Re: Zuletzt gesehener Film

10548
Lust auf eine "Unpopular Opinion"?

Hier im Forum finden sich ja viele "Nocturnal Animals"-Fans, aber ich kann das nach der Zweitsichtung kaum noch nachvollziehen. Die in Summe eher mittelmäßigen Kritiken dagegen passen für mich schon besser ins Bild. Der Film hat seine Momente und vor allem der Überfall auf das Auto bei Nacht ist ein toller Suspense-Moment, sowie das Schauspiel von Michael Shannon, der natürlich wie immer großartig ist, für Höhepunkte sorgt. Aber sonst ist das ein merkwürdig leerer Film, der sich in Stilübungen ergötzt und verliert, aber eigentlich nichts zu sagen hat. Gerade außerhalb der Romanhandlung krankt "Nocturnal Animals" für mich an denselben Elementen wie "A Single Man": Tom Ford stellt seine Figuren nur aus, aber er erforscht sie nie. Amy Adams zeigt uns eigentlich nur, wie wunderschön und attraktiv Frauen aussehen können, während sie leiden. Sie hat dann manchmal eben rot geriebene Augen, aber die meiste Zeit sitzt sie dennoch da wie ein Ausstellungsstück eines Designer-Katalogs. Und die Nuancen, die so ein vermeintlich geheimnisvoller Stoff bräuchte, lassen sich meines Ermessens auch nicht finden, stattdessen verfällt Fords Stilwillen um jeden Preis manchmal in den Gestus einer Selbstparodie. Die Jena-Malone-Figur ist weniger Satire und mehr eine Cartoon-Version dessen, was sie darstellen soll, und das sorgt dann auch tonal für eine Zerfaserung des eigentlich spannend-verstörend gemeinten Thrillers. Es bleibt ein Film, bei dem ich nichts fühle, weil da kaum menschliche Regung im Film ist (ich würde sofort glauben, dass eine KI hinter der Regie steckt) und ich auch über nichts wirklich nachdenke, weil der Film zwischen nichtssagenden Bildern und zu großen Gesten hin und her mäandert. Es ist kein komplett misslungener Film, er ist in einzelnen Sequenzen spannend und gerade bei der Handlung innerhalb der Handlung auch derbe und brutal, aber ich bleibe außenstehender Betrachter, ich dringe nicht ins Geschehen ein. Zudem stoßen mehrfach im Film Momente auf, die man durchaus als misogyn verstehen kann (und die sicher nicht grundlos auch in Teilen genauso verstanden wurden), die vielleicht nicht so gemeint waren oder sind, aber vielleicht eben doch, und das hinterlässt einen unschönen, unangenehmen Beigeschmack, der auf der Punkteskala nochmal einen Abzug rechtfertigt. Ehrlich gesagt hat mich gerade das auch nach der Erstsichtung schon gestört, denn so schön ich es ja finde, wenn Filme so wirken, als wären sie nicht gleich zu durchschauen, so "irritierend" (in Ermangelung eines besseren Begriffs) empfand ich das Frauenbild, welches mir hier präsentiert wird.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10550
NA fand ich echt gut bei Erst- und Einzigsichtung. Da das aber schon gefühlt 100 Jahre her ist, kann ich zu dem Film aber leider nichts substantielles (mehr) beitragen - was ja aber irgendwo auch ein klein wenig über den Film bzw. seine anhaltende Nachwirkung aussagt.

Aber nach Hilles "Bashing" habe ich jetzt auch etwas Mut bekommen und mache mal keck weiter:

Lust auf eine "Unpopular Opinion"? Part Deux

Hab neulich nach fast 25 Jahren den ersten beiden Screams nochmal nen Durchlauf gewährt und nachdem mich die beiden Filme originär schon nur milde beeindruckt hatten, blieb der Eindruck auch dieses Mal eher unterwältigend. Scream wird ja gerne als Wiedergeburt des klassischen Slashermovies gefeiert, in welchem innovativ mit den Genrekonventionen gespielt wird. Mal abgesehen vom unzweifelhaften kommerziellen Erfolg, welches das Gespann Craven/Williamson mit den Filmen hatte, kann ich ehrlich gesagt von diesen Lorbeeren wenig nachvollziehen. Für mich sind die Filme tatsächlich wenig innovativ und das vielgelobte Spiel mit den Genrekonventionen wirkt auf mich eher wie der zwanghafte Versuch ein klein wenig gegen den Strich zu bürsten, ohne sich aber jemals wirklich von den Vorbildern lösen zu können.

Hinzu kommt erschwerend, dass ein charismatischer Bösewicht fehlt. Das Screamface mag durchaus ikonographisch sein, aber da der Mythos um den Kerl hinter der Maske zugunsten eines wenig befriedigenden who-dunnit-Ansatzes fehlt bleibt auch der Killer abseits seiner einprägsamen Maske blass und langweilig. Dass die Figuren ziemlich seifig sind würde ich einem Film dieses Genres nun nicht vorwerfen wollen, aber es hilft halt auch nicht, um wirklich mit bzw.um sie fiebern zu können (was aber notwendig wäre, wenn man als Zuschauer schon nicht vom Killer begeistert bzw. gefesselt wird). Was dann noch bleibt ist eine lose Abfolge von z.T. recht derben Morden und eine wie bereits geschrieben wenig überzeugende whodunnit-Schnitzeljagd. Denn obwohl Craven und Williamson scheinbar so clever agieren, muss man schon sehr wenig filmische Erfahrung haben, um die Killer nicht schon frühzeitig zu erraten (z.B. wird in Teil 1 nach all den expliziten Mordszenen ausgrechnet eine Schlüsselfigur gemeuchelt, ohne dass man wirklich etwas sieht – ja, warum denn nur?).

Hinzu kommt eine lachhafte Motivation der Killer bzw. der Verzicht auf eine solche – weil man ja so innovativ ist. Leider fühlt sich gerade das aber sehr billig an. Was unterm Strich bleibt ist mainstreamiges Mittelmaß, das vorgibt das Genre zu feiern und zu modernisieren, es aber eigentlich lediglich plump ausbeutet. Nicht, dass die meisten der 80er-Jahre-Genrevertreter nicht ähnlich einfallslos und qualitativ diskutabel wären, aber zumindest die großen Genre-Ikonen hatten dann doch etwas mehr zu bieten, also nur ein einfallsloses Wiederkäuen von Standards.

Scream: 5,5 / 10
Scream 2: 4,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

10551
Das ist die passende Erwiderung, da sie mich in die entgegengesetzte Position packt. Ich liebe "Scream" und bin eigentlich genauso großer "Scream"-Fan wie ich Bond- und Indy-Fan bin. Und jetzt bin ich geschockt, denn – dir fehlt in "Scream" ein charismatischer Bösewicht? Im Vergleich zu was? :) Michael Myers, Jason Vorhees und Co. sind ja nun auch nicht unbedingt Charisma-Bolzen, würde ich einfach mal sagen. Die funktionieren doch letztlich bloß über den um sie konstruierten Mythos. Ghostface ist für mich super, gerade weil er von Roger Jackson im Original mit so viel Lust am Meucheln gesprochen wird und dadurch tatsächlich eine Zusatzebene hat. Die viel gelobte Eröffnungsszene des ersten Teils ist doch irre, weil Jackson da so grandios viel Atmosphäre und Unbehagen auslöst. Ich bin entsetzt, Anatol!

Zum Rest muss ich sagen: Verstehen kann ich das in Ansätzen, aber einiges dann auch wieder nicht so ganz. Ein Beispiel: Einen der beiden Killer im ersten Film kann man sicher ohne große filmische Erfahrungen relativ simpel erraten, aber unmöglich beide oder? Einfach deshalb, weil es so komplett gegen die Genre-Regeln und Erwartungen geht, dass es eben mehr als einen Ghostface gibt. Das finde ich schon einen tollen Twist, der sich in den Fortsetzungen irgendwann abgenutzt haben mag, aber der im Original für mich schon ein Aha-Moment ist und sehr gut zu dem Meta-Ansatz passt (den man allerdings mögen muss – und ich verstehe gut, was du meinst: Letztlich ist dieses Verwenden einer Meta-Kommentierung des Genres nur ein Vorwand, um nach denselben Regeln wie die Vorbilder spielen zu können, sich aber dabei als frischer zu behaupten). Zugegeben: Mir machen diese Meta-Kommentierungen Spaß und halte "Scream" für das einzige Franchise, das mit so einem Quatsch je gut gefahren ist und dadurch noch gewonnen hat – okay, fast das einzige Franchise, die Komödien von Lord & Miller aus den letzten Jahren machen das auch sehr lustig.

Und jetzt setze ich noch einen drauf: "Scream 2" finde ich sogar nochmal eine Schippe besser als den Vorgänger, der ist für mich mit das absolute Highlight im Slasher-Genre. Der hat so viele tolle und grandiose Szenen, genial. Die Verfolgung von Sarah Michelle Gellar, das Katz- und Mausspiel mit Courteney Cox im Tonstudio, der Autounfall mit dem verunglückten Cop, das entrückte Finale auf der Theaterbühne … ganz ganz große Klasse.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10552
Es ist komisch, wegen Neve Campbell, die ich auf den Tod nicht leiden kann, habe ich mich immer etwas schwer getan, mit dem "Scream-Franchise", und habe es immer mehr mit den Nachahmer wie "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" oder "Düstere Legenden" versucht, die mir damals deutlich besser gefielen.
Jetzt jedoch, nachdem ich noch mal überredet wurde, den Filmen eine Chance zu geben, bin ich von dem Franchise richtig Fan geworden und behaupte jetzt Mal: Die Scream-Filme sind für mich das einzige Franchise bisher, wo ich auch wirklich keinen Film schlecht finde. Es kann höchstens sein, das ich einen Teil etwas schwächer finde (den dritten Teil nämlich), aber wirklich mies fand ich bisher keinen.
Das ist wirklich schon was besonderes.
Das Gute für mich ist auch, dass es in den Teilen nicht immer nur um die nervige Neve Campbell geht, Dewey und Gale sind für mich nämlich das Herzstück der Reihe.
Und ich bin auch derselben Meinung wie Hille, der zweite ist sogar noch etwas besser, weil spannender, als der Erste.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

10553
Casino Hille hat geschrieben: 18. April 2023 15:10 Das ist die passende Erwiderung, da sie mich in die entgegengesetzte Position packt.
Hihihi, das war ja auch Sinn der Übung. :)
Casino Hille hat geschrieben: 18. April 2023 15:10Und jetzt bin ich geschockt, denn – dir fehlt in "Scream" ein charismatischer Bösewicht? Im Vergleich zu was? :) Michael Myers, Jason Vorhees und Co. sind ja nun auch nicht unbedingt Charisma-Bolzen, würde ich einfach mal sagen. Die funktionieren doch letztlich bloß über den um sie konstruierten Mythos.
Exakt und dieser Mythos (was letztlich auch das Charisma der Horror-Ikonen ausmacht) geht dem Ghostface komplett ab. Das ist nur ein Typ mit ner halbwegs originellen Maske, nein, ich korrigiere mich: mehrere, beliebig austauschbare Typen mit der gleichen, halbwegs originellen Maske. Myers, Jason und Freddy: alle hatten und haben ihren eigenen Mythos und sind als Figur (samt ihrem Hintergrund) zur Legende geworden. Ghostface ist halt lediglich die Maske des bzw. der Mörder in den Scream-Filmen.
Casino Hille hat geschrieben: 18. April 2023 15:10Ghostface ist für mich super, gerade weil er von Roger Jackson im Original mit so viel Lust am Meucheln gesprochen wird und dadurch tatsächlich eine Zusatzebene hat. Die viel gelobte Eröffnungsszene des ersten Teils ist doch irre, weil Jackson da so grandios viel Atmosphäre und Unbehagen auslöst. Ich bin entsetzt, Anatol!
Das viele Gequatsche find ich eher kontraproduktiv. Mir hat auch schon Freddy zuviel gesabbelt. Die sollen präsent sein und killen, nicht quatschen! :mrgreen:
Casino Hille hat geschrieben: 18. April 2023 15:10Ein Beispiel: Einen der beiden Killer im ersten Film kann man sicher ohne große filmische Erfahrungen relativ simpel erraten, aber unmöglich beide oder? Einfach deshalb, weil es so komplett gegen die Genre-Regeln und Erwartungen geht, dass es eben mehr als einen Ghostface gibt.
Wenn der "Tod" des ersten ihn als Killer identifiziert (was es für mich tut), dann kann er ja kein Einzeltäter sein. Die Verbindung zu seinem Partner war für mich dann recht logisch, nach allem was man im Film gesehen hat. Aber du hast schon recht, Nummer 1 ist leichter zu identifizieren als Nummer 2.

Casino Hille hat geschrieben: 18. April 2023 15:10 Und jetzt setze ich noch einen drauf: "Scream 2" finde ich sogar nochmal eine Schippe besser als den Vorgänger, der ist für mich mit das absolute Highlight im Slasher-Genre. Der hat so viele tolle und grandiose Szenen, genial. Die Verfolgung von Sarah Michelle Gellar, das Katz- und Mausspiel mit Courteney Cox im Tonstudio, der Autounfall mit dem verunglückten Cop, das entrückte Finale auf der Theaterbühne … ganz ganz große Klasse.
Hat mich alles wenig begeistert. Bei Erstsichtung fand ich das Spiel mit dem Stab-Film noch toll, aber selbst das war diesmal nur noch ganz ok. Ich fand Teil 2 noch konstruierter und vorhersehbarer als Teil 1. Und die Auflösung mit der Erklärung, warum gemordet wurde, finde ich selbst gemessen an Genre-Standards extrem unglaubwürdig.

>> Vielleicht fehlt mir da aber auch einfach nur der Zugang, denn bei den vielen Fans und Meriten muss da eigentlich mehr an den Filmen sein, als sich mir erschliesst. :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

10554
Nocturnal Animals hat bei dir Viertsichtung ein kleines bisschen von seinem vorherigen Glanz verloren, aber nicht genug für mich, um ihn nennenswert von den 10 Punkten aus den drei Kinosichtungen herabzustufen. Überwiegend war das immer noch ein sehr spannender und cleverer Film mit leichtem, aber doch eigenständigem David-Lynch-Touch. Der barryeske Score ist toll, die kalkulierte Kühle der Fotografie empfinde ich in der Rahmenhandlung als so gewollt und in der Binnenhandlung wird sie sehr schön mit dem raueren und brutaleren Setting kombiniert, Gyllenhaal, Shannon und Bond Nr. 7 trumpfen darstellerisch ganz gross auf. Beklagen kann ich mich nicht.
We'll always have Marburg

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Re: Zuletzt gesehener Film

10555
Ach ja Scream, habe kürzlich alle 6 Filme gesehen und was soll ich sagen, ich liebe diese Reihe. Vielleicht weil ich kein ausgewiesener Horrorfan bin? Keine Ahnung.

Da wird mit so viel Lust am Genre und mit so viel Liebe zu diversen Klassikern gearbeitet, dass man einfach mitgehen muss. Die ganze Meta-Geschichte wurde ja in den letzten Jahren von Marvel und Co (und nicht nur von denen) tot geritten, aber was Craven in den 90ern da anrührte war definitiv innovativ und sehr frisch.

Zudem hat er eine Menge sehr sympathischer und sehr unterschiedlicher Figuren geschaffen (Sidney, Randy, Dwight, ja auch Gale), mit denen man gern mitfiebert. Es gibt reihenweise Twists, eine ordentliche Portion Härte und jede Menge schwarzer Humor. Das ist Horror-Pop im besten Sinne und funktioniert auch heute noch genauso gut.

Die ganze Reihe hält einen hohen Level, was man weder von Friday, noch von Halloween, noch von Nightmare sagen kann. Der beste Film der Reihe ist für mich nach wie vor der zweite Teil, der alles noch einmal steigert ohne zu überdrehen.
http://www.vodkasreviews.de

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Re: Zuletzt gesehener Film

10557
vodkamartini hat geschrieben: 18. April 2023 20:30 Ach ja Scream, habe kürzlich alle 6 Filme gesehen und was soll ich sagen, ich liebe diese Reihe. Vielleicht weil ich kein ausgewiesener Horrorfan bin? Keine Ahnung.

Da wird mit so viel Lust am Genre und mit so viel Liebe zu diversen Klassikern gearbeitet, dass man einfach mitgehen muss. Die ganze Meta-Geschichte wurde ja in den letzten Jahren von Marvel und Co (und nicht nur von denen) tot geritten, aber was Craven in den 90ern da anrührte war definitiv innovativ und sehr frisch.

Zudem hat er eine Menge sehr sympathischer und sehr unterschiedlicher Figuren geschaffen (Sidney, Randy, Dwight, ja auch Gale), mit denen man gern mitfiebert. Es gibt reihenweise Twists, eine ordentliche Portion Härte und jede Menge schwarzer Humor. Das ist Horror-Pop im besten Sinne und funktioniert auch heute noch genauso gut.

Die ganze Reihe hält einen hohen Level, was man weder von Friday, noch von Halloween, noch von Nightmare sagen kann. Der beste Film der Reihe ist für mich nach wie vor der zweite Teil, der alles noch einmal steigert ohne zu überdrehen.
Wirkt ja wie Schleimerei langsam, aber ich bin da zu 100 Prozent bei dir und würde es genauso auch formulieren. Gerade die liebenswerten Charaktere sind es, durch die "Scream" so gut funktioniert. Ich verstehe, was Anatol meint, wenn er sagt, dass ihm bei Ghostface der Mythos um den Killer fehlt, den es dafür bei "Halloween" und "Freitag, der 13." gibt, aber während halt bei diesen Filmreihen der Killer die Attraktion ist, sind es bei "Scream" die Überlebenden. Sidney ist für mich das Final Girl schlechthin. Neve Campbell ist wahnsinnig ausdrucksstark in der Rolle und verleiht Sidney vom ersten Moment an Konturen und es gelingt ihr bravourös, durch alle Teile hindurch die Veränderungen und Erfahrungen der Figur in ihr Spiel einzubetten. Selbiges gilt für David Arquette als Dewey (wie könnte man ihn nicht lieben?) und Courteney Cox als Gale – und den beiden Legacy-Sequels (die Teile 5 und 6) haben das Kunststück gemeistert, neue Figuren einzuführen, die tatsächlich dieses große Erbe vernünftig antreten können. Hut ab dafür!
AnatolGogol hat geschrieben: 18. April 2023 15:50 Das viele Gequatsche find ich eher kontraproduktiv. Mir hat auch schon Freddy zuviel gesabbelt. Die sollen präsent sein und killen, nicht quatschen! :mrgreen:
Okay, verstehe ich, aber das hebt Ghostface dann halt von Michael Myers und Jason Vorhees und den ganzen anderen Gesellen ab. Ohne die Stimme und seine teilweise großartigen Sätzen wäre "Scream" für mich nicht "Scream", das ist so essentiell für den Kultfaktor der Reihe, wie bei Michael Myers dann eben das Gerede vom ultimativem Bösen. :) Da gefällt dir dann offensichtlich die "klassischere" Art Slasher besser, was ja okay ist. Ich bin da Team Vodka und kein so großer Fan von Slashern, auch wenn ich zumindest alle "Halloween"-Filme kenne und viele auch gut finde (das Carpenter-Original ist natürlich ein Meisterwerk), da ist "Scream" dann einfach mehr meine Geschmacksrichtung.
AnatolGogol hat geschrieben: 18. April 2023 15:50 Ich fand Teil 2 noch konstruierter und vorhersehbarer als Teil 1. Und die Auflösung mit der Erklärung, warum gemordet wurde, finde ich selbst gemessen an Genre-Standards extrem unglaubwürdig.
Auch da verstehe ich sofort was du meinst und es hängt vermutlich davon ab, was man von einem solchen Film erwartet, denn ja, glaubwürdig ist die Motivation der Morde in "Scream 2" wahrlich nicht. Aber sie sollen es auch nicht sein, sie folgen konsequent dem Meta-Ansatz des zweiten Teils und zahlen auf diesen ein. Über die filminhärente Logik darf man bei "Scream" grundsätzlich immer nur bis zu einem gewissen Grad nachdenken, weil das Spiel mit Genremotiven und Erwartungshaltungen immer stärker gewichtet wird. Das ist aber zugegeben ein Balanceakt, der einige auch abtörnen kann oder bei dem jeder grundsätzlich anders weit dazu bereit ist, sich auf dieses Spiel einzulassen.
Spoiler
In "Scream 2" ist letztlich auf Charakterebene eigentlich unwichtig, warum Mickey (Timothy Olyphant) jetzt die Morde aus psychologischer Sicht heraus begeht (er hat Mama Loomis ja, wenn ich mich richtig erinnere, im Internet kennengelernt und gar keinen Bezug zu ihr oder den anderen Figuren), wichtig ist, was er damit erreichen will: eine Kontroverse um die Auswirkungen von Gewalt auf ihre Konsumenten. Damit wird es erst lustig. Mickey ist kein Horrorfilmgegner, er ist ein Gegner von Horrorfilmen. :D Er bedroht genau das, weshalb wir alle diese Filme gucken und ist damit kein Antagonist für Sid, sondern für uns – ich lache da immer sehr in mich herein, wenn Olyphant total überdreht nach seiner Enthüllung seinen "Plan" enthüllt und dabei Sätze wie "The effects of cinema violence on society" sagt, als habe er schon seine Doktorarbeit zu dem Themenfeld fertig geschrieben. Aber ja, man muss diesen Witz und diese Spielereien mitgehen wollen, sonst ist "Scream" wohl wirklich eine eher befremdliche Veranstaltung.



Einfach eine großartige Szene, Olyphant spielt das famos. Wie er, als Mama Loomis auftaucht, total überzogen und dramatisch "Billys Mother" ruft, und damit die Absurdität des doofen Twists (der ja nicht von zufällig den genauso super doofen Twist aus dem originalen "Freitag, der 13." nachahmt) auf die Spitze treibt, ist Wes Craven auf dem Höhepunkt seines Könnens.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10558
Nach "Höhere Gewalt" und "Triangle of Sadness" habe ich nun auch Ruben Östlunds "The Square" (2017) nachgeholt - sicherlich ein Höhepunkt im Schaffen des schwedischen Spezialisten für satirische Stoffe und für mich erzählerisch runder als "Triangle", ziemlich lustig noch dazu. Die Vielzahl an starken Szenen und wunderbaren Einfällen ist beinahe schon verblüffend, allerdings kennt man die meisten davon schon aus dem Trailer, dazwischen gibt es auch viel Stillstand, der einerseits mit Östlunds liebstem Stilmittel, der (quälend) langen unbewegten Kameraeinstellung, zusammenhängt, andererseits aber auch mit der bewussten Zumutung an den Zuschauer, einer Szene nicht entrinnen zu können, sie bis zum Ende durcherleben zu müssen, was dem Film schon fast etwas "Theater-haftes" gibt. Bei aller Faszination ist der zweieinhalbstündige Film mindestens zwanig Minuten zu lang geraten. Der wirklich gute schwedische Cast wird ergänzt durch zwei Schauspieler, die der geneigte Serienzuschauer nur zu gut kennt - Elisabeth Moss aus "Mad Men" und Dominic West ("The Wire") brillieren in ihren Rollen als Kunst-Journalistin bzw. extrovertiertem Großkünstler.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10559
Ich bin ja immer noch auf der Suche noch so richtig wunderschön durchschnittlichen aber unterhaltsamen 90er Thrillern.
In diesem Zusammenhang habe ich mir noch mal guten Clint gegeben mit seinem "Absolute Power" von 97.
Damals im Kino fand ich den etwas fad. Hat mir aber dann doch jetzt einigen Spaß bereitet. Generell ist die erste Stunde großartig. Die sehr lange Kernsequenz um den Einbruch und das Verbrechen welches der Protagonist hinter dem Spiegel beobachtet ist spannend.
Das erste (und leider einzig wirkliche) Aufeinandertreffen von Eastwood und Harris ist großartig.

Leider bleibt der Film danach sehr beliebig. Die "absolute Macht" wird kaum eingesetzt, und am Ende löst Client die Sache viel zu einfach. Das ist mal ein Film dem 20 Minuten mehr an Qualität nicht geschadet hätten
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10560
danielcc hat geschrieben: 24. April 2023 13:38 Ich bin ja immer noch auf der Suche noch so richtig wunderschön durchschnittlichen aber unterhaltsamen 90er Thrillern.
In diesem Zusammenhang habe ich mir noch mal guten Clint gegeben mit seinem "Absolute Power" von 97.
Damals im Kino fand ich den etwas fad. Hat mir aber dann doch jetzt einigen Spaß bereitet. Generell ist die erste Stunde großartig. Die sehr lange Kernsequenz um den Einbruch und das Verbrechen welches der Protagonist hinter dem Spiegel beobachtet ist spannend.
Das erste (und leider einzig wirkliche) Aufeinandertreffen von Eastwood und Harris ist großartig.

Leider bleibt der Film danach sehr beliebig. Die "absolute Macht" wird kaum eingesetzt, und am Ende löst Client die Sache viel zu einfach. Das ist mal ein Film dem 20 Minuten mehr an Qualität nicht geschadet hätten
Der Film basiert ja auf ein Buch. Allerdings fand ich das ziemlich langatmig, und Clints Figur hat dort nur eine Nebenrolle. Vielleicht würde dich das Buch aber mehr überzeugen. Ist nur ein Tipp von mir.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."