Welches sind eure zwei Lieblingsfilme von Sam Peckinpah?

The Deadly Companions (Keine Stimmen)
Ride the High Country (Keine Stimmen)
Major Dundee (Keine Stimmen)
The Wild Bunch
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (38%)
The Ballad of Cable Hogue (Keine Stimmen)
Straw Dogs (Keine Stimmen)
Junior Bonner (Keine Stimmen)
The Getaway (Ein Mann Explodiert) (Keine Stimmen)
Pat Garrett & Billy the Kid
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Bring me the Head of Alfredo Garcia
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
The Killer Elite (Keine Stimmen)
Cross of Iron
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Convoy (Keine Stimmen)
The Osterman Weekend (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Pat Garrett & Billy the Kid (1973)

Der Western ist und bleibt ein aufregendes Genre, welches unglaublich viele Facetten bereithält. Trotz ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit decken die Filme ein faszinierend breites Spektrum an Unterthemen, Stimmungen, Gefühlen und Varianten ab. Mit dieser Begeisterung für die Materie bin ich heute an Peckinpahs Pat Garrett & Billy the Kid herangegangen.

Schon die Ausgangskonstellation ist unglaublich interessant. Eine Freundschaft, die durch den Druck des Gesetzes in Feindschaft (oder im Kontext des Films zutreffender: Rivalität) umschlägt, ohne dass einer der beiden dies gewollt hätte. Pat & Billy wollen einander nicht unbedingt wehtun, dafür sind sie zu eng verbunden, und trotzdem schlagen sie ihre Schlachten mit absoluter Hingabe, aber auch mit offensichtlichem gegenseitigem Respekt. Kristoffersons fast schon jovialer, heiterer Billy steht dabei einem grimmigen, zerrütteten Sheriff Garrett gegenüber; eine passende Auslegung der beiden Charaktere. Allein schon dadurch deutet sich eine gewisse Tragik der Geschichte an.

Klare Höhepunkte sind die Schusswechsel, bereits unmittelbar nach dem Vorspann wird man Zeuge eines unglaublich gut in Szene gesetzten Feuergefechts, bei dem Billy zum ersten Mal in Gefangenschaft gerät. Peckinpah setzt die Action klug in den Film ein, indem er sie mit reichlich Spannung aufbereitet. Parallelmontage, Ansätze von Zeitlupe. Bei Peckinpah sitzt jeder Schuss, gerade auch weil er vor- und nachher genügend Zeit mit einbringt, um die Vorbereitungen und die Auswirkungen zu fühlen. Aber keine Szene im Film ist so gut wie der dramatische Schlussakt im Fort Sumner. Echtzeit. Stille. Absolute Stille. Vorsichtiges Vorwärtsschreiten. Wechsel zwischen den verschiedenen Standpunkten bis hin zum Schluss. Nervenzerfetzende Spannung.

Und noch etwas zum Soundtrack: Dylans Klänge mögen ungewöhnlich sein für einen Western, unterstreichen aber gekonnt die melancholisch schöne Stimmung. Besonders treffend gesetzt ist Knocking on Heavens Door.

9 / 10
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

20
GoldenProjectile hat geschrieben:Pat Garrett & Billy the Kid (1973)

Der Western ist und bleibt ein aufregendes Genre, welches unglaublich viele Facetten bereithält. Trotz ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit decken die Filme ein faszinierend breites Spektrum an Unterthemen, Stimmungen, Gefühlen und Varianten ab. Mit dieser Begeisterung für die Materie bin ich heute an Peckinpahs Pat Garrett & Billy the Kid herangegangen.

Schon die Ausgangskonstellation ist unglaublich interessant. Eine Freundschaft, die durch den Druck des Gesetzes in Feindschaft (oder im Kontext des Films zutreffender: Rivalität) umschlägt, ohne dass einer der beiden dies gewollt hätte. Pat & Billy wollen einander nicht unbedingt wehtun, dafür sind sie zu eng verbunden, und trotzdem schlagen sie ihre Schlachten mit absoluter Hingabe, aber auch mit offensichtlichem gegenseitigem Respekt. Kristoffersons fast schon jovialer, heiterer Billy steht dabei einem grimmigen, zerrütteten Sheriff Garrett gegenüber; eine passende Auslegung der beiden Charaktere. Allein schon dadurch deutet sich eine gewisse Tragik der Geschichte an.

Klare Höhepunkte sind die Schusswechsel, bereits unmittelbar nach dem Vorspann wird man Zeuge eines unglaublich gut in Szene gesetzten Feuergefechts, bei dem Billy zum ersten Mal in Gefangenschaft gerät. Peckinpah setzt die Action klug in den Film ein, indem er sie mit reichlich Spannung aufbereitet. Parallelmontage, Ansätze von Zeitlupe. Bei Peckinpah sitzt jeder Schuss, gerade auch weil er vor- und nachher genügend Zeit mit einbringt, um die Vorbereitungen und die Auswirkungen zu fühlen. Aber keine Szene im Film ist so gut wie der dramatische Schlussakt im Fort Sumner. Echtzeit. Stille. Absolute Stille. Vorsichtiges Vorwärtsschreiten. Wechsel zwischen den verschiedenen Standpunkten bis hin zum Schluss. Nervenzerfetzende Spannung.

Und noch etwas zum Soundtrack: Dylans Klänge mögen ungewöhnlich sein für einen Western, unterstreichen aber gekonnt die melancholisch schöne Stimmung. Besonders treffend gesetzt ist Knocking on Heavens Door.

9 / 10
Welche Fassung hast du gesehen?

Da du Knockin' on Heaven's Door erwähnst nehme ich an die Hauptfassung auf der DVD.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Einige, um nicht zu sagen viele.

Die Produktionsgeschichte von PG&BtK war ja eine der großen und bekanntesten Auseinandersetzungen zwischen Regisseur und Produktionsgesellschaft, die dann in einer ziemlich verstümmelten Fassung endeten. Zwischendurch war auch schon mal eine 90 Min Fassung angedroht, bevor dann eine 106 Min lange Fassung in die Kinos kam. Die aber dadurch das der Film episodisch aufgebaut war trotzdem funktionierte. Sehr gut sogar funktionierte, auch wenn einiges an Komplexität verlorenging und es leicht war den Film mißzuverstehen.

Bevor Peckinpah gefeuert wurde hatte er noch eine Previewfassung erstellt, die er dann geklaut hat als klar wurde das MGM den Film niemals so veröffentlichen würden wie von Peckinpah erwünscht. Diese hat er dann später vereinzelt an Universitäten vorgeführt, und eine solche Previewtfassung (allerdings nicht ganz identisch, es fehlt eine Szene) wurde dann 1989 von Turner TV restauriert und gezeigt. Diese Fassung läuft 123 Min und ist auf einer 2. DVD auch auf der Warner DVD enthalten. Sie ist auch vom ZDF in den 90ern neu synchronisiert worden, und hat seitdem hier wie in den USA die Kinofassung fast komplett verdrängt.

2005 hat dann Warner zusammen mit einem Peckinpah Kenner, der zufällig auch ein in Hollywood tätiger Cutter ist, eine Fassung erstellt die darauf basiert das der Turner Cut nur ein Rohschnitt ist, und die versucht eine Fassung zu erstellen wie Peckinpah sie gemacht haben könnte. Und diese als Seydor Cut bekannte Fassung läuft jetzt 115 min. Sie orientiert sich beim Schnitt der Szenen die in beiden Filmen auftauchen an der besser geschnittenen Kinofassung, und ergänzt diese dann um die meisten der fehlenden Szenen.

Das hat aber dazu geführt das alle die den Film nur von der Turner Version kannten zuviel vermissten, und diese Fassung fast komplett ablehnen. Zumal Paul Seydor auch zumindest 2 Entscheidungen getroffen hat die niemand außer ihm so favorisiert hätte. Er hat den Vorspann der Kinofassung übernommen, und am Ende die Kreisstruktur nicht geschlossen in dem er nicht zu der Anfangsszene zurückkehrt. Der Rohschnitt endet mit einer Einstellung aus der späteren Zeitebene.

Obwohl ich auch einiges anders gemacht hätte als Seydor, gehöre ich jedoch zu den wenigen die den Seydor Cut für den Gelungensten halten. Ich finde daß diese Version dem Film am Gerechtesten wird.
Zuletzt geändert von Maibaum am 28. April 2014 09:42, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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GoldenProjectile hat geschrieben:Jawohl, diese (Klick mich)

Das Lied war glaube ich zwei mal zu hören und noch einmal ganz zum Schluss ohne Gesang.
Der Song ist nur einmal zu hören, in der Szene mit dem sterbenden Sherriff, auf die sich auch der Text bezieht, auch die 2. Strophe die im Film nicht vorkommt (Mama, put my guns to the ground, I can't use them anymore). Und das ist eine der schönsten Szenen der Filmgeschichte.

In der Turner Version ist das Lied übrigens nur instrumental zu hören.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

24
Ich bin schockiert, wie sehr die Edition die ich gekauft und gesehen habe in den Amazon-Rezensionen verrissen wird. Zumindest hat mir der Film extrem gut gefallen, aber ich habe ihn ja auch zuvor noch nicht gesehen.

Der Film hat bei mir nicht mit der späteren Zeitebene im Jahr 1909 geendet sondern mit Pat, der aus Fort Sumner reitet nachdem er Poe niedergeschlagen hat. Dazu war, wie ich mich zu erinnern glaube, die instrumentale Version von Knocking on heavens Door zu hören. Das Jahr 1909 mit dem Mord an Garrett gab es nur am Anfang, in einem starken Rotton, Pats Tod in Zeitlupe und als Parallelmontage zu Billy, der in Fort Sumner auf Hühner schiesst kurz bevor Pat dort eintrifft um ihn vor seiner Ernennung zum Sheriff zu warnen.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Da mach dir mal keine Sorgen. Viele der Rezensionen beziehen sich auf die Warner Doppel DVD (Amazon schmeißt wie so oft einfach alles zusammen, auch bei veränderten Neuauflagen). Viele der Rezensenten bringen auch einfach nur alles durcheinander, was aber auch dem Fassungsdurcheinander geschuldet ist. So meinen einige die DVD enthalte ein Neusycnro, aber tatsächlich handelt es sich hier um die ursprüngliche Kinosyncro. Warner ist da aber auch selber schuld weil sie sie sich nicht um die ZDF Neusynchronisation für die auf DVD 2 enthaltenen Langfassung bemüht haben. Aber vielen Käufern war der Film nur noch in dieser Fassung bekannt. Außerdem ist es immer problematisch wenn ein Film jahrelang nur noch in einer längeren Version zu sehen war, und dann plötzlich eine Kürzere erscheint.

Du hast da "nur" die Seydor Version. Vollkommen ausreichend für den Anfang, und nach meiner Meinung (wie schon gesagt) ohnehin die Beste. Wenn du das jetzt noch vertiefen willst, dann "mußt" du dir jetzt auch noch die andere Version besorgen.

He he, es wäre sogar spannend zu sehen wie du jetzt auf die Langfassung reagierst, wo dir die Kürzere ohnehin schon gefällt.
Zuletzt geändert von Maibaum am 8. August 2013 20:40, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Geschmackssache. Ich war vom Seydor Cut bislang nicht so begeistert, die Langfassung fand ich nicht zuletzt wegen des besser eingesetzten Soundtracks deutlich stärker. Auch den Schluss fand ich hier einfach gelungener und passender. Und außerdem ist Ecki Dux auf Coburn eine Bank! :D
Maibaum hat geschrieben: In der Turner Version ist das Lied übrigens nur instrumental zu hören.
Was wie ich finde die Szene erst so herausragend macht, zusammen mit dem resignierenden Gesichtsausdruck des sterbenden Slim Pickens am Fluss und der unendlichen Traurigkeit in Katy Jurados Mimik harmoniert es fantastisch - gerade weil es in der Instrumentalversion wie ein wehmütig dahingehauchtes Adieu klingt - Poesie pur und in der Tat einer der magischsten Momente der Kinogeschichte. Mit Dylans Gesang im Seydor Cut dagegen ist es mir viel zu aufdringlich für diesen stillen Moment, es unterstreicht und ergänzt die Szene nicht sondern der Song legt sich förmlich drüber.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Du hast die Szene zuerst ohne den Gesang gesehen?

Ich habe die Szene x-mal mit den Lyrics gesehen, und für mich war es fast schon ein Schock sie ohne diese sehen zu müssen, sie wirkte plötzlich fast fad. Dabei wäre sie in Wahrheit auch ohne jegliche Musik herausragend, aber der Score und dann noch der Gesang dazu veredeln sie erst. Das ist nicht aufdringlich, das ist der Wahnsinn ...

In Sachen Synchronisation und Stimmen bevorzuge ich ganz klar die alte Fassung. Sie ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, und nimmt sich auch einige Freiheiten, aber sie trifft den melancholisch fatalistischen Grundton des Films auf sehr einfühlsame Weise. Die ist für mich so genial wie für dich die DAF Syncro.

Das Seydor am Ende die Überblendung zur Rahmenhandlung, also das Schließen der Zeitebene, weggelassen hat ist allerdings unverzeihlich. Auch das er den Vorspann der Kinofassung übernommen hat ist eine sehr gewagte Idee. Beides sind Dinge die außer Seydor wohl niemand auf dieser Welt so gemacht hätte. Der Rest ist Ermessenssache. In einem Feinschnitt geht immer einiges verloren was an sich sehr schön ist. Aber auch hier hätte ich doch noch das ein oder andere Fitzelchen ganz gerne im Fllm gesehen. Liebend gerne würde ich hier den sogenannten Maibaum Cut veröffentlicht sehen. Der würde garantiert die nächste S&S Liste auf den Kopf stellen.

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Maibaum hat geschrieben:Du hast die Szene zuerst ohne den Gesang gesehen?
Nein, Erstsichtung war irgendwann in den 80ern im TV in der kurzen KInofassung und da meine ich mich an den Song mit Gesang zu erinnern. Fand den Film damals aber nur so lala - was aber sicher auch etwas an meinen jungen Jahren lag. Die Begeisterung kam dann erst in den 90ern mit Sichtung des Turnercuts, da machte es klick und vieles war auf einmal ganz anders und besser - eben auch die Schlüsselszene am Fluss ohne Gesang.
Maibaum hat geschrieben:
In Sachen Synchronisation und Stimmen bevorzuge ich ganz klar die alte Fassung. Sie ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, und nimmt sich auch einige Freiheiten, aber sie trifft den melancholisch fatalistischen Grundton des Films auf sehr einfühlsame Weise. Die ist für mich so genial wie für dich die DAF Syncro.
Ich finde die Hauptrollen in der Kinosynchro grandios daneben besetzt. Der hagere drahtige Coburn hört sich mit dem wie immer bärbeissig breiten Marquis mindestens 30 Kilo schwerer an und aus Kristoffersons Billy the Kid wird durch den herben Chevalier Billy the Machoman. Duxs auf zynisch getrimmte Stimme und Paulsens heisere Jugendlichkeit passen da meines Erachtens Welten besser, auch wenn die Neusynchro teilweise etwas leblos in der Atmo wirkt - ein Schicksal dass sie mit vielen TV-Synchros teilt.
Maibaum hat geschrieben: Liebend gerne würde ich hier den sogenannten Maibaum Cut veröffentlicht sehen. Der würde garantiert die nächste S&S Liste auf den Kopf stellen.
Bei deiner Begeisterung für den Film hätte ich das schon lange gemacht. Mit einer vernünftigen Software und dem Material der vorhandenen Cuts sollte das kein Problem sein.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"