Welches sind eure zwei Lieblingsfilme von Sam Peckinpah?

The Deadly Companions (Keine Stimmen)
Ride the High Country (Keine Stimmen)
Major Dundee (Keine Stimmen)
The Wild Bunch
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (38%)
The Ballad of Cable Hogue (Keine Stimmen)
Straw Dogs (Keine Stimmen)
Junior Bonner (Keine Stimmen)
The Getaway (Ein Mann Explodiert) (Keine Stimmen)
Pat Garrett & Billy the Kid
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Bring me the Head of Alfredo Garcia
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
The Killer Elite (Keine Stimmen)
Cross of Iron
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Convoy (Keine Stimmen)
The Osterman Weekend (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

166
GoldenProjectile hat geschrieben: 7. Dezember 2022 11:09 Hille macht übrigens nicht mit weil man ihn, ich zitiere, "mit Peckinpah jagen kann". :roll:
Zitiere mich doch wenigstens korrekt. Ich mach vielleicht bei den guten Filmen mit. :mrgreen:

Kleiner Scherz natürlich, aber ich hab aktuell eigentlich kaum Zeit und die Peckinpahs, die ich nicht eh im Regal habe, sind mir ein großes Stück zu teuer derzeit. Ich lese aber mit Vergnügen mit.
https://filmduelle.de/

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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

168
Ich hab vor allem noch zig Sachen rumliegen, die ich gerne textlich verarzten würde (u.a. Filme von John Huston, Cecil B. DeMille und Richard Lester), aber durch den Weihnachtsstress auf der Arbeit kommt man zu nix. Welche Peckinpahs macht ihr nochmal? Vielleicht schaue ich passend zu eurer Blutschau ja "The Wild Bunch" mit euch mit. :)
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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

170
Ich habe ein ziemlich volles Wochenendprogramm und drängle mich daher schamlos vor.

Die Rezension enthält Spoiler zur Handlung und zum Ende von The Wild Bunch. Der Text ist teilweise recycelt aus einem filmanalytischen Aufsatz, den ich vor ein paar Jahren an der Hochschule zu einem Beispiel von Gewalt in Filmen geschrieben habe.


The Wild Bunch (Sam Peckinpah, 1969)

"You wanna come along? Ain't how it used to be, but it'll do."

Manche Regisseure sind heute filmhistorisch unzertrennlich mit ihrem "Meisterwerk" verbunden, sei es Kubrick mit 2001 oder Hitchcock mit Vertigo. Bei Sam Peckinpah ist es sein 1969 erschienener Spätwestern The Wild Bunch. Und auch wenn es gerade bei diesen Beispielen genügend andere valide Kandidaten für einen persönlichen Liebling des geneigten Filmfans gibt, ist es doch gleichzeitig auch schwer, dem Status des allgemein anerkannten "Meisterwerks" zu widersprechen. Aber der Reihe nach:

Nur wenige Filme der 1960er-Jahre haben einen vergleichbaren filmhistorischen Nachhall in Bezug auf Gewalt und Action wie Sam Peckinpahs The Wild Bunch. Der Film schildert die Geschichte einer Bande alternder "Outlaws" um den berüchtigten Pike Bishop (William Holden) im Jahr 1913, als die klassische Wildwestzeit sich immer deutlicher ihrem unausweichlichen Ende zuneigt. Nach einem missglückten Überfall auf das Büro einer Eisenbahngesellschaft setzt sich die Gruppe nach Mexiko ab, verfolgt von einem ehemaligen Komplizen, Deke Thornton (Robert Ryan), der nun, um eine Gefängnisstrafe zu vermeiden, gezwungenermassen auf Seiten des Gesetzes agiert. Umgeben von tumben, gierigen Handlangern und skrupellosen Befehlshabern, sichtlich unglücklich mit seiner Position, aber ohne andere Wahl. Südlich der Grenze erledigen sie zunächst einen Auftrag für den tyrannischen General Mapache, der Waffen benötigt, um sein Einflussgebiet auszudehnen - Waffen, welche die Bishop-Bande für ihn von einem US-Transportzug raubt. Die Sache verkompliziert sich aber, als ein Mitglied von Bishops Bande einen Teil der Waffen einheimischen Rebellen zukommen lässt, mit denen er aus familiären und kulturellen Gründen sympathisiert, und die sich Mapache gegenüberstellen. Nachdem sie zunächst tatenlos zusehen, wie ihr Freund von Mapache gefoltert und gedemütigt wird, entscheiden sich Bishop und seine drei verbliebenen Kameraden schliesslich, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen. In einem suizidalen Blutbad gewaltigen Ausmasses feuern sie Mapache und einen grossen Teil seiner Garnison in Grund und Boden bevor sie selber erschossen werden.

Die Gewaltdarstellung und die Ästhetisierung der Action in The Wild Bunch polarisierten nicht nur bei Erscheinen des Films, sondern werden mitunter auch bis heute diskutiert. Die mehrminütige Kampfszene am Ende ist schriftlich kaum zu beschreiben mit ihren unzähligen, rasant geschnittenen Bildwechseln, verschiedenen Perspektiven, kurzen Zeitlupeneinblendungen und dutzenden von sterbenden Statisten. Der blut- und bleihaltige Bilderrausch portraitiert das Ausmass der Zerstörung in einer solchen Intensität, dass Zuschauern bei der Erstaufführung angeblich übel geworden sei. Alleine dass dieser nicht zweifelsfrei belegte Mythos der sich übergebenden Zuschauern bei der Vorpremiere bis heute kursiert sagt einiges über die Diskussionen aus, die The Wild Bunch in der Lage, ist anzuregen.

"Let’s go" - Mit diesen schlichten Worten, die im Film zuvor schon einige Male in unterschiedlichem Kontext gesagt wurden, wird die Vereinbarung von vier Männern, gemeinsam in den sicheren Tod zu ziehen, besiegelt. Die folgende Schlacht von Agua Verde, die in die Filmgeschichte eingegangen ist, und in welcher der namensgebende "Bunch", bzw. was davon übriggeblieben ist, eine halbe Armee mit ins Jenseits nimmt, ist nichts anderes als der sichere Suizid. Ein vermeintlich sinnvolles Motiv ist darin auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Zwar fordert Bishop die Freilassung des halb zu Tode geschundenen Kameraden Angel, aber geht es wirklich darum, den an der Schwelle des Todes stehenden zu retten? Ist das überhaupt noch möglich? Mapache beantwortet die Frage, indem er Angels Kehle durchschneidet. Zuvor hatten Bishop und seine Gefährten Angels Bestrafung für den Waffenraub – in den der Rest der Bande sehr wohl eingeweiht war – stillschweigend geschehen lassen, um das Geld und den Schutz vor den amerikanischen Behörden, die ihnen der teuflische General versprochen hatte, nicht zu gefährden. Als sie sich nach einem Moment der Reflektion dennoch dafür entscheiden, die prekäre Lage mit selbstopfernder Gewalt zu lösen, hat das wenig von Ruhm und Ehre an sich.

Ein durchgängiges Motiv in The Wild Bunch und weiteren Filmen von Sam Peckinpah ist die Veränderung des gewohnten Umfelds der Protagonisten. Die Handlung ist im Jahr 1913 angesiedelt, deutlich nach der Blütezeit des amerikanischen Westens wie er im Genre üblicherweise gezeigt wird. Die Schlüsselfiguren Pike Bishop, Dutch Engstrom und Deke Thornton sind nicht mehr die Jüngsten und eindeutige Überbleibsel einer vergangenen oder zumindest vergehenden Ära, in der sie als Legenden galten. Der "Wild Bunch" reitet auf Pferden und schiesst mit Revolvern, wird aber im gleichnamigen Film voller Erstaunen mit einem Maschinengewehr und einem Automobil konfrontiert und tauscht in einer Szene sogar Gerüchte über ein angebliches Flugzeug aus. So ergibt sich das Gesamtbild einer Welt, in der die "Helden", also die Outlaws, keinen Platz mehr finden.

Gleichzeitig zeigen diverse Szenen einen krassen Gegenpol zur blutigen Gewalt. Die Bishop-Bande legt nach der Grenzüberquerung einen Halt in einem mexikanischen Dorf ein und wird beim Feiern mit den Einheimischen gezeigt. Ähnlich verhält es sich nach ihrer "Aufnahme" in die Gefolgschaft von Mapache. Solche Szenen portraitieren die Gesetzlosen als lachende, trinkende und tanzende Menschen im Umfeld derber aber harmloser Geselligkeit. Auch wenn nicht explizit gesagt ergibt sich doch der Eindruck, als kämen die Banditen zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in Berührung mit einer Unschuld, die ihnen durch ihr verbrecherisches Leben ansonsten verwehrt bleibt. Wie ich damals aus einer Analyse von Rainer Winter zitiert habe (im Unterricht wurden drei Zitate verlangt): "Der Aufenthalt in Angels Dorf wirkt dann wie ein Paradies auf Erden" und - in Bezug auf eine Szene der wortlosen Selbstreflektion, unmittelbar vor dem blutigen Finale – "Dies ist zweifellos ein Moment der Epiphanie. Pike hat sich verwandelt. Er kann nun sein tragisches Schicksal annehmen. Er kann die Vergangenheit nicht ändern, es wird keine Vergebung für ihn geben. Er kann aber seine Passivität und Verzweiflung überwinden, indem er handelt. Auch wenn er sterben wird, verwirklicht er das Idealbild, das er vor sich hat, dem er aber […] nicht gerecht wurde".

Betrachtet man diese Motive als Teil eines Ganzen scheint es, als ob dieser suizidale Gewaltakt gegen eine ganze Garnison sowohl eine Reaktion auf die Veränderung der vertrauten Weltordnung als auch das Eingeständnis eines vergeudeten Lebens darstellt. Die Outlaws "kannten kein Gesetz" (wie es auch der deutsche Filmtitel sagt) und haben in einer vergangenen Zeit ein Leben in Sünde und Kriminalität verbracht, etwas, wofür in der neuen Welt immer weniger Platz ist. Die Protagonisten sind nicht in der Lage, sich anzupassen. Sie werden mit der unerbittlichen Verfolgung durch Thorntons Männer konfrontiert, mit den Intrigen des Generals Mapache, mit moralischen Grauzonen aber auch mit einer unerwarteten Schönheit und Unschuld in Form des Austauschs mit den Einheimischen. Für Pike und seine Männer ist es aber zu spät, alles zu verändern und ein Teil dieser Unschuld zu werden, für sie stellt dieser kurze Einblick in eine unschuldige Welt nur eine temporäre Reise in ein anderes Leben dar. Der finale Gewaltakt ist ein letztes Statement der einzigen Art, worin die Outlaws jemals gut und erfolgreich waren: Das Bekenntnis zur existenziellen Sackgasse, aus der es der einzige verbliebene Ausweg ist, mit dem leisen Hoffnungsschimmer versehen, doch noch etwas Gutes zu tun. Ein weiteres Zitat: "Mit diesem letzten Coup noch einmal viel Geld zu machen und dann auszusteigen, 'to back off' - davon träumte Pike. Doch 'back off to what?', fragt ihn einer seiner Kumpane. Es ist eine rhetorische Frage. Der blutrünstige Schlusskampf erweist sich als Geste der Verzweiflung – als letzter Versuch eines Heroismus in einer bereits heldenlos gewordenen Zeit. Die letzten Filmbilder zeigen Rückblenden aus besseren Tagen. So werden die Toten zu Legenden und damit endgültig verwiesen in jene gloriose Vergangenheit aus der sie sich in die Gegenwart verirrt hatten."

Mörderische Gewalt als Reflektion des individuellen Scheiterns, als Klimax eines persönlichen moralischen Untergehens, sowohl durch äussere Umstände als auch durch das eigene Versagen, ist eine weitgehend anerkannte Lesart für Sam Peckinpahs Filme, insbesondere The Wild Bunch. In diesem Sinne können seine Filme als Ausdruck seines eigenen privaten Scheiterns angesehen werden, seiner Alkohol- und Drogenprobleme und seinen beständigen Konfrontationen mit den verantwortlichen Produzenten, zum Beispiel bei Major Dundee (1965) und Pat Gararett & Billy the Kid (1973). Peckinpahs Vorliebe für versagende und sterbende Charaktere wird in der Filmkritik ausführlich thematisiert und kann am besten mit meinem letzten Zitat zusammengefasst werden: "[…]the famous credit, 'Directed by Sam Peckinpah' hammered on to the screen after Pike Bishop (William Holden) spits out the words: 'If they move, kill 'em!' Which immediately told us where the director's sympathies lay – with the doomed and the outcast."

Am Ende, nach unzähligen Bildern von Blut und Gewehrfeuer im Sekundentakt, als der Rauch sich verzogen hat, treffen die von der Eisenbahngesellschaft gesandten Kopfgeldjäger am Tatort ein. Die Handlanger bergen johlend die Überreste der Bishop-Bande aus den Leichenbergen, um sie in die Vereinigten Staaten zurückzubringen und die Belohnung zu kassieren. Der mit der Leitung der Jagd beauftragte Deke Thornton, einst selbst ein Mitglied des "Wild Bunch", bleibt in Agua Verde zurück. In der umso leiseren Ruhe nach dem blutigen Sturm schliesst sich der Kreis und bestätigt sich das zentrale Motiv des Films: Thornton ist genauso ein Relikt wie Bishop, ist aber in einer fremden Rolle gefangen, gegen seine alten Kameraden ausgespielt und von höherer Stelle gezwungen, Gesetzeshüter zu spielen. Er sitzt alleine am Ort der letzten Schlacht und scheint sich danach zu sehnen, gemeinsam mit den anderen in einem finalen Kampf gestorben zu sein. Zum Schluss trifft er auf Freddie Sykes, den letzten anderen verbliebenen Bishop-Kumpanen, der zuvor vom Rest der Gruppe getrennt wurde. Gemeinsam beschliessen sie, sich mit den mexikanischen Rebellen zu verbünden, ein verzweifelter Versuch, trotz allem noch einen Hauch ihres alten Outlaw-Lebens zu bewahren. "You wanna come along?", fragt Sykes, "Ain’t like it used to be, but it’ll do."

Fazit: Es gäbe noch so manches, was man erwähnen könnte, seien es die perfekt besetzten Charakterfressen von William Holden, Ernest Borgnine und Robert Ryan oder der schmissige Score von Jerry Fielding. Oder den inszenatorisch minutiös ausgearbeiteten Eisenbahnraub in der Mitte des Films, der als Spannungshöhepunkt fungiert. Thematisch und erzählerisch steht aber für mich vor allem vom Ende aus zurückgeblickt fest, dass The Wild Bunch tatsächlich Peckinpahs Meisterwerk ist, er ist aber auch ein Meisterwerk des Western und des Actionfilms im Allgemeinen. Selbstverständlich kann es nur ein Verdikt geben.

Wertung: 10 / 10
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Let the sheep out, kid.

SAMARATHON RUNDE 2

171
der Vollständigkeit halber:

SAMARATHON RUNDE 2: The Wild Bunch (deutscher Titel: The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz) - 1969

"If they move, kill 'em!"




Btw:
ich werde in dieser Runde wohl erst gegen Ende der Woche mein Scherflein beitragen können.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

SAMARATHON RUNDE 2 - The Wild Bunch

173
Achtung! Die Review enthält Spoiler und konkrete Hinweise auf die Handlungs- und Figurenentwicklung. Wer den Film also nicht kennt bzw. nicht vorab zu viele Informationen bekommen möchte, der sollte ab jetzt nicht weiterlesen!


The Wild Bunch (1969) – Sam Peckinpah

In The Wild Bunch greift Peckinpah viele der Themen auf, die er bereits in Ride The High Country so erfolgreich bearbeitet hatte und die ihn seine gesamte weitere Karriere beschäftigen sollten. Am zentralsten ist dabei sicherlich das Thema von Freundschaft und Verrat, welches sich vor allem (aber eben nicht nur) in der Beziehung zwischen Pike Bishop und Deke Thornton manifestiert. Bishop, brillant verkörpert von William Holden, ist als Anführer einer Verbrecherbande nach einem gescheiterten Überfall auf der Flucht vor einem von der überfallenen Eisenbahngesellschaft gedungenen Verfolgungskommando unter der Leitung seines ehemaligen Bandenmitglieds und Freundes Thornton, gespielt von Robert Ryan.

Thornton hat kaum eine andere Wahl, als auf seinen alten Freund Jagd zu machen, da ihm ansonsten aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit im besten Falle Gefängnis droht. Dennoch stellt Peckinpah den gesamten Film über die Motivation von Thornton auf den Prüfstand, indem er permanent Parallelen zwischen den beiden (scheinbaren) Antagonisten entwirft: beide agieren in Mitten einer kleinen Gruppe von Männern, beide haben formal und Kraft ihrer Autorität die Leitung inne, welche aber bei beiden mehrfach von ihren „Kameraden“ in Frage gestellt wird. Selbst bei der Zusammensetzung der beiden Gruppen finden sich Parallelen, so spiegeln die beiden schiesswütigen, von L.Q. Jones und Strother Martin verkörperten „Killerclowns“ fraglos die von Ben Johnson und Warren Oates gespielten Lyle-Brüder wieder. In vielen kleinen, sehr persönlichen Szenen, welche die Interaktion der beiden Gruppen zeigt, gelingt es Peckinpah ein enorm dichtes Charakterportrait der Figuren, in welchem die Grenzen zwischen Verbrechern und ihren lediglich scheinbar gesetzestreuen Verfolgern nicht nur verschwimmen, sondern mehr und mehr komplett drehen lässt. Genau wie Thornton moralisch falsch handelt, indem er seine alte Gang ans Messer liefern will bzw. muss, genau so moralisch falsch agiert sein undisziplinierter Haufen von gedungenen Kopfgeldjägern.

Dass Verrat das zentrale Thema des Films ist, wird auch daran deutlich, dass es neben der Bishop-Thornton-Beziehung in einigen kleineren Subplots immer wieder aufgegriffen wird (z.B. in der Beziehung Angels zu seiner Freundin, den Versuchen von Mapaches Soldaten Pikes Haufen mehrfach übers Ohr zu hauen oder selbst zwischen Jones und Martins Figuren, wenn sie sich gegenseitig die erschossenen Feinde streitig machen und sich der Lüge bezichtigen). Darüber hinaus zeigt sich Peckinpah in The Wild Bunch erneut aber auch stark an der Frage interessiert, wie Menschen darauf reagieren, wenn ihr Lebensstil nicht mehr in die veränderten Zeiten passt bzw. das Alter seinen Tribut zollt. Auch wenn sich Bishops wilder Haufen mit automatischen Waffen und Maschinengewehren zu arrangieren wissen, so zeigt sich ihr „aus der Zeit gefallen sein“ immer wieder den gesamten Film über. Zum einen, wenn sie direkt in Berührung mit den „Errungenschaften“ der modernen Welt kommen, etwa der staunenden Begegnung mit Mapaches Automobil, zum anderen und auch wesentlich interessanter indem ihr moralischer Kodex (trotz ihrers Verbrecherstatus) mehr und mehr nicht zu dem Verhalten ihrer Umwelt zu passen scheint. Am deutlichsten wird dies vermutlich, als im letzten Filmdrittel der von Mapache gefangen genommene Angel ausgerechnet hinter dessen Automobil fast zu Tode geschleift wird – was fraglos auch als gewollte Aussage Peckinpahs über die fragwürdigen moralischen Werte der Moderne verstanden werden darf.

Was The Wild Bunch aber erst richtig brillant macht ist, dass es Peckinpah gelingt die genannten Themen und damit den enormen Tiefgang von Figuren und Film mit einem durchgängig auf aller höchstem Niveau agierenden Unterhaltungswert zu verbinden. Die Geschichte um den wilden Haufen, der auf der Flucht in die Wirren der mexikanischen Revolution gerät und dabei gleich sein nächstes Ding dreht, ist packend und enorm spannend. Dramaturgischen Stillstand oder zumindest eine gewisse Verlangsamung, wie man sie in Teilen noch bei Ride The High Country finden konnte, gibt es hier gar nicht. Jede Szene hat ihre Daseinsberechtigung und bringt Figuren und Handlung voran und hält den Film vor allem in einem bemerkenswerten souveränen Fluss (trotz der vergleichsweise langen Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden). Peckinpah erreicht damit nicht weniger als die perfekte Verbindung von Anspruch und Unterhaltung, woran nicht zuletzt auch seine handwerklich unglaublich innovative Actioninszenierung ihren maßgeblichen Anteil trägt. So sind die drei grossen Actionszenen dann auch echte Höhepunkte und Sam gelang mit dem Blei- und Bluthaltigen Finale nicht weniger als der fraglos beste Shoot-Out der Filmgeschichte.

Was sonst gibt es noch zu erwähnen? Unbedingt natürlich, dass der Film bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt ist und die Darsteller sich förmlich gegenseitig an die Wand spielen. Oder dass Lucien Ballards poetische Kameraarbeit viel zum wehmütig-romantischen Grundton des Films beiträgt. Nicht hoch genug kann auch der Beitrag von Jerry Fielding gewürdigt werden, der mit seinem ungeheuer abwechslungsreichen Soundtrack einen der für mich besten Scores aller Zeiten abliefert. Und nicht zuletzt auch, dass dieser grossartige, einzigartige Film ein in allen Punkten befriedigenden und absolut würdigen Abschluss findet, indem er Thornton am Ende doch noch die moralisch richtigen Entscheidungen treffen lässt, welche in einer Versöhnung mit dem toten Bishop enden. Wenn Thornton am Ende mit dem alten Sykes davon reitet ist das gleichzeitig auch eine Ehrung seiner Freundschaft mit Bishop. Dass Peckinpah seinen trotz aller Gewaltexzesse und Brutalitäten doch im Kern so lebensbejahenden Film mit dem Lachen seines (toten) wilden Haufens enden lässt, das ist schlicht atemberaubende filmische Poesie. The Wild Bunch ist nicht nur einer der stilprägendsten und einflussreichsten Western, er ist einer der besten Filme aller Zeiten.

Wertung: 10 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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GoldenProjectile hat geschrieben: 10. Dezember 2022 15:03 Nachdem sie zunächst tatenlos zusehen, wie ihr Freund von Mapache gefoltert und gedemütigt wird, entscheiden sich Bishop und seine drei verbliebenen Kameraden schliesslich, dem Wahnsinn ein Ende zu setzen. In einem suizidalen Blutbad gewaltigen Ausmasses feuern sie Mapache und einen grossen Teil seiner Garnison in Grund und Boden bevor sie selber erschossen werden.
Ich sehe da noch nicht einmal so sehr suizidale Tendenzen. Im ersten Filmdrittel gibt es einen Dialog zwischen Bishop und Dutch, in welchem sie über ihre zukünftigen Pläne sprechen und mit welchen Risiken diese verbunden sind. Dutch beendet den Dialog damit, dass auch er vor nichts zurückschrecken würde (nachdem er anfänglich Zweifel geäussert hatte ob des Risikos). Nun kann man das wohl auch so interpretieren, dass er auch nicht davor zurückschreckt, sein eigenes Leben sicher hinzugeben (zu opfern?). Ich sehe es aber ehe als Statement in die Richtung, dass man die eigene Art zu Leben (also die zur Sackgasse gewordene Verbrecherkarriere aber gleichzeitig auch das Vertreten der eigenen moralischen Werte) bedingunglsos durchzieht, komme was wolle. So sehe ich dann auch das Ende: als einen Versuch irgendwo das Richtige zu tun (Angel zu retten, Mapache die Stirn zu bieten) und vor allem auch nicht klein beizugeben ob einer vermeintlich ausweglosen Situation (und eben immer auch noch mit einem kleinen Funken Hoffnung, dass man da doch noch heil rauskommt).

GoldenProjectile hat geschrieben: 10. Dezember 2022 15:03seien es die perfekt besetzten Charakterfressen von William Holden, Ernest Borgnine und Robert Ryan
Wobei ich hier insofern zwischen Borgnine und den beiden anderen unterscheiden würden, da die in früheren Jahren sehr gut aussehenden Ryan und Holden von ihrem exzessiven Lebensstil förmlich verwittert wurden (Holden war gerade mal 50, Ryan noch keine 60), während der olle Ernie ja bereits in jungen Jahren nicht wirklich dem gängigen Schönheitsideal entsprach. Aber gerade dieses Runtergekommene, vor allem von Holden, passt wie die Faust aufs Auge - gerade in einem Film vom Sam "Exzess" Peckinpah. :)
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Re: SAMARATHON RUNDE 2 - The Wild Bunch

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AnatolGogol hat geschrieben: 16. Dezember 2022 20:33 Wertung: 10 / 10
Jetzt schreibt er also schon ab!
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Dezember 2022 20:33 Thornton hat kaum eine andere Wahl, als auf seinen alten Freund Jagd zu machen, da ihm ansonsten aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit im besten Falle Gefängnis droht. Dennoch stellt Peckinpah den gesamten Film über die Motivation von Thornton auf den Prüfstand, indem er permanent Parallelen zwischen den beiden (scheinbaren) Antagonisten entwirft: beide agieren in Mitten einer kleinen Gruppe von Männern, beide haben formal und Kraft ihrer Autorität die Leitung inne, welche aber bei beiden mehrfach von ihren „Kameraden“ in Frage gestellt wird. Selbst bei der Zusammensetzung der beiden Gruppen finden sich Parallelen, so spiegeln die beiden schiesswütigen, von L.Q. Jones und Strother Martin verkörperten „Killerclowns“ fraglos die von Ben Johnson und Warren Oates gespielten Lyle-Brüder wieder.
Gute Beobachtung, vor allem die Parallelen zwischen Jones/Martin und Johnson/Oates. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Hauptrollen ist dann natürlich dass Thornton von seiner Rolle nicht befriedigt wird, und er seine Kopfgeldjägerbande nur gerade soweit zusammenhalten kann wie es nötig ist (er macht ja schon früh z.B. dem Eisenbahnboss gegenüber aber vor aller Augen bzw. Ohren klar, dass seine Männer seiner Meinung nach nichts taugen). Bishop hat trotz Gezanke und Zweifel aber am Ende immer den Respekt, und was noch wichtiger ist, die Freundschaft seiner Kameraden.
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Dezember 2022 20:33 Die Geschichte um den wilden Haufen, der auf der Flucht in die Wirren der mexikanischen Revolution gerät und dabei gleich sein nächstes Ding dreht, ist packend und enorm spannend. Dramaturgischen Stillstand oder zumindest eine gewisse Verlangsamung, wie man sie in Teilen noch bei Ride The High Country finden konnte, gibt es hier gar nicht.
Wenn ich mir jetzt irgendwas raussuchen müsste dann wäre vielleicht der Anfang des letzten Drittels, also zwischen Eisenbahnraub und finalem Kampf, vielleicht spezifisch die Szene, in der Sykes verwundet wird oder als die Garnison in der Schlucht auftaucht und die Übergabe der Munitionskisten verhandelt wird, ein Spürchen zu lang. Aber das wäre Jammern auf wirklich sehr hohem Niveau. Meist ist die Dramaturgie wirklich makellos flüssig, nicht zuletzt auch durch brillante Fotografie, viele visuelle Highlights, z.B. in Angels Dorf, hatte ich gar nicht mehr so präsent.
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Dezember 2022 20:33 Sam gelang mit dem Blei- und Bluthaltigen Finale nicht weniger als der fraglos beste Shoot-Out der Filmgeschichte.
Hmm, ja denke ich auch. Leone-Duelle mit einem Schuss (oder noch zwei, drei weiteren auf den bereits getroffenen Halunken) sind ja nicht wirklich Shoot-Outs. Folglich fällt mir auch nichts Besseres mehr ein.
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Dezember 2022 21:34 Ich sehe da noch nicht einmal so sehr suizidale Tendenzen. Im ersten Filmdrittel gibt es einen Dialog zwischen Bishop und Dutch, in welchem sie über ihre zukünftigen Pläne sprechen und mit welchen Risiken diese verbunden sind. Dutch beendet den Dialog damit, dass auch er vor nichts zurückschrecken würde (nachdem er anfänglich Zweifel geäussert hatte ob des Risikos). Nun kann man das wohl auch so interpretieren, dass er auch nicht davor zurückschreckt, sein eigenes Leben sicher hinzugeben (zu opfern?). Ich sehe es aber ehe als Statement in die Richtung, dass man die eigene Art zu Leben (also die zur Sackgasse gewordene Verbrecherkarriere aber gleichzeitig auch das Vertreten der eigenen moralischen Werte) bedingunglsos durchzieht, komme was wolle. So sehe ich dann auch das Ende: als einen Versuch irgendwo das Richtige zu tun (Angel zu retten, Mapache die Stirn zu bieten) und vor allem auch nicht klein beizugeben ob einer vermeintlich ausweglosen Situation (und eben immer auch noch mit einem kleinen Funken Hoffnung, dass man da doch noch heil rauskommt).
Klar, gemeint war eigentlich nur der Fakt dass sie eben dabei umkommen. Spätestens als sie vom Freudenhaus in Agua Verde aus ausrücken, ist für mich eigentlich klar dass alle vier mit ihrem Tod rechnen und diesen auch in Kauf nehmen. Der Begriff suizidal suggeriert natürlich auch den expliziten Wunsch oder die Sehnsucht zu sterben und ist daher wohl falsch gewählt. Dass sie vielleicht einen kleinen Funken Hoffnung haben sieht man ja auch daran, wie Dutch (oder wie er ja richtig heisst: Silas Selleck :lol: ) den Namen des getroffenen Pike schreit und wie erschüttert er ist. Aber eigentlich müssen sie damit gerechnet haben, dass ihr Manöver sie mit ins Grab nimmt. Interessanterweise deutet nach Mapaches Tod ja noch kaum etwas darauf hin, dass hier gleich ein Gemetzel losgeht, alles bleibt in der Ruhe und Commander Mohr of the Imperial German Army blickt eher wie ein scheltender Lehrer. Vielleicht hätten sie an dem Punkt noch umkehren oder sich irgendwie rausreden können. Erst als Pike ein zweites Mal anlegt und weiterschiesst geht es los.
AnatolGogol hat geschrieben: 16. Dezember 2022 21:34 Wobei ich hier insofern zwischen Borgnine und den beiden anderen unterscheiden würden, da die in früheren Jahren sehr gut aussehenden Ryan und Holden von ihrem exzessiven Lebensstil förmlich verwittert wurden (Holden war gerade mal 50, Ryan noch keine 60), während der olle Ernie ja bereits in jungen Jahren nicht wirklich dem gängigen Schönheitsideal entsprach. Aber gerade dieses Runtergekommene, vor allem von Holden, passt wie die Faust aufs Auge - gerade in einem Film vom Sam "Exzess" Peckinpah. :)
Mir ist auch lange Zeit gar nicht aufgefallen, wie alt Ben Johnson da eigentlich schon war (gleich alt wie Holden und zehn Jahre älter als Warren Oates) weil der im Wild Bunch so etwas spitzbübisch Jugendliches ausstrahlt. Obwohl das Gesicht eigentlich schon ziemlich verlebt aussieht.

Ernest Borgnine hat halt die markanteste Visage, die man sich ausmalen kann. Ich hab den als Schulbub in einer Verfilmung von Im Westen nix Neues gesehen und wusste zehn Jahre später bei Wild Bunch noch genau, wer das ist.

Hmm, überwiegend traute Einigkeit hier. Wann fliegen die Fetzen? :D

Ich sehe gerade, du hast jetzt oben abgestimmt. Ich dachte schon du wartest ob der Samarathon neue Erkenntnisse und Präferenzen offenlegt.

Wo ist eigentlich der Baum? Haben unsere Lobeshymnen ihn etwa nicht angelockt?
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Re: SAMARATHON RUNDE 2 - The Wild Bunch

176
GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22 Jetzt schreibt er also schon ab!
Ja, aber nur von den Besten! :mrgreen:

GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22 Wenn ich mir jetzt irgendwas raussuchen müsste dann wäre vielleicht der Anfang des letzten Drittels, also zwischen Eisenbahnraub und finalem Kampf, vielleicht spezifisch die Szene, in der Sykes verwundet wird oder als die Garnison in der Schlucht auftaucht und die Übergabe der Munitionskisten verhandelt wird, ein Spürchen zu lang. Aber das wäre Jammern auf wirklich sehr hohem Niveau.
Tatsächlich liesse sich gerade die Verhandlung um die Waffen problemlos entfernen, ohne dass dadurch ein dramaturgischer Nachteil entstehen würde (dann würde Pike halt einfach so nach Agua Verde reiten und die Übergabemodalitäten verkünden). Was dann aber durchaus fehlen würde, wäre die erneute Behandlung des Themas Verrat. Auch deutet diese Szene bereits das fatale Ende an, da Pike & Co. klar machen, dass sie zu allem bereit sind, um ihre Ziele durchzusetzen - und wenn sie sich zur Not auch selbst in die Luft sprengen müssen.
GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22 Klar, gemeint war eigentlich nur der Fakt dass sie eben dabei umkommen. Spätestens als sie vom Freudenhaus in Agua Verde aus ausrücken, ist für mich eigentlich klar dass alle vier mit ihrem Tod rechnen und diesen auch in Kauf nehmen.
Die Freudenhaus-Szene ist auch deshalb interessant, da sie erneut zwei der Schlüsselthemen aufgreift: erneut der Verrat (der Streit der Hure mit den Lyles über ihre Bezahlung - wobei ich kaum einen Zweifel habe, dass die Pikes hier tatsächlich die Hure übers Ohr hauen wollen, was ein weiterer Verweis darauf wäre, dass sich der wilde Haufen eben nicht mehr ändern und in ein "normales" Leben zurückkehren kann) und die Unausweichlichkeit des nahenden Endes, symbolisiert durch den toten Vogel, was wiederum natürlich die Fortführung der anfänglichen Symbolik mit den durch die Kinder verbrannten Skorpionen ist. A propos Skorpione: diese Szene würde ich durchaus so interpretieren wollen, dass damit nicht nur ganz im Stile einer griechischen Tragödie die Unausweichlichkeit des Schicksals symbolisch vorweggenommen werden soll, sondern dass es darüber hinaus auch eine direkte Analogie zum Finale sein soll: die Skorpione sind natürlich der wilde Haufen, die vielen Ameisen (die ebenfalls mitverbrennen) sind Mapaches Soldaten. Bliebe nur die Frage, wer die Kinder sind. Das Schicksal? Die mexikanischen Rebellen?
GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22Interessanterweise deutet nach Mapaches Tod ja noch kaum etwas darauf hin, dass hier gleich ein Gemetzel losgeht, alles bleibt in der Ruhe und Commander Mohr of the Imperial German Army blickt eher wie ein scheltender Lehrer. Vielleicht hätten sie an dem Punkt noch umkehren oder sich irgendwie rausreden können. Erst als Pike ein zweites Mal anlegt und weiterschiesst geht es los.
Ja, das ist ein ganz spannender Moment, der sich wunderbar in die unterschiedlichsten Richtungen interpretieren lässt. Ich frage mich da auch immer, was Dutchs Lachen bedeuten soll: denkt er hier, dass sie doch noch davonkommen oder soll das Lachen doch eher das vorwegnehmen, was mit Pikes Schuss auf den kaiserlichen Offizier losbricht, eben weil er genau weiss, was folgt. Schießt Pike tatsächlich aus Todessehnsucht? Weil er moralisch nicht anders kann und alles andere einem weiteren Verrat (am toten Angel wie an den eigenen Prinzipien) gleichkäme? Weil er keine Zukunft mehr hat in der veränderten Welt? Wie alle ganz großen Filme überlässt auch The Wild Bunch diese Einschätzung am Ende dem Zuschauer. :)

Eine spannende Komponente im Verrat-Thema finde ich auch, wie Pike in diesem Zusammenhang moralisch dargestellt wird. Sein Verhalten gegenüber Sykes Enkel, den er in Unkenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse ohne zu Zögern opfert, kann man ja durchaus auch als eine Art Verrat ansehen. Und der Film lässt ja auch keinen Zweifel daran, dass er nachdem ihm Sykes gesagt hat, dass Bo Hopkins Figur sein Enkel war, nachträglich ganz schön an seiner Entscheidung zu knabbern hat. Als logische Fortsetzung dieser Szene sehe ich dann auch den Dialog Pikes mit Dutch (ebenfall zu Pferde), als sich Dutch über den Verräter Thornton entrüstet und Pike ihn daraufhin zurecht weist mit den Worten, was er denn an dessen Stelle machen würde. Da sehe ich durchaus eine direkte Verbindung zu Pikes Verhalten gegenüber der Bo Hopkins-Figur (bzw. gegenüber Sykes) und natürlich auch dazu, wie es überhaupt zu Thorntons Verhaftung kam (denn wenn man es genau nimmt, wurde Pike ja nur zum Verräter, weil Thornton nicht auf ihn gehört und aufgepasst hat). Eine hochspannende Figurenkonstellation - wie üblich bei Peckinpah - mit jeder Menge figürlicher Grautöne und ohne klare Gut-Böse-Zeichnung.

GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22 Mir ist auch lange Zeit gar nicht aufgefallen, wie alt Ben Johnson da eigentlich schon war (gleich alt wie Holden und zehn Jahre älter als Warren Oates) weil der im Wild Bunch so etwas spitzbübisch Jugendliches ausstrahlt. Obwohl das Gesicht eigentlich schon ziemlich verlebt aussieht.
Das geht mir ganz genau so! Bereits 2 Jahre später in Bogdanovichs Last Picture Show wirkt er bedeutend älter, entsprechend seinem Alter. Und diesen Typus des (wirklich) in die Jahre gekommenen alten Haudegens sollte er danach auch nie wieder ablegen. Johnson und Oates sind wirklich perfekt als Brüderpaar, die Chemie der beiden ist sensationell und auch optisch gehen sie mühelos als Brüder durch.

GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22 Hmm, überwiegend traute Einigkeit hier. Wann fliegen die Fetzen? :D
Nach 2 Filmen liegen wir im Schnitt nur 0,25 Punkte auseinander. Ich würde aber vermuten, dass die kommenden 5 Filme da deutlich mehr Abweichungs- und damit auch Diskussionspotenzial bieten. :)
GoldenProjectile hat geschrieben: 16. Dezember 2022 23:22Ich sehe gerade, du hast jetzt oben abgestimmt. Ich dachte schon du wartest ob der Samarathon neue Erkenntnisse und Präferenzen offenlegt.
Ich habe gestern erst gesehen, dass es eine Umfrageoption gibt. War aber schwer, da ich eigentlich 3 Stimmen gebraucht hätte (wobei: mal abwarten, ob der Samarathon da vielleicht ein bisschen Bewegung reinbringen kann).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

SAMARATHON RUNDE 3

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Ich komme mal meiner Funktion als Zeremonienmeister nach, weitere Reviews und Diskussionen zu The Wild Bunch sind aber natürlich auch weiterhin sehr gerne gesehen :D :

SAMARATHON RUNDE 3: Straw Dogs (deutscher Titel: Wer Gewalt sät) - 1971

"I don't know my way home." "That's okay. I don't either"

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Ich bin selbst überrascht, aber Wild Bunch hatte ich bisher noch nie gesehen. Aufgrund beruflichen und filmischen Stresses hab ich erst die ersten 30 Minuten geschafft, aber versprochen, spätestens morgen Abend kann ich was Substantielles beitragen. Für ein Review wird es aber vermutlich reichen, da sind zu viele aktuelle in de Pipeline.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

SAMARATHON RUNDE 3 - STRAW DOGS

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Achtung! Die Review enthält Spoiler und konkrete Hinweise auf die Handlungs- und Figurenentwicklung. Wer den Film also nicht kennt bzw. nicht vorab zu viele Informationen bekommen möchte, der sollte ab jetzt nicht weiterlesen!


Straw Dogs (1971) – Sam Peckinpah

Nachdem sich Peckinpah in seinen ersten fünf Kinofilmen ausschliesslich dem Western gewidmet hatte, markiert der 1971 entstandene Straw Dogs eine deutliche Abkehr von dem für den Regisseur so vertrauten Genre. Straw Dogs, der sich wohl am ehesten als Psychothriller kategorisieren lässt, spielt im ländlichen England der Gegenwart und entsprechend des Genre- und Ortswechsels kommt der Film auch mit einem radikal anderen Stil daher. Von der oft wehmütig-romantisierenden Herangehensweise aus Sams Western ist hier nichts mehr übrig geblieben, stattdessen dominiert eine nüchtern-kühle Betrachtung von Figuren und Szenerie, welche sich auch in einem kleineren Format (1,85:1) manifestiert.

Aber es ist in Straw Dogs beileibe nicht alles anders als in Peckinpahs Vorwerk. So widmet er sich auch dieses Mal wieder gewohnten Themen wie Verrat und Moralischer Verantwortung. Die Hauptfigur des Films David Sumner, von Dustin Hoffman mit maximaler Intensität gespielt, erscheint dabei auf den ersten Blick als eher ungewöhnlich für einen Peckinpah-Film, so will der zurückhaltende und oft linkisch auftretende Mathematiker so gar nicht zu den so selbstbewusst und bestimmend auftretenden Hauptfiguren vom Schlage eines Pike Bishop, Steve Judd oder Amos Charles Dundee passen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die Frau an seiner Seite, der von Susan George verkörperten Amy, mit der er in deren Heimatdorf auf dem englischen Land wohnt, um ungestört seiner Arbeit nachgehen zu können. Die selbstsicher und -bewusst auftretende junge Frau bildet einen krassen Kontrast zu ihrem Angetrauten, auch weil sie sich ihrer erotischen Wirkung auf die diversen männlichen Dorfbewohner durchaus bewusst ist und damit auch zu spielen weiss.

Will David Sumner auf den ersten Blick also nicht wirklich ins Peckinpahsche Hauptfiguren-Schema passen, so ist der Aspekt des „nicht-ins-Bild-passen-wollens“ hingegen ein bekanntes Thema des Regisseurs. War es in den früheren Filmen oft der Wandel hin zur Moderne, wodurch die Hauptfiguren aus der Zeit gefallen zu sein schienen, so ist es hier zum einen der kulturelle Unterschied des Amerikaners gegenüber seinen englischen „Gastgebern“, mehr aber noch die intellektuelle Differenz zwischen dem eher geistig agierenden Sumner und den derb-rustikalen Dorfbewohnern. Und genau diese Differenzen bilden dann auch den Nährboden für die Schritt für Schritt eskalierende Geschichte.

Die auf der Oberfläche glücklich zu verlaufende Ehe der Sumners zeigt schon recht früh im Film erste Risse auf, wenn Amy von ihrem in erster Linie auf seine Arbeit fokusierten Gatten nicht die erwünschte und benötigte Aufmerksamkeit erhält. Diese bekommt sie stattdessen von einer Handvoll lokaler jungen Männern, die zu Reparaturarbeiten auf der Farm der Sumners weilen, wobei der Film bewusst offen lässt, ob Amy tatsächlich so angewidert vom „Angegafftwerden“ ist wie sie sich gegenüber ihrem Ehemann äussert. Jedenfalls tut sie wenig, um dies zu vermeiden. Die Lage spitzt sich endgültig zu, als die Aushilfsarbeiter David auf einen Jagdausflug einladen, was sich aber als Manöver entpuppt, um den Amerikaner von der Farm zu locken und so freien Zugang zu seiner Frau zu haben. Dies wird von Charlie Venner, einer früheren Bekanntschaft von Amy, ausgenutzt, um sie brutal zum Sex zu nötigen (wobei auch hier die Grenzen zur Vergewaltigung verschwimmen in Analogie zu den – möglicherweise – zuvor durchaus genossenen Avancen). Im Anschluss kippt die Situation endgültig, als Amy von einem weiteren der Farmaushilfen unter Mithilfe von Venner (zweifelsfrei) vergewaltigt wird.

Nachdem Peckinpah zuvor viel Zeit in die Einführung seiner Figuren und die Beschreibung des Beziehungszustandes der Sumners investiert (und damit genau wie in Amys Schachspiel seine Figuren in Position bringt), ist die Vergewaltigungsszene sicherlich sowohl Wendepunkt als auch dramaturgischer und figürlicher Katalysator. Fühlte sich Amy zuvor bereits alleingelassen, so ist die Vergewaltigung der ultimative Ausdruck des Alleingelassenseins, während ihr Mann abwesend (vermeintlich) seinem Spass nachgeht. Die Situation hat – wie so oft bei Peckinpah – aber auch eine Kehrseite: David fühlte sich bereits vor dieser Schlüsselszene von Amy in gewisser Weise verraten, da er aufgrund Amys permanenter Ablenkungsmanöver nicht wie zuvor vereinbart sich auf seine Arbeit konzentrieren kann. Damit einher geht die Erkenntnis des Amerikaners ein Aussenseiter innerhalb der Dorfgemeinschaft (zu welcher letztlich auch Amy gehört) zu sein. Außerdem entgeht ihm nicht, dass seine Frau offenbar nach wie vor ein gewisses Interesse an ihrem alten Bekannten Charly Venner zeigt und dessen offensichtliche Annäherungsversuche nicht wirklich abweist. Diese Gemengelage explodiert in der Vergewaltigungsszene förmlich, einer von Peckinpah gleichermaßen brillant komponierten, parallel montierten wie extrem unangenehm anzusehenden Sequenz.

Doch dies ist nur der Ausgangspunkt einer regelrechten Gewaltspirale, die endgültig Fahrt aufnimmt, als David dem geistig zurückgebliebenen Henry Niles, der zuvor unbeabsichtigt ein junges Mädchen getötet hat (wovon die Sumners allerdings noch nichts wissen) Asyl gewährt vor dem die Farm belagernden Dorf-Mob, welcher sich aus den bekannten Aushilfsarbeitern unter Führung eines alten Dorfquerulanten besteht. Unter diesem äußeren Druck droht die Beziehung der Sumners nun endgültig zu zerbrechen, da Amy Niles dem Mob ausliefern möchte, während der zuvor so zögerliche David den Flüchtling wie auch sein Heim unter allen Umständen verteidigen will. Hier führt Peckinpah die zuvor eingeführten zahlreichen figürlichen Fäden absolut brillant zusammen, jede der Beziehungsprobleme der ersten Filmhälfte erfährt im finalen Terrordrittel eine Antwort. So ist es geradezu ironisch, dass Amy ihren Gatten zuvor mehrfach aufgefordert hatte aktiver gegen die Hilfsarbeiter vorzugehen, ohne dass dieser dem wirklich nachgekommen wäre. Nicht einmal die Vergewaltigung, von der David zwar wohl nichts weiss – aber zumindest wissen KÖNNTE (die Spuren in Amys Gesicht werden von ihm nicht einmal in Frage gestellt), ändert etwas an Davids Passivität. Im finalen Drittel drehen sich die Perspektiven komplett: David ist nun der agierende Part, der auch vor Gewaltanwendung nicht mehr zurückschreckt, während Amy mehr und mehr passiv und verängstigt agiert.

Davids extremer Wandel kann sicherlich auch als späte Reaktion auf die zuvor mehr oder weniger duldsam aufgenommenen Demütigung der Dorfbewohner angesehen werden. Interessant ist aber vor allem auch, dass während viele der vorangegangenen Demütigungen sehr persönlicher Natur waren, er erst dagegen vorgeht, als es um einen Fremden und sein Heim geht. Während er die Nöte seiner Frau zuvor weitgehend ignorierte, ergreift er Partei für einen ihm völlig Unbekannten (was der Film geschickt noch dadurch ins Extrem treibt, dass der Zuschauer im Gegensatz zu David von Henry Niles kurz zuvor begangenem Verbrechen weiss) – einen noch stärkeren Beleg dafür, dass die Sumner-Ehe am Ende ist kann es kaum geben. Der territoriale Aspekt ist aber kaum weniger spannend: nachdem Amy David in der ersten Filmhälfte mehrfach vorwirft, dass dieser sich auf der Farm vor der Welt verstecke, wird die Farm im Schlussdrittel dann tatsächlich zur Festung „vor der Welt“ (also den belagernden Dorfbewohnern). Der Aspekt des Refugiums, welcher zuvor fast unscheinbar aufgebaut wurde, wird im finalen Akt zur Schlüsselmotivation von David. Wie er mehrfach betont: dies ist sein Haus und hier bestimmt er. Auch dies ist letztlich eine weitere klare Aussage zur Beziehung der Sumners: die territoriale Integrität seines Heims ist David offenbar wichtiger als die Bedürfnisse und die Sicherheit seiner Frau.

Handwerklich erweist sich das fulminante Schlussdrittel, in welchem sowohl die Spannung als auch die Gewaltexzesse von Peckinpah auf die Spitze getrieben werden, als perfekter Kontrapunkt zum vergleichsweise langsamen Tempo der ersten Filmhälfte. Dem Terror der Dorfbewohner und Davids zunehmend kompromissloseren Agieren zuzuschauen ist dabei für den Zuschauer äusserst unangenehm, da Peckinpah hier einen tiefen Blick in die dunklen menschlichen Abgründe gewährt. Der finale Ausgang des Kampfes, welcher mit dem Tod sämtlicher belagernder Dorfbewohner endet, mag auf den ersten Blick ein Triumph des „erwachten“ Davids sein, Gewinner gibt es am Ende des Films aber dennoch keine. Wenn David am Ende mit Henry Niles das Haus verlässt und damit Amy – mit deren Zustimmung – zusammen mit den toten Dorfbewohnern im verwüsteten Heim allein zurücklässt, kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Ehe der Sumners am Ende ist. Endgültige Gewissheit liefert dann der brillante letzte Dialog zwischen Niles und David, in welchem beide äussern, den Weg nach Hause verloren haben.

Straw Dogs ist alles andere als einfache Kost und wie bereits mehrfach erwähnt oft auch sehr unangenehm zu schauen. Aber gerade hierin zeigt sich auch die Brillanz von Peckinpah, dem nicht nur ein absolut schlüssiger dramaturgischer und figürlicher Aufbau seines Films gelingt, sondern der sein überragendes Handwerk auch genau dazu nutzt, dem Zuschauer die extreme Situation regelrecht an die Nieren gehen zu lassen. Auch dieses Mal erweist sich die Schauspielerwahl als exzellent, wobei hier tatsächlich Hoffman so stark agiert, dass er über die ebenfalls grossartig agierende Mit-Besetzung eindrucksvoll herausragt.

Wertung: 9 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Ein paar Gedanken zu: The Wild Bunch

Also, nun kann ich auch ein wenig mitschreiben. Hab mir Wild Bunch nun endlich angesehen und wie gesagt das zum ersten Mal. Irgendwie hatte ich den nie so recht auf dem Schirm, für einen Western-Fan sicherlich erstaunlich, aber weder der Cast noch Peckinpah zählten zu meinen Favoriten, auch wenn das nur eine schwache Ausrede ist, ich weiß. ;)

Zunächst einmal ist mir aufgefallen, dass ich ein wenig fremdelte, der Ruf des Films stand mir da wohl im Weg. Anders ausgedrückt habe ich weder die vielen ruhigen Passagen erwartet, noch die gar nicht mal so intensive Wirkung der Actionszenen. Ich habe mir manche Sequenzen dann sogar ein zweites Mal angesehen, was mir geholfen hat, besser in den Film rein zu kommen.

Was ich großartig (umgesetzt) fand, sind die verhandelten Themen von Außenseitertum, von Menschen die nicht mehr in (ihre) Zeit passen, denen das erst langsam und sehr schmerzlich bewusst wird und die daraus dann die ultimative Konsequenz ziehen. Das ist klug durchdacht, elegisch gefilmt und auch überzeugend gespielt (obwohl ich die beiden Protagonisten Holden und Ryan nie besonders geschätzt habe). Natürlich gibt es dieses Thema - der endgültige Niedergang des (Wilden) Westens und des Westmannes / Revolverhelden - auch in einigen anderen Western, die das ebenfalls sehr gekonnt umsetzten. Das schmälert aber nicht Peckinpahs Leistung hier, zumal er eine ganz eigene Note einbringt, die Gewalt.

Ich kann mich auf Anhieb nicht erinnern, dass irgendein Western (oder Mainstreamfilm) davor die Gewalt a) so drastisch, b) so eruptiv und c) ausufernd dargestellt hätte. Auch wenn das heute nicht mehr sonderlich aufregend wirkt - die oben von einem von Euch aufgestellte These, oder besser Meinung - es handelte sich um den besten Shootout der Filmgeschichte, kann ich nicht teilen. Da fallen mir durchaus Beispiele ein, die ich für besser halte.
Aber - und das muss man definitiv zugeben - hat Peckinpah hier Maßstäbe gesetzt, die die Darstellung von Gewalt in (Mainstream-)Filmen verändert hat. (Sofern man das Genre davor und danach ein wenig kennt.) Für damalige Verhältnisse war das sicher auch sehr brutal, da man John Waynes Gegner ja immer nur umfallen sah. Hie spritzen die Blutfontänen in Zeitlupe. Echt - im Sinne von realistisch - sieht es aber dennoch nicht aus, was einerseits an der klar erkennbaren Stilisierung liegt, den damals immer noch begrenzten Möglichkeiten Blut und Einschüsse "echt" darzustellen und nicht zuletzt an der Tatsache, dass die Bunch hier nach drei Minuten mausetot gewesen wäre, so exponiert wie sie waren und angesichts der fast schon grotesk großen Übermacht.

Dennoch hält Peckinpah hier dem Genre gekonnt den Spiegel vor, das den Tod und das Sterben immer als schön verdauliche Katharsis präsentiert und zur Heroisierung seiner Protagonisten be/genutzt hatte. Davon ist hier nichts mehr übrig, bis auf die Katharsis, die hier allerdings ganz anders angelegt ist. Und das sollte Schule machen.
Das Action- und Copkino der 70er Jahre ist erkennbar von diesem Film beeinflusst. Und selbst in späteren und deutlich weniger finsteren Variationen ist diese Neuausrichtung von filmischer Gewalt (blutiger, eruptiver, schnelle Schnitte, Zeitlupe etc.) häufig erkennbar. Nimmt man aktuelle Filmemacher, ist Peckinpahs Einfluss vielleicht am deutlichsten bei Quentin Tarantino zu finden, der ganz bestimmt - ohne, dass ich das jetzt recherchiert hätte - ein großer Fan ist.
http://www.vodkasreviews.de

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