Wie findet ihr Sag niemals nie???

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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Zur Kritik bzw. vor allem zu den Filmvergleichen:

NSNA/TB:
Tja, auch ich halte TB für einen Film mit extrem vielen Schwächen. Dazu gehört insbesondere die wohl lascheste Dramaturgie im Aufbau des Films kombiniert mit Anschluss- und allgemeinen Edit-Fehlern. Gleichzeitig ist TB der Film, dessen erste Hälfte ich immer wieder gucken kann. Die Optik, die Locations, die Frauen, der Glamour... In TB wird alles zelebriert. Der ganze Film ist praktisch ein sich feierndes, rauschendes Fest.

NSNA ist ganz anders. Ich will den Film nicht als "klein" bezeichnen, aber im direkten Vergleich wirkt er eher bescheiden. Erstaunlich aber ist, dass obwohl NSNA deutlich besser strukturiert ist, mehr Abwechslung hat und vor allem die Unterwasserszene kürzer sind, ist der Film in Summe nicht spannender. In NSNA wirkt Connery so dermaßen entspannt, man könnte fast meinen, er träumt den Film nur, während er in Shrublands in der Dampfsauna schlummert :-) Zu keinen Zeitpunkt wird es wirklich spannend oder gar gefährlich für ihn.

und wie sieht der Vergleich zu OP aus?
Wie du, halte auch ich beide Filme eher für Mittelmaß. Zuletzt habe ich NSNA etwas höher platziert aber vor allem, weil mir einfach seit einigen Jahren der platte, clownige Moore-Bond nicht so recht gefallen will und OP in dieser Hinsicht den Vogel abschießt. Allerdings hat NSNA praktisch keinen Höhepunkt, während OP doch die ein oder andere gute Idee hat, und am Ende sogar etwas spannend wird. allerdings kriegt NSNA einen gehörigen Bonus durch Connery. Ihn so relaxt zu sehen, macht einfach mehr Spaß als alle Zoten von Moore zusammen, und entschädigt auch für die lahme DAF Vorstellung.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben: Das NSNA trotz des enormen Medienhypes damals nicht einmal den routinierten und vergleichsweise unspektakulären OP an der Kinokasse schlagen konnte war für mich eine große Überraschung. Und sagt eine Menge aus über NSNA.
Deine Formulierung „nicht einmal“ erstaunt mich aber schon ein wenig. Zugegeben, OP lief nicht mehr ganz so geschmiert an der Kinokasse wie TSWLM oder MR, aber er war ja immer noch ein satter Erfolg. NSNA lief zwar überall etwas schlechter als OP (ich glaub mit Ausnahme Italien), aber letztlich ja doch auch sehr gut. Man sollte auch nicht übersehen, das OP zum einen den Vorteil hatte früher anzulaufen und zum anderen eben auch mit dem Status des Platzhirsches antreten konnte. Urbond hin oder her, 1983 war eben für viel Durchschnittskinogänger Roger Moore die Verkörperung von 007. :D
Verglichen mit allen anderen Filmen war auch LTK noch ein hübscher Erfolg, erst recht im Action Segment. Vergleichsweise liefen alle Bonds gut.

Aber OP gilt ja allgemein als einer der schwächsten Bonds, und festigte den kommerziellen Abwärtstrend der Serie.
Während scheinbar damals alle bereit waren Connery mit offenen Armen zu empfangen. Das der Film dann weniger gut lief als OP liegt für mich daran dass er einfach nicht das erhoffte Spektakel war, dass er wohl eher enttäuschte.

Er lag ja auch einmal nicht knapp hinter OP, sondern weit hinter OP.

Ich finde das schon verblüffend.

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Cinefreak hat geschrieben:im Vergl. zu Octopussy stinkt der Film geradezu ab. Alleine schon die Pre-Sequenz von OP ist atemberaubender als der komplette Film NSNA...das einzig nette an letzterem ist Kim Basinger im sexy Fummel und die viel zu kurze Motorradjagd.
Tja, da muß ich dir ja mal Recht geben. Sehe ich auch so.
Und selbst die Motorradjagd ist für Bondverhältnisse nichts besonderes.

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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danielcc hat geschrieben:
AnatolGogol hat geschrieben:
Cinefreak hat geschrieben:im Vergl. zu Octopussy stinkt der Film geradezu ab. Alleine schon die Pre-Sequenz von OP ist atemberaubender als der komplette Film NSNA...das einzig nette an letzterem ist Kim Basinger im sexy Fummel und die viel zu kurze Motorradjagd.
Wie ich solche fundierten Aussagen liebe...
schön zu wissen DASS dir der Film nicht gefällt, wenn du jetzt noch in etwas mehr als einem Halbsatz begründen würdest WARUM er dir nicht gefällt wäre deine Aussage evtl. auch für den Rest des Forums von Interesse...
Ich kann dir da helfen: OP=mehr Action=besser :-)
ich ziehe es vor, selbst für mich zu sprechen...nicht nur actionreicher, auch insgesamt viel flotter. Einzig der Mittelteil zieht sich etwas, aber das ca. halbstündige Finale entschädigt dafür absolut, alleine schon die Stunts um und auf dem Zug sind hammer.
http://michael.huenecke.hat-gar-keine-homepage.de/

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Maibaum hat geschrieben:
Und selbst die Motorradjagd ist für Bondverhältnisse nichts besonderes.
Umso erstaunlich, dass erst ein Nicht-Eon Film überhaupt mal eine Motorrad Actionszen zeigen musste. Bis auf TND ja bis heute die einzige... Da ist noch Potenzial

Übrigens war NSNA in den USA sogar deutlich erfolgreicher als OP. Das heisst im Rest der Welt umso weniger erfolgreich.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Cinefreak hat geschrieben:ich ziehe es vor, selbst für mich zu sprechen...nicht nur actionreicher, auch insgesamt viel flotter. Einzig der Mittelteil zieht sich etwas, aber das ca. halbstündige Finale entschädigt dafür absolut, alleine schon die Stunts um und auf dem Zug sind hammer.
Unter diesem Gesichtspunkt kann ich das sogar ganz gut nachvollziehen. Wie ich in meiner Kritik schon geschrieben habe verfügt NSNA tatsächlich nicht über derlei Top-Action wie sie bei den EON-Produktionen der 70er und 80er an der Tagesordnung waren. OP ist da auch keine Ausnahme wenn man sich die Acrostarszene, die Zugszene und auch den finalen Flugzeugstunt anschaut. Allerdings sollte man dabei auch nicht unter den Tisch fallen lassen, das gerade OP mit der unsäglichen Marktverfolgung und der drögen und albernen Dschungelhatz zwei der schwächsten Actionszenen aller Bondfilme an Bord hat.

Ich für meinen Teil muss aber ganz klar sagen, dass die Actionszenen für mich in den Bondfilmen eh nur schmückendes Beiwerk darstellen und in den seltensten Fällen diese Szenen bei mir entscheidend sind, ob mir ein Film besser oder weniger gut gefällt. Wichtiger ist mir da, ob die Szenen in den Gesamtkontext reinpassen, ob sie dem Film helfen, ob ihre Dosierung stimmt, ob sie im Idealfall sogar der Story dienen und letztlich dann eben auch ob sie mich packen oder nicht. OP und NSNA sind da beides keine Paradebeispiele dafür sondern eher unterer Durchschnitt wobei NSNA für mich in der Beziehung nach wie vor der homogenere Film ist, auch was die Actionszenen anbelangt. OP mag die besseren Szenen haben, dafür aber wie schon erwähnt auch einige echte "Stinker".

Letztlich fällt mir beim Verfassen meiner Kritiken als Begründung warum mir die einzelnen Filme besser oder schlechter gefallen immer wieder auf, wie unwichtig und nahezu austauschbar die Actionszenen in den Filmen für mich doch sind. Meist spiegelt sich das darin wieder, dass ich diese mit ein, zwei Sätzen abhandle. Viel Wichtiger sind mir da Dinge wie Besetzung, Charaktere, Story, Stil, Stimmungserzeugung etc. Technisch erstklassig umgesetzt sind ja eh nahezu alle Actionszenen, über deren Inszenierung und wie sie auf einem persönlich wirken lässt sich natürlich immer herzlich diskutieren. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Letztlich fällt mir beim Verfassen meiner Kritiken als Begründung warum mir die einzelnen Filme besser oder schlechter gefallen immer wieder auf, wie unwichtig und nahezu austauschbar die Actionszenen in den Filmen für mich doch sind. Meist spiegelt sich das darin wieder, dass ich diese mit ein, zwei Sätzen abhandle. Viel Wichtiger sind mir da Dinge wie Besetzung, Charaktere, Story, Stil, Stimmungserzeugung etc. Technisch erstklassig umgesetzt sind ja eh nahezu alle Actionszenen, über deren Inszenierung und wie sie auf einem persönlich wirken lässt sich natürlich immer herzlich diskutieren. :)
So geht es mir inzwischen auch aber ich glaube, man muss schon sehr lange Fan sein und die Filme schon oft gesehen haben, bis man zu dieser Einstellung kommt. Natürlich freut man sich auf die wirklichen Actionhöhepunkte immer noch, aber wenn die schlecht eingebttet sind, machen sie den Film kein bischen besser sondern wirken eher wie Fremdkörper, episodenhaft. Ein Bondfilm ist für mich dann besonders gut, wenn ich Bond als Charakter so sehe, wie ich ihn mag, wenn seine Mission und sein Gegenspieler ihm angemessen ist und das auch mit tollen Dialogen gewürdigt wird. In dieser Hinsicht finde ich dann NSNA auch ein bisserl gelungener als OP. OP lebt durch die Schauwerte, das Spektakel, den Witz und die Klischees. NSNA zeigt dagegen einen Bond, wie ich ihn mehr mag und der es den ganzen Film über mit zwei starken Bösewicht-Figuren zutun hat (Brandauer und Carrera)
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Cinefreak hat geschrieben:ich ziehe es vor, selbst für mich zu sprechen...nicht nur actionreicher, auch insgesamt viel flotter. Einzig der Mittelteil zieht sich etwas, aber das ca. halbstündige Finale entschädigt dafür absolut, alleine schon die Stunts um und auf dem Zug sind hammer.
Unter diesem Gesichtspunkt kann ich das sogar ganz gut nachvollziehen. Wie ich in meiner Kritik schon geschrieben habe verfügt NSNA tatsächlich nicht über derlei Top-Action wie sie bei den EON-Produktionen der 70er und 80er an der Tagesordnung waren. OP ist da auch keine Ausnahme wenn man sich die Acrostarszene, die Zugszene und auch den finalen Flugzeugstunt anschaut. Allerdings sollte man dabei auch nicht unter den Tisch fallen lassen, das gerade OP mit der unsäglichen Marktverfolgung und der drögen und albernen Dschungelhatz zwei der schwächsten Actionszenen aller Bondfilme an Bord hat.

Ich für meinen Teil muss aber ganz klar sagen, dass die Actionszenen für mich in den Bondfilmen eh nur schmückendes Beiwerk darstellen und in den seltensten Fällen diese Szenen bei mir entscheidend sind, ob mir ein Film besser oder weniger gut gefällt.

hi

Selbst wenn man Octopussy nicht nur u. ausschl. nach Actionmerkmalen bewertet, Punkt 1 ist die Pre-Sequenz der Hammer, gerade für die Zeit. 2. Fand ich die Dialoge mit Octopussy super, z. b. als sie sagt: "Bei einem bezahlten Killer muss ich mich nicht entschuldigen für das, was ich tue!" - ich finde, bis auf den - wie erwähnt schwächelnden Mittelteil, den aber fast jeder alte Bond irgendwie hat meiner Meinung nach - ist Octopussy einfach nur ein geiler Film.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Cinefreak hat geschrieben:hi

Selbst wenn man Octopussy nicht nur u. ausschl. nach Actionmerkmalen bewertet, Punkt 1 ist die Pre-Sequenz der Hammer, gerade für die Zeit. 2. Fand ich die Dialoge mit Octopussy super, z. b. als sie sagt: "Bei einem bezahlten Killer muss ich mich nicht entschuldigen für das, was ich tue!" - ich finde, bis auf den - wie erwähnt schwächelnden Mittelteil, den aber fast jeder alte Bond irgendwie hat meiner Meinung nach - ist Octopussy einfach nur ein geiler Film.
Deine Begeisterung für OP sei dir gegönnt, allerdings fällt es mir abseits der Actionszenen schon deutlich schwerer dir zu folgen. Gerade was die Dialoge angeht halte ich OP nun wirklich nicht für ein Highlight der Serie. NSNA hingegen trumpft eigentlich in erster Linie (in Kombination mit den guten Darstellern) auf diesem Gebiet auf. Man denke beispielsweise nur an die Dialoge zwischen M und Bond („...dann lasse ich das Weissbrot in Zukunft weg...“), zwischen Fatima und Bond („ich will es mal so ausdrücken: es gab da noch eine kleine in Philadelphia...“) oder Largo und Domino („Du bist verrückt!“ „Ja, das wäre möglich“): das ist alles sehr pointiert, da sprüht der Witz (und zuweilen auch der Wahnsinn), das hat Pepp und Feuer und es macht einfach nur Spass da zuzuschauen und zuzuhören. Und das sind ja nur einige Beipiele, die sich beliebig erweitern liessen. OP hingegen blieb mir auf diesem Gebiet eigentlich nur durch die herausragende Szene zu Beginn im sowjetischen War-Room mit einem gnadenlos guten Steven Berkoff („...der Westen ist de-ka-dent!“) und seiner eben auch großartig geschriebenen Rolle in Erinnerung. Ansonsten war da nicht viel positives. Von den unzähligen platten Kalauern (gerade in Indien) mal ganz zu schweigen.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Hab gestern NSNA mal wieder gesichtet und jede Menge Spass daran gehabt, kratzte diesmal sogar fast an 8 Punkten, in Summe blieb es dann aber doch bei starken 7,5. Hier ein paar kunterbunte Sachen, die mir auffielen:

Was passiert eigentlich mit Kovacs? Er wird ja mehrmals über den ganzen Film hinweg als sowas wie die rechte Hand von Largo aufgebaut und ersetzt funktional in NSNA ja Kutze aus TB. Seine letzte Szene hat er bei der Aktivierung der Bomben („die ist jetzt scharf!“) im unterirdischen Brunnen. Als Largo mit dem Bombenschlitten durch die Grotte verschwindet steht Kovacs am Eingang. Dann gibt es ein bisschen Geballer und Geknatter im Vorraum der Höhle und Bond kommt in die Grotte – aber Kovacs ist weg. Raus konnte er ja nicht, sonst wäre er direkt in den Kugelhagel gelaufen. Wo also blieb er – weggebeamt?

Fiel mir vorher noch nie so auf, aber die Ermittlungen von Bond in Richtung Largo sind am Anfang ziemlich holprig. Bond findet in Shrublands den Streichholzbrief mit Largos Emblem, recherchiert das dann im MI6 und bekommt direkt in der nächsten Szene von M den Auftrag nach Nassau zu fahren um nach den verschwundenen Bomben zu suchen. Warum? M schenkt Bonds Vermutung, dass am Auge des verschwundenen Airforce-Soldaten (=Petacchi) manipuliert wurde ja überhaupt keinen Glauben, warum sollte er also seinem Vorschlag (den man zwar im Film nicht sieht, aber gehen wir mal davon aus Bond würde genau so handeln wie in TB und M seinen Verdacht mit Largo/Bahamas quasi aufdrängen) folgen und ihn nach Nassau schicken? Ist natürlich für den Ablauf des Films kein Problem, da das 99,5% der Zuschauer eh nie auffällt bzw. von ihnen hinterfragt wird – selbst ich brauchte fast 20 Durchläufe damit es mir auffiel. Mal wieder ein schönes, bondtypisches Logikloch – oder habe ich was übersehen?

Fox und McCowen sind fabelhaft in ihren Rollen als M und Q bzw. Algy. Wie im Review schon erwähnt bekommen ihre Rollen durch die absolut eigenwillige Interpretation enorm viel Konturen. Gerade bei McCowen fällt auf, dass obwohl seine Figur ja auch als Clown angelegt ist er in seiner Funktion als Quartermaster trotzdem deutlich kompetenter rüberkommt als Cleese, der völlig zur Witzfigur verkommt und entsprechend auch in seiner Eigentlichen Funktion nicht mehr ernst genommen wird. Fox ist brillant in seiner zunächst herrischen und dann später anbiedernden Art. Seine Mimik in der Eröffnungsszene, in der er Bond anpfeift ist herrlich. Für mich sind die beiden nach den Urbesetzungen die jeweils zweitbesten Besetzungen.

Connery ist der Spass an dem Film durchgängig anzusehen, es gibt kaum eine Szene, in der man ihm den Genuss am Zusammenspiel mit den anderen hochkarätigen Darstellern nicht ansieht. Sei es nun mit Fox, McCowen, Atkinson oder Carrera: immer hat er auch ein leichtes Schmunzeln um die Mundwinkel und wirkt völlig entspannt. Im Zusammenspiel mit Brandauer könnte man sogar meinen, dass Connery da fast wie ein Zuschauer die Schau des Österreichers bestaunt. Achtet mal auf die Szene in Palmyra, in der Connery angekettet ist und Brandauer ihm seinen Plan erzählt: sieht fast aus, als ob Connery staunend Brandauers Spiel verfolgt. In jedem Fall ist Connery in NSNA eine absolute Bank und gewinnt der Bondfigur zudem neue Aspekte ab ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben oder sie unglaubwürdig werden zu lassen. Der NSNA-Bond könnte wirklich der Bond der 60er sein, der eben schon etwas zu lange in dem Geschäft war. In jedem Falle eine perfekte Abschiedsgala.

NSNA ist für mich mit Abstand der Bondfilm mit den kultigsten Momenten. Egal ob das nun ein tangotanzender 007 ist oder die in Unterbuchsen Rad fahrenden bzw schattenboxenden Bond und Leiter, die völlig durchgeknallt vor sich hin singende und tanzende Fatima oder der
kleine Raumpfleger in Shrublands, der in die Keilerei zwischen Bond und Lippe gerät. Ich könnte noch endlos weitermachen, der Film meistert gerade durch diese urkomischen Szenen den Spagat zwischen Parodie und Thriller perfekt, da alles sehr spielerisch wirkt und zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder gezwungen. Auch hier merkt man wieder deutlich: das Darstellerensemble hatte beim Dreh jede menge Spass.

Der Stereoton der jüngsten ARD-Ausstrahlung ist prima geworden, kräftig und sauber ohne unliebsame Nebengeräusche. Aus welcher Quelle die Audiospur auch stammen mag, man ging bei ihrer Erstellung genau so vor wie bei denen der UEs, d.h. es wurde möglichst viel von der englischen Originalspur in die deutsche Fassung integriert. Als Folge merkt man deutlich einige Anschluss-Aussetzer, in der die Tonqualität bzw. der Frequenzgang der deutschen Synchro nicht hundertprozentig zu der vorangegangenen und offenbar der Originalfassung entnommenen Szene passt. Außerdem gibt es auch hier wieder eine handvoll kleiner Sequenzen, bei denen man die Originalstimmen hört und nicht die der Synchronsprecher (wie noch in der Kino- und DVD-Fassung), so zB beim Pferdesprung von der Palmyra-Mauer, Domino unter der Dusche oder Small-Fawcetts unfreiwilligem Poolaufenthalt. Da es sich hierbei jeweils um keinen Dialog handelt wird es vielen wahrscheinlich nicht mal auffallen, kennt man die Kinofassung aber in und auswendig stört es schon. Zumal die Synchro bei NSNA eh eine der stärksten aller Bondfilme ist. Brandt hat hier als Regisseur wirklich super Arbeit geleistet und kommt nahezu komplett ohne die ansonsten für ihn typischen hinzugedichteten Kalauer aus. Die Sprecherbesetzung ist großartig, allen voran Ursula Heyer als Fatima und Thormann als M. Und GGH passt im reiferen Alter durch seine ironische und ruhige Art fast noch besser auf Connery als in jüngeren Jahren.

Die in der deutschen Kinofassung geschnittenen und in der DVD wieder eingefügten Szenen wirken auf mich fast durch die Bank wie Material zweiter Wahl, das qualitativ nicht zum Rest des Films passen will. Natürlich bin ich hier voreingenommen, da ich den Film sicher an die 15 mal in der Kinofassung gesehen habe bevor ich die „neuen“ Szenen erstmals zu sehen bekommen habe. Aber dennoch habe ich jedes Mal den Eindruck, dass diese Szenen den Film aufhalten und von der Güte einfach nicht an den Rest heranreichen. Als Beispiel sei die Szene direkt nach Blofelds Drohung genannt, in der die Regierungsvertreter über die Vorgehensweise diskutieren. Das ist nur lahm und bringt die Handlung null weiter. Außer M, der ja auch nur eine kleine Nebenrolle im Film hat, spielen nur Figuren in der Szene mit die man im Rest des Films nie wieder zu sehen bekommt. Der Film ist ohne die Szene besser. Oder der Dialog zwischen Bond und Domino unter der Dusche um ihren Bruder: passt erstens überhaupt nicht zum restlichen vergnügten Ton des Films und hält den Film auch wieder auf. Erstaunlich, dass der deutsche Verleih (Constantin) bei seinen Kürzungen so stilsicher zu Werke gegangen ist.

Legrands Musik ist ja regelmäßig Anlass zu größter Kritik, konnte ich ehrlich gesagt noch nie so ganz nach vollziehen. Natürlich ist das eine ganz andere Baustelle als Barry – aber gerade das schätze ich an dem Score, dass er genau wie vieles andere an dem Film auch überaus eigenständig ist. Der Soundtrack mag sicherlich nicht der größte aller Zeiten sein, ist aber wie ich finde absolut gelungen und gibt dem Film einen ganz eigenen Touch. Einen 08/15-Barry-Epigonenscore hätte ich jedenfalls gerade bei diesem Film nicht gewollt. Gleiches gilt für die anderen üblichen Kritikpunkte (Gunbarrel, 007-Logo, PTS, Titelsequenz): mal abgesehen von der Notwendigkeit der Änderungen aufgrund rechtlicher Restriktionen: die Variationen sind gelungen und verhelfen ihrerseits dem Film zu Eigenständigkeit. Ich kann zwar den Wunsch vieler Fans nach einer Art „Corporate Identity“ in Form von immer wiederkehrenden Elementen gut nachvollziehen, bevorzuge im Falle NSNA aber eindeutig die erfrischenden Abweichungen.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Ja NSNA merkt man an, dass Connery richtig Spaß hatte. Schön auch mitunter die kleinen Details wie der Spruch über den alten Bentley und Co. Brandauer gibt auch eine tolle Vorstellung ab, wobei ich Adolfo Celi aber nach wie vor als den besseren Largo empfinde :wink:

Es stimmt, dass NSNA auch durchaus eigenständig funktioniert und das dem Film mitunter einiges an frische gibt, die man im fast zeitgleich erschienenen OP sehnlichst vermisst. Man tut wirklich gut, dass man Connerys Alter (abgesehen von der Glatze) nicht verheimlicht und dies für ein paar amüsante Momente nutzt. Die Balance zwischen augenzwinkernder Ironie und ernstzunehmenden Thriller meistert man wirklich gut.

Was hälst du für die bessere Version von TB? :wink:
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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MX87 hat geschrieben:Was hälst du für die bessere Version von TB? :wink:
Für mich ist es tatsächlich NSNA, weil der Film in Summe einfach homogener und stimmiger ist. TB hat großartige Momente, krankt aber für mich an zu vielen lahmenden Passagen im Mittel- und Schlussdrittel. Besonders die große Unterwasserschlacht opfert mir zu viel Tempo auf Kosten des Spektakels. NSNA ist zwar auch kein wirklich spannender Film aber das Tempo ist durchgehend recht hoch und der Unterhaltunsgswert für mich um einiges höher als bei TB. Paluzzi und Celi sind toll, aber alles in allem ist NSNA doch deutlich besser besetzt, da hier bis in die kleinsten Nebenrollen eigentlich alles stimmt. Vor allem ist Connery, obwohl ja auch in TB überzeugend, im Remake einfach viel besser. Da nehme ich sogar die eher blasse Basinger gern in Kauf.

In Bezug auf Celi und Brandauer ist es schwer einen Favoriten zu benennen, da beide ihre Rollen völlig anders angehen - ganz im Sinne des globalen Tons des jeweiligen Films. Trotz des gigantischen Spektakels ist ja TB im Kern immer noch harter Agententhriller und so spielt Celi auch seinen Largo. Die gleichermaßen bedrohliche physische und intellektuelle Komponente hat so eigentlich kein anderer Bond-Gegner gehabt, den skrupellosen Mafiosi nimmt man ihm jederzeit ab. Brandauer übertreibt in seinem Spiel nach Herzenslust - ganz im Sinne der großangelegten Parodie die NSNA letztlich ja ist. Wie er das macht und permanent zwischen Verführer, Gentleman, Clown und Psychopath hin- und herwechselt ist schon grandios. Gerade die Szenen, in denen er dem Wahnsinn freie Bahn lässt (Palmyra!) sind absolute spitze.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Da bin ich ja froh, dass ich mit meinem Urteil zu TB nicht alleine da stehe. Ich finde, du hast den Vergleich TB zu NSNA sehr gut zusammengefasst. Ich sehe es fuer mich so: TB ist der Film, den ich immer wieder gerne starte, nur um dann festzustellen, wie schwach und lasch er doch unter filmischen Gesichtspunkten inszeniert ist. NSNA sehe ich dagegen selten. Wenn, dann stelle ich aber fest dass er deutlich konsequenter ist, aus den Fehlern von TB hat man gelernt und in Summe ist der Film besser inszeniert. Dennoch sticht TB heraus durch seine imposanten Schauwerte, seine tollen Darsteller, das Karibik Flair und viele grossartige Einzelszenen.
Zuletzt geändert von danielcc am 3. Mai 2012 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Ich habe NSNA immer als eher schwach empfunden. Und mittlerweile auch ziemlich veraltet. Er wird nur noch von den 4 Bonds unterboten die teilweise langweilig waren, und vielleicht ziehe ich ihm YOLT mittlerweile sogar noch vor.
Da ist TB ganz locker der Sieger im direkten Vergleich.

Brandauer ist allerdings absolut großartig, aber der Film hätte ihm noch viel mehr Raum geben müssen um daraus wirklich einen größeren Vorteil zu ziehen. Fatima dagegen finde ich geheimnislos langweilig (und vergleichsweise unattraktiv).

Vielleicht schaue ich ihn nachher einfach noch einmal.

Re: Filmbesprechung: "Never Say Never Again"

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Ich würde mich zweifelsfrei für TB entscheiden, wenn ich zwischen beiden wählen müsste. Am Ende ist NSNA in vieler Hinsicht ein stark zusammengestutzer Torso des Warhead-Projekts, der so extravagant geworden wäre, dass MR wie das kleine Fernsehspiel aussehen würde. Die vielen Änderungen lassen dem Film es anmerken und man hat einige stolperer in der Logik und auch der Dramaturgie. Auch hat der Film leider mitunter den Muff der 80er in sich und wirkt für mich paradoxerweise sogar wesentlich weniger "frisch" als die 60er Jahre Bonds. NSNA hat aber auch viele tolle Elemente: Das Spiel der Darsteller allen voran Brandauer und Connery, die Ironie, Ideen für Actionszenen und insgesamt kann ich dem Film guten Gewissens 6,5 bis 7 Punkte geben. Im Gesamtwerk wäre er also im Mittelfeld angesiedelt. Ich sehe ihn also in der Region von LALD und FYEO.

TB ist für mich allerdings einer der Klassiker der Reihe und sicherlich einer meiner Top-3-Filme der Serie. Die Darsteller sind durchweg perfekt besetzt. Connery ist hier toll und trägt den Film sehr mit. Vor allem das Macho-Gehabe zwischen Bond und Largo funktioniert in TB viel besser als in NSNA und ist die Würze im Film. Auch filmisch mit Cinemascope, einem grandiosen Production Design und nahezu zeitlosen (abgesehen von dem Kampf auf der Disco Volante) Schnitt ist der Film ein Augenschmaus. Ein Ohrenschmaus wird er durch John Barrys Soudntrack der dem Gesamtwerk die Amarena-Kirsche aufsetzt. Die Dramaturgie finde ich in TB nicht negativ besetzt. Er setzt ein anderes Tempo als die meisten anderen Bonds an, aber es funktioniert sehr gut finde ich.
In einer Kritik wurde mal erwähnt, dass TB einen Zenit der Reihe darstellt und ich kann diese Behauptung sehr wohl teilen. TB ist in jeder Minute BOND
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Terence Young