Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
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Nolan hat eben einen Mainstream-Nerv getroffen. Wie gesagt der Mainstreamler kann sich bei ihm als Intellektueller fühlen und der Inellektuelle ... 

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Ich fühle mich bei Nolan nicht intellektuell. Eher gut unterhalten. Keine 0815-Filme eben, aber nichts, von dem ich sagen würde, es sei irgendwie intellektuell.
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Nolan ist keiner der besten Regisseure, aber doch abwechslungsreich im Vgl. zum Mainstream-Rest. Und dafür verdient er sich sicherlich auch seine Beachtung, die er erhält.
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Das sehe ich haargenau so. Und das er Visionen hat, ist unverkennbar, definitiv mehr als seine Blockbuster-Konkurrenz. Mit einem Script seines Bruders kann er dann sogar wirklich gut sein.Thunderball1965 hat geschrieben:Nolan ist keiner der besten Regisseure, aber doch abwechslungsreich im Vgl. zum Mainstream-Rest. Und dafür verdient er sich sicherlich auch seine Beachtung, die er erhält.
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iHaveCNit: Dunkirk (2017)
Teil 10 der Filmografie eines Christopher Nolan – Das Thema: Zeit !
Wenn es einen Film gibt, den ich dieses Jahr am meisten erwartet habe, ist es „Dunkirk“, den neuen Film von Christopher Nolan. Eine Herzensangelegenheit für den Regisseur, der mich mit seinem Schaffen bisher am stärksten beeinflusst hat. Nolan ist mein Lieblingsregisseur und nachdem auch noch klar war, dass er mit den bereits aus „Inception“ und der „Dark-Knight-Trilogie“ für ihn bekannten Darsteller Cillian Murphy und Tom Hardy zusammenarbeiten wird, wollte ich diesen Film sehen. Dazu hat er seinen Cutter Lee Smith, Hoyte van Hoytema an der Kamera und die Musik aus der Feder eines Hans Zimmer engagiert. Als zusätzliche, schauspielerische Schwergewichte hat man Kenneth Branagh und Mark Rylance ans Bord geholt. Darüberhinaus sind auch noch vollkommene Newcomer wie Fionn Whitehead und der ehemalige One-Direction-Sänger Harry Styles gecastet worden. Der Film beleuchtet Ereignisse bei Dünkirchen zum Zeitpunkt der „Operation Dynamo“, bei der weit über 338.000 Soldaten der eingekesselten 400.000 Soldaten in einer der größten Evakuierungsaktionen der Geschichte gerettet worden sind, aber auch ein Eingeständnis einer der größten Niederlagen der britischen Geschichte ist. Der Film ist eines der größten und stärksten Erlebnisse, was ich bis zum heutigen Tage im Kino erleben durfte.
Aus Sicht der Bodensoldaten am Strand erleben wir den jungen Soldaten Tommy, der im Laufe seines Weges auf ein Boot zur Rettung auf die Soldaten Alex und Gibson kennenlernt und sich mit ihnen zusammenschließt. Währenddessen versucht Commander Bolton die Evakuierung der Soldaten am Strand bei einem großen Anlegepier zu koordinieren. Der Hobbysegler Dawson folgt dem Ruf nach Dünkirchen, um die Soldaten nach Hause zu bringen und nimmt im Laufe seiner Zeit einen traumatisierten Soldaten an Bord. Der Royal-Air-Force-Pilot Farrier und seine beiden Kameraden sind für die Luftunterstützung zuständig, um die Luftangriffe abzuwehren.
Wer hier grafische Gewaltdarstellung und Lagerfeuerromantik erwartet, ist hier klar im falschen Film und sollte sich zum Beispiel mit „Hacksaw Ridge“ und „Saving Private Ryan“ vergnügen, denn dort wird mit voller Brutalität die blutige Gewalt des Krieges dargestellt und auch eine echte emotionale Bindung zu den Hauptcharakteren hergestellt. „Dunkirk“ bietet so etwas nicht, kein blutiges Abschlachten, keine Gespräche von Soldaten über ihr Leben abseits des Schlachtfelds, was sie zurücklassen mussten.Diese Elemente benötigt „Dunkirk“ nicht. Es geht Nolan nicht darum, einen Kriegs- oder Antikriegsfilm zu präsentieren, sondern einen Survivalthriller mit seinem klassischen nolanesquen Touch und den Regeln des Spannungskinos. Waren bereits in einigen anderen Filmen von Nolan die Zeit ein wichtiges Element wie z.B. „Inception“ und „Interstellar“, ist die Zeit nun das Thema des Films. In den drei Handlungsebenen zu Land, zu Wasser und in der Luft gibt es unterschiedliche zeitliche Horizonte der Ereignisse, die von Nolan kongenial und raffiniert verknüpft werden. Der Film setzt einen regelrecht unter Stress, der den ganzen Film andauert und nur wenige Momente lang Zeit zum Atmen und Ausruhen liefert. Erfrischenderweise kommt der Film mit nur dem notwendigsten an Dialog aus und lässt die Bilder für sich sprechen. Egal ob es sich um weitläufige Aufnahmen des Strandes, auf dem Wasser oder auch vom Bord einer Spitfire handelt, die eingefangenen Bilder sind perfekt und fügen sich nahtlos in den Bild ein. Getragen wird die Spannung zusätzlich durch ein ständiges Ticken im Hintergrund, das die Grundlage für den treibenden Klangteppich eines Hans Zimmer bietet, der die Komponente Zeit und Stress noch stärker untermauert. Das Sounddesign des Films ist auch ein Traum, der genau wie die Musik extrem laut geworden ist und sich so hautnah anfühlt, als wäre man selbst am Strand von Dünkirchen. Auch wenn wir hier nahezu kaum Charakterdrama erleben dürfen, erfüllen die Darsteller des Films im Rahmen des Films ihre Aufgaben perfekt. Egal ob es Kenneth Branagh als erfahrener, pflichtbewusster Commander ist, Mark Rylance als hilfsbereiter und patriotischer Bootsmann mit eigener Motivation, Tom Hardy als Spitfirepilot, der trotz Limiterung auf seine Augen perfekt seinen Farrier verkörpert, Cillian Murphy als traumatisierter Soldat und auch die Newcomer Fionn Whitehead und Harry Styles machen ihre Sache als junge Soldaten, die auch ums Überleben kämpfen müssen, perfekt. Vom Produktionsdesign ist von unterschiedlichsten Schiffen bishin zu einer Original-Spitfire alles dabei gewesen, auch wenn man hier aus logistischen Gründen und Gründen der Übersichtlichkeit dann doch stellenweise zu clean geworden ist und geschichtlich leicht abweicht.
„Dunkirk“ hat vermutlich schon im Vorfeld durch die Ambivalenz des Ereignisses für Zündstoff gesorgt. Eine Niederlage für die Briten im zweiten Weltkrieg verfilmen ? Oder die Geschichte verfilmen, in der das ganze britische Königreich zusammenarbeitet, um nicht nur einen Großteil der militärischen Streitkraft, sondern auf sozialer Ebene einen Großteil einer ganzen Generation junger Briten nach Hause zu holen. Wenn einer wie Nolan, selbst Brite, einen solchen Film aufziehen will, warum nicht, wenn es ein Herzensprojekt für ihn gewesen ist und er damit seinem Land trotz diverser anderer Filme, die sich dem Thema „Dünkirchen“ gewidmet haben, einen Film für diese Generation liefern kann. Nolan setzt in „Dunkirk“ sehr oft auf puren Realismus, aber auch auf eine sehr respektvolle und ambivalente Aufbereitung des Themas. Die voranschreitenden und gewinnenden Deutschen werden im Film fast gar nicht thematisiert, sie sind auch nicht Fokus des Films. Auch wenn es z.B. durch einen unklaren Haltebefehl und witterungsbedingter Gründe für die Deutschen schwerer war, vorzudringen, besteht immer noch die Frage, ob aus psychologischer Sicht die britischen, belgischen und französischen Truppen vor Ort darüber Bescheid wussten oder nicht. Wenn sie es nicht wussten, war von psychologischer Seite der Drang zum Überleben definitiv da und auch die Bedrohlichkeit der Situation war gegeben, auch wenn Sie dann tatsächlich nicht so bedrohlich ernst war.
Ich habe nichts an „Dunkirk“ auszusetzen, manche Entscheidungen von Nolan können jedoch dem einen oder anderen sauer aufstoßen – Ich empfehle hier Magentabletten !. Ist „Dunkirk“ ein Meisterwerk und Meilenstein ? Kommt auf die Sichtweise jedes Einzelnen drauf an ! Ist „Dunkirk“ bereits jetzt ein Kandidat auf die Krone für „Meinen Film des Jahres 2017“ und bereits jetzt ein „Lieblingsfilm“ ? Von mir ein ganz klares JA. Zumindest reiht sich „Dunkirk“ nun als 7. Film des Jahres in eine Reihe von Filmen wie „La La Land“ ; „Manchester by the Sea“ ; „Silence“ ; „Moonlight“ ; „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ; „Wonder Woman“ ein.
Für mich sind Filme wichtig, die mich zum einen emotional berühren, mit denen ich mich auch zum Teil persönlich identifizieren kann, die mich zum Lachen und auch zum Weinen bringen, die mich auf eine Reise nehmen und ein regelrechtes Erlebnis im Kino geliefert haben. „Dunkirk“ ist ein regelrecht, spannendes, stressiges und für mich bisher einmaliges Erlebnis im Kino gewesen.
„Dunkirk“ - My First Look – 10/10 Punkte.
Teil 10 der Filmografie eines Christopher Nolan – Das Thema: Zeit !
Wenn es einen Film gibt, den ich dieses Jahr am meisten erwartet habe, ist es „Dunkirk“, den neuen Film von Christopher Nolan. Eine Herzensangelegenheit für den Regisseur, der mich mit seinem Schaffen bisher am stärksten beeinflusst hat. Nolan ist mein Lieblingsregisseur und nachdem auch noch klar war, dass er mit den bereits aus „Inception“ und der „Dark-Knight-Trilogie“ für ihn bekannten Darsteller Cillian Murphy und Tom Hardy zusammenarbeiten wird, wollte ich diesen Film sehen. Dazu hat er seinen Cutter Lee Smith, Hoyte van Hoytema an der Kamera und die Musik aus der Feder eines Hans Zimmer engagiert. Als zusätzliche, schauspielerische Schwergewichte hat man Kenneth Branagh und Mark Rylance ans Bord geholt. Darüberhinaus sind auch noch vollkommene Newcomer wie Fionn Whitehead und der ehemalige One-Direction-Sänger Harry Styles gecastet worden. Der Film beleuchtet Ereignisse bei Dünkirchen zum Zeitpunkt der „Operation Dynamo“, bei der weit über 338.000 Soldaten der eingekesselten 400.000 Soldaten in einer der größten Evakuierungsaktionen der Geschichte gerettet worden sind, aber auch ein Eingeständnis einer der größten Niederlagen der britischen Geschichte ist. Der Film ist eines der größten und stärksten Erlebnisse, was ich bis zum heutigen Tage im Kino erleben durfte.
Aus Sicht der Bodensoldaten am Strand erleben wir den jungen Soldaten Tommy, der im Laufe seines Weges auf ein Boot zur Rettung auf die Soldaten Alex und Gibson kennenlernt und sich mit ihnen zusammenschließt. Währenddessen versucht Commander Bolton die Evakuierung der Soldaten am Strand bei einem großen Anlegepier zu koordinieren. Der Hobbysegler Dawson folgt dem Ruf nach Dünkirchen, um die Soldaten nach Hause zu bringen und nimmt im Laufe seiner Zeit einen traumatisierten Soldaten an Bord. Der Royal-Air-Force-Pilot Farrier und seine beiden Kameraden sind für die Luftunterstützung zuständig, um die Luftangriffe abzuwehren.
Wer hier grafische Gewaltdarstellung und Lagerfeuerromantik erwartet, ist hier klar im falschen Film und sollte sich zum Beispiel mit „Hacksaw Ridge“ und „Saving Private Ryan“ vergnügen, denn dort wird mit voller Brutalität die blutige Gewalt des Krieges dargestellt und auch eine echte emotionale Bindung zu den Hauptcharakteren hergestellt. „Dunkirk“ bietet so etwas nicht, kein blutiges Abschlachten, keine Gespräche von Soldaten über ihr Leben abseits des Schlachtfelds, was sie zurücklassen mussten.Diese Elemente benötigt „Dunkirk“ nicht. Es geht Nolan nicht darum, einen Kriegs- oder Antikriegsfilm zu präsentieren, sondern einen Survivalthriller mit seinem klassischen nolanesquen Touch und den Regeln des Spannungskinos. Waren bereits in einigen anderen Filmen von Nolan die Zeit ein wichtiges Element wie z.B. „Inception“ und „Interstellar“, ist die Zeit nun das Thema des Films. In den drei Handlungsebenen zu Land, zu Wasser und in der Luft gibt es unterschiedliche zeitliche Horizonte der Ereignisse, die von Nolan kongenial und raffiniert verknüpft werden. Der Film setzt einen regelrecht unter Stress, der den ganzen Film andauert und nur wenige Momente lang Zeit zum Atmen und Ausruhen liefert. Erfrischenderweise kommt der Film mit nur dem notwendigsten an Dialog aus und lässt die Bilder für sich sprechen. Egal ob es sich um weitläufige Aufnahmen des Strandes, auf dem Wasser oder auch vom Bord einer Spitfire handelt, die eingefangenen Bilder sind perfekt und fügen sich nahtlos in den Bild ein. Getragen wird die Spannung zusätzlich durch ein ständiges Ticken im Hintergrund, das die Grundlage für den treibenden Klangteppich eines Hans Zimmer bietet, der die Komponente Zeit und Stress noch stärker untermauert. Das Sounddesign des Films ist auch ein Traum, der genau wie die Musik extrem laut geworden ist und sich so hautnah anfühlt, als wäre man selbst am Strand von Dünkirchen. Auch wenn wir hier nahezu kaum Charakterdrama erleben dürfen, erfüllen die Darsteller des Films im Rahmen des Films ihre Aufgaben perfekt. Egal ob es Kenneth Branagh als erfahrener, pflichtbewusster Commander ist, Mark Rylance als hilfsbereiter und patriotischer Bootsmann mit eigener Motivation, Tom Hardy als Spitfirepilot, der trotz Limiterung auf seine Augen perfekt seinen Farrier verkörpert, Cillian Murphy als traumatisierter Soldat und auch die Newcomer Fionn Whitehead und Harry Styles machen ihre Sache als junge Soldaten, die auch ums Überleben kämpfen müssen, perfekt. Vom Produktionsdesign ist von unterschiedlichsten Schiffen bishin zu einer Original-Spitfire alles dabei gewesen, auch wenn man hier aus logistischen Gründen und Gründen der Übersichtlichkeit dann doch stellenweise zu clean geworden ist und geschichtlich leicht abweicht.
„Dunkirk“ hat vermutlich schon im Vorfeld durch die Ambivalenz des Ereignisses für Zündstoff gesorgt. Eine Niederlage für die Briten im zweiten Weltkrieg verfilmen ? Oder die Geschichte verfilmen, in der das ganze britische Königreich zusammenarbeitet, um nicht nur einen Großteil der militärischen Streitkraft, sondern auf sozialer Ebene einen Großteil einer ganzen Generation junger Briten nach Hause zu holen. Wenn einer wie Nolan, selbst Brite, einen solchen Film aufziehen will, warum nicht, wenn es ein Herzensprojekt für ihn gewesen ist und er damit seinem Land trotz diverser anderer Filme, die sich dem Thema „Dünkirchen“ gewidmet haben, einen Film für diese Generation liefern kann. Nolan setzt in „Dunkirk“ sehr oft auf puren Realismus, aber auch auf eine sehr respektvolle und ambivalente Aufbereitung des Themas. Die voranschreitenden und gewinnenden Deutschen werden im Film fast gar nicht thematisiert, sie sind auch nicht Fokus des Films. Auch wenn es z.B. durch einen unklaren Haltebefehl und witterungsbedingter Gründe für die Deutschen schwerer war, vorzudringen, besteht immer noch die Frage, ob aus psychologischer Sicht die britischen, belgischen und französischen Truppen vor Ort darüber Bescheid wussten oder nicht. Wenn sie es nicht wussten, war von psychologischer Seite der Drang zum Überleben definitiv da und auch die Bedrohlichkeit der Situation war gegeben, auch wenn Sie dann tatsächlich nicht so bedrohlich ernst war.
Ich habe nichts an „Dunkirk“ auszusetzen, manche Entscheidungen von Nolan können jedoch dem einen oder anderen sauer aufstoßen – Ich empfehle hier Magentabletten !. Ist „Dunkirk“ ein Meisterwerk und Meilenstein ? Kommt auf die Sichtweise jedes Einzelnen drauf an ! Ist „Dunkirk“ bereits jetzt ein Kandidat auf die Krone für „Meinen Film des Jahres 2017“ und bereits jetzt ein „Lieblingsfilm“ ? Von mir ein ganz klares JA. Zumindest reiht sich „Dunkirk“ nun als 7. Film des Jahres in eine Reihe von Filmen wie „La La Land“ ; „Manchester by the Sea“ ; „Silence“ ; „Moonlight“ ; „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ ; „Wonder Woman“ ein.
Für mich sind Filme wichtig, die mich zum einen emotional berühren, mit denen ich mich auch zum Teil persönlich identifizieren kann, die mich zum Lachen und auch zum Weinen bringen, die mich auf eine Reise nehmen und ein regelrechtes Erlebnis im Kino geliefert haben. „Dunkirk“ ist ein regelrecht, spannendes, stressiges und für mich bisher einmaliges Erlebnis im Kino gewesen.
„Dunkirk“ - My First Look – 10/10 Punkte.
Zuletzt geändert von HCN007 am 29. Juli 2017 00:12, insgesamt 1-mal geändert.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
- Nico
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Das liest sich doch wunderbar. Bin schon sehr gespannt auf den Film, werde es aber wahrscheinlich erst irgendwann nächste Woche schaffen.
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So "gut" wie Guardians 2 und Wonder Woman? Das klingt dann abr gar nicht vielversprechend.
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Dunkirk
Aufgrund der Bekanntheit von Christopher Nolan hatte ich Dunkirk schon seit Mitte letzten Jahres auf dem Schirm, und der Kinobesuch war auch fest eingeplant. Dennoch weiß ich nicht, ob ich ihn Anfang 2017 zu meinen meisterwarteten Filmen hinzugezählt hätte. Ich mag zwar Nolans Stil und 4 der 6 Filme die ich vor Dunkirk von ihm gesehen hatte haben mir auch enorm gut gefallen. Doch vor allem das Thema hat mich etwas skeptisch gestimmt.
Wie sich herausgestellt hat war meine Skepsis unbegründet. Denn es handelt sich bei Dunkirk um keinen klasischen Kriegs- oder Antikriegsfilm. Es ist eher ein Survivalthriller der sich die Geschehnisse als Setting nimmt. Was Christopher Nolan hier in den Kinosaal bringt ist Spannungskino vom Feinsten, das intensivste Kinoerlebnis das ich je hatte, vermutlich sogar das intensivste Filmerlebnis überhaupt. In anderen Rezis wurde oft das Wort „Stress“ verwendet. Und ich kann dem nur zustimmen. Dunkirk baut Spannung anders auf als viele andere Filme, setzt den Zuschauer wortwörtlich unter Stress und lässt ihn so unmittelbar am Geschehen teilhaben. Zu Beginn hat man etwa eine Minute um in den Film reinzukommen, und von da an drückt er einen mit voller Wucht in den Kinosessel und lässt einen erst am Ende des Abspanns wieder heraus.
„Dunkirk“ ist vielleicht der untypischste Nolanfilm, es ist ein Film, wie ich nie einen von ihm erwartet, ihm vielleicht nicht mal zugetraut hätte. In seinen anderen Filmen gab es viele Dialoge, es wurde viel erklärt und erzählt (Was ich grundsätzlich nicht schlecht finde). Hier verfährt er aber nach einem ganz anderen Motto: „Show, don´t tell“! Das ist die Devise dieses Films in dem mehrfach minutenlang kein Wort gesprochen wird.
Was von manchem kritisiert wurde ist die fast vollständig fehlende Charakterzeichnung. Nur in einer der drei Erzählstränge erfährt man überhaupt etwas über die handelnden Personen, doch auch hier wird das völlig knapp gehalten. Doch das ist beabsichtigt. Daraus folgt, dass sich der Zuschauer mit keiner Figur komplett identifizieren kann und ständig in gewissem Maße der Beobachter bleibt. Dadurch und durch den erwähnten Stressfaktor, wird der Zuschauer quasi zu einem weiteren Soldaten unter den vielen.
Durch die fehlende Charakterisierung durch das Skript wird die Wahl der Schauspieler ungleich wichtiger. Ein Tom Hardy schafft es beispielsweise trotz der Einschränkung auf seine Augen und Brauen (denn mehr sieht man 98% des Films nicht von ihm) seiner Figur einzelne Charakterzüge zu verleihen. Und auch sämtliche anderen Schauspieler machen ihre Arbeit absolut überzeugend.
Handwerklich ist der Film natürlich überragend (das war auch zu erwarten), es werden herausragende Bilder kreiert, die nur noch vom umwerfenden Sound getoppt werden. Die Geräuschkullisse verschmilzt mit dem ebenfalls genialen Soundtrack von Hans Zimmer, sodass oftmals nicht mehr zu unterscheiden ist, was jetzt zum Soundtrack gehört, und was nicht. Das liegt vor allem daran, dass Zimmer dieses Mal ein für ihnabsolut untypisches Werk abgeliefert hat, nur an zwei Stellen scheinen bekannte Klangmuster durch.
Diese beiden Stellen sind auch die einzigen, an denen Dunkirk ein paar Minuten lang leicht patriotisch und heroisch wird, und da die restlichen 100 Minuten davon absolut gar nichts haben ist das zu verschmerzen.
Wirkliche Kritikpunkte habe ich nicht, der Film hat mich gepackt und gefangen genommen wie kaum ein anderer Film es jemals geschafft hat und ist in zahlreichen Kategorien (Film, Regie, Score, Kamera, Ton, Tonschnitt) der beste seit Monaten oder eher Jahren. Ein absolutes Meisterwerk und Nolans bislang bester Film!
10/10 Punkte
Aufgrund der Bekanntheit von Christopher Nolan hatte ich Dunkirk schon seit Mitte letzten Jahres auf dem Schirm, und der Kinobesuch war auch fest eingeplant. Dennoch weiß ich nicht, ob ich ihn Anfang 2017 zu meinen meisterwarteten Filmen hinzugezählt hätte. Ich mag zwar Nolans Stil und 4 der 6 Filme die ich vor Dunkirk von ihm gesehen hatte haben mir auch enorm gut gefallen. Doch vor allem das Thema hat mich etwas skeptisch gestimmt.
Wie sich herausgestellt hat war meine Skepsis unbegründet. Denn es handelt sich bei Dunkirk um keinen klasischen Kriegs- oder Antikriegsfilm. Es ist eher ein Survivalthriller der sich die Geschehnisse als Setting nimmt. Was Christopher Nolan hier in den Kinosaal bringt ist Spannungskino vom Feinsten, das intensivste Kinoerlebnis das ich je hatte, vermutlich sogar das intensivste Filmerlebnis überhaupt. In anderen Rezis wurde oft das Wort „Stress“ verwendet. Und ich kann dem nur zustimmen. Dunkirk baut Spannung anders auf als viele andere Filme, setzt den Zuschauer wortwörtlich unter Stress und lässt ihn so unmittelbar am Geschehen teilhaben. Zu Beginn hat man etwa eine Minute um in den Film reinzukommen, und von da an drückt er einen mit voller Wucht in den Kinosessel und lässt einen erst am Ende des Abspanns wieder heraus.
„Dunkirk“ ist vielleicht der untypischste Nolanfilm, es ist ein Film, wie ich nie einen von ihm erwartet, ihm vielleicht nicht mal zugetraut hätte. In seinen anderen Filmen gab es viele Dialoge, es wurde viel erklärt und erzählt (Was ich grundsätzlich nicht schlecht finde). Hier verfährt er aber nach einem ganz anderen Motto: „Show, don´t tell“! Das ist die Devise dieses Films in dem mehrfach minutenlang kein Wort gesprochen wird.
Was von manchem kritisiert wurde ist die fast vollständig fehlende Charakterzeichnung. Nur in einer der drei Erzählstränge erfährt man überhaupt etwas über die handelnden Personen, doch auch hier wird das völlig knapp gehalten. Doch das ist beabsichtigt. Daraus folgt, dass sich der Zuschauer mit keiner Figur komplett identifizieren kann und ständig in gewissem Maße der Beobachter bleibt. Dadurch und durch den erwähnten Stressfaktor, wird der Zuschauer quasi zu einem weiteren Soldaten unter den vielen.
Durch die fehlende Charakterisierung durch das Skript wird die Wahl der Schauspieler ungleich wichtiger. Ein Tom Hardy schafft es beispielsweise trotz der Einschränkung auf seine Augen und Brauen (denn mehr sieht man 98% des Films nicht von ihm) seiner Figur einzelne Charakterzüge zu verleihen. Und auch sämtliche anderen Schauspieler machen ihre Arbeit absolut überzeugend.
Handwerklich ist der Film natürlich überragend (das war auch zu erwarten), es werden herausragende Bilder kreiert, die nur noch vom umwerfenden Sound getoppt werden. Die Geräuschkullisse verschmilzt mit dem ebenfalls genialen Soundtrack von Hans Zimmer, sodass oftmals nicht mehr zu unterscheiden ist, was jetzt zum Soundtrack gehört, und was nicht. Das liegt vor allem daran, dass Zimmer dieses Mal ein für ihnabsolut untypisches Werk abgeliefert hat, nur an zwei Stellen scheinen bekannte Klangmuster durch.
Diese beiden Stellen sind auch die einzigen, an denen Dunkirk ein paar Minuten lang leicht patriotisch und heroisch wird, und da die restlichen 100 Minuten davon absolut gar nichts haben ist das zu verschmerzen.
Wirkliche Kritikpunkte habe ich nicht, der Film hat mich gepackt und gefangen genommen wie kaum ein anderer Film es jemals geschafft hat und ist in zahlreichen Kategorien (Film, Regie, Score, Kamera, Ton, Tonschnitt) der beste seit Monaten oder eher Jahren. Ein absolutes Meisterwerk und Nolans bislang bester Film!
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Oh man, ihr macht mich alle so neugierig, aber ich muss erstmal noch Interestellar sichten...
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Nanu, der Nolan-Thread in der Veröffentlichungswoche einer seiner Filme nur an vierter Stelle im Subforum? Wollen wir gleich mal ändern und ein paar (höchst!) subjektive Eindrücke zu des vielgeliebten Regisseurs neustem Werk wiedergeben:
Dunkirk (2017) - Christopher Nolan
"Weltkrieg durch die türkise Brille"
Dunkirk wirkt für mich als Nolan und seinem Werk eher neutral gegenüberstehendem Beobachter zunächst einmal als ein für ihn sehr typischer Film. Ob man das nun eigene Handschrift oder Selbstzitate nennen will ist dann wohl auch dem persönlichen Empfinden geschuldet, erstaunlich fand ich allerdings schon, dass das für ihn eher ungewöhnliche Thema seines Films keinerlei Einfluss auf seine stilistische Marschroute hat. Dunkirk mag deutlich kürzer sein als seine jüngeren Outputs, aber was die Inszenierung angeht kann man sehr viele Parallelen feststellen.
War die Dramaturgie bzw. der dramaturgische Inhalt gemessen an den oft sehr ausladenden Laufzeiten seiner Filme bereits in der Vergangenheit oftmals eher schlank gehalten, so geht er in seinem Abstecher ins Kriegsfilm-Genre noch deutlich weiter indem er gleich ganz auf eine Handlung im herkömmlichen Sinne verzichtet. Dunkirk ist kein "Spielfilm" im eigentlichen Sinn des Wortes, sondern vielmehr eine Collage an Impressionen rund um die britische Evakuierung an der französischen Küste. Entsprechend knapp sind Dialogpassagen gehalten, wie auch echte Charakterentwicklung kaum stattfindet. Dunkirk will vor allem das "wie" darstellen und weit weniger ein "was". Das ist gleichzeitig seine große Stärke wie auch seine kritische Schwäche, da so ungewöhnlich (zumindest für einen Mainstream-Regisseur) und durchaus erfrischend sich diese Vorgehensweise zunächst erweist, so wenig ausdauernd und tragfähig zeigt sie sich vor allem in der zweiten Filmhälfte, in welchem sich das zunächst beeindruckende "mitten-drin-statt-nur-dabei"-Feeling mehr und mehr wiederholt und abnutzt.
Positiv fielen mir vor allem folgende Punkte auf:
- hohe Authentizität und gelungene atmosphärische Dichte: Nolan gelingt es vor allem in der ersten Filmhälfte tatsächlich den Zuschauer so eng wie filmisch wohl irgendwie möglich das "Ereignis" Krieg physisch nachempfinden zu lassen. Seine Inszenierung zeichnet sich vor allem dann aus, wenn sie dicht am Geschehen ist und die Hektik und das Chaos der deutschen Angriffe sehr direkt wiedergibt. Die historische Epoche wird weitgehend glaubwürdig dargestellt.
- ich gehe davon aus, dass viel des gezeigten Kriegsgeräts digital erzeugt wurde, allein: man sieht nichts davon. Daher kann man nur den Hut vor der tricktechnischen Umsetzung ziehen, alles passt nahtlos zueinander, der Film wirkt echt und es kommt nie der Eindruck vieler (nein, der meisten) aktueller Produktionen auf, dass eigentlich alles im Studio vor Green screen gedreht wurde.
- Dunkirk verdient sich den Superlativ der lauteste Film zu sein, den ich jemals im Kino gesehen habe. Die Soundspur ist schlicht brachial und äusserst aggressiv abgemischt. Vor allem die tiefen Frequenzen arbeiten praktisch durchgängig im Anschlagsbereich und lassen den Zuschauer die Angriffswucht wirklich spüren. Um ehrlich zu sein war mir das Ganze sogar etwas zu viel des guten, dennoch werte ich die Tonspur uneingeschränkt positiv, da sie einen großen Beitrag zur bereits erwähnten Authentizität des Films leistet.
Weniger gut gefielen mir folgende Punkte:
- Nolan bleibt wie bereits erwähnt seinem Inszenierungsstil treu, was sich u.a. auch in einer gewissen Langsamkeit ausdrückt. Man kann (bzw. viele tun dies) das als "episch" oder "wuchtig" bezeichnen, für mich wirkt es aber in erster Linie schwerfällig. Besonder auffällig ist dies finde ich in den Actionszenen (wovon der Film jede Menge hat), so verzichtet Nolan beispielsweise in den Luftkämpfen auf eine übermäßig dynamische Gestaltung, wodurch häufig der Eindruck entsteht, Hardy & Co. fliegen einfach immer lustig gerade aus.
- auch in Punkte Spannungsaufbau konnte Nolans Inszenierung nur wenig Pluspunkte bei mir sammeln. Vor allem in den eigentlich auf Dramatik angelegten Szenen im Schlussdrittel (der "absaufende" Spitfire-Pilot, die "absaufenden" Soldaten im durchsiebten Boot) kommt nie wirkliche Spannung auf, was sicherlich auch am nächsten Punkt liegt...
- dem Film gelingt es nicht seine Protagonisten dem Zuschauer nahezubringen. Die Erlebnisse der Soldaten/Zivilisten werden recht nüchtern und distanziert geschildert, wirklich nah ran an die Figuren geht die Inszenierung nie. Enstprechend funktioniert die Dramatik der Ereignisse auch nur bedingt.
- Nolan konnte auch diesesmal nicht widerstehen seinem Film eine trendige türkise Farbgebung zu verpassen. Gleichwohl er ansonsten dem alten Spielbergschen Muster eines farblich entsättigten Pseudo-Schwarzweiss-Looks folgt drückt er durch den intensivem Türkis-Stich dem Film unverkennbar seinen eigenen Stempel auf. Eine merkwürdig anachronistisch anmutende Entscheidung, die durchaus etwas der ansonsten recht gelungenen zeitgenössischen Atmosphäre torpediert. Und ganz persönlich gesprochen: es sieht halt einfach nicht schön aus (türkise Stahlhelme?).
So halten sich die positiven und die negativen Dinge dann zumeist die Waage, wobei ich persönlich die erste Hälfte aus den bereits genannten "Abnutzungs"-Gründen als generell gelungener empfand. Das im Trailer noch so stark präsente Pathos wird über große Strecken erfreulicherweise eher auf Sparflamme gekocht, wird im Nolan-typischen Bombastfinale dann aber erwartungsgemäß doch noch in voller Pracht aufgefahren. Auch ist nicht zu übersehen, dass alle Protagonisten charakterlich äusserst nobel dargestellt werden als Repäsentaten erstrebenswerter Werte, was man durchaus als gewisse Eindimensionalität werden kann (man kann es natürlich auch als stellvertretendes Exempel für den aufopferungsvollen Kampf der Briten gegen den Feind sehen - wobei man da dann ja wieder knöcheltief im Pathos waten würde). Der eigentlich sehr interessante Ansatz die drei Handlungsebenen in verschiedenen zeitlichen Rahmen zu erzählen erweist sich im Verlauf des Films dann mehr und mehr als obsolet, weil am Ende davon kaum etwas effektiv übrig bleibt (würde es in den ersten Minuten via Einblendungen nicht zweifelsfrei kommuniziert werden würden viele Zuschauer das Konzept vermutlich gar nicht mitbekommen).
Unterm Strich für mich ein typischer Nolan, der leider aufgrund seiner inhaltlichen Reduziertheit und einigen handwerklichen Entscheidungen die mir persönlichen wenig taugen das Mittelmaß in Gänze nicht zu durchbrechen weiss.
Wertung: 5,5 / 10
Dunkirk (2017) - Christopher Nolan
"Weltkrieg durch die türkise Brille"
Dunkirk wirkt für mich als Nolan und seinem Werk eher neutral gegenüberstehendem Beobachter zunächst einmal als ein für ihn sehr typischer Film. Ob man das nun eigene Handschrift oder Selbstzitate nennen will ist dann wohl auch dem persönlichen Empfinden geschuldet, erstaunlich fand ich allerdings schon, dass das für ihn eher ungewöhnliche Thema seines Films keinerlei Einfluss auf seine stilistische Marschroute hat. Dunkirk mag deutlich kürzer sein als seine jüngeren Outputs, aber was die Inszenierung angeht kann man sehr viele Parallelen feststellen.
War die Dramaturgie bzw. der dramaturgische Inhalt gemessen an den oft sehr ausladenden Laufzeiten seiner Filme bereits in der Vergangenheit oftmals eher schlank gehalten, so geht er in seinem Abstecher ins Kriegsfilm-Genre noch deutlich weiter indem er gleich ganz auf eine Handlung im herkömmlichen Sinne verzichtet. Dunkirk ist kein "Spielfilm" im eigentlichen Sinn des Wortes, sondern vielmehr eine Collage an Impressionen rund um die britische Evakuierung an der französischen Küste. Entsprechend knapp sind Dialogpassagen gehalten, wie auch echte Charakterentwicklung kaum stattfindet. Dunkirk will vor allem das "wie" darstellen und weit weniger ein "was". Das ist gleichzeitig seine große Stärke wie auch seine kritische Schwäche, da so ungewöhnlich (zumindest für einen Mainstream-Regisseur) und durchaus erfrischend sich diese Vorgehensweise zunächst erweist, so wenig ausdauernd und tragfähig zeigt sie sich vor allem in der zweiten Filmhälfte, in welchem sich das zunächst beeindruckende "mitten-drin-statt-nur-dabei"-Feeling mehr und mehr wiederholt und abnutzt.
Positiv fielen mir vor allem folgende Punkte auf:
- hohe Authentizität und gelungene atmosphärische Dichte: Nolan gelingt es vor allem in der ersten Filmhälfte tatsächlich den Zuschauer so eng wie filmisch wohl irgendwie möglich das "Ereignis" Krieg physisch nachempfinden zu lassen. Seine Inszenierung zeichnet sich vor allem dann aus, wenn sie dicht am Geschehen ist und die Hektik und das Chaos der deutschen Angriffe sehr direkt wiedergibt. Die historische Epoche wird weitgehend glaubwürdig dargestellt.
- ich gehe davon aus, dass viel des gezeigten Kriegsgeräts digital erzeugt wurde, allein: man sieht nichts davon. Daher kann man nur den Hut vor der tricktechnischen Umsetzung ziehen, alles passt nahtlos zueinander, der Film wirkt echt und es kommt nie der Eindruck vieler (nein, der meisten) aktueller Produktionen auf, dass eigentlich alles im Studio vor Green screen gedreht wurde.
- Dunkirk verdient sich den Superlativ der lauteste Film zu sein, den ich jemals im Kino gesehen habe. Die Soundspur ist schlicht brachial und äusserst aggressiv abgemischt. Vor allem die tiefen Frequenzen arbeiten praktisch durchgängig im Anschlagsbereich und lassen den Zuschauer die Angriffswucht wirklich spüren. Um ehrlich zu sein war mir das Ganze sogar etwas zu viel des guten, dennoch werte ich die Tonspur uneingeschränkt positiv, da sie einen großen Beitrag zur bereits erwähnten Authentizität des Films leistet.
Weniger gut gefielen mir folgende Punkte:
- Nolan bleibt wie bereits erwähnt seinem Inszenierungsstil treu, was sich u.a. auch in einer gewissen Langsamkeit ausdrückt. Man kann (bzw. viele tun dies) das als "episch" oder "wuchtig" bezeichnen, für mich wirkt es aber in erster Linie schwerfällig. Besonder auffällig ist dies finde ich in den Actionszenen (wovon der Film jede Menge hat), so verzichtet Nolan beispielsweise in den Luftkämpfen auf eine übermäßig dynamische Gestaltung, wodurch häufig der Eindruck entsteht, Hardy & Co. fliegen einfach immer lustig gerade aus.
- auch in Punkte Spannungsaufbau konnte Nolans Inszenierung nur wenig Pluspunkte bei mir sammeln. Vor allem in den eigentlich auf Dramatik angelegten Szenen im Schlussdrittel (der "absaufende" Spitfire-Pilot, die "absaufenden" Soldaten im durchsiebten Boot) kommt nie wirkliche Spannung auf, was sicherlich auch am nächsten Punkt liegt...
- dem Film gelingt es nicht seine Protagonisten dem Zuschauer nahezubringen. Die Erlebnisse der Soldaten/Zivilisten werden recht nüchtern und distanziert geschildert, wirklich nah ran an die Figuren geht die Inszenierung nie. Enstprechend funktioniert die Dramatik der Ereignisse auch nur bedingt.
- Nolan konnte auch diesesmal nicht widerstehen seinem Film eine trendige türkise Farbgebung zu verpassen. Gleichwohl er ansonsten dem alten Spielbergschen Muster eines farblich entsättigten Pseudo-Schwarzweiss-Looks folgt drückt er durch den intensivem Türkis-Stich dem Film unverkennbar seinen eigenen Stempel auf. Eine merkwürdig anachronistisch anmutende Entscheidung, die durchaus etwas der ansonsten recht gelungenen zeitgenössischen Atmosphäre torpediert. Und ganz persönlich gesprochen: es sieht halt einfach nicht schön aus (türkise Stahlhelme?).
So halten sich die positiven und die negativen Dinge dann zumeist die Waage, wobei ich persönlich die erste Hälfte aus den bereits genannten "Abnutzungs"-Gründen als generell gelungener empfand. Das im Trailer noch so stark präsente Pathos wird über große Strecken erfreulicherweise eher auf Sparflamme gekocht, wird im Nolan-typischen Bombastfinale dann aber erwartungsgemäß doch noch in voller Pracht aufgefahren. Auch ist nicht zu übersehen, dass alle Protagonisten charakterlich äusserst nobel dargestellt werden als Repäsentaten erstrebenswerter Werte, was man durchaus als gewisse Eindimensionalität werden kann (man kann es natürlich auch als stellvertretendes Exempel für den aufopferungsvollen Kampf der Briten gegen den Feind sehen - wobei man da dann ja wieder knöcheltief im Pathos waten würde). Der eigentlich sehr interessante Ansatz die drei Handlungsebenen in verschiedenen zeitlichen Rahmen zu erzählen erweist sich im Verlauf des Films dann mehr und mehr als obsolet, weil am Ende davon kaum etwas effektiv übrig bleibt (würde es in den ersten Minuten via Einblendungen nicht zweifelsfrei kommuniziert werden würden viele Zuschauer das Konzept vermutlich gar nicht mitbekommen).
Unterm Strich für mich ein typischer Nolan, der leider aufgrund seiner inhaltlichen Reduziertheit und einigen handwerklichen Entscheidungen die mir persönlichen wenig taugen das Mittelmaß in Gänze nicht zu durchbrechen weiss.
Wertung: 5,5 / 10
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Das dürfte daran liegen, dass nur der kleinste Teil digital erzeugt wurde. Bei den Flugzeugen handelt es sich um Museumsflieger, die im zweiten Welkrieg tatsächlich eingesetzt wurden und nur die Szenen, in denen sie beschädigt werden sind am PC entstanden.AnatolGogol hat geschrieben:ich gehe davon aus, dass viel des gezeigten Kriegsgeräts digital erzeugt wurde, allein: man sieht nichts davon.
Da haben wir wohl eine völlig unterschiedliche Auffassung von Dynamik. Ich kann mich nur an sehr dynamische Flugsequenzen erinnern. Es gibt halt kein Schnittgewitter, sonder es wird immer lange draufgehalten. Und bei den vielen sehr engen Kurven, die dort geflogen werden und den vielen Verfolgungsjagden (mit beiden Flugzeugen gleichzeitig im Bild weiß ich ehrlich gesagt nicht so recht, wie es einem da so vorkommen kann, als flögen die Piloten "lustig geradeaus".AnatolGogol hat geschrieben:Besonder auffällig ist dies finde ich in den Actionszenen (wovon der Film jede Menge hat), so verzichtet Nolan beispielsweise in den Luftkämpfen auf eine übermäßig dynamische Gestaltung, wodurch häufig der Eindruck entsteht, Hardy & Co. fliegen einfach immer lustig gerade aus.
Schau eben, dass er noch in einem großen Saal (mit großer Leinwand) läuft, wenn du ihn sichtest. Davon dürfte "Dunkrik" zwar nicht abhängig sein, aber es verstärkt das Seherlebnis noch.Nico hat geschrieben:Oh man, ihr macht mich alle so neugierig, aber ich muss erstmal noch Interestellar sichten...
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Anatol, wir sind mal wieder im selben Boot.
5, mit viel Liebe 6 Punkte. Mehr ist auf keinen Fall drin. Eine veritable Enttäuschung, aber aus ganz anderen Gründen als zunächst befürchtet. Mitnichten ein Meisterwerk. Werd versuchen, das in einem Review zu präzisieren.

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https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Komme heute auch aus dem Kino und mache das Trio perfekt. Rezension muss zwecks meines Urlaubs ab morgen entfallen, vergebe aber ebenfalls den Mittelwert und unterstreiche vieles, was Anatol geschrieben hat. Besonders bezüglich der Türkis-Optik, der wenig wuchtigen Action und der völlig distanzierten Charaktere (obwohl dieser Begriff hier eh fehl am Platz ist, "dramaturgische Platzhalter" wäre zutreffender) gibt es von mir volles d'accord!
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Let the sheep out, kid.
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Aller guten Dinge sind drei. 

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