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Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 4. März 2015 22:49
von Thunderball1965
Der dritte Film, zu dem ich mich hier etwas ausführlicher äußere:
Casino Royale
alias der Lieblingsfilm von jedem :wink:
(Auch, wenn es den Anschein erwecken kann: Ich führe keine Anti-Chronologie durch)

Casino Royale lässt sich in drei Parts aufteilen:

1. Die Geschichte ums Flugzeug
2. Das Pokerspiel und
3. Die Geschichte ums Geld

Bis auf eine Actionszene, in der Bond, erstmals verkörpert durch D. Craig, gegen einen Nebenschurke kämpft und die Explosion eines Flugzeugs verhindert – inklusive diabolischem Grinsen bei der Explosion – halte ich vom ersten Teil des Films nicht sonderlich viel. Es wird versucht, einen Mittelweg zwischen Humor und einem härteren Ton zu finden, und ja, der Film ist in Momenten wie der Autoverschrottung auf dem Bahamas-Parkplatz auch deutlich besser, als wenn er, wie schon im Prolog, „dark and gritty“ zu sein versucht. Offenbar haben die Produzenten einen Bourne-Film zu viel gesehen.
Besonders interessant ist es natürlich zu sehen, wie Craig zum allerersten Mal in seine künftige Paraderolle schlüpft und den bekanntesten Filmagenten der letzten 100 Jahre verkörpert. Ich nehme an, er spielt nach Drehbuchvorgabe und den Anweisungen der Produzenten, um den Ton der neuen Filme entsprechend zu gestalten.
Leider trägt er stellenweise dann doch zu dick auf, wenn er den übercoolen, trotzigen Rebell Bond 1.0 präsentieren will.
Geschüttelt oder gerührt? – …
Der tatsächlich bleibende Part ist der zweite: Bond im Casino als eleganter Gentleman, der zusammen mit seinem Gefolge, bestehend aus Vesper und Mathis (Giannini ist großartig drauf) versucht, Le Chiffre alias Mads Mikkelsen zu ruinieren; leider im Kontrast zu der Gestaltung der Kampfszenen ( :-| ). Das Duell gewinnt letzterer, der schauspielerisch seine Rolle nutzt, um eigentlich jeden anderen, der je in einem Craig-Bond auftreten soll, an die Wand zu spielen. Sein Umgang mit Sieg und Niederlagegegen Bond – unvergleichlich (Transpirieren vs. Blut weinen :argue: ).
Das Problem mit Le Chiffre liegt eigentlich bloß in der Rollenanlage, die ebenfalls dem neuen Produktionskonzept geschuldet ist: Er ist kein Bösewicht, den man in einem Bond erwartet, sondern bloß eine Art Bankangestellter für Terroristen (wenn man das so ausdrücken kann).
Die Geschichte ums Geld, im letzten Teil, bringt noch einmal eine überraschende Wendung hinein, die vor allem beim wiederholten Sehen an Bedeutung gewinnt. Gerade wurde hier im Forum die ganze komplizierte Geschichte chronologisch erklärt. Das zweite Sehen ist für essentiell für einen verbesserten Gesamteindruck. Dafür gibt es eine lang inszenierte Schießerei mit plötzlich auftretenden Bösewichten (neues Produktionskonzept lässt grüßen), was nicht gerade die Spannung erhöht. :|
Dazu gibt es noch jede Menge bizarre Züge des Reboots und Prequels in einem: Trotzbond, Ichkündigebond, und die Vorstufe von Dramabond (der später mutiert zu Dramaqueen-Craig). Charaktertiefe versucht der Film einzubringen in Momenten, die es ähnlich wohl kaum gegeben hätte (Duschszene CR vs. Duschszene SF) nicht ganz immer gelungen, aber auch manchmal dank Improvisation oder Regie (kennt wer vielleicht das Making-of?), zum Beispiel der coole Geheimagent, der dann doch spießig genug ist, genauestens auf seine Fliege zu achten und der lachenden Frau einen genervten Blick zuzuwerfen.
Craigs Umgang mit der für ihn neuen Rolle leibt mir positiv im Gedächtnis, wohl weil er hier noch ein wenig experimentiert, jedoch die Rolle und somit seine Verkörperung bereits in eine Richtung gedrückt werden, die mir nicht passt. Für einen Film wäre das vielleicht gar nicht so übel, nur entwickelt sich Craig dann weiter und entfernt sich auch von den teilweise guten Tendenzen. In Humor-Momenten überzeugt er mich nicht ganz, doch es ist bekanntlich sein erster Film und es sollte künftig besser funktionieren (ebenso seine „charmanten Gespräche“ mit Vesper, die vielleicht nicht schlecht geschrieben, aber vom andeutungsweise auftretenden Dauergrinser-Craig dann auch nicht wirklich seriös gespielt sind).
Also: Trotz seiner positiven Aspekte treten typische Prequelsünden auf, denen der Film letztendlich unterliegt. Wenn der Film sich auf sich und seine Figuren konzentriert, ist er besser, als wenn er die filmhistorische Figur Bond versucht, zu durchleuchten( :oops: ). Keine schlechte Idee wäre es gewesen, sich bei dieser Thematik weniger ernst zu nehmen. In dem Fall hätte man den Film noch ohne besonders negative Auffälligkeiten sehen können, und somit hätte er 4/8 Punkten erhalten.

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 4. März 2015 22:59
von Casino Hille
Thunderball1965 hat geschrieben:Casino Royale lässt sich in drei Parts aufteilen:

1. Die Geschichte ums Flugzeug
2. Das Pokerspiel
3. Die Geschichte ums Geld
Sehr gut erkannt! Und die drei Teile passen nicht immer optimal zusammen, was sich für mich bei CR immer mehr als Problem heraus kristallisiert. Dazu später mehr. Deine Worte zum Showdown mag ich total, das trifft sehr gut auch das, was ich da immer ein wenig denken musste.

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 4. März 2015 23:13
von Thunderball1965
Casino Hille hat geschrieben:
Thunderball1965 hat geschrieben:Casino Royale lässt sich in drei Parts aufteilen
Sehr gut erkannt!
Sehr schwierig war das ja auch nicht :lol:

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 5. März 2015 00:25
von dernamenlose
Thunderball1965 hat geschrieben:und somit hätte er 4/8 Punkten erhalten.
Was erhält er denn jetzt tatsächlich?

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 11. Mai 2015 00:18
von craigistheman
CR heute nach langer Zeit wieder gesichtet. Vergebe nach wie vor 10/10, Martin Campbell versteht Bond von A bis Z, GE finde ich ebenfalls grandios. Ich hoffe man wendet sich wieder an ihn, sobald Craigs Nachfolger bestimmt wurde. Ach wie sehr ich David Arnold vermisse...

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 29. Mai 2015 16:41
von Jaybee
Tschuldigung! Gelöscht weil falscher thread.

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 29. Mai 2015 16:41
von Jaybee
WWWAAAARRRGGGHHH!!!
Falscher thread! Sorry, Freunde!

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 11:51
von Niklas
Ich finde das sich die Bond-Filme seit Daniel Craig stark verändert haben. Es gibt am Anfang keine klassische Pistolenlaufsequenz mehr. Auch Q fehlte bis Skyfall ganz. Diese Sachen haben die Bond-Filme berühmt gemacht. Wenn Spectre kein klassischer Bond-Film wird wars das mit den alten Zeiten. Vergleicht doch mal Casino Royale mit Filmen von Sean Connery. Ist Casino Royale noch ein richtiger Bond-Film? Es liegt glaube ich nicht an Daniel Craig. Er ist ein Perfekter Schauspieler. Aber woran liegt es dann?

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 13:45
von danielcc
Willkommen im Forum, Niklas.

na du haust ja gleich mutige Aussagen raus :-)
Also die Antwort auf deine Frage, woran es liegt: sehr einfach, man wollte es bewusst so!

Nachdem Bond gefühl in 20 Filmen immer das gleiche gesagt, getan und erlebt hat, wollte man die Serie mal wieder neu ordnen und etwas mutigere Wege gehen. Dies hat man insb. mit CR und QOS getan, bei Skyfall sind ja dann schon wieder die alten Elemente an Bord. Warten wir mal ab, wie das in SPECTRE sein wird

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 15:49
von Casino Hille
Niklas hat geschrieben:Ist Casino Royale noch ein richtiger Bond-Film?
Entschuldige die blöde Antwort auf eine sehr nachvollziehbare Frage, aber erstmal: Ja, CR ist noch ein richtiger Bond-Film. Weil er einfach eben ein Teil der EON-Serie ist. Und zudem glaube ich mit Pistolenlauf am Anfang und Q-Auftritt auch gar nicht so anders wäre. Man könnte die paar fehlenden Formel-Momente ganz schnell in CR integrieren (ohne Probleme!) und es bliebe ja dennoch derselbe Film. Und auch ein OHMSS und LTK, in Teilen auch TWINE, hatten sich bereits getraut, mal mutigere Wege zu gehen, CR ist da denke ich nur einen Schritt konsequenter gewesen oder endgültiger, je nach Auslegung.

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 16:49
von Thunderball1965
Niklas hat geschrieben:Ist Casino Royale noch ein richtiger Bond-Film?
Da er - wie Hillie schon sagte - Teil der von EON produzierten Serie ist, ist CR6 ein richtiger Bond-Film. Etwas härter als die anderen, weniger glamourös, ohne Q und Moneypenny, humorreduziert, kein Bond-Girl am Ende in Bonds Armen, er darf den Bösewicht nicht selbst töten,... aber es ist ein Bondfilm.
Das allein sagt aber nichts über die Qualität aus. 8)
Casino Hille hat geschrieben:Man könnte die paar fehlenden Formel-Momente ganz schnell in CR integrieren (ohne Probleme!) und es bliebe ja dennoch derselbe Film.
Widerspruch?

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 17:01
von Casino Hille
Thunderball1965 hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Man könnte die paar fehlenden Formel-Momente ganz schnell in CR integrieren (ohne Probleme!) und es bliebe ja dennoch derselbe Film.
Widerspruch?
Warum? :D

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 17:18
von Thunderball1965
Casino Hille hat geschrieben:
Thunderball1965 hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Man könnte die paar fehlenden Formel-Momente ganz schnell in CR integrieren (ohne Probleme!) und es bliebe ja dennoch derselbe Film.
Widerspruch?
Warum? :D
Wenn man den Film verändert, kann er ja nicht derselbe bleiben. Auch bin ich mir gar nicht sicher, ob er besser wäre, wenn er alibihaft die Formel-Momente einstreut. Aber dazu müsste ich den CR6 mit "integrierter Formel" (?) natürlich erstmal sehen (statt dem richtigen CR6 natürlich).

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 17:20
von Casino Hille
Gunbarrel an den Anfang legen, diesen technischen Begleiter von M zu Moneypenny umbenennen, eine Q-Szene reinsetzen, die Szene, in der Bond nach Vespers Entführung Le Chiffré nachjagt um eine kurze Actionszene (45 Sekunden - 1 Minute) verlängern, in der Bond mit Gadgets zwei Autos schrottet und du bist fertig. Macht den Film weder wirklich besser, noch wirklich schlechter, weshalb man deshalb aber natürlich durchaus die Frage stellen kann, warum man es nicht einfach gemacht hat.

Re: Filmbesprechung: Casino Royale

Verfasst: 6. Juli 2015 17:34
von Thunderball1965
Casino Hille hat geschrieben:Gunbarrel an den Anfang legen, diesen technischen Begleiter von M zu Moneypenny umbenennen, eine Q-Szene reinsetzen, die Szene, in der Bond nach Vespers Entführung Le Chiffré nachjagt um eine kurze Actionszene (45 Sekunden - 1 Minute) verlängern, in der Bond mit Gadgets zwei Autos schrottet und du bist fertig. Macht den Film weder wirklich besser, noch wirklich schlechter, weshalb man deshalb aber natürlich durchaus die Frage stellen kann, warum man es nicht einfach gemacht hat.
Dann müsste man wieder versuchen, gute Szenen für diese beiden Figuren zu drehen, und ich kenne keinen Craig-Bond, dem das bisher gelungen ist. :twisted:
Der Verzicht auf Moneypenny und Q bzw. dessen Gadgets unterstreicht vielmehr den Reboot-und WAB-Gedanken des Films. An der Handlung würde sich - zugegeben - wenig ändern, aber die Richtung des Films wäre eine andere.
Man hätte vllt drauf verzichten müssen, den Film als Prequel zu drehen, wenn man all die Formel-Elemente drin haben wollen würde, und ich denke nicht, dass jeder Fan des CR6, wie wir ihn kennen Fan des "CR6 mit Formel" sein würde.