Maibaum hat geschrieben:Ja, ich denke daß das beabsichtigt war. Evans hoffte ja auf einen Film der ähnlich werden sollte wie Der Pate, was Coppola aber überhaupt nicht wollte.
Wobei Coppola den Höhepunkt des Films (Dutchs Ende) dann aber doch genau im Patenstil inszeniert hat. Auch einige andere Passagen wecken Erinnerungen an die Patenfilme, vor allem die Szenen mit Cage (der hier auch gut als eine Art junger Sonny durchgeht und vermutlich auch eine passende Alternative zu Andy Garcia in GF3 gewesen wäre). Am meisten entfernt sich Coppola bei den Szenen in den Clubs vom Stil der Paten wie ich finde, bei den Mobsterszenen ist er dagegen gar nicht so weit davon weg. Auch wenn CC nie auch nur annähernd die erzählerische Qualität der Paten erreicht.
Maibaum hat geschrieben:Der Pate 3 ist für mich einfach ein wenig inspirierter Nachklatsch des Geldes wegen,
Da Geld bei beiden Projekten wohl die Hauptmotivation war, dürfte das eigentlich nicht pro CC und contra GF3 sprechen. Tatsächlich denke ich sogar, dass aufgrund Coppolas Vergangenheit (GF1&2) er noch eher bei GF3 mit Begeisterung (oder sowas ähnlichem) bei der Sache gewesen sein müsste. Aber ich denke auch, dass ihm bei beiden Filmen etwas der richtige Feuereifer fehlte, mehr dazu gleich weiter unten beim Rumble Fish.
Maibaum hat geschrieben:da hat Cotton Club viel mehr Potential.
was genau meinst du damit: Inszenierung, Ausstattung, Musik&Tanz, Darstellung? (sorry für meine Hartnäckigkeit, aber es interessiert mich).
Maibaum hat geschrieben:
Supernova? Der Walter Hill Film?
Genau. Hill wurde nach dem Dreh gefeuert bzw. ging von selbst (je nach Quelle), das Studio orderte Nachdrehs an, die Jack Sholder drehte. Coppola überwachte anschliessend eine komplett neue Schnittfassung. Es wird zudem gemunkelt, dass er wohl auch beim Sholder-Nachdreh involviert war. Geholfen hats trotzdem nix, der Film ist schrecklich (eher ungewöhnlich in Coppolas Oevre (obwohl es auch hier Präzendenzfälle gibt), eigentlich gänzlich ungewöhnlich im Oevre von Hill).
Maibaum hat geschrieben:
Klar ist es am Ende Coppolas Film geworden, aber er hat ihn weniger aus Überzeugung begonnen, denn aus Geldnot heraus. Vielleicht hat er die Ideen, die er dann doch hatte, am Ende doch nicht so durchentwickeln können wie er sich das erhofft hatte. Vielleicht wenn der Film noch in der Ideenphase gewesen wäre, hätte er ihn erst mal zurückgestellt.
Ja, möglicherweise hätte eine frühzeitigere Involvierung Coppolas einen besseren (und anderen?) Film zustande gebracht. Allerdings denke ich, dass die Probleme, die der fertige Film hat weniger mit der fehlenden Involvierung Coppolas in der Prepro zu tun haben. Das merkwürdige Desinteresse an Plot und Figuren ist schon erstaunlich. Wobei man es natürlich auch so sehen kann, dass dies in Filmen wie Der Dialog, Apo Now, Einer mit Herz oder Rumble Fish ganz ähnlich ist – allerdings mit anderer Wirkung (zumindest bei einigen davon), da die Filme an sich schon weit weniger konventionell konzipiert sind und die Abwesenheit einer klassischen narrativen Linie dann auch weniger auffällt. Allerdings ist die Fragmentierung bei CC schon irgendwo einzigartig. Angeblich gab es ja eine dreistündige Fassung, was die Sprunghaftigkeit der Handlung erklären würde. Allerdings soll bei der „fehlenden“ Stunde auch ein Großteil aus weiteren großzügigen Musik- und Tanzeinlagen bestanden haben. Von daher bin ich skeptisch, ob da wirklich so viel Handlungs- und Figuren-relevantes auf der Strecke geblieben ist. Ein Extended Cut wäre hier aber sicher interessant.
Da wir gerade beim Francis sind: ich hab vor einiger Zeit seit vielen Jahren zum ersten mal wieder Rumble Fish gesehen und war schwer beeindruckt. Vor allem davon, wie einfallsreich und kunstvoll das ganze gefilmt und inszeniert ist. Das Spiel mit Schatten und Licht, Rauch- und Nebeleffekten, Zeitraffer und Verfremdungen in Kombination mit dem groben Korn und harten Kontrast des Schwarz-Weiß-Films ergeben eine ganz eigene Handschrift. Hinzu kommen die tollen Darsteller, vor allem Mickey Rourke spielt abenteuerlich gut. Ein faszinierender Film voller Methaphern und Interpretationsmöglichkeiten, den ich eigentlich erst dieses Mal so richtig verstanden habe. Mindestens 9 Punkte und abseits der Paten für mich der beste Coppola und vor allem auch ein Film dem man ansieht, mit wieviel Begeisterung und Enthusiasmus Francis am Werk war.