Re: Der Batman-Thread

557
vodkamartini hat geschrieben: 6. März 2022 17:38 Er will ein Antiheldenfilm sein, ist aber zu lange ein Heldenfilm.
Ja, auch nach meiner Zweitsichtung weiß ich immer noch kein abschließendes Urteil, dieser Satz trifft es aber dennoch ganz gut. Alles, was dieser Film an Kritik am Batman-Mythos und an Superhelden als popkulturelles Phänomen im Allgemeinen formuliert und wie er das in einen aktuellen Bezug setzt, zur Alt-Right-Bewegung, zu Attentaten wie Christchurch etc., finde ich sensationell, mutig und es hebt diesen Film weit ab von der gesichtslosen Masse des immer gleichen Marvel-Einerleis. Aber: Gleichzeitig feiert der Film etwas zu lange das Macho-Kino auch ab, suhlt sich schon sehr in seinem Stil, in der Wucht der Batman-Figur, stellt ihn dann doch etwas sehr viel cooler da als eigentlich je zuvor, ikonischer gar als Nolan oder Burton. Allerdings achtet der Film schon früh darauf, diese Eindrücke immer wieder zu brechen: In der Eröffnungsszene schluchzt der Gerettete verängstigt, als sich die Fledermaus ihm nähert. Bei der Flucht aus der Polizeistation sieht der Abgang von Bats erst cool aus, ehe er sich legendär schmerzhaft und unelegant abmault.

So ganz zu 100 Prozent bin ich glaube ich nicht zufrieden, eher aber stimmt die Aussage, dass ich mir noch nicht sicher bin, wie ich mich da in Gänze zum Film positioniere. Allerdings bin ich Reeves dafür dankbar, dass es ihm überhaupt gelungen ist, so viel Ambivalenz zu schaffen. Die Probleme, die ich bei diesem Film habe, da kommen andere Genre-Vertreter gar nicht erst hin.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Batman-Thread

558
Sehe ich ähnlich, das ist Jammern auf hohem Niveau. Der Film ist deutlich ambitionierter als das was man von DC und auch Marvel sonst so kennt (mit Ausnahme von Nolan). Und wenn man sich die furchtbaren Trailer von Doctor Strange 2 und Morbius ansieht, dann wird sich daran auch in naher Zukunft nichts ändern. Ich habe in letzter Zeit nur Filme wie Uncharted und Tod auf dem Nil im Kino gesehen und die sind dagegen Discount-Ware (nicht von den Kosten her, aber was die Ambitionen und die Stimulanz der kleinen grauen Zellen betrifft).

Ich habe ja mit der Nolan-Trilogie keine vergleichbare Entfremdung erlebt, was aber auch daran liegen mag, dass ich sie nie so überragend fand. Batman Begins ist ein guter Film, aber keiner der mich packt. TDKR war eine Enttäuschung, lang, zäh, viel zu viele Figuren, kaum Batman und ein schwacher, langweiliger Bösewicht. Auch da sieht man die Ambitionen, aber der Unterhaltungswert ist einfach zu gering. Einzig TDK ist für mich auch wie vor ein bärenstarker Superheldenfilm, der Anspruch mit Entertainment nahezu perfekt verbindet. Ich sehe da auch keine Abnutzungserscheinungen. Da passt auch nicht alles, aber im Vergleich mit Genrekollegen ist das schon eine Marke. Wenn man in ein paar Jahrzehnten mal auf das Genre zurückblicken wird bin ich mir sehr sicher, dass TDK hier eine Sonderstellung einnehmen wird.

Bei The Batman bin ich mir da nicht so sicher, denn er fährt trotz eines anderen Fokus dennoch sehr offensichtlich auf der Nolan-Schiene. Auch er präsentiert den dunklen Ritter als ikonische und gleichzeitig tragische Figur, auch er prangert aktuelle gesellschaftliche Missstände an, kommentiert sie, verhandelt sie und packt sie in ein verdauliches Genre-Konzert, und auch er ist wuchtig, episch und düster. Ich brauche definitiv noch eine zweite Sichtung, um ein finales Urteil abgeben zu können, da bin ich d´accord.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Batman-Thread

559
Ich schaue ihn wahrscheinlich erst nächstes Wochenende, aber was mir grundsätzlich in den Trailern gefällt ist der Look von Gotham City: Verregnet, dreckig, düster. In den Nolan-Filmen sieht Gotham für mich viel zu sehr nach einer normalen amerikanischen Grossstadt aus. Es erinnerte mich da irgendwie vieles an New York (obwohl ich noch nie dort war).
Der einzige Nachteil durch die düsteren Bilder könnte sich daraus ergeben, dass man vielleicht manchmal kaum sehen kann, was auf der Leinwand vor sich geht? Muss man sich da Sorgen machen? Eine mangelhafte Ausleuchtung gibts ja leider heutzutage des öfteren...

Re: Der Batman-Thread

560
Ich mochte den Nolan-Look, es muss nicht immer versifft sein. in TDN war es übrigens Chicago, in TDKR war es dann tatsächlich New York welches Gotham doubelte. Im neuen Film sieht das alles sehr nach Finchers Sieben aus, was aber definitiv beabsichtigt war und zum Plot passt.

Reeves zelebriert hier den Noir-Look, neu ist das aber ganz sicher nicht. Das gab es schon bei Bogart (Big Sleep) und auch bei Scott (Blade Runner) und so weiter.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Batman-Thread

561
vodkamartini hat geschrieben: 8. März 2022 07:37 Im neuen Film sieht das alles sehr nach Finchers Sieben aus
Ja, aber da sehe ich die größte Schwäche des Films – so eindeutig, wie sich "The Batman" an Zeug wie "Chinatown", "Se7en" und "Zodiac" orientiert, so zahm wirkt er durch die PG-13 Freigabe (bei uns: FSK 12). Ich muss jetzt keinen Gore bei Bats sehen, aber es fällt zu arg auf, dass es hier Beschränkungen seitens des Studios gab. Insbesondere beim Rattenmord ist es schon grotesk, nur davon zu hören, aber nichts richtig zu sehen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Batman-Thread

562
Casino Hille hat geschrieben: 8. März 2022 10:36
vodkamartini hat geschrieben: 8. März 2022 07:37 Im neuen Film sieht das alles sehr nach Finchers Sieben aus
Ja, aber da sehe ich die größte Schwäche des Films – so eindeutig, wie sich "The Batman" an Zeug wie "Chinatown", "Se7en" und "Zodiac" orientiert, so zahm wirkt er durch die PG-13 Freigabe (bei uns: FSK 12). Ich muss jetzt keinen Gore bei Bats sehen, aber es fällt zu arg auf, dass es hier Beschränkungen seitens des Studios gab. Insbesondere beim Rattenmord ist es schon grotesk, nur davon zu hören, aber nichts richtig zu sehen.
Genau das finde ich klasse. Mir persönlich gefallen explizite Gewaltdarstellungen / Grausamkeiten in Filmen eigentlich nicht besonders. Schön, dass man es hier nur andeutet, die Fantasie reicht aus um den Rest zu interpolieren.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Der Batman-Thread

563
Revoked hat geschrieben: 8. März 2022 10:54 Mir persönlich gefallen explizite Gewaltdarstellungen / Grausamkeiten in Filmen eigentlich nicht besonders. Schön, dass man es hier nur andeutet, die Fantasie reicht aus um den Rest zu interpolieren.
Kann den Blickwinkel vollkommen nachvollziehen. Finde aber auch, explizite Gewalt hat in manchen Filmen ihren sehr berechtigten Platz – und für das, was der Film kommunizieren will, hätte ich es an einigen Stellen gerne deutlich gesehen. Angedeutete und ausgesparte Gewalt ist bis zu einem gewissen Grad auch immer geschönte und verharmloste Gewalt.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Batman-Thread

565
Bzw. lasse es mich anders formulieren: Es gibt ja Szenen in diesem Film, in denen gezeigt werden soll, dass auch Batman jemand ist, der Gewalt ausübt, die bar jeder Notwendigkeit ist. Den ersten Gegner im Film schlägt er blöd gesagt zu Klumpen. Den letzten Gegner im Film prügelt er beinahe tot, Gordon und Selina reagieren auch dementsprechend. Aber ich glaube nicht, dass diese Botschaft und Aussage bei 95 Prozent der Zuschauern ankommt – weil die Gewalt nicht hässlich genug ist. Dadurch, dass nur ihre Geste gezeigt wird (der maskierte Held, der aus zig Filmen, Comics, Games etc. bekannt ist), bleibt sie cool und auch bequem. Sätze wie "I am vengeance" werden schon sehr bald unter Batman-Fans zum geflügelten Wort werden, womit dann aber komplett untergeht, dass Reeves und sein Film das alles gar nicht so cool finden und es eher eine Kritik an Superhelden ist.

Anders wäre das, wenn die Gewalt explizit, realistisch und hässlich wäre. Wenn man das Ausmaß dessen, was Batmans Schläge anrichten, sehen könnte. Dann wäre es wesentlich schwieriger, hier noch Coolness zu sehen, und der Film wäre in seiner Aussage klarer. So wie "The Batman" jetzt ist, fürchte ich, dass es an einigen Stellen zu wenig ist, um über die Ziellinie zu kommen. Das sind dann Kompromisse, die gemacht wurden, um das üppige Budget an den Kinokassen wieder einholen zu können.

Ansonsten bin ich bei dir: Implizierte Gewalt ist meist intensiver. "The Dark Knight" macht das in einer Szene, in der der Joker einem Mann das Gesicht aufschlitzt, phänomenal und Zimmers Musik unterstützt da auch passend. In der Szene geht es nur auch nicht um die Auswirkungen der Gewalt des Jokers, daher ist es okay, die Gewalt auszublenden (es ist sogar effektiver). Reeves will nur meines Erachtens direkt diese Gewalt thematisieren. Er stellt ja im Finale durch den "I am vengeance"-Satz noch eine tolle Verbindung her, aber ich fürchte, es ist zu wenig. Da kommt das Blockbuster-Kino (mit seinem Verlangen, für alle Zuschauer konsumierbar zu sein) dann vielleicht auch an seine Grenzen.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Batman-Thread

566
Casino Hille hat geschrieben: 8. März 2022 10:36
vodkamartini hat geschrieben: 8. März 2022 07:37 Im neuen Film sieht das alles sehr nach Finchers Sieben aus
Ja, aber da sehe ich die größte Schwäche des Films – so eindeutig, wie sich "The Batman" an Zeug wie "Chinatown", "Se7en" und "Zodiac" orientiert, so zahm wirkt er durch die PG-13 Freigabe (bei uns: FSK 12). Ich muss jetzt keinen Gore bei Bats sehen, aber es fällt zu arg auf, dass es hier Beschränkungen seitens des Studios gab. Insbesondere beim Rattenmord ist es schon grotesk, nur davon zu hören, aber nichts richtig zu sehen.
Ganz genau! Das ist auch mein Hauptkritikpunkt. Die Story gibt eine 12er Freigabe überhaupt nicht her, aber das es ein Superheldenfilm ist, muss das natürlich sein. Der Killer wirkt dadurch wesentlich harmloser, als er eigentlich ist. Es nimmt dem Film ein Stück weit sein Bedrohungspotential und das ist sehr schade, zumal es einzig des schnöden Mammons wegen passiert.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Batman-Thread

567
Casino Hille hat geschrieben: 8. März 2022 12:18 Dadurch, dass nur ihre Geste gezeigt wird (der maskierte Held, der aus zig Filmen, Comics, Games etc. bekannt ist), bleibt sie cool und auch bequem. Sätze wie "I am vengeance" werden schon sehr bald unter Batman-Fans zum geflügelten Wort werden, womit dann aber komplett untergeht, dass Reeves und sein Film das alles gar nicht so cool finden und es eher eine Kritik an Superhelden ist.
Selbst die eigene Filmfirma hat es nicht geschnallt bzw. setzt ganz bewusst auf den Coolnessfaktor und ignoriert die Aussage des Films. Schau dir mal die T-Shirts und Hoodies zu dem Film an. Überall prangt darauf "I am vengeance". Das ist schon grotesk.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Der Batman-Thread

568
Ich fürchte, mich als großer Batman-Fan hat dieser neue Batman-Streifen leider etwas enttäuscht. Er war einfach zu lang.
Die erste Hälfte war noch durchaus unterhaltsam, aber irgendwann zog es sich zu sehr hin. Ich verlor das Interesse dran und wollte nur noch das der Film endlich endete.
Robert Pattinson und Co. spielten alle großartig, aber leider konnten sie diese langatmigen Momente auch nicht mehr retten.

Warum müssen die Filme von heute eigentlich fast 3 Stunden gehen?
Wo sind nur die guten alten Zeiten hin, als ein Batman-Film nur 2 Stunden dauerte?
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Der Batman-Thread

569
Na ja, die Nolan Trilogie ist auch schon recht "überlängig". Batman Begins (der immerhin schon 17 Jahre alt ist) dauert 2h 20m, TDK 2h 32m und TDKR 2h 45m. Ich habe es weiter oben schon geschrieben, die Endgamisierung ist der neue Goldstandart im Blockbusterkino. Aber die Rückkehr zum "Epos" der Cinemascope-Ära wurde schon viel früher eingeläutet. Kevin Costner und vor allem James Cameron haben hier Pionierarbeit geleistet.

Damals wie heute kam der Feind aus der Flimmerkiste. Damals in Farbe, heute als Stream.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review