Mal ein Auszug aus PiJays (von insidekino) Kommentar zu den Oscars, ist aus meiner Sicht was dran, aber muss jeder für sich bewerten. Ich habe die Veranstaltung früher sehr gern gesehen, aber inzwischen langweilt sie mich total und weiß nicht einmal mehr genau, wann sie überhaupt stattfindet. Dafür stehe ich jedenfalls nicht mehr auf. Früher hab ich noch mitgefiebert wer gewinnt und das in vielen Kategorien. Diesmal hätte mir es nicht egaler sein können, selbst bei den Hauptkategorien.
Hier mal ein Auszug:
Wenn der Konsument ein Problem mit dem Produkt hat, können selbst eine raffinierte Verpackung oder ein Qualitätssiegel nicht viel daran ändern. Aber das bedeutet deshalb nicht gleich, dass der Zuschauer das Interesse am Kino oder gar am Film selbst verloren hätte. Es gibt auch Stimmen, die die Schuld bei der Wokeness der Hollywood-Eliten suchen, deren Einfluss dafür sorgt, dass lauter politisch korrekte Filme produziert und nominiert würden, die kein Mensch mehr sehen wolle. Vor allem nicht die Einwohner der konservativen Bundesstaaten. Kommt statt #oscarsowhite nun #oscarsowoke?
Dies ist ein Thema, das so komplex ist, dass es einen eigenen Artikel verdient hätte. Grundsätzlich muss man festhalten, dass die Klagen über mangelnde Diversität bei der Besetzung von Filmrollen und damit auch bei den Nominierungen für diverse Auszeichnungen, absolut gerechtfertigt waren. Hollywood musste sich ändern, um der Welt, in der wir leben, Rechnung zu tragen, genauso wie die #MeToo-Bewegung notwendig war, um bestimmte Übeltäter zur Verantwortung zu ziehen und insgesamt ein besseres Klima zu schaffen.
Die Frage ist nur, mit welchen Mitteln diese Veränderungen herbeigeführt werden. Dass die Academy mehr Frauen und people of color in ihre Reihen aufgenommen hat, war der richtige Schritt, ob es die geplanten Vielfältigkeitskriterien sind, die in zwei Jahren in Kraft treten sollen, darf man hingegen bezweifeln. Proporzdenken kann in manchen Bereichen funktionieren, in der Kunst eher nicht.
Wenn der Zuschauer also das Interesse an den nominierten Filmen verloren hat und deshalb die Oscarverleihung ignoriert, liegt das in erster Linie an den Filmen selbst. Sehen wir uns nur einmal an, welche Produktionen in den Achtzigern und Neunzigern den Oscar für den besten Film gewonnen haben: Amadeus (1985), Jenseits von Afrika (1986), Rain Man (1989), Der mit dem Wolf tanzt (1991), Das Schweigen der Lämmer (1992), Schindlers Liste (1994), Forrest Gump (1995) oder Titanic (1998) sind allesamt moderne Klassiker und waren gleichzeitig riesige Publikumserfolge, und auch die meisten anderen nominierten Filme haben viel Geld eingespielt. Acht der zehn an den Kassen erfolglosesten Oscargewinner stammen hingegen aus den letzten zehn Jahren, und ihre durchschnittliche Besucherzahl lag bei mageren 8 Millionen (in den Neunzigern waren es 41 Millionen und selbst in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts noch 23 Millionen). In diesem Jahr war Dune der erfolgreichste Film unter den nominierten, und der Abstand zu den anderen könnte kaum größer sein, denn er hat mehr als doppelt so viel Geld eingespielt wie alle neun anderen Produktionen zusammengenommen.
Abgesehen von Dune waren in diesem Jahr allenfalls West Side Story und Nightmare Alley mit den „altmodischen“ Oscar-Filmen vergleichbar: aufwändig und prachtvoll inszeniert und mit Starbesetzung. Und alle drei Filme sind Remakes oder Neuverfilmungen. Es scheint, als fiele Hollywood nichts mehr ein oder als trauten sich die Studiobosse nicht, viel Geld in eine Produktion zu stecken, die kein Franchise-Potential besitzt (weshalb man Dune schon wieder von der Liste streichen könnte). Dabei muss man nicht einmal ein großes Budget in die Hand nehmen, um einen populären und preiswürdigen Film zu schaffen (neben einigen oben bereits genannten Filmen fielen mir da noch Der Club der toten Dichter, Feld der Träume oder Mondsüchtig ein). Doch solche Filme werden nicht mehr oder kaum noch gemacht ...
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