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Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 00:06
von Casino Hille
Nein, das sind in diesem Falle alles sehr persönliche Elemente, die mit Politik zu tun haben, von ihr aber nicht bestimmt werden.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 00:14
von Samedi
Casino Hille hat geschrieben:Nein, das sind in diesem Falle alles sehr persönliche Elemente, die mit Politik zu tun haben, von ihr aber nicht bestimmt werden.
In SP geht es ja ebenfalls um die persönliche Einstellung zur Politik.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 13:39
von craigistheman
Casino Hille hat geschrieben:craigistheman hat geschrieben:Ne, das sehe ich anders. Ich finde SF setzt einen menschlichen Bond in Szene, der sich in einem zunehmend entmenschlichten Apparat zurecht finden muss.
Casino Hille hat geschrieben:Es ist doch eben gerade das Gegenteil der Fall. Am Ende hat sich nicht Bond an die Brave New World angepasst, sondern die Welt an Bond.
Der Geheimdienst wird wieder zu dem, was er immer war, Bond als Archetyp wurde hinterfragt, bleibt aber unverändert. DAS ist die Schwäche von SF auf der Metaebene.
Also haben wir einen menschlichen Bond, mit dem sich der zunehmend entmenschlichte Apparat zurecht finden muss.
Der entmenschlichte Apparat zeigt sich z.B. in der Verwundbarkeit des MI6 durch Cyberterrorismus. Er zeigt sich aber auch im zunächst leichtfertigen Umgang Ms mit ihrem Agenten, Sentimentalität kann sich die Frau nicht leisten. Technologie spielt zunehmend eine Rolle, was in SP wieder aufgegriffen wird. Die Zeit in der SF spielt, ist eine Zeit des Umbruchs. Die allgemeine Relevanz und Effizienz des MI6 wird von der Regierung (wenn auch äußerst plump und stark vereinfacht) dargestellt. Auch Q stellt gewissermaßen eine gewisse Entmenschlichung dar. Anstatt Bond mit dem üblichen "Spielzeug" für den Außeneinsatz zu wappnen, überwacht er ihn auf Schritt und Tritt. Medien und Überwachung sind die neuen Waffen. Das wird in SP aber noch viel demonstrativer aufgerollt.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 13:55
von Casino Hille
Das ist alles richtig, aber der Schlussfolgerung kann ich nicht zustimmen. Du schreibst, Bond müsse sich zurechtfinden. Bond muss aber gar nichts, am Ende ist es doch genau andersrum gekommen. Bond in derselbe geblieben wie immer und der MI6 ist menschlicher geworden, wieder zu dem Arbeitsfeld, welches wir aus den Vorgängern gewohnt waren. Es ist also eben gerade nicht so, dass ein aus der Zeit gefallener Held mit den Tücken eines neuen Zeitalters konfrontiert wird, sondern das neue Zeitalter muss im letzten Drittel wieder zur "guten alten Zeit" zurückkehren, da die Frage nach der Relevanz des Helden dort nicht gestellt werden musste.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 14:08
von craigistheman
Ich verstehe schon was du meinst, wenn du sagst der MI6 passt sich Bond ein Stück weit wieder an, nur glaube ich, dass sich der MI6 eher unseren alten Publikums-Sehgewohnheiten (Whitehall, Ms Office mit Vorraum für Moneypenny etc.) anpasst. Außerdem wird genau dieses Thema in SP wieder in verstärktem Maße aufgegriffen (Überwachung, 00-Abteilung veraltet, Vorratsdatenspeicherung). Trotzdem legt SF den Grundstein, in SP muss Bond dann die Entscheidung fällen, die seine Charakterentwicklung vollendet. Nämlich entgegen jeder Erwartung, den machtlosen Antagonisten zu verschonen, um sich seinem eigenen Leben zu widmen. Die Betten sind gemacht: M weiß nun, dass er sich zu 100% auf Bonds Instinkt verlassen kann, Bond akzeptiert die neuen Strukturen des MI6. Ob er nun kündigt oder nicht, lässt der Film ja offen. Vielleicht macht der Gute ja einfach nur längst überfälligen Urlaub.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 14:14
von Casino Hille
craigistheman hat geschrieben:Bond akzeptiert die neuen Strukturen des MI6
Aber welche sollen das sein? Smart Blood? Die alten Gadgets? Die Drohnenpolitik oder die Überwachungsmaßnahmen, von denen M sich ganz deutlich distanziert?
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 14:23
von craigistheman
Q und Smartblood, Teamwork...
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 15:01
von dernamenlose
Casino Hille hat geschrieben:
Es ist doch eben gerade das Gegenteil der Fall. Am Ende hat sich nicht Bond an die Brave New World angepasst, sondern die Welt an Bond.
Der Geheimdienst wird wieder zu dem, was er immer war, Bond als Archetyp wurde hinterfragt, bleibt aber unverändert. DAS ist die Schwäche von SF auf der Metaebene.
Nö, das ist die Stärke von SF. Gerade darin wird doch der "ursprüngliche 007" zementiert. Es war doch schon immer so: Nicht Bond musste sich mit der Welt arrangieren, sondern die Welt mit ihm. So war Bond schon immer, in SF wird er hinterfragt, und jede andere Auflösung wäre fatal gewesen. So ist Bond, und damit schließt SF die ENtwicklung von Bonds Charakter nach CR und QOS ab, das Fazit wird uns dann in SPECTRE präsentiert. SF macht hier alles richtig.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 15:03
von Casino Hille
Kann man so sehen, aber ich halte es nachwievor für zu redundant, 143 Minuten auf etwas hinzuarbeiten, dass vorher jedem Zuschauer klar war und hinterher immer noch genauso klar ist.
Das führt zu absolut gar nichts und ist ein heftiger Bruch im Vergleich zu den Vorgängern, die eben einen modernen Bond in einem zeitgemäßen Umfeld präsentierten.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 15:07
von dernamenlose
Nur ist das eben nicht jedem Zuschauer klar, sondern nur einer Handvoll Fans. Von demher macht das schon Sinn.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 16:17
von Nico
Erstaunlich, erstaunlich. Ich hab mir da noch nie so viele Gedanken drüber gemacht, aber jetzt, wo ich es lese, muss ich doch mal einwandfrei Hille recht geben. Das ist mir irgendwie nie aufgefallen...
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 19:24
von danielcc
Casino Hille hat geschrieben:Kann man so sehen, aber ich halte es nachwievor für zu redundant, 143 Minuten auf etwas hinzuarbeiten, dass vorher jedem Zuschauer klar war und hinterher immer noch genauso klar ist.
Das führt zu absolut gar nichts und ist ein heftiger Bruch im Vergleich zu den Vorgängern, die eben einen modernen Bond in einem zeitgemäßen Umfeld präsentierten.
nein das führt zum idealen Wohlgefühl und zu dem was Leute an einer Serie lieben!
Ich muss mich schon sehr wundern. Immer wieder werden hier die wunderlichste und ausgefeiltesten Argumente dafür geliefert warum man einen Film XYZ einfach ganz furchtbar finden muss weil er einfach alles falsch macht.
Nur siehe da, der Film hat über 1 Mrd gemacht und jeder hat ihn geliebt.
Also:
Entweder betonen dass man SELBST eine spezielle Meinung hat und vertritt. Aber nicht pauschalen Argumenten kommen und so tun als erkläre man hier den common sense
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 19:26
von Casino Hille
Ich erkläre das gar nicht zum common sense. SF funktioniert für viele sicherlich gerade DESWEGEN, geht dabei für mich aber nun mal den einfacheren Weg, während der unbequeme noch besser und ehrlicher wäre (vielleicht aber weniger massentauglich - aber auch das darf einem Film vorgehalten werden, sollte es sogar).
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 19:33
von craigistheman
Ja lieber danielcc, ich habe nichts dagegen eine "spezielle" Meinung zu haben. Das ist dann auch das, was uns beide im Kern unterscheidet, habe ich das Gefühl

.
Natürlich kann ich dir uneingeschränkt Recht geben, wenn du schreibst, dass ein Einspielergebnis von über 1 Mrd. selbsterklärend ist. Deswegen muss mir der Film aber noch lange nicht gefallen, und ich bin keiner dieser, die prinzipiell alles schlecht finden, was Erfolg hat. Im Gegenteil...
Re: Regie & Stil
Verfasst: 7. Juni 2016 19:37
von Casino Hille
Ursprünglich ging es mir aber eh darum, dass ich der Interpretation von craigistheman nicht zustimmen kann, sondern sie genau umgekehrt sehe. Die qualitative Einschätzung SFs meinerseits kannst du im entsprechenden Thread ausführlicher nachlesen.
