Re: Zuletzt gesehener Film

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Special - Dokumentation
iHaveCNit: Abenteuerland (2023) – Kai Hattermann – 24 Bilder
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 25.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 15:45 Uhr

Der Mikroabenteurer Christo Foerster hat sich im Sommer des letzten Jahres das Ziel gesetzt in ca. 8 Wochen zu Fuß und mit einem Stand-Up-Paddel-Boot und Overnightern unter freiem Himmel vom südlichsten Punkt Deutschlands an der Zugspitze bis zum nördlichsten Punkt Deutschlands in Sylt zu reisen und nur per Fuß und mit dem Boot über die vielseitigen Flußläufe unterwegs zu sein. Begleitet wurde Foerster an vielen Stellen seiner Reise vom Filmemacher Kai Hattermann. Entstanden ist dieser schöne, kompakte und narrativ gut visuell geführte Dokumentarfilm mit schönen Landschaftsaufnahmen und Ecken in Deutschland, die man so noch nicht gesehen hat.
„Abenteuerland“ - My First Look – Ohne Wertung
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iHaveCNit: No Hard Feelings (2023) – Gene Stupnitsky – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 25.06.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 3 – Reihe 9, Platz 15 – 20:00 Uhr


Um die Jahrtausendwende gab es im filmischen Bereich einige Filme – wie unter anderem „Eine wie keine“ mit Freddie Prinze Jr. und Rachel Leigh Cook – in dem ein selbsterklärter Frauenheld dafür sorgen muss, dass das Mauerblümchen der Schule aus sich herauskommen und sich in ihn verlieben soll. Eine extreme Seltenheit im Kino ist jedoch ein Tausch der Geschlechterkonstellation und auch allgemein sind Filme dieser Sorte im aktuellen Filmbereich eher selten geworden. Da wirkt es fast erfrischend, dass sich der Regisseur von „Good Boys“ Gene Stupnitsky gemeinsam mit der mitproduzierenden Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence auf Basis einer tatsächlichen Anzeige wie im Film einer solchen Rom-Com angenommen haben und hier Jennifer Lawrence als Verführerin eines von Andrew Barth Feldman gespielten Nerds in Erscheinung treten darf.

Maddie versucht sich als Kellnerin und Uber-Fahrerin finanziell über Wasser zu halten. Als ihr dafür notwendiges Auto abgeschleppt und durch Grundsteuerschulden der Verlust des elterlichen Hauses droht, kommt ihr eine Anzeige einer reichen Familie entgegen. Die Eltern Laird und Allison verkaufen ein Auto im Gegenzug dazu, dass ihrem introvertierten, nerdig veranlagten Sohn Percy erste sexuelle Erfahrungen ermöglicht werden. Doch Maddie hat nicht damit gerechnet, wie hart diese Aufgabe bei vor allem Percy sein wird.

„No Hard Feelings“ macht auf jeden Fall Spaß und ist sehr unterhaltsam gewesen. Auch wenn sich der Film es auf die Fahne schreiben möchte, derb und versaut sein zu wollen, finde ich die im Film dargebotenen Gags und Dialoge trotz teilweise anzüglichem Inhalt doch noch sehr human, zahm und harmlos. Man spürt bei Jennifer Lawrence aber auch ihrem Co-Partner Andrew Barth Feldman den Spaß, den man wohl bei den Dreharbeiten hatte und das überträgt sich natürlich auch. Auf gewisser Art und Weise setzt sich der Film auch mit Dynamiken und Thematiken wie „Helikopter-Eltern“, „Daddy Issues“, „Einfluss von Social Media auf die Jugend und die Dating-Mechanismen“ und auch der Attitüde von Fuckboys bzw. im Fall des Films Fuckgirls auseinander. Die Handlungsentwicklung ist natürlich auch ein Auf und Ab und eine Ansammlung vieler witziger, derber und auch teils spannender Momente. Inmitten des Films schafft man es charakterlich doch ein wenig notwendigerweise in die Tiefe zu gehen und dabei auch wenn einem vor allem Anfangs der Charakter von Maddie sehr unsympathisch gewesen ist, ein wenig Sympathie für sie zu entwickeln. Leider hat man es im Rahmen der Modernisierung aber vergessen, ein wenig auch auf unterschiedliche Ausprägungen der Sexualität wie zum Beispiel Demisexualität oder Asexualität einzugehen, die vielleicht auch die kaum bis gar nicht vorhandende romantische und sexuelle Erfahrung von Percy hätte begründen können und auch dem Ganzen einen Rahmen von Normalität hätte geben können. So hat der Film nicht ganz sein Potential ausnutzen können.

„No Hard Feelings“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Bis ans Ende der Nacht (2023) – Christoph Hochhäusler – Grandfilm
Deutscher Kinostart: 22.06.2023
gesehen am 27.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


Natürlich blicke ich gerne filmisch auch mal über den Tellerrand und gerne unterstütze ich dabei auch regionales Kino. Da hat sich für mich aus den Kinostarts des noch aktuellen Kino-Wochenendes im Arthouse-Bereich Christoph Hochhäuslers „Bis ans Ende der Nacht“ angeboten, der eine interessante Idee hat und auch durch seinen Trailer meine Neugier wecken konnte.

Robert ist verdeckter Ermittler und hat den Auftrag das Vertrauen eines Online-Drogenhändlers zu bekommen und ihn damit zu Fall zu bringen. Dazu wird ihm mit Leni eine ehemalige Kontaktperson des Drogenhändlers an die Seite gestellt. Leni ist Transfrau und das Verhältnis zu ihr ist brisant, denn Robert ist schwul und der gemeinsame Auftrag sorgt mit Konflikten der gemeinsamen Vergangenheit als Leni noch Lennard war für einige Probleme.

„Bis ans Ende der Nacht“ spielt in Frankfurt und bietet durchaus eine interessante, queere und mit ambivalenten und vielschichtigen Charakteren gespickte Krimi-Romanze, die mit ihrer Amor Fou und seinem Look schon fast einem Film Noir gleicht. Dieser Film Noir wirkt so, als atme er in Anteilen sowohl den Stil von Rainer Werner Fassbinder als auch der Berliner Schule. Die Spannung zieht der doch recht behäbig ausgedehnte Film aus eben der Vielschichtigkeit und Ambivalenz seines Hauptdarsteller*innen-Duos aus Thea Ehre und Timocin Ziegler und der Beziehung zwischen dem Ermittler Robert und Leni, die eben nicht nur auf geschlechtlicher und sexueller Ebene ein sehr komplexes Verhältnis zu Identitäten haben. Jedoch spielt er sein darin liegendes Potential nicht aus – genau wie auch in dem eingebundenen Krimi-Plot. Dennoch hat der Film mir durch Inszenierung und sein Thema gut gefallen.

„Bis ans Ende der Nacht“ - My First Look – 8/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: 20.000 Arten von Bienen (2023) – Estibaliz Urresola Solaguren – DCM
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 29.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:30 Uhr


Filme über die transidentäre Selbstfindung von Kindern und auch dem Weg des Umfelds des Kindes hin zu Toleranz, Akzeptanz und Liebe sind durchaus ein schöner, zeitgemäßer Stoff. Gerade im letzten Dezember gab es im deutschen Raum den Film „Oskars Kleid“, der sich dem Thema angenommen hat und eher mehr die Perspektive des Umfelds bzw. des Vaters eingenommen hat und filmisch eher mehr Manierismen einer typisch deutschen, überdrehten Komödie mitgebracht hat. Der Film der spanischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren mit dem Namen „20.000 Arten von Bienen“, der bei der letzten Berlinale einen Erfolg feiern konnte, mag zwar Ähnlichkeiten zu „Oskars Kleid“ aufweisen, aber ist in seiner Umsetzung und seiner Perspektive ein wesentlich anderer Film geworden.

Gemeinsam mit ihrer Mutter und den beiden älteren Geschwistern fährt Coco in den Sommerurlaub im Baskenland, doch weder mit dem Spitznamen Coco als auch dem Geburtsnamen Aitor ist das Kind zufrieden, so dass sie sich in diesem Urlaub einigen vertrauten Personen anvertraut, zu sich selbst finden möchte und auch die Akzeptanz und die Liebe ihrer Mutter für diese Entscheidung sucht.

„20.000 Arten von Bienen“ ist ein sehr ruhiger, stiller und behutsamer Film, der sich für eine Vielzahl alltäglicher Banalitäten Zeit nimmt und damit sehr bodenständig und lebensnah, fast schon dokumentarisch anmutet und rüberkommt. Den größten Teil der Zeit sind wir ganz nah an der von der 10 Jahre alten Sofia Otero großartig mit viel Feingefühl gespielten „Coco“ bzw. Aitor und wir erleben den Film auch quasi aus ihrer Perspektive. Für diejenigen, die sich zum Beispiel bei „Oskars Kleid“ wesentlich mehr von Lauris Lilli gewünscht haben, für die ist „20.000 Arten von Bienen“ so etwas wie eine kleine Genugtuung. Natürlich mag im Rahmen transidentärer Selbstfindung der Begriff des „Deadnaming“ - Ansprechen einer Transperson mit dem vorherigen, nicht mehr genutzten Namen problematisch und gar je nach Gefühlslage der betroffenen Person transfeindlich gewertet werden, jedoch muss ich sagen, dass filmisch gesehen das „Deadnaming“ unabhängig wie schmerzhaft das für die betroffene Person sein mag, genau ein Mittel für das Schaffen von Toleranz, und Akzeptanz ist – natürlich auch erzählerisch, symbolisch und stilistisch. Insgesamt hat mir „20.000 Arten von Bienen“ sehr gefallen.

„20.000 Arten von Bienen“ - My First Look – 8/10 Punkte

iHaveCNit: Die Unschärferelation der Liebe (2023) – Lars Kraume – Warner
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 30.06.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:00 Uhr


Dieses Jahr gibt es sicherlich keinen, anderen deutschen Regisseur, der gleich mit 2 absolut unterschiedlichen Filmen in den Kinos kommt wie Lars Kraume. Ende März war er mit dem historischen Drama über die Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen „Der vermessene Mensch“ in den Kinos vertreten und nun 3 Monate später hat er mit „Die Unschärferelation der Liebe“ eine Verfilmung des Theaterstücks „Heisenberg“ auf die Leinwand gebracht, das quasi eine Liebegeschichte zu bieten hat – und eigentlich darüber hinaus noch weitaus mehr.

Die Bushaltestelle Hallescher Platz in Berlin. Ein älterer Mann steigt aus dem Bus, nur wenige Augenblicke kommt es zu einem unerwarteten, schockierenden Kuss in den Nacken von einer Frau, die zufällig neben ihm steht und ihm nun trotz seiner etwas ablehnenden Haltung nicht mehr von der Seite weicht. Eigentlich denkt sich der einsame, introvertierte, geordnet lebende Alexander nach dieser Zufallsbegegnung, dass es nur eine einmalige Zufallsbegegnung bleibt. Bis die sehr engagierte, laute, unberechenbare und einnehmende Greta in der Metzgerei von Alexander auftaucht.

„Die Unschärferelation der Liebe“ ist natürlich mit seinen doch recht limitierten Schauplätzen und dem Fokus auf 2 Personen neben der natürlich offensichtlichen Verfilmung eines Theaterstücks auch so etwas wie ein Kammerspiel, dass auch durch seine Außenaufnahmen von Berlin und auch im späteren Verlauf einer amerikanischen Großstadt schon sehr groß wirkt in seiner doch recht kompakten und kleinen Form. Das ist natürlich nicht nur der einzige Widerspruch und Gegensatz, den der Film liefert und auch in seinem Verlauf teilweise unbestimmbar bleibt, so ähnlich wie es bei der Heisenbergschen Theorie der Unschärferelation der Fall ist. Genauso gegensätzlich sind dann auch die Charaktere von Alexander und Greta, die vom Leinwandpaar Burghart Klaussner und Caroline Peters mit routiniertem Leben gefüllt werden, weil Beide bereits ihre Rollen auf der Bühne gespielt haben. Gegensätze ziehen sich an – selten hat das auf der Leinwand besser gepasst als bei den Beiden. Beide entwickeln eine unfassbar unterhaltsame Dynamik und Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann. Die Dialoge sind spritzig, schlagfertig und geben sehr viel über beide Charaktere her, ihr bisheriges Leben, ihre Gefühle, das was diese Zufallsbegegnung mit ihnen gemacht hat bishin zu sehr tiefsinnigen, philosophischen Themen ist alles enthalten und das gibt dem doch sehr kompakten, kurzen Film von knapp 90 Minuten die Luft zum Atmen. Mir hat er sehr gut gefallen.

„Die Unschärferelation der Liebe“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Get Up (2023) – Lea Becker – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 02.07.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 14:35 Uhr


Vor knapp 2 Monaten ist mir im Kino der Trailer zu „Get Up“ ins Auge gesprungen. Vor allem die Panoramen und Aufnahmen meiner Heimatstadt Frankfurt am Main waren bereits mit ein Grund dafür, dem Film zumindest im Kino zu sehen. „Get Up“ ist dann auch das Kino-Debüt der TikTok-Stars und Zwillingsschwestern Lisa und Lena, die hier in den zwei wichtigen Hauptrollen zu sehen sind.

Der Sommer nach dem Abitur. Die Perspektiven für die beiden begeisterten Skateboarderinnen und Zwillingsschwestern Juli und Alex könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Juli das Abitur mit Bravur bestanden hat und eine Karriere im filmischen Sektor anstrebt, hat Alex das Abitur nicht bestanden und nun etwas perspektivlos da steht. Bis sich ihr eine Perspektive eröffnet, als sie von einem Talentwettbewerb für junge weibliche Skateboarder erfährt. Gemeinsam mit ihrer Schwester Juli, der rebellischen Ewa und der durch Zufall dazugestoßenen Newcomerin Nia beschließt sie gemeinsam an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Filmisch ist „Get Up“ sowohl Coming-Of-Age- als auch Skater-Film – und er wirkt wie eine rasante, deutsche, moderne, diverse und weibliche Version des Indie-Dramas „Mid90s“ von Jonah Hill aus dem Jahre 2018 – jedoch ohne das feine Gespür für Nostalgie, selbst wenn die Optik des Films sich dann doch stark einer 90er-Jahre-VHS-MTV-Ästethik bedient und damit einen erfrischenden visuellen Kontrast liefert. Gepaart mit den großartigen Aufnahmen von Frankfurt am Main ist der Film schon einmal sehr stimmig und atmosphärisch – auch in seiner gesamten audiovisuellen Gestaltung. Selbst wenn der Film mit seinem Fokus auf den unterschiedlichen Konflikten des Quartetts, in dem neben Lisa und Lena Mantler auch die aus „Gott, du kannst ein zensiert sein“ bekannte Sinje Irslinger und Jobel Mokonzi das Ensemble ergänzen, durchaus ein wenig zu rasant und oberflächlich sein mag, so hat der Film mich an mancher Stelle doch emotional berühren können und einen sympathischen Eindruck hinterlassen.

„Get Up“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Special – Best of Cinema
iHaveCNit: Eiskalte Engel (1999) – Roger Kumble – Studiocanal
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 04.07.2023
gesehen am 04.07.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 20:00 Uhr

Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe stand im Juli 2023 Roger Kumbles Adaption des Romans „Gefährliche Liebschaften“ auf dem Plan, den der Regisseur ins New York um die Jahrtausendwende ins Milieu reicher, privilegierter junger Erwachsener verfrachtet hat. Ein knackiger, wendungsreicher Thriller zwischen Romanze, Erotik und Psychologie über ein Stiefgeschwisterduo aus Sarah Michelle Gellar und Ryan Philippe, dass sich auf ein knallhartes Duell einigt, in dem sich beide mit ihrem toxischen, manipulativen Geschick gegenseitig überbieten wollen ohne zu ahnen, welche Konsequenzen sich daraus für Beide ergeben. Das großartige Ensemble wird von vor allem Reese Witherspoon, Selma Blair, Joshua Jackson und Sean Patrick Thomas ergänzt und auch der Look sowie der Soundtrack geben einen coolen, interessanten Film, der durchaus auch noch heute in interessanter Beitrag zum Thema Geschlechterdynamiken liefern kann.
„Eiskalte Engel“ – My First Look – 9/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Mein Fabelhaftes Verbrechen (2023) – Francois Ozon – Weltkino
Deutscher Kinostart: 06.07.2023
gesehen am 06.07.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:30 Uhr


Da der Juni 2023 mittlerweile von mir fast im Kino abgeschlossen ist, sieht es im Juli 2023 sehr ruhig und entspannt aus. Für den 06.07.2023 war es lange für mich auch so entspannt, weil keine interessanten Starts angekündigt und geplant waren. Bis sich dann doch 2 Filme ergeben haben, denen ich aufgrund interessantem Promo-Material eine Chance im Kino geben möchte. Der Erste ist der Neue von Francois Ozon mit dem Titel „Mein Fabelhaftes Verbrechen“.

Mathilde und Pauline leben gemeinsam im Paris der 1930er-Jahre. Mathilde ist Schauspielerin, Pauline ist Anwältin. Nachdem Mathilde von einem unangenehmen Termin mit einem Produzenten heim kommt, wird dieser tot aufgefunden und Mathilde gilt als Hauptverdächtigte im Todesfall. Gemeinsam mit Pauline geht sie sehr ambivalent eingestellt in den Prozess, an dessen Ende durchaus interessante Entwicklungen möglich sind.

So gut der Film sowohl im Schauspiel als auch in der Ausstattung sein mag und so unterhaltsam und vergnügsam die Krimikomödie sein mag, geschweige denn die eingeflochtene Thematik über Geschlechterdynamiken und Geschlechterrollen interessant, diskussionswürdig und mit bissigen Dialogen integriert wird – mich hat die Krimikomödie zwar durchaus unterhalten, aber nicht mitreißen und bei der Stange halten können.

„Mein Fabelhaftes Verbrechen“ - My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Die Purpursegel (2023) – Pietro Marcello – Piffl Medien
Deutscher Kinostart: 06.07.2023
gesehen am 07.07.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 20:30 Uhr


Den zweiten Film aus dieser Woche, dem ich auch noch im Kino die Chance geben wollte ist der vom italienischen Regisseur Pietro Marcello inszenierte Film „Die Purpursegel“, der alleine schon von seinem Look interessant ist und mir hat die lose filmische Adaption eines Kinderbuchs des russischen Schriftstellers Alexander Grin sehr gut gefallen.

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs kehrt der vom Krieg gezeichnete Raphael in seine dörfliche französische Heimat, in der sich einiges verändert hat, zurück. Nicht nur seine Frau ist verstorben, im Dorf wird er auch ausgegrenzt, so dass der mit der Tochter seiner Frau Juliette in einem abgelegenen Hof unterkommt und dort mit Zusammenhalt der Ausgrenzung trotzt und Juliette ein wohlbehütetes Aufwachsen ermöglicht und sie an ein kreatives Leben heranführt bis ihr selbstbestimmtes Leben von einer Prophezeiung geprägt wird.

„Die Purpursegel“ ist ein Film der Kontraste. Inmitten seiner doch recht tragischen, bodenständigen, lebensnahen Geschichte ist der Film aber auch eine Art Märchen, das mit Klischees und Kitsch unterfüttert ist und das hier teilweise Gefahr läuft die Bodenhaftung zu verlieren. In 16 mm gefilmt hat der Film nicht nur eine sehr körnige, spröde, schroffe Optik zu bieten, die teils triste und teils farbenfrohe Farbpalette gibt dem Film einen für heutige Sehgewohnheiten einzigartigen und tollen Look, den man auf jeden Fall im Kino sehen und genießen sollte. Gemeinsam mit einer tollen Filmmusik und den perfekt auf die Geschichte abgetimmten Liedern ergibt sich ein audiovisuell tolles Erlebnis. Darüberhinaus ist der Film eine Liebeserklärung an die Wunder, die wir mit unseren eigenen Händen erschaffen können, wodurch auch in der Inszenierung der Fokus auf die Hände einen Sinn ergibt, egal ob wir es mit feinen, zarten Händen oder auch mit gegerbten, gezeichneten, schroffen Händen zu tun haben. Die Familien- und auch Liebesgeschichte selbst geht mit auch zu Herzen und lebt vor allem von den großartigen Darstellern wie Juliette Jouan in der Rolle der Juliette als auch Raphael Thierry in der Rolle des Raphael.

„Die Purpursegel“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Ruby taucht ab (2023) – Kirk DeMicco und Faryn Pearl – Universal / Dreamworks Animation
Deutscher Kinostart: 29.06.2023
gesehen am 09.07.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 13:45 Uhr


Für meinen Monatsabschluss des Juni 2023 habe ich noch den Animationsfilm „Ruby taucht ab“ mitnehmen wollen, der durchaus einen interessanten Animationsstil zu bieten hat und mich auch einigermaßen unterhalten konnte.

Ruby Gillmann ist eine schüchterne, unbeholfene Teenagerin, die zwar ein Ass in Mathe ist, aber damit zu kämpfen hat, ihrem Schwarm, dem Skater Connor ihre Liebe zu gestehen und ihm die Frage zu stellen, ob er sie zum Prom begleitet. Als sie es übers Herz bringen möchte, kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem Connor und Ruby ins angrenzende Meer fallen. Connor wird gerettet, doch irgendwas scheint der Kontakt mit dem Wasser bei Ruby auszulösen. Sie fängt an zu leuchten, übermäßig groß zu werden und auch Tentakeln scheinen bei ihr zu wachsen. Bei der Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit wird klar, dass sie ein Kraken-Wesen und die Thronfolgerin dieser Kraken-Wesen ist, die seit Ewigkeiten mit den Meerjungfrauen im Konflikt stehen.

„Ruby taucht ab“ zückt sehr offen zu erkennen die Uno Reverse Karte wenn es um die bekannte Protagonisten und Antagonisten-Konstellation aus „Arielle die Meerjungfrau“ geht, bei dem Meerjungfrauen die Guten und Kraken-Wesen die Bösen sind. Demnach ist das hier in „Ruby taucht ab“ umgedreht. Man steigt extrem rasant in die Geschichte ein und orientiert sich erstmal an klassischen High-School-Komödien, die eine gute Grundlage für die hier gebotene Coming-Of-Age-Fantasy-Story bietet und auch auf entspannte Art und Weise die moderne Social-Media- und Meme-Kultur integriert. Der Film entwickelt sich danach zu einem rasanten, vorhersehbaren bunten und teilweise auch düsteren Fantasy-Abenteuer, das durchaus zu unterhalten weiß.

„Ruby taucht ab“ – My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10735
iHaveCNit: Brothers Keepers (2023) – Ferit Karahan – Deja Vu Films
Deutscher Kinostart: 27.07.2023
gesehen am 12.07.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Wirklich interessant sind Sneak-Vorstellungen für mich, wenn ich den Film tatsächlich nicht auf meiner Liste und auf meinem Schirm hatte – und wenn diese Sneak-Vorstellung dann auch die einzig für mich mögliche Vorstellung ist, diesen Film zu sehen. Und noch viel interessanter ist es, wenn sich bezüglich gesprochener Sprache und Handlungsort filmisch gesehen neue Welten für mich auftun. Und dies ist mit dem türkischen Film „Brothers Keeper“ von Ferit Karahan auf jeden Fall so, der nach der Berlinale 2021 lange nach einem regulären, wenn auch kleinen Veröffentlichungszeitraum gesucht hat. Schön, dass ich in auf diesem Wege sehen konnte.

Ein Jungeninternat im östlichen Anatolien während eines Winters. Bei der abendlichen Dusche treibt unter anderem der von seinem guten Zimmergenossen Yusuf genannte Memo etwas Unfug, womit er und 2 weitere Jungs dazu gezwungen sind, sich einer kalten Dusche zu unterziehen. Am nächsten Morgen ist Memo zwar fieberfrei, ihm geht es jedoch schlecht und er ist kaum ansprechbar, womit sich Yusuf auf die Suche nach Hilfe im Internat begibt, gerade während die Heizanlagen ausgefallen und aufgrund des Schneefalls keine Möglichkeit besteht, vom Internat wegzukommen.

„Brothers Keeper“ ist mit 85 Minuten ein kompaktes, türkisches Drama, dass sich über die gesamte Zeit nur in einem Jungeninternat im östlichen Anatolien abspielt und wir bis auf wenige Ausnahmen stets den jungen Yusuf begleiten, wie er sich inmitten der Strukturen des Internats Hilfe für seinen kranken Zimmergenossen Mehmet, genannt Memo sucht. Wir begleiten ihn auch und sehen aus seinem Blick die ganzen Lehr- und Führungsmethoden der Lehrerschaft, die Hierarchie innerhalb der Lehrerschaft. Und natürlich wie auch bereits im diesjährigen, deutschen Film „Das Lehrerzimmer“ bietet „Brothers Keeper“ im Mikrokosmos einer Schule das Bild der Gesellschaft eines Landes – welche gesellschaftlichen Probleme und Konflikte bestehen, welche Bedeutung alleine der Besuch der Schule durch die Jungs für deren Familien hat. Natürlich wird inmitten des Films auch in kleinen Ansätzen auch Themen bezüglich Männlichkeit angesprochen. Im Kern des Films steht neben dem Ganzen auch das Thema von Schuld, Verantwortung und Freundschaft im Vordergrund, womit der intime, kompakte Film, der an einer gewissen Stelle auch mal für den ein oder anderen Slapstick-Moment sorgt, bis zum Ende auch zu fesseln weiß.

„Brothers Keepers“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10736
iHaveCNit: Rodeo (2023) – Lola Quivoron – Studiocanal / Plaion Pictures
Deutscher Kinostart: 13.07.2023
gesehen am 28.06.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 14.07.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 20:30 Uhr


Wenn man eine Sache thematisch an diesem Kino-Wochenende feststellen kann, sind waghalsige Stunts mit Motorrädern besonders präsent. Klar wird der Großteil den siebten Teil der Mission Impossible-Reihe sehen und den Atem bei Tom Cruise groß beworbenen Stunt anhalten. Auch ich habe den Film bereits gesehen, bevor ich jedoch meine Zeilen dazu festhalten möchte, möchte ich noch in dieser Woche den Arthouse-Start und Debütfilm der Französin Lola Quivoron „Rodeo“ ans Herz legen, der auch coole Motorrad-Stunts und eine interessante Katharsis und Milieustudie zu bieten hat.

Die in ärmlichen Verhältnissen lebende und sich rumtreibende und begeisterte Motorradfahrerin Julia hangelt sich mit Trickbetrügereien beim Kauf von online inserierten Motorrädern von einem Bike zum Nächsten. Denn diese braucht sie auch um Zugang zu einer Gang zu bekommen, die sich immer wieder trifft um nicht ganz legale Rennen und Stunts mit ihren Bikes zu performen. Darüber hinaus ist die Gang auch an diversen Raubzügen beteiligt. Julia wird sich allen Widerständen zum Trotz einen Platz in der Gang erkämpfen müssen. Halt bekommt sie beim relativ unterstützend agierenden Kais und auch zu Frau und Kind des Chefs der Gruppe und aktuell inhaftierten Domino bekommt sie Zugang.

Regisseurin Lola Quivoron wirft in ihrem Film einen Blick ins Milieu der „Urban Rodeos“, bei denen Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Motorrädern am Rande der Legalität gefährliche Rennen und Stunts performen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen meist aus eher ärmlichen Verhältnissen und leben in den französischen Banlieues. „Rodeo“ ist hier ein sehr authentischer Blick in die Lebensverhältnisse dieser Menschen und zeigt auch, wie sehr Zusammengehörigkeitsgefühl und Konkurrenzdenken innerhalb dieser Gruppierungen und Gangs ineinander übergeht. Hier kann Lola Quivoron auf eine Ensemble mit vielen Laiendarstellern zurückgreifen, die selbst in diesen Milieus unterwegs sind. Am wichtigsten ist hierbei die Hauptdarstellerin Julie Ledru zu nennen, die selbst nur Laiendarstellerin und erfahrene Motorradfahrerin ist. Ihre ambivalente Protagonistin Julia ist ambivalent, nicht immer sympathisch, nicht immer greifbar, aber stets faszinierend und ihre wenn auch leicht rudimentär integrierte, symbolische Katharsis ist sehr interessant. Handwerklich gesehen bietet der Film mit seiner wenn auch hektischeren Wackelkamera immer nah am Geschehen, nah an den Charakteren und seiner tollen audiellen Gestaltung mit tollem Sound und auch Soundtrack einen audiovisuellen Sog.

„Rodeo“ - My Second Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10737
Der "Barbie"-Film scheint sein Ziel zu erreichen, immerhin haben meine zwei Freundinnen schon in der Pause allerhand Outfits mit Glitzerschühchen aus dem Film online gesucht.

Persönlich fand ich das Teil ziemlich vergessenswert. Der ist schon als klassische Heldenreise sehr einfach gestrickt, um nicht zu sagen schludrig, da sind Defizite drin die man längst nicht mehr mit Selbstironie rechtfertigen kann. Dann will er noch seinen Beitrag zur Geschlechterdebatte leisten und hat nichts zu bieten ausser plumpen, einseitigen Plattitüden, die gebetsmühlenartig vorgetragen werden. Heissa.

Ryan Gosling verfügt über wesentlich mehr komödiantisches Timing und Wandlungsfähigkeit als Margot Robbie, deren Barbie sich nicht gross von Sharon Tate oder Harley Quinn unterscheidet. Und Michael Cera ist normalerweise für jeden Film ein Gewinn, aber nicht mit anderthalb Minuten Netto-Screentime.

Natürlich gab es hier und da auch ein paar witzige Einfälle und Gags, aber insgesamt bin ich mir von Greta Gerwig doch wesentlich besseres gewohnt.

Wertung: 4 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10739
AnatolGogol hat geschrieben: 21. Juli 2023 08:49 Pause? Hat DER Film ne Intermission??? :shock:
Hierzulande machen viele Kinovorstellungen eine Pause. Wir hatten das im Forum auch schon mal und ich weiss daher, ihr findet das alle ganz schrecklich. :wink: Und wenn ihr wüsstet, dass die Unterbrechung meistens nicht einmal sauber auf einen Szenenwechsel getimt ist, noch viel mehr. :)
We'll always have Marburg

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Re: Zuletzt gesehener Film

10740
GoldenProjectile hat geschrieben: 21. Juli 2023 09:04 Hierzulande machen viele Kinovorstellungen eine Pause. Wir hatten das im Forum auch schon mal und ich weiss daher, ihr findet das alle ganz schrecklich. :wink:
Ich erinnere mich dunkel...
Und ich dachte immer, dass ihr Schweizer alles so macht wie wir, nur alles eine Spur besser...die Illusion ist nun auch dahin :lol:
Pause im Kino finde ich tatsächlich generell Banane und reisst mich IMMER komplett aus dem Film. Wenn ich daheim lange Schinken a la Ben-Hur oder Lawrence anschau, dann finde ich die Intermission immer toll und extrem stimmungsvoll - da schau ich dann aber halt auch gleich weiter. Im Kino litten die 2. Hälften dagegen immer darunter, dass ich nie wieder richtig in den Film reingekommen bin. Und das tatsächlich immer und ausnahmslos.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"