenlose]

und auch Glen sicherlich nicht klaglos Sachen einfach akzeptiert hat, die er gar nicht mochte.

Das hab ich auch nie behauptet. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht davon ausgehe, dass das auf seinem Mist gewachsen ist. Hätte er das alles grundlegend sch*** gefunden, hätte er sicher Dinge gekürzt, hat er aber nicht, folglich wird er es in Ordnung oder gut gefunden haben.
Dennoch sehe ich ihn nach wie vor nicht als richtigen Adressaten für Kritik. Das ist so, als hätte man früher Oliver Kahn kritisiert, weil er nicht 50 Meter vor seinem Kasten einen Ball geklärt hat, so wie ein Manuel Neuer. Nur ist das was Neuer macht eben nicht primär die Aufgabe eines Torhüters. Wenn er solche Aktionen machen kann, ohne dass seine Hauptaufgabe darunter leidet - super, dann ist das Bonus. Aber du kannst einen Torhüter nicht dafür kritisieren, dass die Verteidiger versagt haben.
Kein perfekter Vergleich, aber er verdeutlicht worauf es mir ankommt.

[Casino Hille]

Ja, das ist zumindest mir absolut klar, was du meinst. Aber das ist ein grundlegend anderes Verständnis von diesem Beruf als meins. Möglicherweise von der kompletten Verantwortung der einzelnen Entscheidungsträger hinter der Kamera. Erklärt allerdings so einiges.

[Revoked]

Nochmal kurz:

Ihr seht in diesem Film einen turborelaxten Moore, der echt professionell umd cool rueberkommt. MR war ueberdreht. FYEO dann (zu) geerdet. Und hier stimmt die Mischung 100%. Das Gespann der Boesewichter ist eine tolle Konstellation, speziell mit Octopussy. Der Plot ist lange fuer Bond nicht transparent. Geniale Szenen:
Death of a clown
Politbuero
Auktion
Meeting Octopussy
Die Zug Rochade

der Film hat einen schoenen Humor - ueber den Tarzan kann man streiten (vlt. 10 Sek wegschauen und Ton ausmachen). Von wem der Humor kommt ist doch egal.

[dernamenlose]

Ja, das ist zumindest mir absolut klar, was du meinst. Aber das ist ein grundlegend anderes Verständnis von diesem Beruf als meins. Möglicherweise von der kompletten Verantwortung der einzelnen Entscheidungsträger hinter der Kamera.

Scheint so. Wobei ich Regisseure, die ihren Beruf so ausleben wie du ihn schilderst bevorzuge. Leute wie Tarantino oder Nolan schätze ich deutlich mehr als "Auftragsregisseure". Aber auch die machen lediglich ihren Job. Und den verstehen wir eben anders. Wikipedia beschreibt das eigentlich ziemlich gut:

In professionellen Produktionszusammenhängen ist die Kernaufgabe des Regisseurs die Inszenierung, das heißt, die Auflösung der Szenen eines Drehbuches in einzelne Kameraeinstellungen und die Anleitung der Darsteller.

Erklärt allerdings so einiges.

Was erklärt das denn?

[Casino Hille]

Wikipedia erzählt da ziemlich vereinfachten Unfug - wie fast immer.

[dernamenlose]

Das kannst du gerne so sehen (Der Artikel dazu ist ja weitaus umfangreicher). Allerdings bestätigt es eben meine Ansicht der Hauptaufgabe eines Regisseurs.

[Casino Hille]

Mag sein, aber das ist dann eben eine fast schon verkrampft wirtschaftliche Perspektive, während ich den Regisseur lieber als Künstler sehe - und wenn der Regisseur sich selbst nicht als Künstler sieht, ist das wie schon gesagt sein gutes Recht, aber dann eben auch sein Problem, wenn er zur Verantwortung für seine unkreative Ader gezogen wird.

Bei OP sehe ich jedenfalls einen Film, der bezogen auf solche Aspekte zu 100% von Glen geprägt wurde - und gerade deshalb so hochklassig ist.