danielcc hat geschrieben:Der Todesschuss für die Dramatik von TMWTGG ist wirklich der Dialog zwischen Bond und Scarmanga, wo er sagt, "persönlich habe ich nichts gegen Sie..." Das stellt wirklich alles bis dahin geglaube ad absurdum und man möchte direkt sagen: "Dann lasst es doch und habt euch lieb!"
Den Satz hatte ich auch im Kopf beim Schreiben der Kritik. Wobei man fairerweise sagen muss, dass zu diesem Zeitpunkt ja eh schon klar war, dass Scaramanga nicht hinter der goldenen Kugel steckte sondern Andrea. Die Story ist wirklich eine der dämlichsten der ganzen Serie, dagegen ist ja das Script von DAF pures Gold.
danielcc hat geschrieben:
Ich finde die Solex Sache aber leider doch vergleichbar mit dem Atac in FYEO: Auch wenn der Film mit dem Atac beginnt (man kann die Szene mit dem Schiff ja zu dem Zeitpunkt noch gar nicht verstehen!) geht es doch anfangs primär um Melina und ihre Rache. Das Attentat auf ihre Eltern ist einfach emotional so stark, dass es hängen bleibt und man von da an vieles was passiert immer nur unter dem Blickwinkel der Jagd nach den Hintermännern des Mordes sieht.
Da werden wir wohl nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

Für mich war und ist das ATAC immer der Kern der Story. Aber wie auch immer, ich denke wir sind uns einig dass das Solex sicher nicht der Kern der Story von TMWTGG ist.
danielcc hat geschrieben:Was TMWTGG angeht und Miss Anders Motivation: Mal ehrlich, sie sagt ja, Scaramanga rede bewundernd von Bond. Aber das kann man sich eigentlich - wenn man ihn dann kennerlernt - kaum vorstellen. Bond ist für ihn ja einfach ein Profi, der dummerweise seine Pläne durchkreuzt. Das passt alles nicht zusammen
Das fand ich jetzt sogar noch ganz stimmig. Man merkt ja auch beim Kick-Boxen in der Halle, dass Scaramanga nicht nur nix gegen Bond hat, sondern ihn als Gegner auch respektiert. Auch die Art, wie er später auf der Insel beim Dinner über ihr Duell faselt lässt ja den Schluß zu, dass er sehr wohl Bond für einen würdigen Gegner hält und folgerichtig auch von dessen Fähigkeiten angetan ist. Aber dass ihm dieses Duell dann wiederum am Schluß so wichtig ist, während er in Bangkok noch alles versucht um Bond aus dem Weg zu gehen ist halt völlig konstruiert.
Aber mal abgesehen davon, dass der Film als Ganzes ziemlich schwächelt hat er doch nicht wenige bemerkenswerte Elemente und Szenen. Ich denke zB an die Szene in der Bond von Q die Brustwarzenattrappe anfordert in dem er ihm einfach nur einen Zettel in die Hand drückt. Bond degradiert damit ja den begnadeten Tüftler, dessen Erfindungen ihm mehr als einmal die Haut gerettet haben quasi zu einem besseren Maskenbildner. Llewelyns verständnislose Reaktion rundet die herrliche Szene dann gewohnt brillant ab.
Oder die Szene, in der Q und Colthorpe über die Zusammensetzung der goldenen Kugel philosophieren und dann als sie auf die Lösung gekommen sind sich voller diebischer Freude über ihr Fachwissen freuen während Bond überhaupt nicht folgen kann.
Schön auch die Beziehung zwischen Bond und Andrea, wo man nie recht weiss wer hier wen ausnutzt bzw. wer wen mehr. Eine ähnliche Beziehung gab es ja dann später in LTK zwischen Bond und Lupe noch mal (wenn auch mit einem erfreulicheren Ende für Lupe als für Andrea).
Der goldene Colt ist ein einfallsreiches Gadget, die Tatsache dass er sich aus unauffälligen Alltagsgegenständen zusammensetzen lässt ist eine wirklich tolle Idee.
Die Szenen im Nachtclub in Beirut gehören auch zu den guten im Film. Erst erleben wir einen in Punkto Charme und Süssholzraspeln zur Höchstform auflaufenden Moore bevor es im Anschluss eine gelungene und recht harte Schlägerei zu sehen gibt, die sehr deutlich an die Fights in FRWL (Zug), GF (Garderobe), TB (Schloss) oder auch DAF (Aufzug) erinnert.
Ein große Szene ist auch die Liquidierung von Hai Fat. Hier kommt der goldene Colt als Gadget sehr schön zum Einsatz, Hai Fat hat ja keine Ahnung was Scaramanga da vor seinen Augen eigentlich macht bis es dann zu spät ist. Klasse, wie Lee hier zunächst die teilnahmslose Zustimmung vorgaukelt, um dann von einem Augenblick auf den anderen den nun für ihn nutzlosen Auftragsgeber ins Jenseits zu befördern. Die humoristische Auflösung des ganzen mit der „Entlassung“ durch Hai Fat und Scaramangas Anweisung, Fat in seinem Mausoleum bestatten zu lassen setzen dem ganzen dann die Krone auf.
Das waren nur ein paar Sachen von noch einigen mehr, die ich für wirklich gut bis sehr gut halte. Man könnte fast sagen: TMWTGG ist als Ganzes schwach, aber betrachtet man die Einzelheiten aus denen sich das Ganze zusammensetzt ist vieles wirklich gelungen.