Welcher ist für euch der beste "Indiana Jones"-Film?

Jäger des verlorenen Schatzes
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Indiana Jones und der Tempel des Todes
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Indiana Jones und der letzte Kreuzzug
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (46%)
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (8%)
Indiana Jones und das Rad des Schicksals
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 13

Re: Indiana Jones

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Indiana Jones and the Temple of Doom, Steven Spielberg, 1984

Schon beachtlich was Spielberg geleistet hat, wenn man mal bedenkt, dass er zwischen die beiden ersten Indiana Jones Film auch noch eben einen Film namens „E.T.“ geschoben hat.

Nach dem Riesenerfolg von Raiders war ein zweiter Teil logisch, zudem Spielberg seinem Freund auch versprochen hatte, für eine Trilogie zur Verfügung zu stehen. Wie auch später bei Teil 4 musste Spielberg auch schon hier eine Richtung einschlagen, die Lucas vorgab, mit der er sich explizit nicht anfreunden konnte. So ist Temple of Doom ohne Zweifel der düsterste Film der Serie, brutaler, teilweise erschreckend verstörend und wenig familientauglich. Es ist wohl auch hier wieder Spielbergs Verdienst, dass unter diesen Voraussetzungen der nötige Spaß nicht auf der Strecke bleibt.

Ähnlich wie beim ersten Teil gibt es auch hier wieder eine Art PTS, die zwar inhaltlich nichts mit dem folgenden Film zu tun hat aber dafür dieses mal direkt den Übergang in die Handlung einleitet – und wie! Interessant dabei, dass uns das Motto des Films schon in der ersten Einstellung mitgeteilt wird: „Anything goes“ singt Kate Capshaw in ihrer Rolle und Spielberg deutet damit an, dass man im Folgenden an Logik und Glaubwürdigkeit keinen Gedanken verschwenden sollte. So hat man im Vergleich zu Raiders das Maß an Zufällen, over-the-top Action und Fantastischem exponentiell gesteigert. Die anfängliche aberwitzige Action im „Obi Wan Club“ ist ein perfektes Beispiel für Spielbergs Perfektionismus in solchen Szene: Indy jagt das Gegengift, Willi jagt den Diamanten, die Eiswürfel erschweren die Jagd nach dem Diamanten, die Bösewichte erschweren Indys Jagd, Luftballons, MGs und dazu Williams Score… Anything goes!
Als ob das noch nicht genug ist, sind wir Minuten später mit Indy an Bord eines Fliegers, aus dem er mit einem Gummiboot als Fallschirm entkommen muss, um dann auf diesem einen verschneiten Berg runter zu rutschen und anschließend per Wasserfall im Fluss zu landen, der ihn schwupps ins nächste Abenteuer führt. Noch Fragen?

Leider finde ich, dass die perfekt choreographierten Actionszenen das wirkliche Highlight des Films sind. So sehe ich im Film ein starkes erstes Drittel und ein überragendes letztes Drittel. Der Mittelteil ist mir zu absurd, zu klischeebeladen, zu wenig fokussiert und zu passiv. Außerdem geschieht vieles nicht nachvollziehbar und die Szenen während der Zeremonien unter Tage sind eigentlich für einen Familienfilm zu verstörend und brutal. Vor allem, wenn der Held selbst vorübergehend unter Hypnose stehend zur Bedrohung wird, haben besonders Kinder keinen positiven Bezugspunkt mehr, der das brutale Geschehen relativiert. Aus der Sicht eines Erwachsenen jedoch faszinieren die Szenen mit dichter Atmosphäre und Spannung. Schade aber, dass die Art und Weise wie Indy die geheimen Gänge findet, absolut schwach sind. Man hat das Gefühl, auf ein schlüssiges Script wurde hier nicht so viel Wert gelegt. Indy ist im zweiten Teil auch zu passiv, wir sehen mit ihm lange Zeit nur zu.

Da ich mir die Seitenhiebe auf die Kritiker von Teil 4 nicht verkneifen kann, sei gefragt, wie man sich ernsthaft über den Mutt Charakter ärgern kann, wenn man zuvor Willi und Short Round ertragen musste. Ehrlich, was Willi hier schreit und nervt, geht auf keine Kuhhaut. Der Höhepunkt der Sinnfreiheit und Nervigkeit sind die Szenen beim indischen Klischee-Dinner und später im Dschungelcamp. Short Round dagegen gewinnt im englischen Original, der kleine gibt sich Mühe. Merkwürdig ist, dass hier ein familienartiges Trio in den Vordergrund gestellt wird, wenn der Film selbst doch weit von Familienunterhaltung entfernt ist. Gleiches gilt für die rührende Befreiung der Kinder am Ende. Fast erscheint es, als habe Spielberg versucht, die bedrohliche Stimmung etwas zu relativieren.

Indien als Location, ein ekelerregendes Dinner, Elefanten, Krokodile und sonstige exotisches Getier? Nachdem Raiders die Bondfilme in ihre Schranken gewiesen hatte, wirkt es hier fast, als habe man sich bei Octopussy Inspiration geholt. Was allerdings Voodoo in Indien zu suchen hat, weiß wohl nur Lucas…

Eine sichere Bank trotz des schlechteren Drehbuchs ist wieder Harrison Ford. Genial wie der Humor grad in Actionszenen die Stimmung auflockert („Let me in!“ – „No, let us OUT!“). Daneben kann Ford auch neue Facetten von Indy zeigen, etwa wenn er nachdenklich ob der Kinderentführungen gezeigt wird oder später als er sich aus der Hypnose erwacht bei Short Round entschuldigt und ihm dankt. Zu diesem Zeitpunkt merkt man auch als Zuschauer, dass man doch voll in die Story eingetaucht ist und mit dem Trio mitfiebert. Grade zum richtigen Zeitpunkt, denn die abschließende Lorenfahrt und der Kampf auf der Brücke sind schlicht atemberaubend. Mir ist es bis heute ein Rätsel, wie die Lorenfahrt inszeniert worden ist Ganz großes Kino!

Fazit:
Die Abwandlungen im Stil im Vergleich zum Original sind erstaunlich und zunächst verwirrend. Der Mittelteil ist mir persönlich zu absurd, zu unlogisch und zu effekthaschend.
Letztlich glaube ich, dass der Film mich im Kino vielleicht sogar am meisten begeistert hätte, da man eben noch mehr als in den anderen drei Filmen in eine fremde und gefährliche Welt entführt wird, und erst der Showdown die Spannung des Mittelteils in herzhafte Lacher und Begeisterung auflöst.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Indiana Jones

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danielcc hat geschrieben: bei allem Respekt MX, aber das wirkt schon so, als würdest du dir hier aus Nostalgie-Gründen einiges durch die rosarote Brille sehen - kann man machen, bleibt aber die Frage, ob man Teil 4 dann für die gleichen Dinge kritisiert...
Das mit dem Schiff und dem Kapitän ist sicher Geschmackssache, aber das Ende ist total nichtssagend. Nachdem wir 2 Stunden lang alle Abenteuer mit Indy mitgemacht haben, steht er dann vollkommen passiv herum, weiß warum auch immer dass er die augen schließen muss, und es wird eine Zeremonie gezeigt, deren Sinn uns auch nicht erschließt. Dann wird ein lustiges Effekt-Spektakel abgespult, ohne jeden Sinn und Verstand, ohne jede Bedeutung. Mag ja alles OK sein, aber insgesamt stört mich, dass genau DAS, was man sich am ersten Teil schön redet, im vierten Teil als absolutes Teufelswerk deklariert.. dazu später mehr.
Gegen die Effekte im vierten Teil sag ich ja nix. Dem vierten Teil werfe ich nur vor sich nicht entscheiden zu können zwischen "Old-School" und modernem Stil und dass die Bilder mitunter steril wirken. Mit den Aliens, Mutt oder dem Drehbuch habe ich an Teil 4 das geringste Problem :wink:

Ich denke mal Indy wird eher aus seiner Intention heraus gewusst haben, dass er seine Augen schließen muss. Oder er hat dazu etwas in den Beschreibungen zum Artefakt gelesen. Mit der Zeremonie will Belloq wohl die Lade "beschwören" oder ähnliches.
Dass Indy da nur passiv ist, ist auch logisch. Gefangengenommen und gefesselt bleibt ihm kaum anderes übrig. Weniger logisch ist da eher wieso die Nazis Marion und Indy der Zeremonie beiwohnen lassen, es wäre logischer gewesen sie zum Stützpunkt zu bringen. Sind halt Zugeständnisse an das Medium... Aber gut solche Sachen sind wir Bondfans auch gewöhnt "Da sie eh sterben werden, werde ich ihnen noch meinen Plan verraten..." :wink:

Wobei die "Reaktion" der Lade durchaus logisch ist. Sie soll über eine göttliche Macht verfügen (wird im Film erklärt), diese wollen die Nazis für sich haben. Allerdings legen sie sich mit Kräften an die ihnen nicht zustehen, so zahlen die Bösen ihren Preis.


Was "Temple of Doom" angeht: Ich sehe das ähnlich. Das Drehbuch ist von Ausstieg aus dem Flugzeug, über den Dschungel, im Palast bis etwa zur Entdeckung der Höhlen und der Sekte nicht sonderlich gut. In diesem Teil hält vor allem Harrison Ford mit seiner Indy-Performance (wenn auch als solcher hier etwas unterbeschäftigt) den Zuschauer bei der Stange. Eigentlich ist Ford das einzige herrausragende im Mittelteil. Das erste und das letzte Drittel finde ich auch sehr gut. Den düsteren Charakter des Films finde ich ganz okay. Dennoch bevorzuge ich eher die Konstellation in den anderen Teilen (Indy sucht MacGuffin).
Ehrlich, was Willi hier schreit und nervt, geht auf keine Kuhhaut. Der Höhepunkt der Sinnfreiheit und Nervigkeit sind die Szenen beim indischen Klischee-Dinner und später im Dschungelcamp.
Immerhin sind wir uns hier einig :wink:
Was allerdings Voodoo in Indien zu suchen hat, weiß wohl nur Lucas
Nehmen wir es als künstlerische Freiheit. :wink: :mrgreen:
Bei "Raiders of the lost Ark" haben wir auch eine ganze Garnison Wehrmachtssoldaten in Ägypten, obwohl zu dem Zeitpunkt als der film spielt eigentlich die Briten dort vor Ort waren. Ich glaube nicht, dass diese Menge an Truppen als Schutz für Archäologen durchgehen würden :wink:

Bei den Indy-Filmen ist es ähnlich wie bei Bond: Wenn man die Logik ganz stramm zieht, dann bleibt einem kaum etwas anderes übrig als den Film kaputtzumachen was Drehbuch/Logik angeht.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Indiana Jones

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MX87 hat geschrieben: Bei den Indy-Filmen ist es ähnlich wie bei Bond: Wenn man die Logik ganz stramm zieht, dann bleibt einem kaum etwas anderes übrig als den Film kaputtzumachen was Drehbuch/Logik angeht.
und wie bei Bond geht es mir nicht um Logik um der Logik willen, sondern um die Frage ob etwas im Film schlüsig und glaubhaft wirkt, oder ob es auffallend dumm ist.

Aber schön, dass du das mit dem Mittelteil genauso siehst. Bei Indy2 hat man fast das gleiche Gefühl wie bei den Bondfilmen zu der Zeit. Man hätte eine Grundidee (von Lucas, die Sankara Steine, das Düstere), und ein paar Spektakelszenen (die Lore war gedacht für Teil 1) und den Rest des Films hat man so hingeschrieben.

Mir fällt grad auf:
- Teil 1 hat ein schlechtes letztes Drittel
- Teil 2 hat ein schlechtes zweites Drittel
- Teil 3 hat... ich komme gleich dazu
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Indiana Jones

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Indiana Jones and The Last Crusade, Steven Spielberg, 1989

Um das Fazit vornweg zu stellen: Der letzte Kreuzzug ist für mich nicht weniger als der perfekte Unterhaltungsfilm. Wieder ein Mal ist der Grund bei Steven Spielberg zu finden. Lucas lieferte die oberflächliche Idee der Gralssuche, Spielberg fügte die Idee der Zusammenkunft von Vater und Sohn hinzu und damit eine wundervolle Metapher. Denn während der Vater sein Leben lang den Gral gesucht hat und dabei seine Familie vernachlässigt hat, so eifert der Sohn seinem Vater doch nach, auf der Suche nach dessen Anerkennung. Am Ende finden Sohn und Vater wieder zusammen, als sie beide im richtigen Moment die richtige Entscheidung treffen.
Bevor ich auf die perfekt inszenierten Actionszenen, den herrlichen Humor, das brillante Comedy-Timing und die herausragenden Darsteller eingehe, möchte ich aufzeigen, wie sich das Vater-Sohn Motiv mit einigen der atärksten Momente durch den Film zieht, die gleichsam eine Entwicklung und langsame Annäherung der Beiden zeigen:

- schon in der retrospektiven PTS wird gezeigt, welchen Respekt der Vater seinem Sohn anerzogen hat, aber auch wie weit er sich damit von seinem Sohn entfernt hat
- an diesem Verhältnis hat sich auch viele Jahre später nichts geändert, als der Vater dem Sohn eine Vase über den Kopf haut und dieser sich gleichsam salutierend mit „Yes, Sir!“ vor seinem Vater aufrichtet
- im Luftschiff haben Vater und Sohn endlich Zeit sich auszusprechen, doch zu diesem Zeitpunkt versteht der Vater noch nicht, was sein Sohn von ihm möchte
- später am Abgrund stehend, glaub der Vater seinen Sohn verloren zu haben, er bricht daraufhin fast zusammen und realisiert für einen kurzen Moment, was ihm alles entgangen ist nur um Momente später wieder die Gralssuche in den Fokus zu stellen
- die finale Szene in der Gralskammer, wenn der Sohn seinem Vater beweisen will, dass er den Gral (für ihn) doch noch erreichen kann. Erstmals in dieser Szene spricht der Vater ihn nicht mit „Junior“ sondern „Indiana“ an. Er hat verstanden, was wichtiger ist - und auch des Vaters Entscheidung war "weise"

Dank dieser persönlichen Komponenten funktioniert auch hier mal ausnahmsweise ein Ende, welches einen MacGuffin auflöst.

(Selbst)ironie zeigt nicht nur das Drehbuch an vielen Stellen („Noch nie hat ein X irgendwo einen wichtigen Ort markiert“), sondern schon die Wahl des Ur-Bonds Connery als Indys Vater ist hoch ironisch. Witzig auch der Moment mit dem Bibliothekar oder die Überblendung zu dem hoffnungslos verlorenen Marcus Brody. Die Ironie bleibt den Film über erhalten, wobei Spielberg geradezu auf magische Weise immer die richtige Balance aus (An)spannung und Humor findet. Meisterhaft versteht es Spielberg in Bruchteilen von Sekunden die Stimmung zu kippen, etwa wenn Donovan auf Connery schießt und wir plötzlich durch die dramatische Wendung bei den folgenden Booty Traps voll mitfiebern.

Während ich bei Teil 1 eine leichte Schwäche im letzten Drittel empfinde und Teil 2 sicherlich im Mittelteil „durchhängt“, so ist bei Last Crusade wenn überhaupt das Anfangsdrittel etwas schwach, was aber einfach nur daran liegt, dass mit Auftritt Connerys im Mittelteil der Film zu Höchstform aufläuft: Connerys Sorge um die Vase, die beiden aneinander gefesselt, der sich drehende Kamin, die beiden zusammen auf dem Motorrad, dann im Zeppelin („Kein Fahrschein!“) und später im Flugzeug („Dad, are we hit?“ – „More or less…Son, I’m sorry… They got us!“), davon kann ich einfach nicht genug bekommen. Überhaupt beginnt mit dem Ausbruch aus Schloss Brunwald ohnehin im Grunde ein sehr langes, abwechslungsreiches Actionfeuerwerk, welches seines Gleichen sucht. Beeindruckend dabei immer wieder wie Spielberg technische Perfektion mit Charaktermomenten kombiniert.

Doch auch abseits der großen Actionszenerien zeigt der Film Stärke in kleinen, feinen Szenen, so etwa die Hitler-Szene oder die eigentlich absurde Idee mit dem Berlin-Venedig-Straßenschild. Auch der Rückblick der PTS bietet nette Momente, so erfährt man in kleinen Momenten, wie Indy an seine Narbe, an seinen Hut, seine Peitsche und seine Schlangenphobie kommt. Das der Kampf auf dem fahrenden Zirkuszug an Octopussy erinnert, stört dabei nicht.

Alles in allem ist The Last Crusade der seltene Fall eines Films, der praktisch keine schwache Szene hat. Gleichwohl halte ich wie schon in For Your Eyes Only Julian Glover für blass. Immerhin ist er von Anfang bis Ende präsent und daher die Fronten etwas deutlicher als im ersten Teil geklärt. Wirklich bemerkenswert ist aber der Dr. Schneider Charakter als einziger ambivalenter Charakter der Serie. Sie wandelt sich im Laufe der Handlung – auch aus Verachtung des Nazi-Regimes – nur um am Ende doch der Anziehungskraft des Grals zu verfallen (sehr ähnlich übrigens zu Boromir im in Lord of the Rings).

Stilistisch ist der finale Teil der ursprünglichen Trilogie eine deutliche Abkehr von Teil 1 und insbesondere Teil 2. Hier ist nichts dreckig, selbst ein mit Ratten gefüllter Tunnel wirkt noch edel und elegant. Die Kameraarbeit ist meiner Meinung nach die beste der Serie, das Production Design das Hochwertigste. Passenderweise kommt auch der Inhalt deutlich weniger brutal und somit familientauglicher daher.

Wie schon zu Anfang gesagt: Teil 3 ist für mich perfekte Unterhaltung, eine perfekte Symbiose aus Dialog, Story, Schauwerten, mit dem richtigen Schuss Humor und einigen Momenten mit wichtigen Aussagen.
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Re: Indiana Jones

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danielcc hat geschrieben:
RW06 hat geschrieben:Nun bin ich mal gespannt, wie dein Fazit zum 4. Teil sein wird! ;)
wie hat dir den meins zu Teil 3 gefallen?
Stimme dir voll in deinen Punktne zu, ist echt ein super unterhaltsamer Abenteur Film!

Re: Indiana Jones

53
RW06 hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:
RW06 hat geschrieben:Nun bin ich mal gespannt, wie dein Fazit zum 4. Teil sein wird! ;)
wie hat dir den meins zu Teil 3 gefallen?
Stimme dir voll in deinen Punktne zu
ist ja langweilig :-)
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Re: Indiana Jones

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Im großen und ganzen kann ich danielcc's Kritik zustimmen. Den sauberen Look der Aufnahme (z.B. venezianische Kanalisation) finde ich allerdings weniger gut, wieso hatte ich schon im Thread geschrieben. Die Vater-Sohn-Geschichte finde ich ganz gut aber nicht perfekt, möglicherweise weil dieses Thema teilweise (in dem Tempel mit dem Gral) als etwas zu schmalzig realisiert wirkt. Der erste Teil des Films über Indys Jugend finde gut aber nicht so genial wie den Rest des Films, River Phoenix als jugendlichem Indy fehlt die Präsenz eines Harrison Ford. Dafür ist der filmische Übergang zu Fords Indy aber sehr schön gelungen.

Ein toller Film, keine Frage. Nahezu Perektion :wink:

Mein Favorit bleibt jedoch Teil 1, für mich dramaturgisch und drehbuchtechnisch perfekt ausbalanciert und ohne größeren Schnörkel wirkt.

Da wir gerade beim so halb beim Thema George Lucas sind (Indy wächst auf seinem Mist), wie wäre es mit einem Star Wars-Thread?
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Terence Young

Re: Indiana Jones

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danielcc hat geschrieben:...Stimuliert werde ich nur von Frauen ;-)
GUT-Das wäre dann auch geklärt!
MX87 hat geschrieben:...River Phoenix als jugendlichem Indy fehlt die Präsenz eines Harrison Ford...
Und das ist auch richtig so! Schließlich ist es normal, dass man in der Jugend nicht DIESE Wirkung entwickelt, wie man es im Alter macht! ;-)

Wenn Du ein SW-Fred haben willst, warum fragst Du? Mach einen auf und schaue was passiert. ;-)

Gone-with the wind
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Re: Indiana Jones

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so, geschafft:

Indiana Jones and the Kingdom of the Chrystal Skull, Steven Spielberg, 2009

Kommen wir zu dem Teil, der am längsten und damit sehnsüchtigsten erwartet wurde, und natürlich genau deswegen – und in Wahrheit NUR deswegen – am heftigsten kritisiert wird. Ich könnte mir nun den Spaß machen, faktisch all die fadenscheinigen und teils schlicht falschen Behauptungen, die gegen diesen Film von „Fans“ hervorgebracht werden zu widerlegen. Aber es hilft ja nicht. Möge doch jeder weiter seine Kindheits-Erinnerungen hegen und ja nicht zulassen, dass etwas „Neues“ auch nur annähernd diesen Status erreicht.

Also kurzum, natürlich ist Teil 4 allerbeste Indiana Jones Unterhaltung. Wer eine Revolution erwartet hat, wird enttäuscht – und doch wird der Film für alles (scheinbar) Neue kritisiert. Wer eine genaue Kopie der alten Filme erwartet hat (als ob sich die alten Teile nicht untereinander unterscheiden würden…), wird enttäuscht – und doch wird der Film für fehlende Kreativität kritisiert.

Nicht umsonst gibt die überragende Cate Blanchett schon zu Beginn Spielbergs Motto für diesen Film aus: „We gonna do this… the old-fashioned way!“ Aber nicht nur das, immer wieder im Film spielt der Meisterregisseur mit der übertriebenen Erwartungshaltung der Fanbasis, wie schon in der ersten Einstellung, in der klassisch vom Paramount Felsen übergeblendet wird. Die Erwartungshaltung von Million Fans weltweit lässt Spielberg einfach verpuffen, in dem er zum kleinsten und unwichtigsten Hügel blendet, den man sich vorstellen kann. Als wolle er uns sagen: „Hey, erwartet nicht zu viel, seid bescheiden!“ Schön auch die Parallele zwischen dem Erdmännchen und Indy. So sagt Dovchenko wenig später, er habe Indy „bei Buddeln im Sand“ gefunden. Wie das Erdmännchen nach dem Ausbuddeln direkt in einer gefährlichen Situation landet, so taucht auch Indiana Jones mit diesem Film nach langer Abwesenheit in einem Jahrzehnt auf, in das er so gar nicht reinzupassen scheint.

Weder der Erdmännchen-Hügel noch die folgende Autojagd sind übrigens CGI, ebenso wenig wie viele andere Szenen im Film, bei denen man es vermuten könnte. Die Autoverfolgung mit entsprechender Musik ist natürlich eine spielerische Art uns das Jahrzehnt der Handlung zu verdeutlichen, meisterhaft gefilmt von Kaminski, der in den chrompolierten Felgen der Fahrzeuge schon die Untertassen vom Ende des Films andeutet. Ein weiterer Kritikpunkt der Fans ist, dass der Film nicht „aussieht“ wie die alten Filme. Das ist so nicht richtig: Die ersten Szenen wirken anders, da ein bestimmter Effekt erzielt werden soll. Letztlich sind sie eben so gefilmt, dass sie das entsprechende Jahrzehnt widerspiegeln und die Szenen mit den FBI Agenten wirkt dann eben absichtlich befremdlich. Überhaupt ist es schön, wie all die 50er Jahre Themen hier eingearbeitet werden (FBI-Überwachung, Angst vor nuklearer Vernichtung, generelle Kommunisten-Paranoia, Alien- und Verschwörungstheorien). Im weiteren Verlauf am College, in Indys Haus und im Dschungel liefert Kaminski dann absolut Indy typische Bilder.

Die für mich beste „PTS“ der Indy Serie beinhaltet alles was eine solche Szene bieten kann:
- der Held wird würdig eingeführt (nur die berühmte Silhouette mit Hut wird gezeigt)
- der beste Bösewicht der Reihe schon zu Beginn mit tollem musikalischem Thema
- das Thema des Films wird erstmals angedeutet (Aliens) und es wird von Szene zu Szene später immer konkreter
- großartige Kulissen, tolle Stunts, tolle Action
- der blitzschnelle Wechsel von Spaß zu Spannung
- selbstironisch wird die eigene Serie mit dem kurzen Blick auf die Bundeslade zitiert

Die beste Szene des Films ist vielleicht die Szenerie im „Atom-Dorf“. Indys Verzweifelung als er die Lage erkennt ist absolut real, die Situation kommt auch für den Zuschauer so überraschend, und so verzeiht man auch die übertriebene Auflösung der Szene. Die sterile Location der Test-Umgebung ebenso wie die des folgenden FBI-Verhörs machen umso deutlicher, dass Indy (in seinen üblichen Klamotten) in diesem Jahrzehnt fehl am Platze ist (siehe Kameraarbeit in diesen Szenen)
Gleichsam zeigt die PTS aber auch schon die eine wesentliche Schwäche des Films, nämlich die zu vielen Charaktere, Folge und Opfer der vielen Drehbuchfassungen. Mac ist leider ein überflüssiger Charakter. Mit ihm, Marion, Oxley, Mutt möchte Spielberg scheinbar vehement einen „Familienfilm-Charakter“ beschwören.

Umso vertrauter ist die Szene am College, praktisch eine 1 zu 1 Kopie aus Teil 1. Ab hier fällt
dann aber auch auf, dass die komplexeste Story der Serie sehr viele expositorische Szenen verlangt, wie etwa die mit Mutt im Diner oder mit ihm in Indys Haus und später im Zelt. Doch all diese Szenen sind spannend und decken nach und nach den MacGuffin auf, bringen die Story in Gange und verraten uns auch immer etwas über die Charaktere, vor allem Mutt, der sehr gut geschrieben und gut gespielt für die tollen „Vater-Sohn-Momente“ sorgt. Schade, dass Koepp es nicht gelungen ist, die vorhandenen guten Ansätze weiterzuentwickeln um dem der Story eine gewisse Aussage oder Bedeutung abzuverlangen. Aber auch so bietet Teil 4 hier mehr als die anderen Teile.

Nächster Actionhöhepunkt ist die Verfolgung auf dem Campus, leider nicht richtig begründet aber dennoch sehr amüsant, mit vielen ordentlichen Indy-Momenten und einem herzhaften Abschluss-Gag. Danach wird wieder gerätselt, denn – auch das wird oft fälschlicherweise kritisiert – Rätsel gibt es hier genug.

Die Friedhofs-Szene mag ich trotz oder auch wegen ihres Studio-Charmes. Die Action ist ebenfalls gut und spätestens hier wissen wir, dass Indy noch ganz der alte ist („You are a teacher?“ – „Part-time!“). Jetzt sind wir drin im Abenteuer und Indy ist in seinem Element. In vielen Actionszenen halte ich den Film für ernster als Teil 3, der noch stärker den Spaß in den Vordergrund stellt. Teil 4 ist somit thematisch, stilistisch und aufgrund der Charakter-Konstellationen eine Mischung aus Teil 1 und 3.

Nachdem Indy gefangen genommen wurde, folgt die Szene im Zeltcamp, die für meinen Geschmack zu lang ist aber wiederum auch sehr spannend. Der Schädel entfaltet seine Macht, die passenderweise wundervoll zu Spalkos Feature passt. Wir werden weiter an das Alien-Thema herangeführt und Indy nimmt schon hier das Ende Spalkos Vorweg: „Careful, you might get exactly what you wish for!“

Was mit der Sandkuhle und der Fahrt im Heck des LKW folgt sind allerbeste Comedy-Momente im Stil von Teil 3 zwischen Vater, Mutter und Sohn, die aber aus dem Nichts wieder blitzschnell in Action umschwenken, denn der ach so passive Indiana Jones – ein weiterer falscher Vorwurf! – lässt sich nämlich in diesem Teil nie lange Gefangen nehmen.
Nun, es kommt zur aufwendig durchgeplanten Dschungelverfolgung, für mich ein Highlight der ganzen Serie. Hier ist Action, echte Stuntarbeit (ja, auch hier wieder der falsche Vorwurf, es handele sich um eine CGI Sequenz), Musik, Humor und Handlung perfekt miteinander verbunden. Da bleiben auch immer wieder Momente, wo der „junge Vater“ stolze Blicke in Richtung seines Sohns schickt. Die Art und Weise wie Spielberg solche Actionszenen choreographiert und damit aberwitzige Wendungen möglich macht, ist wieder einmal einmalig. So gut das auch alles ist, für mich ist der anschließende Umschwung von schneller Action zur gruseligen Ameisenszene noch besser. Ja, hier handelt es sich dann in der Tat um CGI aber was soll’s? Ist das ein Frevel? Ich finde, die Szene ist glaubhaft und verursacht bei mir regelmäßig Unbehagen. Warum aus einem falsch verstanden Nostalgie-Bedürfnis schlechtere Tricks verwenden? Der Kampf gegen Dovchenko ist klassisch für die Serie und sein Ende ist zusammen mit der Szene beim Start des Raketenschlittens (alle Verfolger werden „geröstet“) als sehr brutale Szene ebenfalls in der Tradition der Serie.

Nach ca.100 Minuten bester Unterhaltung kommen wir nun an den Punkt, wo erstmals ein unnötiger CGI Effekt gezeigt wird. Ich halte den Sprung mit dem PKW in den Baum und die anschließenden Wasserfälle für absolut überflüssig. Schade! Die folgenden Szenen im Finale stellen aber dann wieder das tolle production design in den Vordergrund (ja, auch der gesamte Obelisk ist real und ohne CGI). Das Ende des Films in der Schatzkammer bleibt zwar aufgrund winziger Fehler hinter dem Potenzial zurück, was die Story hier geboten hätte aber es ist dennoch eine logische Konsequenz aus dem bis dato Aufgebauten und der Tradition der Serie. Spalko bekommt was sie wollte. Ihre Gier nach Wissen wird gestillt, nur kann sie es nicht ertragen. Letztlich wird sie mit ihrer eigenen Waffe, der Macht über Gedanken, geschlagen. Indy hatte es voraus gesehen.
Man hätte das Alienwesen nicht zeigen müssen, man hätte die Untertasse nicht zeigen dürfen. Hier wäre der Mut zur Auslassung viel raffinierter oder spannender gewesen. Sei es drum. Das kann 2 Stunden tolle Unterhaltung nicht vergessen machen.

Indy hat wie schon in Teil 3 am Ende zur Familie gefunden, er heiratet Marion und in der letzten Einstellung zeigt er noch schnell, dass der Hut noch lange nicht übergeben wird!

Klar, Teil 4 ist keine Offenbarung an innovativer Action, hier wird nicht das Abenteuer-Genre revolutioniert. Zwangsläufig erscheint Teil 4 wie eine Variante der eigentlichen Indy-Kopien à la „Die Mumie“ aber kann man dem Franchise vorwerfen, dass es kopiert wurde? Alles in allem erreicht dieses Sequel nicht die Perfektion des Vorgängers und nicht das bahnbrechende Moment des Originals. Aber kann man Michael Jackson vorwerfen, dass kein Album so revolutionär und perfekt war wie sein Thriller?
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Re: Indiana Jones

60
Weder der Erdmännchen-Hügel noch die folgende Autojagd sind übrigens CGI, ebenso wenig wie viele andere Szenen im Film, bei denen man es vermuten könnte.
- Alle Erdmännchen samt deren Hügel im Film sind animiert. ILM at its best.
- Die Verfolgung zur Elvis-Musik ist real das stimmt.

Was mit der Sandkuhle und der Fahrt im Heck des LKW folgt sind allerbeste Comedy-Momente im Stil von Teil 3 zwischen Vater, Mutter und Sohn, die aber aus dem Nichts wieder blitzschnell in Action umschwenken, denn der ach so passive Indiana Jones – ein weiterer falscher Vorwurf! – lässt sich nämlich in diesem Teil nie lange Gefangen nehmen.
Joa die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist eine der Stärken des Films. Auch das Action-Humor-Verhältnis ist gut ausbalanciert.
un, es kommt zur aufwendig durchgeplanten Dschungelverfolgung, für mich ein Highlight der ganzen Serie. Hier ist Action, echte Stuntarbeit (ja, auch hier wieder der falsche Vorwurf, es handele sich um eine CGI Sequenz), Musik, Humor und Handlung perfekt miteinander verbunden.
Die Dschungelsequenz besteht aus einem Mix aus Real- und CGI-Aufnahmen. Per CGI-ergänzte Aufnahmen sind so z.B. die Fahrt am Abrgund entlang und viele Einstellungen in denen Mutt auf beiden Jeeps steht, vor allem mekrt man das in den Szenen in denen der breitbeinig auf beiden Autos stehende Mutt vom manchem Gewächs zwischen den Beinen getroffen wird. In diesen Szenen standen die Jeeps im Studio vor dem Bluescreen.
Die Verflungsjagd im Dschungel beinhaltet wirklich einiges an realen Aufnahmen doch ist sie nachweislich in wesentlichen Punkten per CGI-Erweitert worden, wenn auch sehr geschickt :wink:


Meine allegmeine Meinung zu Teil 4 hatte ich ja schon im längeren im Thread geäußert: Guter Film, aber in sich doch etwas unentschlossen zwischen "retro" und "neu", vor allem bei Thema Stil (Bild, Ausleuchtung etc.)
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Terence Young