Wie findet ihr TWINE?

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Insgesamt abgegebene Stimmen: 9 (18%)
10/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (8%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 50

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

82
Gestern wieder mal TWINE gesehen. So langsam glaube ich dass Robert Carlyle als Renard eine Fehlbesetzung ist. Eigentlich müsste TWINE davon leben dass es zwei Bösewichte gibt: Elektra und Renard, jedoch fehlt der Figur Renard zu sehr das Charisma oder der Background. Zum einen ist die Figur eher schlechter geschrieben. Er ist Anarchist.. und weiter? Weder ist er ein besonderes Genie, noch hat er außer seiner Schmerzunempfindlichkeit ein herausragendes Merkmal. Sein Charakter bleibt im Film bei näherer Betrachtung ziemlich flach. Mit mehr und besserer Charakterisierung wäre auch seine Tragik (aus Liebe zu Elektra in den Tod gehen, wobei sie ihn nur eigene Zwecke ausnutzt) von wesentlich größerem Gewicht im Film.

Diese Schwächen kann Carlyle eben auch nicht durch seine Präsens kaschieren. Er ist Charakterdarsteller und schauspielerisch sicherlich gut, nur eben fehlt ihm hier ein Sprungbrett und er hat zu wenig Charisma, weshalb seine Figur neben Elektra einfach abfällt. Gerade in den späteren Istanbulszenen hat er schon mehr von einem blasseren Henchman, als von einem richtigen Villian.

Früher wurden hier mal die Skiszenen als unter der Qualität derer von OHMSS bezeichnet. Stimmt, die Szenen in TWINE wirken zu Reißbrettartig und bieten zu wenig interessante Einstellungen. Schon erstaunlich dass ein 30 Jahre älterer Film um ein vielfaches dynamischer in der gleichen Sorte von Szene ist.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

83
Ja TWINE ist ein Film der mehr als jeder andere Bond wohl unter seinem Potenzial bleibt.
Grade was die Rolle von Carlyle angeht sieht man das. Er ist ja wahrlich eine tragische Figur. Auf der einen Seite außen ganz hart, zu allem bereit, und gegenüber Bond sogar überlegen, aber dann in der Nähe von Elektra ein Weichei, der alles nur für sie tut und am Ende eigentlich von ihr nur für ihre eigenen Zwecke misbraucht wird.

Aber im Film werden all diese Themen nur angedeutet und nichts entwickelt sich richtig
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

84
danielcc hat geschrieben:Ja TWINE ist ein Film der mehr als jeder andere Bond wohl unter seinem Potenzial bleibt.
Grade was die Rolle von Carlyle angeht sieht man das. Er ist ja wahrlich eine tragische Figur. Auf der einen Seite außen ganz hart, zu allem bereit, und gegenüber Bond sogar überlegen, aber dann in der Nähe von Elektra ein Weichei, der alles nur für sie tut und am Ende eigentlich von ihr nur für ihre eigenen Zwecke misbraucht wird.

Aber im Film werden all diese Themen nur angedeutet und nichts entwickelt sich richtig
Kürzlich habe ich aber durch Moderne Kinofilme "gezappt" und da wird TWINE von dir beinahe - man verzeihe den blöden Ausdruck - in den Himmel gelobt...
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

85
GoldenProjectile hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Ja TWINE ist ein Film der mehr als jeder andere Bond wohl unter seinem Potenzial bleibt.
Grade was die Rolle von Carlyle angeht sieht man das. Er ist ja wahrlich eine tragische Figur. Auf der einen Seite außen ganz hart, zu allem bereit, und gegenüber Bond sogar überlegen, aber dann in der Nähe von Elektra ein Weichei, der alles nur für sie tut und am Ende eigentlich von ihr nur für ihre eigenen Zwecke misbraucht wird.

Aber im Film werden all diese Themen nur angedeutet und nichts entwickelt sich richtig
Kürzlich habe ich aber durch Moderne Kinofilme "gezappt" und da wird TWINE von dir beinahe - man verzeihe den blöden Ausdruck - in den Himmel gelobt...
Hast du eine andere Ausgabe als ich? :-)

Vielleicht hast du die kurze Standard-Bewertung vom ersten Kinobesuch gelesen. Aber in dem großen Bond-Special am Ende ist das Fazit etwas anders:

"Als ich TWINE damals gesehen
hatte, war ich mir sicher, grade den besten Bondfilm aller Zeiten gesehen zu haben
(das sehe ich heute anders!).
Warum habe ich damals so gedacht? Weil TWINE neben den üblichen Zutaten einige wirklich
gute Drehbuchzeilen und Dialoge enthält und ein Film ist, der mehr als alle Bondfilme bis
dahin Charakterzeichnung und -entwicklung in den Vordergrund stellt – oder es zumindest
versucht (ja, das sehe ich heute noch so zumindest bis CR kam)."
...
"Leider hat der Film aber auch deutliche Schwächen: Während GE wie aus einem Guss wirkt
und TND ein gelungener Action-Kracher ist, habe ich bei TWINE das Gefühl, dass man zu
viel wollte. Zu viele wichtige Charaktere und zu viele Szenen zur Charakterzeichnung. Dann
kommt noch hinzu, dass es Szenen gibt, die überflüssig zu sein scheinen - zumindest an
Bond-Maßstäben gemessen. Auch erscheint mir TWINE nicht so logisch wie GE oder TND."
...
"Brosnans dritter Auftritt überzeugt durch seine Darsteller und Charaktere, weniger durch die
Handlung, die etwas wirr und unlogisch scheint. Der Film leidet darunter, dass die beste Action
schon am Anfang steht und gegen Ende eher schlechter wird. Stark sind die Dialoge und
die Charaktere, doch irgendwie scheint der Film dabei auch etwas übers Ziel hinauszuschießen.
TWINE ist für mich der drittbeste Brosnan Film."


Last but not least: Ich sage nicht, dass der FIlm schlecht ist aber er hat eben von allen Bonds am meisten verschenktes Potenzial
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

86
Alles klar, ich habe nicht das Review im Bond-Spezial gemeint sondern die Kinosichtung die bei den anderen Filmen aufgelistet ist. Dort steht nämlich:

"[...]Ein grossartiger Bondfilm und überhaupt ein fantastischer Film. Von vorne bis hinten passt hier einfach alles zusammen: Die Darsteller(innen), das Drehbuch, die Regie, die Stunts und die Dramaturgie.[...]" usw.
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Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

87
GoldenProjectile hat geschrieben:Alles klar, ich habe nicht das Review im Bond-Spezial gemeint sondern die Kinosichtung die bei den anderen Filmen aufgelistet ist. Dort steht nämlich:

"[...]Ein grossartiger Bondfilm und überhaupt ein fantastischer Film. Von vorne bis hinten passt hier einfach alles zusammen: Die Darsteller(innen), das Drehbuch, die Regie, die Stunts und die Dramaturgie.[...]" usw.

Daher Jahre später die Korrektur im Bond Special :-)
Naja, vorne stehen die Sache so, wie ich sie direkt nach dem Kinobesuch empfunden habe und ich möchte diesen Kritiken nachher nicht korrigieren auch wenn es manchmal nötig wäre :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

88
danielcc hat geschrieben:Ja TWINE ist ein Film der mehr als jeder andere Bond wohl unter seinem Potenzial bleibt.
Das liegt aber in erster Linie daran, dass du Potenzial zu erkennen meinst wo gar keines ist. Wenn man mit der Wunschvorstellung an den Film rangeht er hätte ein zweiter CR werden können lässt sich deine Enttäuschung nachvollziehen, allein TWINE sollte nie etwas anderes sein als ein oberflächliches Popcornspektakel mit ein paar dramatischen Farbtupfern wie man sie selbst in Old Rogs Filmen finden kann. Ich kann die Forderung nach mehr Charakterentwicklung in einem Bondfilm auch nicht wirklich nachvollziehen. Wir reden hier von einem eigenen Genre, das in seiner Form über viele Jahrzehnte erfolgreich war und von Millionen Fans geliebt wurde – und zwar bereits über 40 Jahre lang vor CR. Jetzt im Nachhinein so zu tun, als ob ein Film wie TWINE Potenzial in der Figurenzeichnung verschenkt hätte, ist eine Art Revisionismus. Die Frage, ob der Film in anderer Form besser funktioniert hätte ist durchaus diskussionswürdig, aber man darf dabei trotzdem nicht die Augen davor verschliessen, dass er so wie er ist eben konzipiert war und der Tradition des Bondgenres folgte, in dem die Schurkencharaktere sich weitgehend durch Äußerlichkeiten und das Charisma ihrer Darsteller definierten. TWINE deckt dieses Muster absolut ab, über Carlyles Charisma lässt sich natürlich je nach persönlichem Geschmack streiten (ich finde ihn sehr charismatisch). Aber an TWINE im Nachhinein aus der Erfahrung mit CR entstandene Ansprüche zu stellen ist kaum zielführend.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

89
Sehe ich etwas anders. Hat auch nix mit CR zu tun. Natürlich sind alle Bonds Popkorn Kino aber bei TWINE hat man schon deutlich anders als bei GE oder TND Wert auf Charakterzeichnung, Emotionen, "Tiefgang" gelegt was man auch immer wieder betont hat, weil es Brosnan wollte. Es gibt auch in TWINE sehr gute Dialoge.

Im Übrigen bezog sich mein "verschenktes Potenzial aber auch nicht nur auf das Thema Charakterentwicklung. Ich finde auch, dass zB die SKiszene mehr Potenzial gehabt hätte. Auch generell hätte man mehr aus Carlyle machen können...
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Re: Filmbesprechung: The World Is Not Enough (1999)

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danielcc hat geschrieben:Sehe ich etwas anders. Hat auch nix mit CR zu tun. Natürlich sind alle Bonds Popkorn Kino aber bei TWINE hat man schon deutlich anders als bei GE oder TND Wert auf Charakterzeichnung, Emotionen, "Tiefgang" gelegt was man auch immer wieder betont hat, weil es Brosnan wollte. Es gibt auch in TWINE sehr gute Dialoge.
Genau. So gesehen ist TWINE in Form wie man ihn anging ein Vorläufer von CR hin die Richtung neben Action und Spektakel auch eine Charaktergeschichte zu präsentieren. Das merkt man auch in der Beziehung von Bond zu Elektra, die ja eben mehr ist als nur das übliche "Bad Bondgirl".
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