90
von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Im Kino - X-Men: The Days of Future Past in 3D (2014)
Drehbuch: Simon Kinberg & Matthew Vaughn
Regie: Bryan Singer
Darsteller: James McAvoy, Michael Fassbender, Hugh Jackman, Nicholas Hoult, Jennifer Lawrence, Evan Peters, Patrick Stewart, Ian McKellen, Josh Helman, Peter Dinklage, Ellen Page, Halle Berry, Shawn Ashmore, Mark Camacho, Lucas Till, Omar Sy, Kelsey Grammer, Anna Paquin
In einer dystopischen Zukunft jagen intelligente Roboter systematisch Menschen mit Super-Mutationen. Die verbliebenen Mutanten verschanzen sich unter der Führung der beiden X-Men-Urgesteine Prof. Charles Xavier (Patrick Stewart) und Erik Lehnsherr (Ian McKellen) in einem abgelegenen Kloster und kämpfen von dort aus ums nackte Überleben. Die einzige Lösung den Krieg zu beenden liegt darin, ein Ereignis in der Vergangenheit zu ändern, und nur der Über-Krieger Logan (Hugh Jackman) alias "The Wolverine" ist in der Lage die Strapazen einer geistigen Zeitreise unbeschadet zu überstehen. Um seine Gefährten zu retten wird Logan in sein Ich der frühen 1970er-Jahre versetzt, eine Zeit, in der der Aufbau einer X-Men-Truppe zur Abwendung der Gefahr fast unmöglich erscheint. Charles (jetzt: James McAvoy) fristet zu dieser Zeit ein elendes Dasein in Selbstmitleid und Alkohol, Erik Lehnsherr (jetzt: Michael Fassbender) sitzt wegen dem Mord an John F. Kennedy in einem ausbruchsicheren Gefängnis, die rachsüchtige Raven (Jennifer Lawrence) ist völlig ausser Kontrolle und die Hälfte aller Mutanten wurde nach Vietnam eingezogen. Frei nach Logan: This is gonna be fun...
Mit Days of Future Past verabschiedet sich die X-Men-Reihe wohl endgültig vom linearen Ablauf der ersten Filme. Nachdem bereits an allen Ecken verschiedene Prequels und Spin-Offs angebaut worden sind (darunter der mittelmässige Origins-Film und Vaughns fantastischer Serienbeitrag First Class) manövriert sich das X-Men-Universum unter dem Kommando von Bryan Singer (der Vaughn ersetzt) in abstrakte Gefilde mit dem Thema, welche Auswirkungen wohl eine nachträgliche Änderung der Vergangenheit hat und wie verschiedene Zeitebenen nebeneinander ablaufen. Der Gesamtkontext der Filme wird dadurch enorm komplex, aber andererseits nicht widersprüchlich. Man muss konstatieren, wie viel Mühe sich Singer, Vaughn und Kinberg gegeben haben, DoFP möglichst stimmig in die Reihe einzubetten. So gibt es unzählige Verweise, Anspielungen und Verknüpfungen zu anderen Filmen, die einem als Fan eine Menge Spass machen und alle ihren Platz haben. Auch ansonsten visualisiert Singer die Geschichte wie bereits bei den ersten beiden Filmen spektakulär und stimmig mit gelungenen Effekten, famosen Actionszenen und zeitgemässen Sets. Lediglich in der sehr knappen Rahmenhandlung wird etwas zu sehr auf die düstere CGI-Effektpalette gesetzt und geht alles auch irgendwie viel zu schnell.
Hugh Jackman spielt seine Paraderolle mit der gewohnten stoischen Kaltschnäuzigkeit und bekommt von Vaughn und Singer Sprüche in den Mund gelegt, die sarkastischer und cooler kaum sein könnten. Seine Präsenz wird nur von James McAvoy übertreffen, der die mit Abstand beste darstellerische Leistung aller X-Men-Filme abliefert. McAvoys Spiel als zynischer Alkoholiker ist erstaunlich nuanciert und bildet einen guten Kontrast zur völlig anderen Auslegung der Rolle in First Class. Fassbender darf dieses Mal eine gewisse Brutalität an den Tag legen, verfügt aber nicht mehr über dieselben Entfaltungsmöglichkeiten wie noch in First Class. Die grösseren Nebenrollen sind mit J-Law, Peter Dinklage und Nicholas Hoult grundsolide bis gut besetzt, während die beiden "Urväter" des Franchises, Sir Ian McKellen und Sir Patrick Stewart, lediglich Staffage sind. Eine tolle Überraschung ist eindeutig Evan Peters als übermenschlich schnell denkender und handelnder Mutanten-Lausbub Quicksilver. Er hat die meisten Lacher auf seiner Seite und bekommt von Singer eine eigene Actionszene spendiert, die ich ohne zu zögern als eine der stärksten Filmszenen der letzten Jahre einstufen würde. Von der Idee über den gesamten Ablauf, die filmische Umsetzung, die Effekte und den Humor ist besagte Quicksilver-Szene ein echter Leckerbissen und der geheime Höhepunkt des Films.
Ich bin grösstenteils sehr zufrieden mit dem neuen X-Men-Film, er ist ausgesprochen lustig, ideenreich und stark gefilmt. Eine eindeutige Bewertung fällt mir aber schwer. Für den Anfang gebe ich 8 / 10 Punkten. In meiner persönlichen Franchise-Reihenfolge, würde ich ihn so einordnen:
1. X-Men: First Class
2. X-Men: Days of Future Past
3. X-Men: United
4. X-Men: The Movie
5. The Wolverine
6. X-Men: The Last Stand
7. X-Men: Origins
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.