Die Filme von Tony Scott

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AnatolGogol
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Casino Hille hat geschrieben: 8. März 2023 17:21 Für das Buddy-Cop-Genre gibt es nichts besseres als ein Drehbuch von Shane Black.
Vorab: ich bin Riesenfan von LW 1+2 und LBS und schätze daher auch Blacks Beitrag zu diesen Filmen. Dennoch halte ich ihn für einen der am meisten überschätzten Drehbuchschreiber überhaupt. Ja, die genannten 3 Filme sind Meilensteine, aber das ist 1.) > 30 Jahre her und 2.) alles was danach kam war bestenfalls ok. Ich weiss, dass es genügend Fans für Filme wie Long Kiss Godnight, Kiss Kiss Bang Bang und Nice Guys gibt. Und ja, es finden sich sogar ein paar, die Last Action Hero gut finden. :mrgreen: Für mich hat halt keiner dieser Filme gezündet. Und das ist im Wesentlichen sein Arbeitsnachweis der letzten 3 Jahrzehnten, den kann ich bei seiner Beurteilung halt nicht ignorieren zugunsten seines grandiosen Vorwerks. Und gemessen daran kommt er mir tatsächlich in der kritischen Betrachtung idR viel zu gut weg.
Casino Hille hat geschrieben: 8. März 2023 17:21 Findet übrigens noch jemand, dass "Last Boy Scout" davon abgesehen gar nicht so viele typische Tony-Scott-Elemente hat, rein visuell gesprochen? Während man selbst beim stark QT-lastigen "True Romance" immer Tony Scott als Regisseur darin wiedererkennt, könnte "Last Boy Scout" auch von einem John McTiernan oder Richard Donner sein.
Ist schon recht lange her, dass ich LBS gesehen habe, aber aus der Erinnerung heraus empfand ich denn schon recht stark als Tony Scott-Film. Für mich hatte der den typischen Tony Scott-Hochglanz-Look mit der schnellschnittigen Videoästhetik, die man zB bei einem Donner so nie sah. Auch McTiernan ist da visuell finde ich ein deutlich bodenständigerer Regisseur. Aber um es genau zu vergleichen müsste ich LBS tatsächlich erst nochmal sehen. Ist eigentlich eine wirklich gute Idee. :D
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Casino Hille
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AnatolGogol hat geschrieben: 8. März 2023 19:49 Ist schon recht lange her, dass ich LBS gesehen habe, aber aus der Erinnerung heraus empfand ich denn schon recht stark als Tony Scott-Film. Für mich hatte der den typischen Tony Scott-Hochglanz-Look mit der schnellschnittigen Videoästhetik
Da ging es mir anders, gerade hinsichtlich dieser sehr "werblichen" Inszenierung von Actionfilmen ist "Last Boy Scout" irgendwie weniger plakativ und ausgestellt, visuell gesprochen. Ich hab die ganze Zeit beim Gucken gedacht: Das Ding ist einfach die frechere "Lethal Weapon"-Version, könnte aber die meiste Zeit auch von denselben Machern sein. Es gibt sicherlich ein paar dieser Bilder, die – typisch für die Gebrüder Scott – überzogen ästhetisch gestaltet werden, aber es sind viel weniger als für Tony Scott üblich. Oder meine Wahrnehmung ist mal wieder kaputt, kann natürlich auch sein. :)
AnatolGogol hat geschrieben: 8. März 2023 19:49 ich bin Riesenfan von LW 1+2 und LBS und schätze daher auch Blacks Beitrag zu diesen Filmen. Dennoch halte ich ihn für einen der am meisten überschätzten Drehbuchschreiber überhaupt. Ja, die genannten 3 Filme sind Meilensteine, aber das ist 1.) > 30 Jahre her und 2.) alles was danach kam war bestenfalls ok. Ich weiss, dass es genügend Fans für Filme wie Long Kiss Godnight, Kiss Kiss Bang Bang und Nice Guys gibt. Und ja, es finden sich sogar ein paar, die Last Action Hero gut finden. :mrgreen: Für mich hat halt keiner dieser Filme gezündet.
Was? "The Nice Guys" war doch super, der ist bei einer Zweitsichtung bei mir richtig durch die Decke gegangen und übrigens ein Film, den ein sehr enger Freund und ich sogar regelmäßiger zitieren als "Pulp Fiction". Russell Crowe und Ryan Gosling fand ich als Duo große Klasse, der wäre für mich schon ein würdiger Black-Nachfolger nach seinen spät 80s Großtaten. "Long Kiss Goodnight" habe ich zugegeben nie gesehen und an "Kiss Kiss Bang Bang" kaum Erinnerung. Ich würde dir mit dem "überschätzt" aber insofern zustimmen, als das alles, was Black abseits des Buddy-Genres fabriziert hat, für mich fast schon ungenießbar war. "Iron Man 3" ist abseits von ein paar witzigen Sprüchen ziemlich käsig und bei weitem nicht so gut wie die zwei Vorgänger und "Predator: Upgrade" war einer der furchtbarsten Kinobesuche meines Lebens, da habe ich mich so schlimm gelangweilt, der Film ging gefühlte vier Stunden. "Last Action Hero" finde ich nicht so schlecht, wie er gemacht wird, er ist nur leider trotzdem nicht wirklich dolle. :)
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AnatolGogol
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Gesagt, getan: hab heute früher Feierabend gemacht und mir den ollen Pfadfinder reingepfiffen. Immer noch ein Riesenspass und für mich vermutlich sogar Willis beste Rolle (allerdings nicht sein bester Film), da er hier wirklich alle Register in Sachen Coolness und Leinwandpräsenz zieht. Die Story um die Football-Politik-Intrige ist eigentlich ziemlich schwach und wenig interessant, dass dies aber kein wirklicher Negativpunkt ist zeigt nur eindrucksvoll, wie der wunderbar der ganze Rest funktioniert. Die Chemie der beiden Hauptdarsteller ist spitze, die Sprüche sind sowohl quantitativ als auch qualitativ allererste Sahne, die Action kann was und Tony Scotts Regie ist schön kurzweilig und setzt die Akzente punktgenau. A propos Scott: meine Erinnerung hat mir da keinen Streich gespielt, ich finde immer noch, dass LBS ein typischer Vertreter aus Tonys damaliger Schaffensphase ist, der sich nahtlos zwischen Beverly Hills Cop 2, Tage des Donners, Revenge, True Romance, Crimson Tide und The Fan einreiht. Gerade die überrissenen Kontraste, die betont düstere Ausleuchtung (der Film ist ja häufig dunkler als der Pate!) sowie die stark verfremdete, künstlich anmutende visuelle Gestaltung (zB das anfängliche Footballspiel und die Szenen in der Umkleidekabine) findet man so auch in diversen anderen Tony Scott-Filmen.
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AnatolGogol hat geschrieben: 9. März 2023 20:11 Die Story um die Football-Politik-Intrige ist eigentlich ziemlich schwach und wenig interessant
Ja, die ist totaler Unsinn. :) Das Opening mit dem ballernden Sportler ist ja auch nur drin, weil Black das für eine geile Opening Szene hielt, nicht weil sie nötig wäre oder wirklich etwas sinnvoll zur Handlung beiträgt. Aber das ist für mich bei "Last Boy Scout" nicht groß anders als bei "Lethal Weapon" (oder interessiert sich da im Erstling jemand ernsthaft für die Drogengeschichte?), der Plot ist nur verbindendes Element für coole Szenen und noch coolere Sprüche. Das ist dann tatsächlich etwas, was sich in Blacks Filmografie später geändert hat, denn seine Regiearbeiten, also "Kuss Kuss Schuss Schuss" und "Die netten Kerle", spielen deutlich mehr mit inhaltlichen Twists und legen dadurch einen größeren Fokus auf den Plot als solchen, die schauen sich etwas weniger zweckdienlich.
AnatolGogol hat geschrieben: 9. März 2023 20:11 A propos Scott: meine Erinnerung hat mir da keinen Streich gespielt, ich finde immer noch, dass LBS ein typischer Vertreter aus Tonys damaliger Schaffensphase ist, der sich nahtlos zwischen Beverly Hills Cop 2, Tage des Donners, Revenge, True Romance, Crimson Tide und The Fan einreiht.
… nur nicht qualitativ, weil er deutlich besser als die anderen genannten Filme ist. :mrgreen: Spaß beiseite, aber alle anderen genannten Vertreter (mit Ausnahme von "True Romance") sind für mich höchst durchschnittliches Kino, da steht "Last Boy Scout" auf der Fun-Skala eine große Stufe drüber. Interessant von dir, dass du ihn dann doch als sehr typischen Tony-Scott-Film identifizierst, meine Wahrnehmung war trotzdem eher die, dass Kamera, Schnitt etc. viel weniger "werblich" unterwegs sind als es bei Scott sonst typisch ist. Aber gut, vermutlich irre ich mich da oder habe "Tage des Donners", "Crimson Tide" und so nicht akkurat genug vor Augen.
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Casino Hille hat geschrieben: 10. März 2023 16:02 Aber gut, vermutlich irre ich mich da
Ja, das wird wohl so sein! :mrgreen:
Spass beiseite: das kann man ja auch durchaus anders sehen. Mir fielen halt bei der Sichtung von LBS vor allem 2 Dinge sehr stark auf:
- zum einen sah praktisch keine Szene im ganzen Film "normal" aus. Selbst die tagsüber im Freien spielenden Szenen hatten alle so einen unnatürlichen, bearbeiteten Look. Wie bereits geschrieben sind die Kontraste extrem angehoben, was zu einer sehr starken Betonung von dunklen Farbtönen und Schwarzwerten führt. Wobei Betonung nicht so richtig stimmt, denn tatsächlich saufen viel Details im betonten Düsterlook ab. Zudem sehen gerade auch die tagsüber spielenden Szenen nahezu alle aus, als ob da ne extreme Smogwolke in der Luft liegt (ok, für LA vermutlich gar nicht mal so unrealistisch :D ):, schau mal hier zB, das schaut doch nicht nach nem normalen sonnigen Vormittag aus:


- zum anderen hatte in diversen Szenen regelrechte "Tony-Scott-Deja-vus". Das waren Szenen, die in ihrer visuellen Gestaltung mich sehr stark an ähnliche Szenen in anderen Tony-Scott-Filmen erinnerten. Z.B. die anfänglichen Szenen im Stadion und in der Umkleidekabine findest du so sehr ähnlich in The Fan. Oder der extreme Regen zu Beginn erinnert stark an die Anfangsszene in Crimson Tide. Die düsteren Szenen im Club findest du so in True Romance etcetc. Und ich meine damit nicht, dass zB sowohl in LBS als auch in The Fan Szenen im Stadion vorkommen, sondern wie Scott das in Szene setzt mittles stark verfremdeter visueller Gestaltung. Die Parallelen (Stadion, Umkleide, Regen, düsterer Club etc.) verstärken die Parallelen in der visuellen Gestaltung lediglich.



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