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Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 13:18
von danielcc
Kompliment an Goldie und Vodka. Eigentlich ist alles gesagt.

Daher nur noch kurz Punkte die mir wichtig sind:
- Die Integration so vieler Helden in einem Film ohne das diese zu Cameos verkommen ist extrem beeindruckend. Der Film wirkt zwar insgesamt eher wie ein Iron Man Film (RDJ ist einfach DAS Zugpferd der MCU Filme) aber dennoch bekommt jeder Held genügend Zeit und die Hauptfiguren werden entsprechend ihres bis dato entwickelten Profils sogar sehr glaubhaft weiterentwickelt.
- Die technische Perfektion der MCU Filme ist schon fast beängstigend. ich habe keine Ahnung wie man solche Filme plant und wie man vor lauter Greenscreen, CGI und viruteller Kamerafahrten da überhaupt die Übersicht behalten kann
- Auch ich hatte leichte Probleme mit den Locations. Eine zeitlang wusste ich gar nicht warum jetzt bei einer Verfolgung durch Berlin alle Autos offensichtlich Nicht-deutsche Nummernschilder haben - aber der Teil spiele wohl gar nicht in Berlin. Toll aber dass wohl der Leipziger Flughafen im Showdown gut zur Geltung kommt
- Die glauhafte Entwicklung hin zur Aufteilung in zwei Lager bis zur Konfrontation ist ebenfalls beeindruckend. Nie hat man das Gefühl das etwas überstürzt wird oder etwas nicht nachvollziehbar ist. Selbst in Mitten der Schlacht gibt es immer noch Respekt oder Zeit für gemeinsames Scherzen
- Der Film wirkte auf mich dennoch extrem lang. Ich war lange Zeit überrascht, wie viele ruhige Dialog Passagen es gibt. Zwar sind auch die Actionszenen allesamt viel länger als sie zunächst erscheinen, aber daneben bietet der Film extrem lange ruhige Passagen, die aber auch nötig sind für die Story und die Charakterentwicklungen
- Die Actionszenen fand ich fast alle recht gelungen. Der insgesamt geerdete und realistischere Ton zugunsten von weniger Voll-CGI ist großartig. Viele Actionszenen habe eine ganz eigene Dynamik und beginnen oft ruhig bevor sie sich ganz anders entwickeln. Einige Ideen sind wirklich brillant
- Die Integration von Ant Man (der einzige MCU Film den ich bislang verpasst habe) war hart an der Grenze der Glaubwürdigkeit.
- Größtes Problem was die Helden Kombo angeht: Der eigentlich übermächtige Vision verschwindet immer dann für weite Strecken aus den Actionszenen, wenn er eigentlich das ganze sehr schnell entscheiden könnte. Ist euch das auch aufgefallen?
- Sehr spät wird der Spider-Man eingeführt was einerseits eine interessante Pause im Erzählfluss ist, andererseits aber auch zusammen mit dem Ant-Man für eine ganz anderen, deutlich weniger realistischen Fortgang der Erzählung führt. Dennoch: Tom Holland scheint auf Anhieb der beste Peter Parker / Spider-Man zu sein. Dass natürlich ausgerechnet Tony Stark ihn rekrutieren muss ist klar - schließlich sorgt es für eine weitere starke Szene von Downey Jr.
- Daniel Brühls Bösewicht ist interessant, andersartig aber dann am Ende doch leicht enttäuschend. Dennoch: Dies ist nicht einfach ein weiterer deutscher Darsteller der als Nebenschurke verheizt wird. Er ist DER zentrale Bösewicht des Films und ein weiterer bemerkenswerter Schritt für Brühl in Hollywood.
- Das Ende... Dass das alles nur als Vorbereitung für Infinity War dient ist etwas enttäuschend. Doch die Szene im Bunker in Sibirien, in der Brühls Charakter seinen Plan entfaltet mit dem Video, das ist schon große Klasse. Wenn man rückblickend dann versteht, warum immer wieder dieser eine Einsatz des Winter Soldiers aus der Erinnerung gezeigt wird - das hat was. Allerdings wirkt die Tony Stark Episode (ganz ganzn stark getrickst der junge RDJr als Teenager!) nun all zu deutlich wie Bruce Waynes Hintergrund.

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 13:40
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:Der Film wirkt zwar insgesamt eher wie ein Iron Man Film (RDJ ist einfach DAS Zugpferd der MCU Filme) aber dennoch bekommt jeder Held genügend Zeit
Hab jetzt aus gutem Grund nur kurz überflogen (Spoiler will ich noch so lange es geht vermeiden), aber jetzt hast du mich überzeugt, dass ich noch ins Kino rennen muss. Wenn bislang etwas abschreckend war, dann, dass der Titel einen bestimmten Helden im Zentrum andeutet - schön, wenn das eher doch zu Gunsten Tonys ausfallen sollte! :)

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 13:51
von danielcc
was heisst "andeuten". Es soll ja ein CapAm Film sein, ist aber eher ein Avengers Film und gefühlt ist Stark der Hauptcharakter.
Der Film hat sowieso eine schwierige Aufgabe da er versucht die Helden in zwei Lager aufzuteilen ohne dass ein Lager gut oder böse ist.
Ich stand eher auf Starks Seite - da seine Motivation (ausgerechnet) moralisch besser begründet ist.

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 13:58
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:was heisst "andeuten"
Es ist ja ein Captain America Film (im Original ja auch mit "Captain America: Civil War" betitelt). Und wenn es einen Avenger gibt, der mich charakterlich 0 interessiert, dann ist es der aufrechte amerikanische Pfadfinder ohne dunkle oder düstere Seiten (witzigerweise war er der einzige echte Schwachpunkt des Winter Soldier Films). Ich habe es im Heldenbereich lieber auch mal ein wenig dreckiger - und da ist Tony doch ideal, zumal er mit RDJ auch noch astrein besetzt ist und auch nach 8 Jahren noch Spaß macht (wenngleich er in Ultron charakterlich und schauspielerisch arg schwächelte, was ich aber dem Script anlaste).

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 15:06
von danielcc
Gefühlt sind hier die Rollen etwas vertauscht. Aber mehr sag ich nicht

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 15:55
von Casino Hille
Ich gehe morgen rein. Vorher mal für Marvel-Interessierte meine Rangliste (nach dem ich Iron Man 2, 3 und den Guardians noch mal erneut geschaut habe) der bisherigen 12 (!!) MCU Beiträge:

01. Iron Man - 9/10
02. Mann aus dem Eis 2: The First Return of the Winter Avenger - 8,5/10
03. Iron Man 2 - 8/10
04. The Avengers - 8/10
05. Der unglaubliche Hulk - 8/10
06. Guardians of the Galaxy - 8/10 (knapp)
07. Thor - 6/10
08. Ant-Man - 6/10
09. Thor: The Dark Kingdom - 6/10 (knapp)
10. Iron Man 3 - 5/10
11. Captain America: The First Avenger - 4/10
12. Avengers: Age of Ultron - 4/10 (knapp)

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 16:01
von GoldenProjectile
Casino Hille hat geschrieben:Ich gehe morgen rein. Vorher mal für Marvel-Interessierte meine Rangliste (nach dem ich Iron Man 2, 3 und den Guardians noch mal erneut geschaut habe) der bisherigen 12 (!!) MCU Beiträge:

01. Iron Man - 9/10
02. Mann aus dem Eis 2: The First Return of the Winter Avenger - 8,5/10
03. Iron Man 2 - 8/10
04. The Avengers - 8/10
05. Der unglaubliche Hulk - 8/10
06. Guardians of the Galaxy - 8/10 (knapp)
07. Thor - 6/10
08. Ant-Man - 6/10
09. Thor: The Dark Kingdom - 6/10 (knapp)
10. Iron Man 3 - 5/10
11. Captain America: The First Avenger - 4/10
12. Avengers: Age of Ultron - 4/10 (knapp)
Na dann viel Spass morgen.

Zu deiner Rangliste:

01. Zu hoch
02. Richtig
03. Zu hoch
04. Richtig
05. Richtig
06. Richtig
07. Zu hoch
08. Zu tief
09. Zu hoch
10. Einigermassen richtig
11. Zu tief
12. Zu tief

:wink:

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 16:02
von Casino Hille
Zu hoch und zu tief kann man ja nach Gutdünken umher schieben, wichtiger sind die Zahlen dahinter, junger Padawan.

An denen sieht man dann auch, dass das MCU für mich qualitativ in zwei Teile zerfällt: Die richtig guten Streifen und die soliden bis passablen Standard-Blockbuster.

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 16:07
von GoldenProjectile
Bei mir sieht das etwa so aus:

1. Winter Soldier
2. The Avengers
3. Civil War

4. The Incredible Hulk
5. Ant-Man
6. Guardians of the Galaxy

7. Age of Ultron
8. Captain America
9. Iron Man 2
10. Iron Man
11. Iron Man 3

12. Thor

13. The Dark World

Was Civil War angeht sind Vodka, Daniel und ich uns doch tatsächlich grösstenteils einig.

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 19:51
von vodkamartini
GoldenProjectile hat geschrieben:Bei mir sieht das etwa so aus:
Was Civil War angeht sind Vodka, Daniel und ich uns doch tatsächlich grösstenteils einig.
Absolut, das hatten wir auch noch nicht oft. :wink:

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 30. April 2016 23:05
von vodkamartini
Guter, interessanter Artikel in der SZ zu Cap 3:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/comic ... -1.2968994

Edward oder Jacob? Äh... Iron Man oder Captain America?

Verfasst: 1. Mai 2016 21:46
von Casino Hille
Marvels The First Avenger: Civil War

Joss Whedons "Avengers: Age of Ultron" ließ die Befürchtungen im Vorjahr 2015 bereits aufkommen, und die Russo-Brüder, welche zuvor bereits den zweiten Teil von Marvels "Captain America"-Trilogie inszenierten, bestätigen es mit dem Abschluss des Dreiteilers "Civil War" nun mit letzter Gewissheit: Die Luft ist raus, die Superheldenwelle, die im Jahr 2000 von Bryan Singers Überraschungserfolg "X-Men" ausgelöst wurde, ist abgeflaut, der Start der dritten Phase des großen Marvel Cinematic Universes (von dem dieser nun schon der 13 (!) Film in 8 (!!!) Jahren darstellt) schreit nur noch nach Abnutzung und Déjà-vus - eine unfreiwillige filmische Grabrede auf einen abgeflauten Hype?

Basierend auf dem legendären gleichnamigen Comic-Mehrteiler von Mark Millar hatte "Civil War" eigentlich ideale Ausgangspositionen: Eine politische Diskussion über die Frage, wie viel Kontrolle eine Institution wie die Avengers-Superheldengruppe vertragen und brauchen kann, spaltet das Team in zwei Lager, die sich zunehmend in eine hitzige Auseinandersetzung bis zum direkten Schlagabtausch steigern. Eine spannende Grundidee, die die Möglichkeit gegeben hätte, den klassischen Heldenmythos ein wenig zu hinterfragen und die vielen wie selbstverständlich hingenommenen zivilen Tode in den großen Showdowns mancher Vorgänger zu thematisieren. Enttäuschend daher, dass die Russos kein Interesse an einer ernsthaften politischen Thematisierung haben. Zwar reißen sie den Konflikt und die unterschiedlichen Sichtweisen, die besonders die bekanntesten Helden Captain America und Iron Man entzweien, anfangs noch an und scheinen bemüht, der Vorlage gerecht zu werden, doch nach einer halben Stunde bröckelt die Fassade des lediglich zum Aufhänger missbrauchten Diskurses. Wenn dann tatsächlich Held gegen Held und Freund gegen Freund auf dem Schlachtfeld antreten, entsteht dies nicht aus ideologischer Überzeugung, sondern durch die Manipulation einer Drittpartei (verkörpert vom extrem blassen Daniel Brühl), deren Motivlage erst kurz vor Schluss aufgedeckt wird und in ihrer Banalität an einen schlechten Scherz erinnern. Von vorne bis hinten lässt sich über Civil War also sagen: Es fehlt an Dynamik, Energie und echter Dramatik, an einem glaubhaften Subjekt für den titelgebenden Bürgerkrieg, während Leichtigkeit und Humor aber ebenfalls größtenteils abwesend sind. Zwar wird im Showdown eine etwas psychologischere Komponente versucht, deren Glaubwürdigkeit aber zu sehr im argen liegt, um überzeugen zu können.

Diese merkwürdige Zwitter-Kultur zieht sich durch die 150 Minuten lange Erzählung. Dank fehlender Motivation auf allen Seiten bleiben im Kopf nur Fragezeichen zurück, die den actiongepackten Auseinandersetzungen das Gewicht nehmen und gleichzeitig fehlt es an echten humoristischen Elementen, da statt der Selbstironie frührerer Marvel-Abenteuer hier die Ambitionen eines Thrillers zwanghaft erfüllt werden wollen. Darstellerisch bieten die vielen wenig überzeugenden Dialoge dazu kaum Entfaltungsmöglichkeiten: Chris Evans, Sebastian Stan, William Hurt, Scarlett Johansson, Don Cheadle und andere bekannte Gesichter liefern dementsprechend durchschnittliches Handwerk, ohne groß aufzufallen. Lediglich Elizabeth Olsen als schöne Scarlet Witch und Robert Downey Jrs. Iron Man können schauspielerisch Akzente setzen, wobei letzterem ein wenig das Überraschungsmomentum fehlt - verkörpert er diese Rolle doch nun schon zum siebten Mal. Wirklich gelungen fällt die konsequente Charakterentwicklung (inklusive Berüchtigung sämtlicher Vorgänger) beinahe aller Avengers auf sowie auf clevere Art und Weise in den unstrukturiert zusammengebastelt wirkenden Plot die Origin-Story eines neuen Helden, dem von Chadwick Boseman dargestellten Black Panther, eingefügt wird, dessen Auftritt Lust auf mehr macht. Dennoch sind es wie schon im letzten "Avengers"-Crossover auch hier deutlich zu viele Charaktere, von denen nur die Hälfte eine Funktion erfüllen. Wenn Wiederholungstäter wie Paul Rudd, Jeremy Renner oder Paul Bettany sowie die Neuzugänge (u.a. Martin Freeman oder Tom Holland als ganz besonderer "Spinner") in wie nachträglich eingefügt wirkenden verlängerten Cameos durch das Geschehen hetzen, verliert die ohnehin schon unkonzentrierte Erzählung ihren Fokus grundsätzlich.

Was man Marvel positiv attestieren muss, ist die Selbstverständlichkeit, mit der sie Jahr für Jahr Blockbuster mit Millionen Budgets und makellosen Effekten präsentieren. Es grenzt an technische Perfektion, mit welcher Detailverliebtheit und Tiefenschärfe sie ein weiteres Mal ihr Universum erweitern, welches längst zu einer lebendigen Masse aus unterschiedlichen Welten und Charakteren mit immer weiteren ungeahnten Möglichkeiten geworden ist. Diese ungeheure Planungssicherheit und bedingungslose Konsequenz, die auf den bislang als "Infinity War" bekannten Höhepunkt 2018/2019 zusteuern, verdient von allen Seiten Hollywoods allerhöchsten Respekt. Trotzdem muss man den Russos vorwerfen, dass sie ihre virtuos agile Actioninszenierung aus dem zweiten Captain-Film nicht wieder aufleben lassen konnten. Die meisten Actionszenen sind zwar choreographisch aufregend und (bis auf das Kamera-verwackelte Intro) handwerklich souverän umgesetzt, haben aber den Charakter blasser Pflichterfüllungen und fühlen sich selten als organische Teile des großen Ganzen an, scheinen zudem nicht immer optimal durch den Cut gegangen zu sein - und sind in der Form eben nach Jahren des Comic-Bombasts einfach nichts besonderes mehr. Wenn dann am Ende der gesamte Civil War der Helden ohne echte Konsequenzen und Verluste bleibt, muss man sich als Zuschauer mal wieder fragen, ob dieser Film wirklich nötig gewesen wäre - trägt er doch nichts besonderes zur Gesamtstory bei und verpasst vor lauter konventionell-generischer Konservenunterhaltung alle Chancen, neue Perspektiven auf die Heldenthematik zu eröffnen. Sicherlich, das taten andere ähnliche Filme auch nicht, doch nach gefühlt unzähligen Superhelden-Abenteuern wünscht man sich eben mal ein paar frische Elemente, statt dasselbe alte Gericht neu aufgewärmt vorgesetzt zu bekommen.

Fazit: Wer sich einen Nachmittag im Kino ohne große eigene Erwartungen berieseln lassen will oder als Fan der vielen Vorgänger die Charaktere extrem ins Herz geschlossen hat, kann einen Blick auf den "Civil War" ruhig einmal riskieren. Für den Rest bleibt optisch beeindruckendes Kino, dass aber Herz und Hirn gleichermaßen ignoriert und vor ein paar Jahren vielleicht noch besser angekommen wäre, heute jedoch vielen nur noch ein müdes Schulterzucken entlocken wird. Ein echter Paradigmenwechsel wird dringend erwünscht - bleibt nur die Frage, wie viele Standard-Blockbuster bis dahin noch die Lichtspielhäuser füllen werden.

4/10

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 1. Mai 2016 22:52
von GoldenProjectile
Es schmerzt, es schmerzt. Eine blutende Wunde klafft dort, wo einst mein Herz war. Aber der Reihe nach.

Ich wüsste nicht, inwiefern ich mir eine tiefergehende politische Diskussion über grössere Teile des Filmes vorstellen müsste. Du hast schon Recht; Das Abkommen und Brühls Bösewicht nur startschussgebende Aufhänger (ersterer funktioniert wesentlich besser, da er eben wirklich den Startschuss gibt, während Brühls Funktion erst ganz am Ende enthüllt wird, wenn es quasi schon keine Rolle mehr spielt. Man weiss zwar, da war den gesamten Film über was, aber so richtig klappen will es nicht). Die Diskussion um das Abkommen bringt im Prinzip nur erste Konflikte in Bewegung, die sich im weiteren Verlauf dann aus verschiedenen Gründen weiter aufstauen und aufschaukeln. Es ist ein Teufelskreis, und dramaturgisch ging das für mich absolut in Ordnung. Weil hier über weite Strecken auch die Natürlichkeit der Narration gegeben ist, die ich kürzlich im Zusammenhang mit GotG erwähnt habe, bei der eine Szene flüssig zur nächsten führt (trotz Hang zur Episodenhaftigkeit) und alles einfach "passiert", ganz organisch.
Casino Hille hat geschrieben:Darstellerisch bieten die vielen wenig überzeugenden Dialoge dazu kaum Entfaltungsmöglichkeiten
Ich fand die Koordination der Figuren und die Verknüpfungen in die Geschichte erschreckend gelungen. Vor allem auch, weil die Russo-Brüder wussten wer hier welche Funktion zu erfüllen hat: Stark, Rogers und Barnes sind die Hauptrollen, Romanoff und T'Challa die grösseren, Maximoff und The Vision die kleineren Nebenrollen, Wilson ist quasi eine Erweiterung der Rogers-Rolle und Barton und Parker sind die Extended Cameos. Die einzigen die nicht so ganz reinpassen sind Lang und Rhodes, die scheinen wirklich nur für die Actionszene am Flughafen mit reingepackt worden zu sein. Ausserdem mag ich Sebastian "Stoneface" Stans emotionslose und blasse Darstellung nicht so sehr.
Casino Hille hat geschrieben:verkörpert er diese Rolle doch nun schon zum siebten Mal
I counted six, Mister Wayne.
Casino Hille hat geschrieben:Trotzdem muss man den Russos vorwerfen, dass sie ihre virtuos agile Actioninszenierung aus dem zweiten Captain-Film nicht wieder aufleben lassen konnten. Die meisten Actionszenen sind zwar choreographisch aufregend und (bis auf das Kamera-verwackelte Intro) handwerklich souverän umgesetzt, haben aber den Charakter blasser Pflichterfüllungen und fühlen sich selten als organische Teile des großen Ganzen an, scheinen zudem nicht immer optimal durch den Cut gegangen zu sein - und sind in der Form eben nach Jahren des Comic-Bombasts einfach nichts besonderes mehr.
Der letzte Satz schmerzt mir schon ein bisschen. Mir fallen spontan nur ganz wenige (X-Men 2, First Class, Winter Soldier) DC/Marvel-Filme ein, die in Sachen Action in derselben oder einer höheren Liga spielen wie Civil War, und noch ein paar wenige mehr (X-Men 1, Spider-Man 2, Batman Begins, The Avengers) die einigermassen vergleichbar sind. Bei der Superheldenflut der letzten Jahre also nur ein kleiner Prozentsatz. Oder anders gesagt: Die Koordination von Tempo, Dynamik, Choreographie, Humor, Härte, Abwechslung, Spezialeffekten und Schnitt in Verbindung mit einer realitätsnäheren Aufmachung ohne die Superheldenherkunft zu verleugnen hat mich inszenatorisch sprachlos gemacht, ich glaube ich werde nur schon wegen der ersten Hälfte der Flughafenszene noch einmal ins Kino gehen. Das schlägt für mich auch die Bonds der letzten Jahre, das war grosses Kino. Superhelden-Action mag es also in letzter Zeit zur (Über-)Genüge gegeben haben, aber in der Form eben noch kaum.

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 1. Mai 2016 23:01
von danielcc
War ja klar dass Hille wieder aus der Reihe hüpfen muss.
Wobei ich vieles auch nachvollziehen kann - nicht alles.

Eine Sache die in jedem Fall stimmt: Der Film ist EXTREM voll gepackt und dafür dass es eigentlich 1. eine Captain America Film ist und 2. der Film Civil War heißt, geht es doch um viel zu viel anderes. Man muss sich mal zu Gemüte führen, was alles in diesen Film reingepackt wurde. Neben den ca. 20 Top Darstellern (von Freeman wusste ich gar nix bis er auftauchte), gibt es ausgerechnet in diesem Film wichtige neue Charaktere (wie den Panther und Spidey). Das lässt dann doch an der Planungssicherheit der Marvelisten zweifeln - den genug Story hätte der Film auch ohne die Panther/Vater Sache gehabt, ohne die Spidey Episode, ohne den Brühl Bösewicht, ohne Tonys Jugend Episode, etc.

Re: Marvel Cinematic Universe Thread (Marvel Studios/Disney)

Verfasst: 2. Mai 2016 01:08
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:War ja klar dass Hille wieder aus der Reihe hüpfen muss.
Stets zu Diensten.
GoldenProjectile hat geschrieben:die Natürlichkeit der Narration
Eben jene fehlte mir wohl nahezu vollständig. In "Civil War" passieren die Dinge einfach - aber es fehlt ihnen jede Motivation, jegliche echte Entwicklung. Charaktere wie Hawkeye, Ant-Man oder Spidey tauchen ohne jede Begründung oder erkennbare Ziele einfach aus dem Nichts auf, der politische Konflikt ist einfach irgendwann komplett in Vergessenheit geraten, Charaktere wechseln weitestgehend grundlos die Seiten, der Kampf auf dem Flughafen entsteht tatsächlich, obwohl die eine Seite weiß, dass sie manipuliert wurden und die andere eigentlich gar keinen Kampf will, der Bösewicht handelt die gesamte Zeit komplett ohne erkennbaren Sinn, nur um kurz vor knapp noch einen klischeehaften Background angedichtet zu kommen, eine belanglose Enthüllung lässt Tony plötzlich komplett seine Sichtweise überdenken (ohne das verständlich wäre, worin nun die große Wendung gedanklich für ihn lag)... Entweder habe ich "Civil War" nicht verstanden oder das ganze ist einfach mit Charakteren und Subplots zu sehr überfüllt, um halbwegs stringent einem schönen Erzählfluss zu folgen. Sinnbildhaft dafür die Action, die fast immer aus Banalitäten heraus entsteht und dann nie wirklich das Gefühl erzeugt, aus Spaß entstanden zu sein, sondern nur des Genres wegen Relevanz zu haben.
GoldenProjectile hat geschrieben:Mir fallen spontan nur ganz wenige DC/Marvel-Filme ein, die in Sachen Action in derselben oder einer höheren Liga spielen wie Civil War
Das finde ich wirklich erstaunlich. Eigentlich sind die großen X-Men Filme und die meisten richtig guten MCU sowie alle Nolan Batmans actiontechnisch viel besser als Civil War. Wie geschrieben, das Intro war arg schlecht gefilmt (besonders bei den kleineren Verfolgungen über den Marktplatz wackelte es zu doll und das Timing der einzelnen Momente war nicht wirklich gelungen), die Bucky Verfolgung durch Wien war konventionell und eben standardisiertes Marvel-Einmaleins, aber durch den coolen Panther Auftritt die beste des Films, die Flughafenkeilerei ebenfalls inszenatorisch durchschnittlich und ohne echte Dramatik eben auch ein wenig redundant wie viel zu lang (weil jede noch so unwichtige Figur ja "Raum" bekommen muss) und der Showdown eine angenehme Variation der Vorgänger, aber für mich durch den aufgesetzten psychologischen Twist kaum noch glaubwürdig und dann eben auch etwas zu konstruiert. Das Actionhighlight war wirklich der coole Moment, als Cap den Helikopter mit bloßer Muskelkraft am Starten hindert - das sah toll aus und passte. Solche Momente hätte Cap 3 mehr gebraucht, imo mehr von der dreckigen Autoverfolgungsjagd Furys in Winter Soldier oder der Brückenaction aus demselben Film, weniger Avengers-lastige Materialschlachten mit Märchenriesen, Spinnenschwingern und übermächtigen Hexen. :)
GoldenProjectile hat geschrieben: I counted six, Mister Wayne.
Ich hab den (ziemlich lässigen) Hulk-Cameo mal frech der Vollständigkeit halber mit gezählt. Hast aber natürlich recht, es sind eigentlich eher sechs als sieben Auftritte. :wink:
danielcc hat geschrieben:gefühlt ist Stark der Hauptcharakter
Da kann ich dir übrigens im Nachhinein nicht wirklich zustimmen. Klar, Downey Jr. ist darstellerisch mal wieder der stärkste im Cast und zeigt ganz klar, dass ohne ihn im MCU nichts so richtig rund läuft bei der Avenger-Bande, aber der Film ist eindeutig auf den Captain zentriert. Das zeigt sich darin, dass Tony in der ersten Hälfte gar keine so große Rolle (auch in der Action!) spielt und das Ende moralisch den Cap deutlich edler und heroischer wirken lässt als Iron Man, der imo ein wenig das trotzige Kind zu sein scheint mit zunehmender Laufdauer. Auch sehr lange, eigentliche eher unnötige Charaktermomente wie alle mit Agent 13 (der blonden CIA Agentin) oder die Beerdigung machen deutlich, dass es eben der Abschluss der Captain America Trilogie ist und so auch verstanden werden will.