Casino Royale
alias der Lieblingsfilm von jedem

(Auch, wenn es den Anschein erwecken kann: Ich führe keine Anti-Chronologie durch)
Casino Royale lässt sich in drei Parts aufteilen:
1. Die Geschichte ums Flugzeug
2. Das Pokerspiel und
3. Die Geschichte ums Geld
Bis auf eine Actionszene, in der Bond, erstmals verkörpert durch D. Craig, gegen einen Nebenschurke kämpft und die Explosion eines Flugzeugs verhindert – inklusive diabolischem Grinsen bei der Explosion – halte ich vom ersten Teil des Films nicht sonderlich viel. Es wird versucht, einen Mittelweg zwischen Humor und einem härteren Ton zu finden, und ja, der Film ist in Momenten wie der Autoverschrottung auf dem Bahamas-Parkplatz auch deutlich besser, als wenn er, wie schon im Prolog, „dark and gritty“ zu sein versucht. Offenbar haben die Produzenten einen Bourne-Film zu viel gesehen.
Besonders interessant ist es natürlich zu sehen, wie Craig zum allerersten Mal in seine künftige Paraderolle schlüpft und den bekanntesten Filmagenten der letzten 100 Jahre verkörpert. Ich nehme an, er spielt nach Drehbuchvorgabe und den Anweisungen der Produzenten, um den Ton der neuen Filme entsprechend zu gestalten.
Leider trägt er stellenweise dann doch zu dick auf, wenn er den übercoolen, trotzigen Rebell Bond 1.0 präsentieren will.
Der tatsächlich bleibende Part ist der zweite: Bond im Casino als eleganter Gentleman, der zusammen mit seinem Gefolge, bestehend aus Vesper und Mathis (Giannini ist großartig drauf) versucht, Le Chiffre alias Mads Mikkelsen zu ruinieren; leider im Kontrast zu der Gestaltung der Kampfszenen (Geschüttelt oder gerührt? – …


Das Problem mit Le Chiffre liegt eigentlich bloß in der Rollenanlage, die ebenfalls dem neuen Produktionskonzept geschuldet ist: Er ist kein Bösewicht, den man in einem Bond erwartet, sondern bloß eine Art Bankangestellter für Terroristen (wenn man das so ausdrücken kann).
Die Geschichte ums Geld, im letzten Teil, bringt noch einmal eine überraschende Wendung hinein, die vor allem beim wiederholten Sehen an Bedeutung gewinnt. Gerade wurde hier im Forum die ganze komplizierte Geschichte chronologisch erklärt. Das zweite Sehen ist für essentiell für einen verbesserten Gesamteindruck. Dafür gibt es eine lang inszenierte Schießerei mit plötzlich auftretenden Bösewichten (neues Produktionskonzept lässt grüßen), was nicht gerade die Spannung erhöht.

Dazu gibt es noch jede Menge bizarre Züge des Reboots und Prequels in einem: Trotzbond, Ichkündigebond, und die Vorstufe von Dramabond (der später mutiert zu Dramaqueen-Craig). Charaktertiefe versucht der Film einzubringen in Momenten, die es ähnlich wohl kaum gegeben hätte (Duschszene CR vs. Duschszene SF) nicht ganz immer gelungen, aber auch manchmal dank Improvisation oder Regie (kennt wer vielleicht das Making-of?), zum Beispiel der coole Geheimagent, der dann doch spießig genug ist, genauestens auf seine Fliege zu achten und der lachenden Frau einen genervten Blick zuzuwerfen.
Craigs Umgang mit der für ihn neuen Rolle leibt mir positiv im Gedächtnis, wohl weil er hier noch ein wenig experimentiert, jedoch die Rolle und somit seine Verkörperung bereits in eine Richtung gedrückt werden, die mir nicht passt. Für einen Film wäre das vielleicht gar nicht so übel, nur entwickelt sich Craig dann weiter und entfernt sich auch von den teilweise guten Tendenzen. In Humor-Momenten überzeugt er mich nicht ganz, doch es ist bekanntlich sein erster Film und es sollte künftig besser funktionieren (ebenso seine „charmanten Gespräche“ mit Vesper, die vielleicht nicht schlecht geschrieben, aber vom andeutungsweise auftretenden Dauergrinser-Craig dann auch nicht wirklich seriös gespielt sind).
Also: Trotz seiner positiven Aspekte treten typische Prequelsünden auf, denen der Film letztendlich unterliegt. Wenn der Film sich auf sich und seine Figuren konzentriert, ist er besser, als wenn er die filmhistorische Figur Bond versucht, zu durchleuchten(
