Re: Zuletzt gesehener Film

7982
Agent 009 hat geschrieben:Baywatch war doch super unterhaltsam :lol:
Vielleicht nicht "super", aber auf eine trashige Art und Weise definitiv ein guter Zeitvertreib, wenn man nicht ultra spießig eingestellt ist oder allzu verbissen das Erbe der TV-Serie betrachtet. :wink:
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Re: Zuletzt gesehener Film

7983
Wonder Woman
Mal ein etwas anderer Superhelden-Film. Im Gegensatz zu den anderen Filmen des DC-Franchise war WW nicht mit CGI und Düsternis überladen. Ich bin sowieso Fan der Griechischen Mythologie und fand deshalb auch die Mischung gut. Zwischendurch gabs auch ein paar ganz witzige Szenen, die Sekretärin von Steve Trevor war z.B. ein sehr lustiger Charakter.
Streckenweise kam mir der Streifen etwas langatmig vor, aber das hat nicht so sehr gestört. Es ist immer etwas mühsam neue Superhelden einzuführen. Und Diana Prince ist halt doch ein eher komplexerer Charakter aufgrund ihrer religiösen Abstammung, da kann man das schon verzeihen.
Ich würde Wonder Woman auf jeden Fall weiterempfehlen, schon allein damit man den Leuten mal zeigen kann, dass DC nicht nur "Mist" (was es meiner Meinung nach sowieso nicht ist) produziert.

8/10 für einen gelungenen Superhelden-Film
The name's Bond, James Bond.

Re: Zuletzt gesehener Film

7985
Baywatch war eben genau die trashige Unterhaltung, wie ich sie erwartet hatte. Aber auch diese "notwendige Unausgewogenheit" hat gepasst, musste aber dem Film genau das Potential klauen, was noch drin gesteckt hätte - wie Jon Bass "Kleiner" im Lattenrost !
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

7988
Casino Hille hat geschrieben:Was sagst du denn zum Text?
....ähhhh lang. Und gut. Fast Verschwendung für so einen Film.
Da kannst du, falls du mal klamm bist, sicher etwas Geld mit verdienen.
Schreibst Du mir so einen Text auch zu Ich einfach unverbesserlich 3?
Bitte, bitte.
TOFANA IOAM

Re: Zuletzt gesehener Film

7989
Revoked hat geschrieben:Schreibst Du mir so einen Text auch zu Ich einfach unverbesserlich 3?
Mal aus dem Nähkästchen, vor allem, weil es dich eh nicht interessiert: Wenn ich Reviews schreibe, dann schreibe ich die in 'nem bestimmten Schreibprogramm, was dazu führt, dass meine Texte tatsächlich alle genau gleich lang sind. Baywatch ist also nicht exklusiver als jeder andere Film von mir behandelt worden - in Wahrheit herrscht da meinerseits absolute Gleichberechtigung. :wink: Frag mich nicht, wieso ich das mache, habe mich anfangs damit gezwungen, viel zu schreiben, mittlerweile zügle ich mich eher damit. Zu "Ich - Einfach unverbesserlich 3": Ich müsste halt erstmal die anderen beiden (oder inklusive Minion Spin Off 3!) Filme sehen. Aber dann natürlich gerne. Über die Bezahlung können wir gerne per PN diskutieren. :mrgreen: Nein, Spaß beiseite: Baywatch ist aber ein Film, über den man mit Leichtigkeit viel schreiben kann. Da muss man sich nicht mal etwas aus den Fingern saugen, alleine der popkulturelle Status der Originalserie ist ergiebig genug und der Film selbst sieht das ja ähnlich.

Aber es freut mich natürlich sehr, wenn du mit dem Text Spaß hattest. :lol:
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Re: Zuletzt gesehener Film

7994
iHaveCNit: Die Erfindung der Wahrheit (2017)

Bereits als ich letztes Jahr den Trailer zu „Miss Sloane“ gesehen habe, ist der Film direkt in meiner Filmplanung gelandet. Als Thrillerfan, der sich auch gerne mal dem politischen Sektor widmet und das Thema mit der Waffenlobby und den Gesetzen in den vereinigten Staaten sehr interessant findet, war neben der Hauptbesetzung von Jessica Chastain der Film definitiv Pflicht. Und das lange Warten hat sich gelohnt.

Madeline Elizabeth Sloane ist Lobbyistin und gehört zu der Elite in ihrem Job. Sie ist auch die erste Wahl der Waffenlobby, ein unliebsames Waffengesetz zu verhindern. Nach einem Streit wechselt sie überraschend die Seite und macht sich damit bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber und der Waffenlobby mächtige Feinde, denen Sie immer einen Schritt voraus sein und entscheiden muss, wie weit sie gehen kann.

Das unverletzliche Grundrecht des Amerikaners eine Waffe zu tragen gehört immer zu den brandaktuellen Themen der amerikanischen Politik und die Lobbys der Gegner sowie Befürworter befinden sich in einem stetigem Kampf, der durch gesellschaftliche Ereignisse immer wieder befeuert wird, auch auf höchster politischer Ebene im Wahlkampf. Und der aktuellste Wahlkampf sowie auch „Miss Sloane“ zeigt auch, wie hart es für eine Frau ist, auf einem Terrain für Männer zu bestehen und Schlachten zu schlagen. In ihrer Vorbereitung zu „Miss Sloane“ hat Jessica Chastain mit weiblichen Lobbyistinnen zusammengearbeitet und das spürt man in jeder Sekunde des Films. Ihre Kühle, Skrupellosigkeit, Abgründigkeit, Abgebrühtheit und Intelligenz nimmt man ihr zu jeder Sekunde des Films ab. Jessica Chastain ist hier die alles überstrahlende Hauptakteurin und nimmt es spielend locker mit allen Co-Stars auf, egal ob es sich hier um Michael Stuhlbarg, John Lithgow, Mark Strong, Allison Pill und Gugu Mbatha-Raw handelt. Die Dialoge des Films sind messerscharf und intelligent. Die Optik des Films ist hier genau auf dem gleichen messerscharfen Hochglanz und blankpoliert. Man muss bei den herausfordernden Dialogen und der Thematik auch ständig am Ball bleiben und quasi die Schritte des Films wie die eines Gegners im Schachspiel vorausahnen. Das macht die Spannung des Films aus, in dem es auch einige gute Twists gibt. Einziges Manko ist, dass es genau diese Twists sind die den Film am Ende in einem sehr konstruierten Ende gipfeln lassen, dass einem die Socken auszieht. Und dass wir es hier mit einem Politthriller zu tun haben, dessen Story fiktional ist und so nie stattgefunden hat. Wäre das nämlich der Fall, wäre ein politisches und mediales Beben in den Staaten von extrem Ausmaß die Folge. Doch genau die Konsequenzen des Films sind ein sehr interessantes Gedankenspiel, wie so etwas wohl ablaufen könnte.

„Die Erfindung der Wahrheit“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein.

7995
Unknown Identity

Der Kalte Krieg mag mittlerweile vorbei sein, doch das wiedervereinte Berlin ist auch im 21. Jahrhundert (zumindest in Filmen) nach wie vor ein beliebter Tummelplatz für Spione. Das muss auch Dr. Martin Harris erfahren, der lange nach Glasnost und Perestroika bei einem Besuch in der Bundeshauptstadt einen Unfall während einer Taxi-Fahrt erleidet und sich ein paar Tage ins Koma verabschiedet. Der wahre Schock liegt für ihn aber im Aufwachen, denn die eigene Frau schaut ihn bei seiner Wiederankunft im Adlon bloß verständnislos an: "Excuse me, do I know you?" Ein anderer hat derweil längst seinen Platz eingenommen. Pech für Harris, Glück für den Kinozuschauer, denn diese spannende Konstellation dient dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra nur als cleverer Aufhänger für ein wahres Verwirrspiel rund um Identitäten, eine beeindruckende Melange aus B-Movie-Atmosphäre, französischem Existentialismus und klassischem Hitchcock-Narrativ.

Collet-Serra will sich mit "Unknown Identity" als kleiner geistiger Bruder großer "Vorfahren" wie Alfred Hitchcock, Roman Polanski oder Brian De Palma verstehen, ganz auf dem obligatorischen "Wrong Man"-Konflikt aufgebaut, und doch erweckt sein Film nie den Eindruck ausschweifender Hybris. Im Zentrum steht die kluge Geschichte, welche in atemlosen Tempo erzählt beinahe einen altmodischen Charme entwickelt. Die Inszenierung beweist ein vorzügliches Timing für Verfolgungsjagden, Suspense und entsprechende Atempausen, die dem zugrunde liegenden Mysterium des falschen Harris sogar etwas Rätsel-Stimmung entlocken. Berlin fungiert als winterliche Kulisse, ihm wird aber auch ein eigener Charakter zugestanden. Wenn eine von Flavio Martínez Labiano spannend eingefangene nächtliche Autoverfolgung über die Friedrichstraße nach mehreren Minuten mit einem Zusammenstoß mit einer Tram ihr rigoroses Ende findet, ist der Szenenapplaus mitunter nicht weit entfernt. Gerade für Berliner entwickelt sich hier der besondere Reiz, einen klassischen Hollywood-Thriller vor der eigenen Haustür zu begutachten, doch auch der Berlin-fremde Zuschauer erhält einen tollen Einblick in die Seele dieser pulsierenden Stadt. Berlin dient gleichermaßen auch als Metapher für den erzählten Plot: Auch über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ringt die Metropole um eine urbane Identität, ist immer noch gespalten, nur das die Trennlinie nicht mehr auf jeder Stadtkarte präsent ist.

Es ist oft nur vorsichtig eingeschobener visueller Subtext wie dieser, der der spannenden Story in der Tat genug Substanz einimpft, um sie in die Sphären ihrer großen Vorbilder vordringen zu lassen. Dass die späte Auflösung des an Wendungen nicht armen Komplotts schließlich nicht bloß eine simple Enthüllung bereit hält, versteht sich da von selbst. Bei dem moralischen Dilemma seines Protagonisten weiß Collet-Serra mit den Lehren des Jean-Paul Sartre zu argumentieren und Martin Harris muss erkennen, dass die Essenz ganz im Sinne des Philosophen tatsächlich der Existenz vorausgeht und er sich vor jene radikale Wahl gestellt sieht, nach der er sein Wesen selbst definieren muss. Dieses ihm aufgezwungene "Nosce te ipsum" ist der ideale Katalysator, um Hauptdarsteller Liam Neeson groß aufspielen zu lassen. Neeson, der als betagter Actionheld immer wieder Kinozuschauer begeistert, bekommt hier mehr als in seinen sonstigen Filmen gleicher Gangart die Gelegenheit, sein vielfältiges mimisches Repertoire in voller Bandbreite zu nutzen. Er darf nicht nur den kaltschnäuzigen Kämpfer porträtieren, sondern sich als hadernder und verzweifelter Jedermann beweisen, und wenn er durch die Nächte Berlins wandert, ist das tragische Charisma, dass von ihm ausgeht, schon allein die Eintrittskarte wert.

Auch der restliche internationale Cast schickt sich an, mit Höchstleistungen aufzuwarten. Diane Kruger ist als Immigrantin und einzige Rettung für Harris perfekt besetzt und bringt eine leise Ironie in ihr Spiel ein, die den zunehmend abgedrehteren Verschwörungen eine angenehme Erdung zu verleihen weiß. Ebenso können January Jones, Aidan Quinn oder Sebastian Koch mit Leichtigkeit überzeugen und sind so effektiv genutzt wie selten. Am meisten begeistern jedoch weniger die Charaktere selbst als die Einstellung, die Collet-Serra zu ihnen gewinnt. Er ist sich den Skurrilitäten und Macken des Genres stets bewusst und so übernimmt seine Kamera stets eine leise, fast auktoriale Distanz zu den Figuren und ihren Aktionen, der ein spitzbübischer Eindruck innewohnt. Wenn ein vermeintlich freundlich gesinnter Charakter sich so urplötzlich als Widerling entpuppt, entpuppt sich "Unknown Identity" in seiner Unaufgeregtheit als amüsantes Spiel mit dem Publikum, dass sich daher den vielleicht etwas zu konventionellen Abschluss gönnen darf, in dem der Zerstörung jener Sehenswürdigkeiten, die zuvor noch so atmosphärisch eingefangen wurden, etwas zu viel Zeit gewidmet wird. Das Highlight des Films lag aber ohnehin in seiner ruhigsten Szene, als in einer Nebenhandlung Bruno Ganz, der als Ex-Stasi-Agent (stets über die Fähigkeit des Vergessens bezüglich des deutschen Volkes schwadronierend) die faszinierendste Figur des Films verkörpert, die hier eine Art verschrobene moralische Instanz darstellt, auf Schwergewicht Frank Langella trifft. So oft bekommt man einen derartig subtilen, bedächtigen und packenden Schlagabtausch zweier Meister ihres Fachs so effizient nicht präsentiert.

Fazit: Über etwaige Unglaubwürdigkeiten im Script, dass auf dem gleichnamigen Roman von Didier Van Caulewert basiert, weiß Collet-Serra mit Unterstützung der deutschen Hauptstadt und einer groß aufspielenden Besetzung mühelos hinweg zu navigieren, während er unbeirrt über einen Zeitraum von 114 Minuten seinem Ziel näher kommt, den großen Meistern des Genres Tribut zu zollen, und sich dabei dennoch auf das Spiel mit den trivialen Elementen dieser Sorte Film einzulassen. Es mag Geschmackssache sein, inwiefern diese bei dem einzelnen Betrachter möglicherweise störend ins Gewicht fallen, wichtiger ist aber, dass sich "Unknown Identity" seiner Eigenarten stets bewusst ist und sie daher clever in seine Struktur etabliert. So ist der Film besonders für eine Zweitsichtung gut geeignet und nicht wenigen wird vermutlich erst bei einer solchen auffallen, wie geschickt und mühelos ausschauend sich der Aufbau des Plots eigentlich gestaltet. Eine klare Genre-Empfehlung, die besonders für Berliner noch einen Extra-Geschmack Bahnhofscurrywurst enthält.

8/10
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