In tödlicher Mission
Quelle:
http://007art.free.fr/
Originaltitel: For Your Eyes Only
Herstellungsland: GB
Erscheinungsjahr: 1981
Regie: John Glen
Darsteller: Roger Moore, Carole Bouquet, Julian Glover, Topol, Lynn-Holly Johnson u.a.
Nach dem –für viele Fans übertriebenen- Weltallausflug „Moonraker“ (der übrigens ursprünglich gar nicht geplant war, sondern wegen der „Star Wars“ – Welle dazwischengequetscht wurde) wollte Produzent Albert R. „Cubby“ Broccoli Agent James Bond 007 wieder zurück auf die gute alte Erde bringen. Dazu verpflichtete Broccoli John Glen für den 12. Bondfilm als Regisseur. Glen war früher bereits als Cutter an den Bondfilmen mitwirkend, und hatte deshalb bereits Bond-Luft geschnuppert und war damit bestens vertraut.
Und in der Tat: „For your eyes only“ bzw. “In tödlicher Mission” (mal wieder ein typisches Beispiel für die Kreativität der deutschen Übersetzer…) war an den Kinokassen ein grosser Erfolg.
Broccoli war von Glens Arbeit derart begeistert, dass er ihn als Regisseur für gleich weitere 4 Bondfilme verpflichtete. Kein Regisseur sollte hinterher jemals so viele Bondfilme gedreht haben wie er.
Wenn man die Story so betrachtet, dann fühlt sich der Filmfreund direkt an alte Zeiten wie „From Russia with love“ erinnert, derart bodenständig präsentiert sich hier das Geschehen. Hier ist nichts derartiges wie „Weltbeherrschung“ oder „Vernichtung der Menschheit“ zu finden. Endlich gibt es mal wieder Agentenfeeling par excellence zu bestaunen.
James Bond ist auf der Jagd nach einem verloren gegangenen Lenkwaffen-Computer, genannt „A.T.A.C.“ –System. Allerdings ist er nicht der einzige, der hinter diesem Gerät her ist. Mit dem zwielichtigen Reeder Kristatos und dem draufgängerischen Schmugglerkönig Columbo hat er zwei beinharte Konkurrenten am Halse, die dicht an seinen Fersen sind.
Begleitet wird Bond dabei von der schönen Melina Havelock, die allerdings aus ganz anderen Gründen mitmischt...
Ausgefallen ist gleich die Anfangssequenz, die unter Bondfans allerdings immer wieder Fragezeichen aufwirft. Denn Bonds Erzfeind Blofeld taucht wieder auf – allerdings nicht gefährlicher denn je. In seinem elektrischen Rollstuhl macht er wohl den kümmerlichsten Eindruck den er jemals abgegeben hat. Der katzenliebende Glatzkopf steuert einen Hubschrauber -in dem natürlich Bond sitzt- fern und möchte ihn damit endgültig ausschalten.
Die Anfangssequenz, die zwar durchaus unterhaltsam gemacht ist, wirft einfach zu viele Fragen auf und ist etwas arg in die Länge gezogen (das Rumgehampel am Hubschrauber und das dämliche Grinsen von Blofeld ist mit der Zeit langweilig und nervig), als dass sie noch als gut durchgehen würde. Man sollte eigentlich meinen, Blofeld wäre in „Diamantenfieber“ gestorben (auch wenn dies nicht offensichtlich war). Offenbar war er es dann doch nicht oder das hier soll einer seiner Doppelgänger gewesen sein, welche Blofeld ebenfalls im selben Bondabenteuer von 1971 erzeugte. Ich für meinen Teil finde es einfach schade, dass ein derart grosser, langjähriger Feind einfach kurz in einer Anfangssequenz nochmals auftaucht und dann gleich wieder beerdigt wird.
Wer das denn nun aber tatsächlich den Schornstein runterfliegen durfte muss dann aber halt doch jeder für sich selber entscheiden...
Nun aber zum eigentlichen Abenteuer, und das wirft dann glücklicherweise keine unnötigen Fragen mehr auf. Zumindest keine ärgerlichen. Denn vorhersehbar ist dieses Abenteuer -als eines der wenigen- kaum: Wer hier denn nun der Bösewicht ist kommt erst sehr spät raus, und auch sonst ist hier mit einigen Überraschungen zu rechnen.
Roger Moore spielt den britischen Spion gewohnt solide und mit seinem üblichen Charme und einer grossen Portion Ironie. Verkamen seine beiden folgenden Filme „Octopussy“ und „Im Angesicht des Todes“ phasenweise zu gigantischen Kaspereien, nimmt man ihm hier die Rolle als Killer noch gut ab. Vermutlich lieferte Gentleman Moore hier sogar seine beste Leistung. Die restlichen Darsteller agieren ebenfalls auf ordentlichem Niveau. Als schauspielerisches Highlight sei hier nebenbei aber mal Chaim Topol in der Rolle des Columbo erwähnt. Blass hingegen bleibt leider Julian Glover als Kristatos.
Im Film spielte übrigens in einer Nebenrolle Cassandra Harris mit, die während den Dreharbeiten heiratete – und zwar Pierce Brosnan! Leider verstarb sie 1991 an Krebsleiden...
In diesem Bondabenteuer muss man allerdings fast gänzlich auf irgendwelche Spielzeuge seitens Q verzichten, welcher hier eigentlich nichts anderes zu tun hat, als das von Bond geschrottete Dienstauto wieder „zusammenzukleben“. Leider kommt das Auto praktisch nie zum Einsatz.
Allerdings sei hier gesagt, dass das in diesem Film kaum stört, denn wer Bond unbedingt mal in einem Citroen 2CV rumfahren sehen will (natürlich während einer Verfolgungsjagd), der kommt hier voll auf seine Kosten (Unbedingt mal auf Bonds „erfreutes“ Gesicht achten, als er das Auto erblickt!).
An Action hat man bei diesem Agentenstreifen gar nicht gespart. Und glücklicherweise ist diese nicht so übertrieben ausgefallen wie im Vorgänger-Film. Dennoch lassen sich die zahlreichen Verfolgungsjagden und Stunts (Auto, Ski, Wasser) sehen. Eigentlich ist fast dauernd was los, man wäre schon fast dazu geneigt, den Film mit den neusten Bondstreifen zu vergleichen.
Besonders die Skisequenzen wurden grandios und angenehm lange gefilmt und bieten einige herrvorragende Stunts.
Da sind wir auch schon bei den Locations: Diese könnten abwechslungs- und kontrastreicher nicht sein: Spanien, Wintersportorte in Norditalien, am Meer in Griechenland. Hier lässt mal wieder gar nichts zu wünschen übrig, zumal die verschiedenen Drehorte bestens eingefangen worden sind.
Der dritte Teil –in Griechenland- ist dann wohl auch der atmosphärischste Teil. Die Unterwasseraufnahmen sind grandios, und die Musikbegleitung tut ihr übriges. Hier sind auch wieder einige äusserst spannende Sequenzen zu bewundern wie zum Beispiel der Kampf zweier U-Boote. Möge der Stärkere gewinnen!
Das Finale ist dann leider so ne Sache...
Als Drehort wurde dafür ein altes Kloster auf den steilsten Hängen gewählt. Bond absolviert hier erst eine Kletterpartie par excellence, die spannender und mitreissender kaum sein dürfte.
Das restliche Geschehen ist leider kaum erwähnenswert – ist man doch von den meisten Bondfilm-Vorgängern bombastische Zerstörungsorgien gewohnt. Hier allerdings gibt es lediglich ein paar Kloppereien hie und da, die immerhin einigermassen passabel inszeniert worden sind. Ansonsten ist hier Langeweile hoch drei – leider. Die ersten ¾ sind einfach grandios temporeich, und dann wird man mit einem so lahmen Abklatsch abserviert...war hier das Budget erschöpft? Ein Trauerspiel. Es hätte der beste Bondfilm werden können ...und dann das...
Zum Glück wurde dann noch ein ironisches Ende angehängt, was den lahmen Showdown aber trotzdem nicht vergessen macht...
Fazit: Spannendes, aufwändiges und überaus temporeiches Bondabenteuer, welches mit guter Musik und abwechslungsreichen Locations glänzt. Ein fast perfekter Bondfilm, welchem die Höchstnote aufgrund des lahmen finalen Showdowns aber leider dennoch verwehrt bleibt...
9/10