So und nun hier meine Reviews Teil 1...
Zuvor aber noch etwas über
Die Kunst Tarantinos
Es wird QT angekreidet bereits vorhandene Filme "zu plündern" und seine aus verschiedenen Filmen zusammen zu puzzeln. Leute die diese Meinung vertreten müssten dementsprechend jeden Künstler der in seinen Werken nicht 100%ig originäre Ideen hat dies ebenso ankreiden. Andy Warhol hätte dementsprechend keine Kunst gemacht, sondern nur Alltagsgegenstände (Dosensuppe) gemalt...
Tarantino bedient sich des Kinos der Vergangenheit, das stimmt. Er erschafft aber in aller Regel etwas eigenes daraus: Eine Liebeserklärung an das Medium Film und seine verschiedenen Genres. Dabei pfeift er auf Konventionen (siehe Änderung der Geschichte in IB, non-lineare Erzählweise). Sein wohl künstlerischster Film ist dabei wohl IB wobei auch die beiden Kill Bill-Teile teils sehr künstlerische Momente haben (ich komme drauf in den Reviews). Tarantino ist letztenendes ein Autorenfilmer erster Güte und seine durchgeknallte Weise sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dass es um ihn einen Hype gibt stimmt, aber dies ist bei Hitchcock, Kubrick und anderen doch auch nicht anders (gewesen). Deshalb muss man die Filme abseits vom Hype sehen und eben die Pressestimmen nicht darauf Einfluss nehmen lassen...
Tarantinos Kunst besteht aus meiner Sicht aus folgenden Elementen:
- Nutzung des kollektiven Kinowissens um gezielt verschiedene Emotionen beim Publikum auszulösen bzw. seine Figuren und Situationen in ganz bestimmte Richtungen zu lenken.
- Dialoge
- Sorgfältig gezeichnete Charaktere
- Seine Darsteller zur perfekten Performance bringen. Er lässt sie seine Charaktere werden.
- Kameraführung
- Unästhetische Dinge (v.a. Gewalt) glaubhaft zur Ästhetik erheben.
- Pop-Kulturelle Themen reflektieren und auch durchaus parodieren.
- Den Spagat zwischen surrealen Momenten und
so... let's start...
Reservoir Dogs
Man könnte den Film auch als den etwas anderen Heist-Film bezeichnen. Der Coup geht schief und die Gangster rechnen mehr oder weniger miteinander ab. Der zeigt insgesamt schon viele aberwitzige Einfälle und Tarantinos Stärke: Dialoge. Alltägliche Dinge schafft er es in einer Form erinnerungswürdig zu machen, wie man es bis dato wohl kaum sah. Dies wird erreicht durch die gleichermaßen eigentlich alltäglichen wie auch gleichzeitig absurden Gespräche. In RD ist dies in der Anfangsszene allein schon die Diskussion über die Bedeutung von Madonnas "Like a Virgin".
Der Film ist stark, allerdings gehört er bei weitem nicht zu meinen Lieblingen von Tarantino. Wieso? Nun, es fehlt mir neben den Dialogen und den Situationen einfach noch ein Batzen genialität. Allein die tollen Dialoge reichen nicht, wie man hier merkt. Wir sehen in den nachfolgenden Filmen, dass es auf das Gesamtpaket ankommt.
7,5/10
Pulp Fiction
Auf dem Gymnasium haben wir PF sogar im Englisch LK analysiert. Im englischen Original beinhaltet der Film in seinen Dialogen sogar viele lyrische Stilmittel die man eigentlich nur in schriftlicher Literatur findet. Die Dialoge sind hier wie schon bei RD aberwitzig und absurd, aber gleichermaßen Unterhaltsam und auch einprägsam. Hier zeigt sich noch besser die Kunst Tarantinos, in seinen Dialogen alltägliche Dinge sogar tiefsinnig aufzugreifen. Natürlich spielt es hier rein, dass unter anderen zwei Auftragskiller sich "während der Arbeit" eben über solche Sachen unterhalten und die Situation wiederum in die Absurdität treiben. Es sind auch die sorgfältige Zeichnung der Figuren, die den Film so wunderbar machen. Ob nun der eine der beiden Killer religiöser de-facto-Vegetarier ist, dem anderen immer etwas schlechtes passiert wenn er vom stillen Örtchen kommt oder Butch eben so sehr an der Uhr des Vaters hängt. Die Schauspieler sind hochkarätig, jedoch muss man auch bedenken, dass Schauspieler nicht immer von alleine Großartig sind. Travolta hat auch schon richtig schlechte Performances gegeben, spielt in PF aber wohl so gut wie nie zuvor oder danach. Hier sieht man schon das Talent Tarantinos seine Darsteller perfekt zu besetzen UND diese eben auch zu den perfekten Performances zu bringen.
Der Film verknüpft verschiedene Erzählebenen und Geschichten durch seine non-lineare Erzählweise, welches ein überaus starker Einfall ist und prima funktioniert. Die Musik ist nahezu komplett nicht für den Film geschrieben, aber verleiht dem Film eine einzigartige Atmosphäre. Dazu tragen auch die Kameraführung bei.
Stilistisch ist der Film wiederum eine Mischung aus Nouvelle Vague, Film Noir und eben den literarischen Pulp-Werken. Nicht zu vergessen die eruptive Gewalt, welche ein Merkmal des New Hollywoods ist. Tarantino lässt alles flüssig miteinander verschmelzen. Ebenso sind Pop-Kulturelle Referenzen quasi im sekunden-Takt zu finden und auch einige surreale Momente (Mia zeichnet das Viereck vor dem Restaurant).
Ich habe Zeit gebraucht um mit PF etwas anzufangen. Als ich ihn das erste mal sah fand ich ihn total langweilig, ebenso das zweite mal. Beim dritten mal machte es klick und der Film begeistert mich seit damals.
PF ist für mich Tarantinos erstes Meisterwerk. Dies weil er hier eben zum ersten mal das verbringt was ich oben "seine Kunst" nenne. Hier trifft alles zu und fügt sich zu einem modernen Kunstwerk. Die Aussage von PF ist, dass das Leben nun mal das Leben (und somit u.a. endlich) ist, egal ob man nun Killer oder Normalo ist. Dabei versucht der Film aber niemals nur realistisch zu sein. Er spielt halt in Tarantinos verrückter "Movie-World" ab. Das Gesamtpaket stimmt nicht nur, nein es ist perfekt. Dennoch habe ich mich bei der Abstimmung für IB entschieden, weil dieser eben noch mehr bietet, was eigentlich undenkbar gewesen war.
10/10
Jackie Brown
Tarantino goes Blackxpolation. Nun dies ist ein Film zu dem mir bis heute irgendwie der Zugang fehlt. Er zwar wieder mit tollen Darstellern und netter Story aber hier ist es ähnlich wie in RD. Das Gesamtpaket ist nicht so überzeugend. Dieser Film ist durchaus von der Genialität von PF sehr weit entfernt.
7/10
Kill Bill Vol. 1 und Vol. 2
Da der Film eigentlich als ein Film konzipiert und so gedreht wurde werde ich ihn auch so bewerten. Da die Endwertung ohnehin die gleiche ist macht es auch keinen so großen Unterschied.
KB ist eine Synphonie der Gewalt und der Liebe. Dass die Grundidee aus Truffauts "Die Braut trug Schwarz" stammt ist nicht schlimm, verbindet Tarantino hier dies mit einer Hommage an den Eastern. Das Kino aus Fernost ist hier Hauptthema der Reflektion zusammen mit dem Thema Rache.
Wie schon zuvor ist es hier das Gesamtpaket und das stimmt. Geradezu überschwänglich - aber angesichts des Eastern-Themas passend - widmet sich vor allem Vol. 1 der exessiven Gewaltdarstellung. Dies ist allerdings so kunstvoll und eben ästhetisch, dass es zwar brutal aber auch gleichzeitig faszinierend ist. Das Werk ist dabei wohl bis dato das abgehobenste Tarantinos. Er selbst sagte es spiele in der "Movie-Movie-World" oder: "Wenn Vincent und Jules aus PF ins Kino gehen, dann schauen sie sich KB an." Dementsprechend zeigt sich auch hier der strikte Willen den Film eben absurd (mitten im Kampf kommt die Tochter nach Hause) und surrealistisch sein zu lassen. Es wird übertrieben, aber das ist auch gut so, denn so funktioniert der Film.
Auch haben wir hier wieder die sorgfältig gezeichneten Charaktere, wunderbar spielende Darsteller und einen tollen Soudntrack (vor allem bei Vol. 1). Der zweite Teil stellt sich wesentlich weniger Actionreich an, aber die Dialoge entschädigen.
Der Film ist eine Hommage bietet aber auch gleichzeitig wieder insgesamt viel Kreativität.
Einziger Wermutstropfen: Der Film ist super, allerdings nicht genial. Es fehlt eine größere Aussage oder ein klares Statement. Das Thema Rache führt auch zu keinen Ergebnis. Hat es der Braut geholfen? Hat sie ihren Frieden mit sich selbst oder ist sie eher desillusioniert? Das Endergebnis fehlt meines Erachtens. So ist KB ein nahezu perfekter Film, aber fehlt halt die Amarena-Kirsche obendrauf.
9/10
Teil 2 mit Death Proof und IB Coming Soon...