Re: Der Dario Argento Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:Aus aktuellem Anlass mal eine Kaufempfehlung für den geneigten Filmfreund:
Koch Media hat Argentos Opera in einem prächtig ausgestatteten Mediabook herausgebracht. Enthalten ist sowohl die längere Originalfassung als auch die kürzere Kinofassung inklusiver zweier englischer Tonspuren, italienischer und natürlich deutscher Tonspur. Neben dem sehr informativen Audiokommentar gibt es eine komplette mit diversen Interviews und Featuretten vollgepackte Bonus-DVD. Ich bin ich immer noch ganz baff, dass die FSK ausgerechnet diesen Argento erstmals ab 16 durchgewunken hat, da Opera gerade in den diversen Mordszenen nicht so ganz ohne ist. Wer also immer schon mal in die Welt von Argento reinschnuppern wollte: diese VÖ bietet eine hervorragende Gelegenheit dazu in Form eines seiner bildgewaltigsten Gialli. Bin immer noch ganz hin und weg von der jüngsten Sichtung, dieses mal hab ich sogar das Ende kapiert. :3d:

http://www.amazon.de/Dario-Argentos-Ope ... 013FO6OZC/
Ist notiert und auf Amazon vorgemerkt, danke! Irgendwann nächstes Jahr wird der Film seinen Weg in meinen Player finden. :)
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Re: Der Dario Argento Thread

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Opera (1987, Dario Argento)

Einem freundlichen Weihnachtsgeschenk von Genosse Gogol sei Dank habe ich heute meine Argento-Entjungferung unbeschadet hinter mich gebracht. Opera ist ein toller Slasher-Thriller, der praktisch die gesamte Laufzeit hindurch sehr effektvoll und präzise mit Angst- und Spannungsmechanismen arbeitet und seine Zuschauer damit pausenlos dicht bei der Sache behält. Besonders die visuelle Inszenierung hat ein paar lobende Worte verdient: Argentos Horrorreisser besticht mit einer unglaublich pittoresken und opulenten Bildsprache, die edel gestalteten Interieurs - auch abseits der Opernbühne - werden von der famosen, stimmungsvollen Lichtsetzung und auch vom treffenden Soundtrack, der voll mit hartem Rock und logischerweise auch Operngesang ist, perfekt akzentuiert. Ausserdem sind Kameraführung und Montage oftmals schlicht verblüffend, so viele elegante, voyeuristische Kamerafahrten, phänomenal durchgetaktete Schnittfolgen und ungewöhnliche visuelle Tricks lässt Argento einfliessen. Und die Mordszenen sind gleichermassen sowohl blutrünstig brutal als auch kunstvoll stilisiert. Das alles verkommt aber nie zum Selbstzweck, sondern dient Argento stets dazu, seine Geschichte zu erzählen und effiziente Spannung zu erzeugen, bis man nicht mehr weiss ob man sich die Nägel wegen dem fesselnden Thrill oder wegen der aufregenden Bilder zerkaut. Vermutlich wegen beidem. Und das Mädel Cristina Marsillach ist einfach nur bezaubernd. Fazit: Erstes Mal Argento war ein Erfolg, bei Gelegenheit mehr davon.

Wertung: 9 / 10
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Re: Der Dario Argento Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben:Opera (1987, Dario Argento)
(...)
Wertung: 9 / 10
Freut mich, dass er dir so gut gefallen hat. :) Argento ist diesbezüglich oft eine Wundertüte, da sein Stil schon sehr speziell ist und selbst darüber hinaus können viele mit dem einen seiner Klassiker was anfangen, während sie einem anderen überhaupt nichts abgewinnen können. Aufgrund deiner Vorliebe für visuell ausgefeilte Inszenierung hatte ich aber schon den Verdacht, dass dir sein Stil liegen könnte, schön dass dem nun auch so war.

Um mal einen Punkt des Films rauszugreifen, der mich selbst lange Zeit vor Rätsel gestellt hat: wie würdest du denn das Ende des Films interpretieren?
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Re: Der Dario Argento Thread

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Also Argento ist wirklich irritierend. Manche Filme von ihm sind einfach genial, manche sind Durchschnitt und paar sind purer Müll.
Sagenhaft sind -von denen ich kenne: "Tenebrae" und "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe"; mittelmass sind "Aura" und "Sleepless", purer Mist war "Phantom der Opera" (ich warf die DVD weg!).
"Opera" (also NICHT "Phantom der Oper") werde ich mir wohl jetzt auch besorgen
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Bild

Re: Der Dario Argento Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:Um mal einen Punkt des Films rauszugreifen, der mich selbst lange Zeit vor Rätsel gestellt hat: wie würdest du denn das Ende des Films interpretieren?
Um ehrlich zu sein, das wollte ich dich noch fragen. Die "Auflösung" mit der Mutter der Opernsängerin wird ja nur in der Traumszene und im Gespräch mit dem Killer thematisiert, und - Schande über mich - den Dialog habe ich akustisch nicht ganz genau verstanden, da war etwas zu viel Hintergrundsound und Tamtam drum herum und bei der Traumszene habe ich zu spät gerafft dass es sich um eine ebensolche handelt und sie so zu deuten ist. Kurz gesagt: Ich stehe total auf dem Schlauch, was denn da eigentlich mit der Mutter genau war.

Den Epilog fand ich übrigens zuerst total daneben, der hätte dem Film um ein Haar die zuvor so sorgfältig aufgebaute schöne, runde 9er-Wertung versaut. Das war mir zu sehr von Harris' Red Dragon abgekupfert und der zuckersüsse Kitsch schien auch fehl am Platz. Letzten Endes hat es dann aber wieder halbwegs funktioniert, so ist es zwar mit Sicherheit nicht die beste Szene des Films, aber nichts was ihn nennenswert schwächen würde.
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Re: Der Dario Argento Thread

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Spoiler
Der Killer war der Geliebte von Bettys Mutter, diese stiftete ihn dazu an junge Frauen vor ihren Augen zu quälen und töten zu ihrem Lustgewinn (daher durchzieht das Thema „Sehen“ auch den ganzen Film beginnend mit der ersten Einstellung des Krähenauges, dem Opernglas des Killers, den mit Nadeln zwangsweise geöffneten Augen, dem herausgepickten Auge des Killers, dem Schuß durch den Türspion sowie vielen subjektiven POV-Kamereinstellungen, am auffälligsten sicher der brühmte „Krähenflug“ in der Oper). Als „Belohnung“ gab sie sich ihm dann hin. Als Kind beobachtete Betty einen dieser Morde und ist seitdem traumatisiert und leidet unter Alpträumen, die sie aber nicht einordnen kann, da sie das traumatische Erlebnis verdrängt hat. Der Killer vermeint nun in Betty die gleichen Charakterzüge zu erkennen und beginnt daher das gleiche „Spiel“ wie seinerzeit mit der Mutter in der Hoffnung (bzw. wohl eher in der Überzeugung), dass auch Betty sich ihm hingibt.

Ein zugegebenermaßen die Glaubwürdigkeit stark strapzierender Figurenhintergrund, aber das ist für Argento nichts ungewöhnliches. Interessant an der Konstellation ist, dass in letzter Konsequenz die Mutter die eigentliche „Täterin“ ist und der Killer in gewisser Weise auch nur ein Opfer seiner Liebe bzw. Abhängigkeit zu ihr ist.
Um den Schluss von Opera besser einordnen zu können hilft es die Entstehungsgeschichte und die Vita von Argento etwas besser zu kennen, hier mal ein bisschen Trivia:

- Die von dir erwähnten Parallelen zu Thomas Harris Red Dragon sind nicht zufälliger Natur, im Gegenteil machte Argento von Beginn an keinen Hehl aus seiner Bewunderung für Harris Roman und der Tatsache, dass er seinen Opera-Schluß diesem „entliehen“ hat. Argento gefiel es nicht, dass in der ersten Verfilmung des Romans durch Michael Mann vieles stark verändert wurde, u.a. auch der „Doppelschluß“, auch daher nutzte er Opera als seine Quasi-Version von Red Dragon. Ob man das nun als Inspiration, Hommage oder dreisten Klau ansieht ist letztlich Ermessenssache, allerdings muss man Argento zu Gute halten, dass er hier von Anfang an mit offenen Karten spielte und nie vorgab, die finalen Szenen seien alleine auf seinem Mist gewachsen (besonders die Szene in der Oper mit dem ausbrechenden Feuer ist praktisch 1:1 aus dem Roman übernommen).

- Die finale Sequenz von Opera auf dem Berg ist in mehrerer Hinsicht eine Hommage/Anspielung an Argentos direkt vor Opera entstandenen Film Phenomena. Die auf einer verlassenen schweizer Bergalm spielende Anfangsszene in Phenomena ähnelt auf frappierende Weise der Schluß-Sequenz von Opera, auch Bettys mädchenhaftes Outfit weckt Erinnerungen an das ähnliche Kleid von Phenomena-Protagonistin Jennifer (Connelly), welche eine Leidenschaft für die Natur und insbesondere Insekten hat (auch hier wieder der direkte Verweis in der „Umarmung der Natur“-Abschlußeinstellung von Opera). Auch die Connelly-Figur ist eine Aussenseiterin, die sich aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ von ihrem direkten sozialen Umfeld stark abgrenzt.

- Die von Ian Charleson gespielte Figur des Regisseurs Marc ist unverkennbar eine Art Alter Ego von Argento, da ebenfalls originär von der Kritik missverstandener Horrorregisseur mit einer Vorliebe für Gewaltszenen und Opern-Inszenierungen. Unterstrichen wird dies durch die Einstellung, in der Marc Probeaufnahmen von einer Fliege für seinen nächsten Film macht. Argento zeigt hier seinem Publikum mit einem Augenzwinkern, wie er in seinem vorherigen Film einige der Trickeffekte bewerkstelligt hat. Man kann diese Verbindung von filmischer Fiktion und Realität auch noch weiterspinnen, indem man Opera als eine Art „Prequel“ zu Phenomena sehen kann: Marcs nächster Film könnte durchaus Phenomena sein,
Spoiler
allerdings kommt er ja aufgrund seines Schicksals nicht mehr in den Genuss diesen drehen zu dürfen, ergo muss(te) Argento übernehmen.
Die finale, von Argento fast schon surreal in Szene gesetzte Auflösung lässt sich nicht so recht in die Karten schauen, was sie dem Publikum eigentlich vermitteln will. Je nachdem, ob man dem Film als Zuschauer nun ein Happy End oder eben keines zugestehen will drängen sich zwei grundsätzliche Interpretationsmöglichkeiten auf:
Spoiler
1. Befreiung von den Dämonen der Vergangenheit
Bei dieser „Happy End“-Variante stellt die Gefangennahme des Killers und vor allem Bettys bewusste Entscheidung, sich in ihrem Tun von ihrer Mutter abzugrenzen (sie spielt dem Killer nur vor, sich ihm analog zu ihrer Mutter hinzugeben und haut ihm stattdessen einen Stein über den Kopf. Ihre Abgrenzung bringt sie mit den Worten „ich bin nicht wie meine Mutter“ auch verbal zum Ausdruck) eine Katharsis dar. Die den ganzen Film über gequälte Seele von Betty (was vor allem in den Alptraum-Sequenzen, aber auch in ihrem merkwürdigen Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen zum Ausdruck kommt) ist nun endlich befreit. Statt den dunklen Szenen in der Oper und anderen Gebäuden in der Großstadt ist sie nun in der Lichtdurchfluteten Natur, welche als Metapher für ihr wiedererlangtes inneres Gleichgewicht angesehen werden kann. Ebenfalls mataphorisch kann die Befreiung der Eidechse verstanden werden, Betty befreit sie aus dem tiefen Gras mit den Worten „Du bist frei“ – womit zum Ausdruck gebracht wird, dass letztlich auch sie frei ist von den Dämonen der Vergangenheit.

2. Flucht aus der Realität in die Infantilität
Bei dieser Interpretationsmöglichkeit erlangt Betty nicht ihr geistiges Gleichgewicht zurück, sondern verliert im Gegenteil durch die erneut traumatisierenden Ereignisse auf der Alm (der Tod Marcs vor ihren Augen, die Konfrontation mit ihrer eigenen Vergangenheit bzw. der ihrer Mutter sowie der Tatsache, dass sie letztlich der Auslöser für all die Morde war) auch den letzten Bezug zur Realität und flüchtet sich stattdessen in eine kindlich-naive Fantasiewelt. Sie grenzt sich komplett von ihrer Umwelt ab („ich bin nicht wie ihr, ich bin anders“) und verabschiedet sich endgültig aus der „Welt der Erwachsenen“. Dazu passt, dass die Inszenierung den ganzen Film über Zweifel streut bezüglich ihrer geistigen Gesundheit (auch hier wieder: die quälenden Alptraumsequenzen und ihr merkwürdiges Verhalten, so läuft sie beispielsweise zwei mal einfach vom Ort eines Mordes weg und ignoriert scheinbar das Vorgefallene komplett statt beispielsweise die Polizei zu alarmieren).

Zudem wird Betty jederzeit strikt von der „Welt der Erwachsenen“ abgegrenzt. Das beginnt bereits damit, dass sie sich für zu jung für die Rolle der Lady Macbeth empfindet (=ihr Selbstbild ist eher das eines Kindes), dass sie eigentlich keine echte Beziehung zu einer anderen erwachsenen Figur hat (noch am ehesten zu ihrer Agentin, die eine Art Mutterrolle einnimmt, Marc könnte man u.U. als eine Art „Stiefvater“ ansehen), dass sie trotz ihres Alters keinen Zugang zur Sexualität findet (sie sagt nach der missglückten Liebesnacht mit ihrem jugendlichen Verehrer ja auch, dass sie an Sex nie wirklich Interesse hatte: ein weiterer Verweis auf ihren kindlichen, unreifen Charakter). Die einzige Figur, die mit ihr und mit der sie scheinbar problemlos interagieren kann ist dann auch passenderweise die kleine Nachbarstochter. Geht man nun also davon aus, dass Betty am Ende des Films den Bezug zur Realität engültig verliert, so kann man die „Umarmung der Natur“ durchaus als eine Art engültige Rückkehr in die Infantilität ansehen. Statt der Welt der Erwachsenen, welche in Opera für Dunkelheit, Rivalität, Gewalt und Mord steht wählt sie bewusst oder unbewusst eine kindlich-naive, unschuldige Welt in Form einer lichtdurchfluteten, idealisierten Natur. Nüchtern betrachtet hat sie aber ihren Verstand verloren.
Bei meiner ersten Sichtung von Opera war das stilistisch und inhaltlich scheinbar gar nicht zum Rest des Films passende Ende auch etwas enttäuschend und fühlte sich schwach und bizarr an. Nach wiederholten Sichtungen schätze ich das von Argento sehr bewusst ambivalent und abgrenzend inszenierte Ende aber sehr, da es den Zuschauer zum Mitdenken animiert. Zudem ist es ein durchaus gelungener Abschluß für die den ganzen Film über subtil verteilten charakterlichen Hinweise – egal in welche Richtung man das Ende nun interpretiert. Ich für meinen Teil tendiere eher zur zweiten desillusionierenden Variante, gehe angesichts Argentos Faible für Märchen und heile Natur aber eher davon aus, dass er selbst wohl die erste Variante im Sinn hatte, auch wenn er sie nicht explizit vorgegeben hat.
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Re: Der Dario Argento Thread

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Interessante Zusatzinformationen, so gesehen ergibt das alles durchaus Sinn.
Spoiler
Wenn ich so darüber nachdenke gebe ich dir insoweit Recht, dass die Happy-End-Version der Schlussszene zwar tendenziell eher von Argento so angedacht war, die zweite Interpretationsmöglichkeit aber im Kontext des gesamten Films doch mehr Sinn zu machen scheint. Besonders im Punkt mit den Andeutungen bezüglich Bettys psychischer Verfassung muss ich dir Recht geben, ihr Verhalten nach den Morden hat bei mir für einiges Stirnrunzeln gesorgt - auch wenn sie nach dem ersten Mord ja noch die Polizei ruft, wenn auch ohne genauere Angaben zu machen, geschweige denn als Zeugin zu warten. Aber auch wie spät und vor allem beiläufig sie später gegenüber dem Polizisten (bzw. Mörder, was sie zu dem Zeitpunkt aber noch nicht weiss) den Mord an der Kostümbildnerin erwähnt, stützt hier die Theorie der geistigen Probleme.
Spoiler
Noch ein anderer Punkt, der mir bei der Sichtung des Films nicht ganz klar geworden ist. Konkret geht es um die unerhört spannende Szene mit den beiden Polizisten, die Bettys Wohnung bewachen und von denen einer der Mörder ist. Wie bereits gesagt, eine wahnsinnig starke und spannende Szene, nur habe ich durch die häufigen Situationswechsel (Betty sieht ersten Polizisten durch ihre Augentropfen nicht, er verschwindet als ihre Freundin zu Besuch kommt, Mann verlässt die Wohnung, Mann schiesst durch den Türspion, Mann wird mit dem Messer erstochen...) irgendwann den Überblick verloren und so auch hier die Auflösung der Situation - sofern es eine gibt - wohl nicht richtig begriffen.
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Re: Der Dario Argento Thread

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GoldenProjectile hat geschrieben:
Spoiler
Noch ein anderer Punkt, der mir bei der Sichtung des Films nicht ganz klar geworden ist. Konkret geht es um die unerhört spannende Szene mit den beiden Polizisten, die Bettys Wohnung bewachen und von denen einer der Mörder ist. Wie bereits gesagt, eine wahnsinnig starke und spannende Szene, nur habe ich durch die häufigen Situationswechsel (Betty sieht ersten Polizisten durch ihre Augentropfen nicht, er verschwindet als ihre Freundin zu Besuch kommt, Mann verlässt die Wohnung, Mann schiesst durch den Türspion, Mann wird mit dem Messer erstochen...) irgendwann den Überblick verloren und so auch hier die Auflösung der Situation - sofern es eine gibt - wohl nicht richtig begriffen.
Die Szene geht so:
Spoiler
der echte Polizist Daniele Soave (ein Insider-Gag auf Argentos Regieassistenten Michele Soavi, der später u.a. die beiden Argento-Produktionen „The Sect“ und „The Church“ inszeniert hat) kommt in Bettys Wohnung und nimmt im Sessel ihres Wohnzimmers Platz. Dann kommt ihre Agentin Mira und erzählt Betty, dass sie Daniele Soave (= den Killer) im Flur getroffen hat. Die beiden Frauen werden nervös, da offensichtlich einer der beiden der Killer zu sein scheint, nur wissen sie nicht welcher. Sie schauen nach dem echten Soave, aber der ist nicht mehr im Wohnzimmer (warum auch immer, vielleicht hat er etwas in der Wohnung überprüfen wollen, vielleicht war er auch nur auf dem Klo). Dann klingelt der Killer an der Wohnungstür und erschiesst Mira durch den Türspion (in der wohl besten Einstellung des ganzen Films). Der Killer macht sich an der Tür zu schaffen, Betty flüchtet in Schlafzimmer, macht die Musik an und versteckt sich mit einem Messer bewaffnet im Wohnzimer. Ein Mann kommt durch die Tür, bevor Betty ihr Messer benutzen kann sieht sie, dass dieser bereits ein Messer im Bauch hat: es ist der echte Daniele Soave, der vom Killer (der mittlerweile in der Wohnung ist) erstochen wurde. Betty flüchtet wieder ins Schlafzimmer, wo die Nachbarstochter sie durch den Lüftungsschacht leitet. Der Killer folgt ihnen, weiss aber nicht in welchem Raum sie rausgegangen sind. Betty flüchtet durch die Nachbarswohnung aus dem Haus.
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Re: Der Dario Argento Thread

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Ach so ging das, danke. Die gesamte Sequenz ist auf jeden Fall wunderbar, sowohl in Bezug auf effizienten Spannungsaufbau als auch auf visuelle Tricks.
Spoiler
Ich bin zunächst davon ausgegangen, dass der falsche Daniele derjenige sein müsse, der bereits in der Wohnung lauert. Dass Betty sein Gesicht durch ihre Augentropfen nie gesehen hat und dass sein Stuhl urplötzlich leer ist und nur noch eine vor sich hin dampfende Zigarette im Aschenbecher an ihn erinnert, hat mich in der Annahme bekräftigt. Leider habe ich danach, wie gesagt, etwas den Überblick verloren.
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Re: Der Dario Argento Thread

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Ich habe jetzt "Opera" mir auf DVD gegeben. Ich mach es kurz und schmerzvoll: eines der allerdümmsten und miesesten Filme, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Für jemanden, der solche Meisterwerke wie "Tenebre" oder das "Geheimnis der schwarzen Handschuhe" gedreht hat, die reinste Schande!
Spoiler
Diesem Film fehlt jeglicher Tiefgang, jegliche Komplexität. Eine Opernsängerin wird von einem psychopath. Killer verfolgt, und -Oh Wunder- es ist der Polyp, der mal Sexsklave ihre Mutter war. Wau. Zum Schluss macht man ein bisschen auf Hitchcocks "Vögel" und am dümmsten Ende der Filmgeschichte auf Anti-Heidi in den Schweizer Alpen.
Der schlechteste Argento Film, den ich je gesehen habe, der sogar "Phantom der Oper" unterbietet.
Dagegen ist sogar DAF das reinste Avantgarde Kino!

Edit by Casino Hille: Inhaltliche Kritik ist natürlich immer erwünscht, derart expliziter Natur sollte sie aber als Spoiler klar und deutlich markiert werden.
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Re: Der Dario Argento Thread

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Agent 009 hat geschrieben:Ich glaube wir haben hier einen Regisseur mit dem ich mich echt mal beschäftigen sollte. ;)
Kann ich dich nur darin bestärken, Suspiria ist auch kein ganz so falscher Ausgangspunkt dafür. Der neue 4K-Transfer wurde übrigens vor 2 Wochen bereits in Italien auf BD veröffentlicht und ist da für vergleichsweise kleines Geld zu haben - zumindest wenn man auf die deutsche Synchro und das Bonuszeug verzichten kann (wie ich, der Suspiria eh zum zigsten mal kauft):
https://www.amazon.it/Suspiria-Versione ... 043&sr=8-1
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