Re: Zuletzt gesehener Film

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HCN007 hat geschrieben: 10. Januar 2019 01:06
Natürlich ist auch die Besetzung von Taron Egerton gerade im Hinblick auf seine beiden „Kingsman“-Auftritte ein klares Ziel, eine möglichst coole „Kingsman“-Version von „Robin Hood“ hier aufzuziehen. Das ist hier ganz gut gelungen, weil mir natürlich alle genannten Filme relativ gut gefallen haben.
Ich finde nicht, dass man es hier geschafft hat, mit der Qualität von "Kingsman" mitzuhalten. Und im Gegensatz zu diesem Robin Hood Film, hat Kingsman durchaus ein gut begründetes Existenzrecht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9122
Maibaum hat geschrieben: 19. Oktober 2017 14:03 Körper und Seele - Ildiko Enyedi

Es gab mal eine faszinierende Tradition herausragender osteuropäischer Filme, eine Tradition die witzigerweise nach dem Untergang des Kommunismus nicht noch fruchtbarer wurde, sondern weitgehend verschwunden ist. Enyedi, die zuvor seit 1999 keinen Film mehr (fürs Kino) machen konnte, macht mir schmerzlich bewußt wie groß dieser Verlust ist (auch in Anbetracht des kürzlich mal wieder genossenen Kieslowski Meisterwerks Der Zufall (1981) oder Miklos Jancsos Die Hoffnungslosen (1966) ).

Körper und Seele ist ein wunderbarer Film der klugen Realismus mit unkitschig märchenhaften Elementen verbindet, und eine höchst originelle Geschichte erzählt, in der sich 2 Menschen die dafür überhaupt nicht geschaffen sind, dadurch ineinander verlieben, daß sie denselben Traum von 2 Hirschen in einem winterlichen Wald träumen. Enyedis präzise Kadrierungen und Schnitte, und ihr Talent glaubwürdige Charaktere zu schaffen (denen sie allen mit Respekt und Würde begegnet), machen daraus einen der schönsten Filme der letzten Jahre. 10/10
Die frühen Kiéslowskis sind weiterhin unbekannt, aber den Hirschfilm hab ich jetzt auch gerade gesehen und ebenfalls für super befunden. Traumhafte, stille Winterbilder, authentische, schöne Charaktere und bittersüsse Emotionen. Das Schlussbild ist der Hammer und seine Wirkung nicht mehr von dieser Welt. Ob der ganze Film die Höchstnote ist, da bin ich mir gerade noch nicht sicher, aber das Ende und weitere grosse Teile sind es auf jeden Fall.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9123
iHaveCNit: Ben Is Back (2019)
11.01.2019


Vor fast tagesgenau 2 Jahren war ich im gleichen Kinosaal wie heute und habe dort den großartigen „Manchester By The Sea“ von Kenneth Lonergan gesehen – mit Casey Affleck in der Hauptrolle – und einem großartigen Lucas Hedges in der Nebenrolle. Seitdem scheint für Lucas Hedges die Karriere immer wieder Top-Filme bereit zu halten. Egal ob „Lady Bird“ ; „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, den bereits genannten „Manchester By The Sea“, und aktuell sowohl den im Februar startenden „Der verlorene Sohn“ als auch „Ben Is Back“, bei dem er für seinen Vater Peter Hedges vor der Kamera steht und Julia Roberts an seiner Seite steht. „Ben Is Back“ ist ein unmittelbares Familien- und Drogendrama, das es in sich hat.

„Ben Is Back“ - mit dem Filmtitel ist eigentlich alles gesagt. Eigentlich sollte es für die Familie Burns ein ruhiges Weihnachten werden als ohne Ankündigung der große Sohn Ben vor der Tür steht. Ben ist seit einiger Zeit auf Entzug in einer betreuten Wohneinrichtung. Trotz immer präsenter und schmerzhafter Erinnerungen an Bens vergangenen Eskapaden wagt die Familie den Versuch, Weihnachten mit Ben zu verbringen. Vor allem seine Mutter Holly ist fortwährend immer an seiner Seite, während Ben seine Vergangenheit schneller einholt als ihn lieb ist und seine Mutter erkennen muss, was ihr Sohn für eine Vergangenheit hat.

Schon in den ersten Filmminuten mit den ersten Minuten des Wiedersehens zeigt der Film schon auf, auf welche Marschroute wir uns gefasst machen müssen. Der Film schafft es, nicht nur durch die Dialoge, sondern auch durch das, was uns einfach nur gezeigt wird, das Innenleben der Familie Burns darzustellen und den präsenten Schmerz und das Misstrauen gegenüber Ben spürbar zu machen. Gerade in der ersten Hälfte des Films, wenn wir die Familie und vor allem Ben und Holly bei alltäglichen Dingen erleben können, gibt uns das einen wunderschön ambivalenten Blick auf das Thema, das an manchen Stellen unter die Haut geht und erfrischenderweise auf Klischees verzichtet, um einen möglichst authentischen Blick darzustellen. In der zweiten Hälfte wandelt sich der Film dann noch in ein waschechtes Thrillerdrama, in dem wir als Zuschauer und Holly noch tiefer in Bens Vergangenheit abtauchen – und das alles in der komprimierten Zeit von ca. 24 Stunden, in dem die Ereignisse spielen – leider kann sich der Film dann nicht mehr ganz von Klischees fern halten. Für Julia Roberts ist eine regelrechte Tour de Force, die sie hier absolvieren muss. Da der Film sehr authentisch und unaufdringlich wirkt, wirkt auch ihr sehr empathisches und vielschichtiges Schauspiel noch weitaus besser. Und Lucas Hedges hat hier ebenfalls wieder mal eine unglaublich tolle Performance abgeliefert und ich nehme ihm die tiefgründige Ambivalenz seines Charakters zu jedem Zeitpunkt ab. Insgesamt ist „Ben Is Back“ eben ein sehr aufrichtiges und ambivalentes Drama über eine Familie in der Krise und einem jungen erholenden Süchtigen.

„Ben Is Back“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9124
HCN007 hat geschrieben: 6. Januar 2019 22:12 iHaveCNit: Colette (2019)
War auch mein erster Kinofilm des Jahres und ich fand ihn ebenfalls ziemlich unterhaltsam und gut gemacht. Ich bin wie du der Meinung, dass keineswegs die Feministen-Keule geschwungen wird, und die Geschichte eher schwungvoll-unterhaltsam, gerne auch ein bisschen augenzwinkernd statt gutmenschlich-moralisch vorgetragen wird. Extrem witzig fanden wir die Montage als Colette und Ehegatte abwechselnd die selbe Frau beglückten, auch grandios war Dominic West in der Rolle des abgehalfterten, chauvinistischen Losertyp-Lebemanns im späten neunzehnten Jahrhunderts. Und der klassische Score hat mir gut gefallen, fällt ein bisschen in eine ähnliche Kategorie wie Jonny Greenwoods exzellente Arbeit für Phantom Thread (erinnerst du dich an House of Woodcock?). Das Entertainometer sagt 7/10, aber noch viel mehr freue ich mich auf den neuen Lanthimos, der verspricht historischen Zirkus vom feinsten.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9126
GoldenProjectile hat geschrieben: 12. Januar 2019 01:02
HCN007 hat geschrieben: 6. Januar 2019 22:12 iHaveCNit: Colette (2019)
War auch mein erster Kinofilm des Jahres und ich fand ihn ebenfalls ziemlich unterhaltsam und gut gemacht. Ich bin wie du der Meinung, dass keineswegs die Feministen-Keule geschwungen wird, und die Geschichte eher schwungvoll-unterhaltsam, gerne auch ein bisschen augenzwinkernd statt gutmenschlich-moralisch vorgetragen wird. Extrem witzig fanden wir die Montage als Colette und Ehegatte abwechselnd die selbe Frau beglückten, auch grandios war Dominic West in der Rolle des abgehalfterten, chauvinistischen Losertyp-Lebemanns im späten neunzehnten Jahrhunderts. Und der klassische Score hat mir gut gefallen, fällt ein bisschen in eine ähnliche Kategorie wie Jonny Greenwoods exzellente Arbeit für Phantom Thread (erinnerst du dich an House of Woodcock?). Das Entertainometer sagt 7/10, aber noch viel mehr freue ich mich auf den neuen Lanthimos, der verspricht historischen Zirkus vom feinsten.
Ja, die Montage mit dieser Dreiecks-Liebschaft war extrem witzig.
Natürlich erinnere ich mich an Greenwoods Arbeit für Phantom Thread. Greenwood hat ja letztes Jahr mit "Phantom Thread" und auch "You Were Never Really Here" zwei vollkommen unterschiedliche aber brillante Arbeiten geschaffen.

"The Favourite" steht bei mir auch auf dem Plan diesen Januar - wie auch noch "Glass" ; "Mary Stuart" ; "Creed 2" und "Green Book" - vielleicht geht es noch spontan in "Beautful Boy" und "The Mule".
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Re: Zuletzt gesehener Film

9127
Casino Hille hat geschrieben: 12. Januar 2019 02:59 Finde seine bisherigen Arbeiten exzellent, aber mit dem Trailer für The Favourite konnte ich so gar nichts anfangen.
Ach doch, auf den bin ich gespannt. Ich fand ja wie im Jahresrückblick gesagt schon Killing of a Sacred Deer eher komödiantisch-absurd als verstörend (und habe das auch als von Lanthimos bewusst gemacht wahrgenommen), da reizt mich der neue schon, da er diese Schiene (noch) stärker zu fahren scheint.
HCN007 hat geschrieben: 12. Januar 2019 11:14 "The Favourite" steht bei mir auch auf dem Plan diesen Januar - wie auch noch "Glass" ; "Mary Stuart" ; "Creed 2" und "Green Book" - vielleicht geht es noch spontan in "Beautful Boy" und "The Mule".
Ähnlich. The Favourite, Green Book, Beautiful Boy und The Mule sind eingeplant, Glass und Mary Stuart habe ich in Erwägung gezogen aber geopfert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9129
iHaveCNit: Maria Stuart, Königin von Schottland (2019)
17.01.2019

Irgendwann letztes Jahr habe ich beim regelmäßigen Durchforsten nach neuem Filmmaterial gesehen, dass ein Film über Maria Stuart in der Produktion ist und irgendwann im November 2018 hätte starten sollen. Doch der Termin wurde auf den Januar 2019 verschoben. Bei der Besetzung habe ich feststellen können, dass man in den wichtigsten Rollen Saoirse Ronan und Margot Robbie besetzt hat, die aktuell zu den erfolgreichsten jungen Darstellerinnen gehören und letztes Jahr um einen Goldjungen konkurriert haben. Konkurrentinnen sind sie in „Maria Stuart, Königin von Schottland“ auch, denn es geht um den Thron eines geeinten Königreichs. Also war es für mich an der Zeit für starkes, historisches Kino.

Maria Stuart ist noch kein Jahr alt, dann wird sie zur Königin Schottlands ernannt. Sie ist 18, als sie verwitwet aus dem französischen Exil in ihre unruhige Heimat zurückkehrt um ihr Thronrecht in Anspruch zu nehmen. Doch zu dieser Zeit sitzt Elisabeth auf dem englischen Thron und es kommt zu einem schicksalhaften Kampf um die Alleinherrschaft und um die Einigung des Königreichs.

Es mag zwar bereits einige Verfilmungen über Mary Stuart und auch Elisabeth geben, aber ich habe bisher eben nur den aktuellen Film von Josie Rourke gesehen. Aber ich habe mich vorher etwas mit dem historischen Hintergrund beschäftigt. In der GEO Epoche Nr. 84 „Schottland – Die Geschichte hinter den Mythen“ befindet sich ein schöner und kompakter Beitrag mit allen wesentlichen Informationen zu Maria Stuart. Die schottische Geschichte im Allgemeinen eignet sich ja hervorragend für historische Filme, egal ob „Braveheart“ ; „Macbeth“ ; „Rob Roy“ ; „Outlaw King“ und nun auch „Maria Stuart, Königin von Schottland“. Der Film ist visuell beeindruckend gelungen. Die Kostüme, die Sets, das Haar- und Make-Up-Design passen perfekt. Die Bilder von John Mathieson und die Musik von Max Richter machen den Film wirklich zu einem audiovisuellen Fest. Auch ein Fest ist die Darstellung von Maria Stuart und Elisabeth durch eben Saoirse Ronan und Margot Robbie. Man nimmt Robbie zu jeder Zeit die schwere Bürde ab, die sie tragen muss und auch Ronan weiß, wie sie sowohl eine starke Königin spielt, aber auch ein gewisses Maß an Naivität, Gut- und Leichtgläubigkeit hervorblitzen lässt, was mitunter auch eine große Schwäche von Maria war. Beide Frauen hatten es damals richtig schwer, sich bei all dem Misstrauen und den Manipulationen in den eigenen Reihen zu behaupten. Das angedichtete finale Aufeinandertreffen beider Charaktere bildet dann einen emotionalen und kraftvollen Höhepunkt des Films. Gerade wenn man sich etwas mehr auf solche Einfälle fokussiert hätte, wäre ein Großteil der fortlaufenden Handlung sicherlich etwas spannender und dramaturgisch interessanter geworden. Denn hier scheint man beim Film vermutlich mehr daran interessiert gewesen zu sein, eine biografisch orientierte Geschichtsstunde über Maria Stuart zu erzählen, die an manchen Stellen auch recht nüchtern rüberkommt und das Tempo etwas ausbremst. Aber sonst bleibt „Maria Stuart, Königin von Schottland“ ein sehr schönes Stück historisches Kino.

„Maria Stuart, Königin von Schottland“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9132
iHaveCNit: Der Spitzenkandidat (2019)
19.01.2019


Gerade politische Filme erfreuen sich, sofern sie ein interessantes Thema zu bieten haben, bei mir großer Beliebtheit. Jason Reitmans „The Frontrunner“ war in dieser Woche nicht mein „Frontrunner“ im Kino. Aber „Der Spitzenkandidat“ hat ein sehr interessantes Thema zu bieten, das sich jeder ansehen sollte, der sich für einen wichtigen Teil der amerikanischen, politischen Geschichte sowie um den Wahlkampf von Gary Hart und die Rolle der Medien dabei interessiert.

Der Mai 1987 wird für Gary Hart ein schicksalhafter Monat. Eigentlich ist er gerade der haushohe Favorit für die demokratische Präsidentschaftskandidatur im Jahre 1988 und er hatte sogar beste Chancen auf die Präsidentschaft. Er hatte das Talent, wichtige politische Probleme und direkte Lösungen einfach und verständlich zu adressieren und zu erklären. Gary Hart ist in der Öffentlichkeit immer stets distanziert über sein Privatleben. Doch gerade der Miami Herald und auch die Washington Post, die ihn auf seinem Wahlkampf begleiten bekommen Informationen zugespielt, nach denen Gary Hart eine Affäre hat. Gary Hart hat nach den Enthüllungen alle Hände voll tun, damit ihm der Vorwahlkampf nicht aus dem Ruder läuft.

„Der Spitzenkandidat“ bietet sehr viel. Den thematischen Hintergrund liefert das Viereck Politik – Presse – Moral - Privatleben. Dabei geht Jason Reitman sehr chronistisch vor und zeigt komprimiert auf die 3 wichtigen Wochen Ende April und Anfang Mai 1987, die Gary Harts persönliche Integrität infrage gestellt haben. Man erlebt, wie der toll von Hugh Jackman gespielte Gary Hart immer tiefer in den Strudel gerät und versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Man erlebt, wie sein Wahlkampfteam mit dieser Situation umgeht – garniert mit einer schön trockenen Portion Humor von J.K. Simmons. Man erlebt wie die Presse aus der Sicht vom Miami Herald und dem Washington Post sich ständig damit auseinandersetzen muss, ob sie die Geschichte tatsächlich veröffentlichen. Und man erlebt auch wie die Situation das Privatleben beeinflusst und hier kann Vera Farmiga als Gary Harts Ehefrau Lee Hart sehr souverän glänzen. Stellenweise ist der Film durch seine chronistische Erzählung etwas nüchtern, kann aber mit intelligenten und spritzigen Dialogen punkten. Gerade da Hart einer der ersten Politiker gewesen ist, der über eine Sex-Affäre gestolpert ist, ist der historische Kontext zu anderen Fällen der amerikanischen Politik schön sehr interessant, da ja JFK auch ein Frauenheld gewesen sein musste oder auch ein Bill Clinton sowie ein Donald Trump solche Affären relativ schadlos überstanden haben. Das lässt natürlich im Hinblick auf Gary Harts Vorwahlkampf die Moral mit zweierlei Maß zurück. Nur der Film wirkt in dieser Hinsicht etwas zu handzahm, da sich der Film einer eigenen Meinung enthält und dem Zuschauer selbst die Meinungsbildung und Diskussion über das sehr vielschichtige Thema überlässt. Aber eine Botschaft liefert der Film dann doch und das finde ich sehr wichtig – es sollte um die Politik gehen und nicht das Privatleben der Person, die den politischen Kurs bestimmt. Es wäre interessant gewesen, wie ein Amerika heute aussehen würde, wäre Hart kein Frauenheld gewesen, wäre er nicht über die Affäre gestolpert und wäre er US-Präsident geworden. Denn sein politischer Stil ist seiner Zeit weit voraus, erfrischend und auf den Punkt gewesen.

„Der Spitzenkandidat“ - My First Look – 8/10 Punkte

"Glass" werde ich auch auslassen. Da ich aktuell zeitlich eingeschränkt bin und nicht in der Lage sein werde, vorher noch irgendwie "Unbreakable" und "Split" zu sehen. Wird dann aber im Heimkino soweit sein.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9134
iHaveCNit: The Favourite – Intrigen und Irrsinn (2019)
25.01.2019


Womit fange ich an ? Irgendwann im Laufe des letzten Jahres habe ich mal recherchiert, was es in Zukunft so von Emma Stone zu sehen gibt, weil ich von ihr in „La La Land“ und auch „Battle of the Sexes“ in ihrem Top-Jahr 2017 begeistert war. Da bin ich auf „The Favourite“ gestoßen, der von Yorgos Lanthimos inszeniert wird, von dessen „The Killing of a Sacred Deer“ ich natürlich auch vollkommen begeistert war. So hat es „The Favourite“ locker auf meine Liste geschafft, der eigentlich zuerst am 03.01.2019 hätte starten sollen, aber dann auf den 24.01.2019 verschoben worden ist. Schade, denn „The Favourite“ hätte als absoluter Top-Film mein Kinojahr 2019 gestartet, wie es auch „The Killing of a Sacred Deer“ geschafft hat, mein Kinojahr 2017 zu beenden. „The Favourite“ erinnert mich daran, dass ich eben Lanthimos Vorgängerfilm noch mit einer 9 gefühlt zu niedrig bewertet habe, weil er für mich eine Spur stärker und packender war, was mich aber auch nicht davon hindert zu sagen, dass bei „The Favourite“ der Name Programm ist.

England im frühen 18. Jahrhundert. Man befindet sich im Krieg mit Frankreich. Der Adel ist aktuell mehr mit seiner Dekadenz als mit den eigentlichen Regierungsgeschäften beschäftigt. Und auch die Königin Anne ist aufgrund persönlicher Probleme nicht wirklich in der Lage zu regieren. In dieser Zeit wird sie von ihrer Vertrauten Sarah Churchill in privaten und politischen Entscheidungen unterstützt. Die ehemalige Herzogin und Cousine von Sarah, Abigail kommt eines Tages an dem Hof von Königin Anne an und schafft es, sich langsam auch ins Blickfeld der Königin und an ihre Seite zu rücken. Es entbrennt sich ein Machtkampf hinter Annes Rücken zwischen Sarah und Abigail um die Gunst der Königin und um die Zukunft des Landes.

10 – sage und schreibe 10 Oscar-Nominierungen hat dieser Film aktuell erhalten und das aus meiner Sicht heraus absolut zurecht. Den Kern des Films bildet das absolut perfekte Dreieck aus Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone. Alle liefern hier brillante Darstellungen und der Film schafft es, dass alle drei auf gleichberechtigter Ebene als Hauptcharaktere funktionieren. Optisch ist der Film in allen Belangen eine Wucht, die Sets, die Kostüme, das Make-Up und Hairdesign und auch die von Robbie Ryan geführte Kamera erzeugt einen unfassbar visuellen Film, der dort vollkommen überzeugt. Die Kameraführung, die stellenweise genutzte Fischaugenoptik und auch Weitwinkelaufnahmen erzeugen einen Look, der für Lanthimos typisch die klinische Distanz und Sterilität erzeugt. Dabei ist jedoch „The Favourite“ weitaus zugänglicher als es noch „The Lobster“ und „The Killing of a Sacred Deer“ der Fall war. Aber wie auch dort erschafft Lanthimos hier Situationen, die absolut absurd und unangenehm sind und bei denen man sich fragen muss, ob man jetzt lacht oder ob einem das Lachen im Hals steckt. Gerade die zur Schau gestellte und sezierte Dekadenz ist in ihrer Absurdität und Skurrilität unfassbar. Und der politische und charakterliche Teil über Manipulation und Machtverhältnisse ist sehr fein und ambivalent mit messerscharfen Dialogen herausgearbeitet worden. So bleibt für mich nur noch zu sagen, dass einer der ersten ganz großen Favoriten im Kinojahr 2019 „The Favourite“ ist.

„The Favouriten – Intrigen und Irrsinn“ - My First Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

9135
iHaveCNit: Str8 2 HC: LBJ – John F. Kennedys Erbe (2019 / Erscheinungsdatum: 15.01.2019)
26.01.2019


Den Anfang des direkten Heimkinosektors in 2019 macht ein von Rob Reiner inszeniertes politisches Biopic über den auf internationaler Ebene unterschätzten und eher unbekannten Politiker Lyndon Baines Johnson mit Woody Harrelson in der Hauptrolle des gern mit LBJ abgekürzten Politikers. Schade, dass es seitdem der Film im Jahre 2016 produziert worden ist, so lange gedauert hat, bis der Film seinen Weg gefunden hat und dies leider nur direkt im Heimkino.

Es ist der 22. November 1963. Der Tag, an dem John F. Kennedy ermordet wird. Während die Welt ihre Augen auf dieses Ereignis richtet, wird ganz unbemerkt sein Vizepräsident LBJ im Amt des US-Präsidenten vereinigt. Wir werfen in diesem Hinblick auch einen Blick auf wichtige Stationen von LBJ bis zu diesem Ereignis, das in seiner Amtsantrittsrede gipfelt.

Rob Reiners Biopic ist durchaus ein zweischneidiges Schwert. Für die einen kann dieser Film eine staubtrockene und langweilige Geschichtsstunde über einen Teil der amerikanischen Geschichte sein, für die anderen ein sehr interessantes Charakterportrait über einen interessanten und während seiner Amtszeit erfolgreichen wenngleich aufgrund des Vietnamkriegs nicht ganz unumstrittenen US-Präsidenten, der sehr viel im Bereich der Sozial- und Bildungspolitik erreicht hat und natürlich auch mit dem Civil Rights Act im bürgerrechtlichen Sinn für die Aufhebung der Rassentrennung verantwortlich war. Der wirklich größte Pluspunkt des Films ist Woody Harrelsons sehr tolle Performance als unermüdlicher und diskutierfreudiger LBJ und der Film sowohl Harrelson schaffen es sehr gut, eben auch zu zeigen, wie er bei den Präsidentschaftsvorwahlen damit umgehen muss, dass nicht er, sondern JFK gewinnt aber auch, wie man ihn als zweiten Mann im Hintergrund nicht ganz ernst nimmt und seine politischen Ziele mit Argwohn beäugt. Gerade Harrelson und sorgt dafür, dass das klassische politische und unspektakuläre Biopic Film nicht vollkommen nüchtern rüberkommt.

„LBJ – John F. Kennedys Erbe“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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