Von den Lobhuldigungen beflügelt, habe ich Crusade gestern eine neue Chance gegeben, in der Hoffnung, der Funke würde dieses Mal etwas mehr überspringen. Nun, obgleich ich dem Film einiges abgewinnen kann, in erster Linie den Abtausch zwischen Vater und Sohn (da gibt's ein paar sehr schöne und auch sehr witzige Szenen), stören mich sehr viel mehr Aspekte als in Raiders und Temple.
So ist mir der gesamte Beginn mit River Phoenix zu seicht geraten, was nicht zuletzt an Williams klamaukigem Mickey Mousing liegt. Schön ist hier, wie erste Elemente aus dem darauffolgenden Plot um den Graal ganz organisch in die Nebenhandlung eingebettet werden. Auch den Übergang zu Indy Anno 1938 empfinde ich als äußerst gelungen.
Ein paar Venedig-Szenen sind ganz nett, vor allem die Suche nach dem Eingang des Grabs (die Stempel-Szene

). Die Bootsjagd ist schön fotografiert und das Setting mit den großen Dampfern nicht uninteressant, ich hätte sie mir allerdings noch etwas länger gewünscht. Die Auflösung empfinde ich als unbefriedigend, wieso gibt der Kreuzritter-Orden Typ plötzlich alles preis, obwohl er ein paar Sekunden zuvor noch bereit gewesen wäre, schweigend in den Propellertod zu gehen? Das ist irgendwie schwaches Plotting, aber ok, am Serienmaßstab gemessen ist in diesem Bereich nicht sonderlich viel zu erwarten

"Österreich" gefällt mir wiederum durch die Bank, der Schnitt zum völlig verlorenen Brody in Iskenderun ist wirklich sehr lustig und als Pointe schön getimed (Gruß an Hille). Die Begegnung mit Hitler ist natürlich völlig drüber, aber sehr vergnüglich, auch der Zeppelin ist ein kleines Serienhighlight. In der darauffolgenden Flugzeugaction trübt die leider noch nicht ausgereifte Digitaltechnologie, die hier erstmals Rückprojektionen ersetzen sollte, den Gesamteindruck. Leider ist mir die ganze Szene zu albern geraten, ich denke da an das Jagdflugzeug im Tunnel. Das ist ein paradigmatisches Beispiel dafür, weshalb Crusade bei mir abfällt: Der ohnehin eher lockere und humoristische Grundton der Vater/Sohn-Beziehung wird entgegen des serienüblichen Rezepts zu selten durch widerum ernsthafte Elemente kontrastiert, sondern durch die Slapstick-artige Action noch verstärkt. Das fühlt sich für mich an wie eine Torte mit zuviel Sahne, selbiges lässt sich dann verstärkt auf Teil 4 und allem Anschein nach auch auf Teil 5, dessen Trailer mich so gar nicht in Stimmung versetzt hat, übertragen.
Wirklich nervig wird's für mich in der Panzeraction - da sind so tolle Einfälle, die durch die cheesigen Dialoge und teils unwitzigen Pointen völlig untergehen. Ab da ist mir der Film zu sehr auf Klamauk gebürstet, vielleicht ist das auch der Grund, weshalb man sich entschied, Jones Senior schwer zu verwunden. Da der Graal bei allem Klamauk völlig in den Hintergrund gerät, müssen die Stakes für den Showdown nochmal gehörig erhöht werden. Als außerordentlich gelungen empfinde ich wiederum Elsas ambivalente Rolle, auch ihr optisches Auftreten macht natürlich auch einiges her, allen voran das herrlich überzeichnete Panzercommando-Outfit
Als wirklich lästig empfinde ich Wolfgang Pampels sehr tiefe Stimmlage in der deutschen Synchro. Nach eigenen Angaben, soll er zu dem Zeitpunkt des Einsprechens erkältet gewesen sein. Da ich sowohl Indy als auch Han Solo immer mit der ikonischen Pampel-Stimme verbinde, stören mich Abweichungen immer sehr empfindlich. So empfinde ich die neue Synchro von Raiders als Verbrechen, da Pampels fortgeschrittenes Alter wirklich unüberhörbar ist, was hier natürlich nicht zum Alter der Figur passt.