Re: Zuletzt gesehener Film

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Habe jetzt endlich Glass Onion sehen können nachdem ich letzte Woche noch mal Knives Out genossen habe.

Der Nachfolger enttäuscht leider auf weiter Flur. Der Protagonist wird teils zur Witzfigur und der eigentliche Fall kaum der Rede wert. Scheinbar hatte auch der Autor und Regisseur Probleme damit, seinem Benoit Blanc Charakter zu geben, und verliert sich daher in lustigen Klamotten und anderen Marotten.
Überhaupt wirkt der Film wie eine Homage zum Ustinov Klassiker "Das Böse unter der Sonne"
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Ich mochte den, alleine schon deshalb, weil Fincher (für mich unerwartet) etwas wirklich Schräges und "Neues" gelungen ist, was man so auch noch nicht unbedingt gesehen hat. Dabei meine ich erstaunlicherweise vor allem die inhaltliche Ausrichtung. Es ist ein wirklich eigenwilliges, ungewöhnliches Biest. Ich muss ehrlich sein und sagen: Zu 100 Prozent begeistert hat mich der Film nicht, da die Herangehensweise von Fincher es nahezu unmöglich machte, mitzufiebern und emotional eine Bindung zum Plot und den Figuren aufzubauen. Es ist ein Film, in dem auf Handlungsbasis eigentlich fast nichts passiert, und es wirklich darum geht, das "sehr langweilige Alltagsgeschäft" eines Auftragsmörders so präzise wie möglich zu zeigen. Fincher lädt den Film aber mit tiefschwarzem Zynismus auf und spielt nicht nur mit dem Genre, sondern auch mit dem "Mythos" um seine eigene Filmografie, weshalb "The Killer" teilweise wirklich sehr lustig gerät. Irgendwas zwischen 7/10 und 8/10 meinerseits.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Soeben:
A Haunting in Venice

Hammer! Locker und mit großem Abstand der Beste der drei Branagh Poirots!
Ich liebe ja ohnehin so atmospährische Gruselthriller. Insofern hat mich Haunting vor allem an einen meiner guilty pleasures "The Others" (mit Nicole Kidman) erinnert.

Hier stimmt die Story, die Auflösung, die (dieses mal für mich weniger bekannten) Darsteller, vor allem aber ist der FIlm viel "kleiner" und dafür authentischer was die Locations angeht. Hier fühlt sich Vendig "echt" an, keine sterilen CGI Umgebungen. Für die meiste Zeit ist man aber ohnehin mit den Figuren in dem Palazzo gefangen, was für echte Spannung sort.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10688
Stimmt. Die ersten bei den waren teils nett, teils überflüssig weil man eben diese beiden Geschichten so gut kennt. Nun hat Haunting vermutlich wenig mit der Originalgeschichte zu tun (oder?), daher war es aber auch frischer und überraschender.

Zwar wirkten daher auch viele Teile der Story wie Versatzstücke aus anderen Filmen, doch das kompensiert Branagh hier mit einer viel raffinierteren Regie und Kameraarbeit.

Randnotiz: Ich hatte mit den FIlme auf Prime mit Extras gekauft, so dass dort die ganze Zeit eine Laufzeit von 135min stand, weswegen ich völlig verwirrt war, als nach knackigen 90min die AUflösung kam. Haha, macht es aber nicht schlechter
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben: 7. November 2023 10:25 Ich mochte den, alleine schon deshalb, weil Fincher (für mich unerwartet) etwas wirklich Schräges und "Neues" gelungen ist, was man so auch noch nicht unbedingt gesehen hat. Dabei meine ich erstaunlicherweise vor allem die inhaltliche Ausrichtung. Es ist ein wirklich eigenwilliges, ungewöhnliches Biest. Ich muss ehrlich sein und sagen: Zu 100 Prozent begeistert hat mich der Film nicht, da die Herangehensweise von Fincher es nahezu unmöglich machte, mitzufiebern und emotional eine Bindung zum Plot und den Figuren aufzubauen. Es ist ein Film, in dem auf Handlungsbasis eigentlich fast nichts passiert, und es wirklich darum geht, das "sehr langweilige Alltagsgeschäft" eines Auftragsmörders so präzise wie möglich zu zeigen. Fincher lädt den Film aber mit tiefschwarzem Zynismus auf und spielt nicht nur mit dem Genre, sondern auch mit dem "Mythos" um seine eigene Filmografie, weshalb "The Killer" teilweise wirklich sehr lustig gerät. Irgendwas zwischen 7/10 und 8/10 meinerseits.
so, habe den jetzt auch gesehen und er hat mir gut gefallen. Ich kann deine Einschätzung gut teilen, ich für mich würde eine gute 8/10 vergeben.

Um den Konnex im Film zu behalten muss man schon sehr genau aufpassen, vieles wird nur angedeutet oder kurz erwähnt, sodass der stellenweise für manche wahrscheinlich als "langweilig" oder langatmig empfunden wird, was Fincher aber wohl genauso beabsichtigt, weil er ja das "sehr langweilige Alltagsgeschäft" eines Killers zeigt, wie du ja auch schreibst. Fassbender spielt das jedenfalls phantastisch (und wäre auch ein toller Bond gewesen), die eine längere Kampfsequenz ist absolut brutal und top inszeniert. Dazwischen ein bisschen Sarkasmus, herrlich.

Ehrlich gesagt enthält "The Killer" vieles, was ich mir gerne auch bei Bond (wieder) mehr wünsche würde, Fokus auf den Protagonisten, auf seine Mission, sein Ziel, das er verfolgt. Bei diesem Film kommt noch dazu, dass man durch die inneren Monologe fast immer weiß, was er denkt und wieso er sich wie entscheidet. Der realistische Einsatz von Waffen und Gadgets - das Kartenlesegerät wird schnell bei Amazon bestellt und am nächsten Tag anonym bei einer Abholstation geholt, seine Waffen und Reisepässe hat er im ganzen Land gut verteilt und versteckt etc. - ein Agent/Killer, bei der Arbeit.

Ich habe das hier im Forum schon ein paar mal geschrieben, und wahrscheinlich werden nicht viele meine Meinung teilen (und es ist deshalb leider nicht massentauglich), aber so eine realistische Herangehensweise würde ich mir auch für Bond wünschen. Klar, bei Bond muss es nicht ganz so "düster" sein, aber mehr Thriller und Suspense, weniger Pathos und Emotionalität, weniger Over-The-Top und mehr "echte" Agentenarbeit - das würde ich mir wünschen. Von der Herangehensweise her sehe ich da einige Ähnlichkeiten zu QOS (und somit auch zu "Bourne"), wobei dort durch das hohe Erzähl- und Actiontempo viele abgeschreckt werden - das ist hier besser. Und würde ich mir auch für Bond wünschen.

Und David Fincher könnte zumindest auch schreiben und Regie führen... ;)
Fincher4Bond!
(aber ja, wird wohl nicht passieren ;))
Bond... JamesBond.de

Re: Zuletzt gesehener Film

10691
Habe einen weiteren 90er Thriller nachgeholt den ich nicht kannte

Fletchers Visionen / Conspiracy Theory (1997, Regie: Richard Donner; mit Mel Gibson, Julia Roberts, Patrick Stewart)

Mit einer gehörigen Portion Souveränität inszeniert Donner einen Film, der tonal und storymäßig irgendwie eine Wundertüte ist. Da ist Comic, da ist Drama, Tragik, Romanik, da ist große Verschwörung, etwas Action, ein bisserl Slapstick, und alles andere auch noch. Wahrscheinlich war der Film auch deshalb kein so richtig großer Erfolg.

Auch wenn mir als Fan des 90er Thrillers das Ganze großen Spaß gemacht hat, muss auch ich eine gewisse Unschlüssigkeit in der Ausrichtung konstatieren. Natürlich ist der Protagonist am Ende doch nicht bloß ein spinnender Verschwörungstheoretiker, und etwas zu banal wird eine nicht ganz so große tatsächliche Verschwörung aufgedeckt. Dabei wuchert der Film mit seinen beiden Stars die hier beide richtigen Aufdrehen. Gibson gibt eine große Bandbreite, Roberts ist einfach charmant und einfühlsam. Es wäre kein echter 90er Thriller, wenn dem Protagonisten Duo nicht noch ein echter Charakterdarsteller gegenübergestellt würde, hier Patrick Stewart in einer seiner wenigen großen Rollen abseits seiner beiden Stamm-Franchises.
Doch im ganzen Plot, der Verschwörung, und dem Stewart Charakter steckt auch ein Problem des Films. Die "böse Organisation im Hintergrund" wirkt viel zu klein und wenig bedrohlich. Einer extrem heftig inszenierten, früher Folter folgt im weiteren Verlauf eher eine Banalisierung. Ständig scheint Stewart nur von den gleichen 2-3 unfähigen Leuten umgeben zu sein.

Dennoch, unterhaltsamer Thriller mit starken Stars, einem Gibson in einer phasenweise ungewohnten Rolle, und einer routiniert souveränen Inszenierung. Es bleibt aber wenig von dem Streifen hängen, ver legt es aber auch nicht darauf an.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10692
Whiteout
Es gibt wenig Filme, die mich verwundern, warum die so floppten.
Bei Whiteout hätte doch alles gepasst: guter Cast, tolle Filmkulisse (zwar kanadisches Outback statt Antarktis, aber atmosphärisch genug), Regie, Licht, Schnitt, Kamera - alles OK!
Auch ist die Handlung plausibel mit wenig Logiklöchern - guter Isolations - Thriller.
Dennoch bombte der Film.
Warum? Keine Erklärung.
Mag sein, dass ohne Twist & Turns in Dauerschleife heute kein Blockbuster mehr auskommt. Mag sein, das Publikum erwartete noch ein großes Finale furioso mit dem Doc a´ la Bond. Doch der ging einfach in den Freitod!
8/10 Polarlichter!.
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Zuletzt gesehener Film

10693
HCN007 hat geschrieben: 30. Dezember 2023 23:42 Würde es sich nicht auch empfehlen, die kleine Diskussion an der Stelle in den Nolan-Thread zu überführen, wo genau das stimmiger und passender wäre ?
Weil "Zuletzt gesehener Film" dein Privat-Thread ist? :)

Ich finde, man sollte Diskussionen da belassen, wo sie entstehen.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10694
Das ist wirklich lustig! Gestern wollte ich 2 DInge schreiben:
1. 27 der letzten 30 Beiträge hier sind von HCN
2. "Schön dass es jetzt mal kurz eine Diskussion zu einem Film gab bevor HCN die nächst Review kommentarlos reingepostet hat"

:-)
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