Der Dario Argento Thread
Verfasst: 25. Dezember 2012 11:29
Letztes Jahr hatte ich die Vorweihnachtszeit dazu genutzt meinen Edgar-Wallace-Marathon zu absolvieren, dass war eine spassige Veranstaltung und ich wollte daher dieses Jahr wieder etwas ähnliches machen. Da ich in der Filmographie des Horror- und Giallo-Genies Dario Argento noch einige Lücken hatte bot sich ein Argento-Marathon an, zumal die dunkle und kalte Jahreszeit gerade recht ist für die wohligen Schocker des Italieners. Für alle, denen der Name Dario Argento nichts sagt ein paar Worte über ihn: Argento erlangte vor allem während der 70er und 80er Jahre Weltruhm durch seine stilprägenden und visuell revolutionären Arbeiten im Thriller- und Horrorgenre. Sein Name ist besonders eng verbunden mit dem Giallo-Genre, einer italienischen Variation des Thrillergenres, bei der häufig die Aufklärung einer Mordserie im Zentrum steht und die Mordszenen in der Regel äußerst drastisch, in den besseren Genrevertretern gleichzeitig aber auch künstlerisch sehr ansprechend dargestellt werden - und Argentos Arbeiten gehören ohne Zweifel zu den besten Gialli. Eine typische Argentomordszene muss man sich in etwa vorstellen wie Hitchcocks berühmte Psycho-Duschszene, nur mit dem Unterschied dass bei Argento jeder Messerstich ins Fleisch des Opfers ohne Zweifel gezeigt werden würde. Vor seiner Arbeit als Regisseur (er debütierte bereits im jungen Alter von 29 Jahren auf dem Regiesessel) trat Argento als vielbeschäftiger Drehbuchautor in Erscheinung, sein bekanntestes Script ist sicherlich das in Zusammenarbeit mit Bernardo Bertolucci entstandene Drehbuch zu Sergio Leones Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“.
Seit einigen Tagen läuft nun mein Marathon schon und hier ein kurzer Abriss, was sich bisher getan hat:
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1969)
Argentos Regieerstling gilt als absoluter Giallo-Meilenstein – und das völlig zurecht. Auch über 40 Jahre später wirkt der Film aufgrund seiner Vielzahl an visuellen Ideen noch frisch und überhaupt nicht verstaubt. Argento peppte die an sich gewöhnliche Story (amerikanischer Autor beobachtet zufällig einen Mordanschlag und ermittelt im Anschluss auf eigene Faust und gerät dadurch selbst ins Visier eines Serienmörders) durch ungewöhnliche Stilmittel auf, der größte Clou ist sicherlich dass er dem Publikum die Auflösung des Film schon nach fünf Minuten präsentiert, ohne dass man es bewusst registriert. Die Morde sind straff und brutal festgehalten, die Schockelemente werden gekonnt durch Montagetechnik und Kameraeinstellungen verstärkt. Zur Auflockerung und als Kontrast zu den gewalttätigen Schockelementen baute Argento diverse gelungene humoreske Szenen ein wie die mit dem stotternden Knacki Servus oder die mit Mario Adorf als katzenverspeisendem Kunstmaler. Veredelt wird der gelungen Film durch die wie immer hochklassige Filmmusik von Ennio Morricone.
Wertung: 8,5 / 10
Die neunschwänzige Katze (1970)
Argentos zweiter Film setzt in vielen Dingen die Linie seines Erstlings fort. So ist die Story unverkennbar nur eine Variation des Vorgängers. Dieses mal ist es ein Blinder, der Zeuge von Geschehnissen rund um einen Mord wird und versucht zusammen mit einem Journalisten auf eigene Faust den Fall zu lösen. Die Hauptrollen sind dabei mit Oscarpreisträger (und Knollennase) Karl Malden und dem gerade durch die Planet-der-Affen-Fortsetzung zu Weltruhm gekommenen James Franciscus erstaunlich prominent besetzt und gut gespielt. Argento spielt mit den Erwartungen des Zuschauers und lässt sie hin und wieder bewusst ins Leere laufen. So verwundert es zunächst, dass der erste Mord nicht zu dem Zeitpunkt stattfindet wo man ihn eigentlich erwartet. Auch macht es Argento großen Spass seinen eigenen Erstling zu zitieren wie auch Anleihen bei Großmeister Hitchcock zu machen. So ist die vergiftete Milch natürlich nichts anderes als eine Hommage an Verdacht. Wenn man dem Film einen Vorwurf machen will, dann den dass die Auflösung sowie die Hintergründe vergleichsweise schwach geraten sind, dafür gelingt es Argento aber wiederum den Film mit einem echten Paukenschlag zu beenden. Daher ist der Film in Summe nur einen Hauch schwächer als sein Vorgänger.
Wertung: 8 / 10
Vier Fliegen auf grauem Samt (1971)
Argentos dritter Film ist ebenfalls ein lupenreiner Giallo. Im Vergleich mit den beiden Vorgängern wartet der Film aber mit einigen interessanten Variationen auf. So ist in den 4 Fliegen noch viel mehr nicht so, wie es zunächst scheint. Ambiente und Stilistik erscheinen zudem um einiges moderner als die in der Beziehung recht klassisch angehauchten Vorgängerfilme. Die bereits in der neunschwänzigen Katze eingeführten fantastischen Elemente werden weiter ausgebaut kulminierend in der berühmten Netzhaut-Szene, in der mittels futuristischer Technik der letzte visuelle Eindruck auf der Netzhaut einer Toten reproduziert wird. Klingt abgedreht, passt aber gut in den Film rein. Handlungstechnisch geht es um einen Musiker, der vermeintlich einen Passanten tötet und im Anschluss von einem Unbekannten erpresst wird. Der Musiker nimmt die Verfolgung auf und wie man sich denken kann werden dadurch die Dinge noch schlimmer. Optisch ist der Film wieder ein Fest, muss man noch extra erwähnen, dass besonders die Mordszenen extrem einfallsreich gefilmt sind? Kurios, dass ausgerechnet Unikum Bud Spencer eine zwar kleine, aber letztlich bedeutende Rolle spielt. Die Schlussszene mit dem Auffahrunfall in Ultrazeitlupe zu Morricones getragener Musik ist der absolute Höhepunkt eines durch und durch gelungenen Films.
Wertung: 8 / 10
Die Halunken (1973)
Der Film ist die ganz große Ausnahme in Argentos filmischem Schaffen, handelt es sich doch um eine historische Komödie die während der italienischen Revolution 1848 spielt. Keine Schock- oder Horrorelemente, sehr wenig Blut – allein das ist schon bemerkenswert für Argento. Die Halunken orientiert sich filmisch ganz ohne Zweifel an Leones zwei Jahre zuvor entstandener Todesmelodie, erreicht aber nie auch nur annähernd dessen Qualität. Im Gegensatz zu Leone, der seinen Revolutionswestern eher als humoristisch gespicktes Westerndrama in Szene setzte ist Die Halunken eine seichte Komödie mit vereinzelten kritischen und dramatischen Elementen. Das Werk ist auch weniger ein zusammenhängender Film als mehr eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger lustigen Episoden, in denen Hauptdarsteller Adriano Celentano durch die Revolutionswirren stapft. Beim Name Celentano denkt man vor allem an überdrehte Gaga-Komödien, in denen er sich als Italiens Vorzeigemacho stilisieren liess. Das ist in Argentos Film sicherlich nicht der Fall, dennoch erscheint Celentano eine merkwürdige Wahl, vor allem angesichts der in den Schlussszenen deutlich dramatischeren Momenten des Films. Argentos Ausflug ins Komödienfach ist sicher kein guter Film, allzu zäh und oft langweilig, darstellerisch und auch in der Inszenierung nicht wirklich überzeugend. So bleibt der Film eine kuriose Randnotiz im Schaffen Argentos, mehr auch nicht.
Wertung: 5 / 10
Profondo Rosso (1975)
Profondo Rosso gilt gemeinhin als bester Giallo aller Zeiten – und dem kann und will ich nicht widersprechen. Noch besser und geschickter als in seinen ersten drei Genrevertretern gelingt es Argento hier furiose Kamerarbeit, Spannung, Handlung und Charaktere mit einander zu vereinen. Im Zentrum steht ein englischer Pianist, der Zeuge eines Mordes an einem Medium wird. Diese hatte bei einer öffentlichen Seance im Publikum einen Mörder ausgemacht, der sich im Anschluss der unliebsamen Zeugin entledigt. Der Pianist nimmt daraufhin zusammen mit einer jungen Reporterin die Verfolgung auf. Klassisches Giallo-Material also, aber diesmal stellt Argento seine Charaktere deutlich mehr ins Zentrum und lässt ihnen wesentlich mehr Zeit und Szenen zur Entfaltung. Dies äussert sich in den vergleichsweise langen Abständen zwischen den einzelnen Mordszenen, die wie Inseln inmitten des Films angelegt sind. Dennoch kommt zu keinem Moment so etwas wie Langeweile auf, zu packend und faszinierend inszeniert Argento seinen Film. David Hemmings ist vermutlich der beste Protagonist aller Argentofilme, verkörpert er doch perfekt den Typ des Normalos, mit dem sich der Zuschauer deutlich besser identifizieren kann als mit klassischen Heldenfiguren wie sie von Franciscus oder Musante dargestellt wurden. Hervorhebenswert ist in jedem Fall noch der fabelhafte Score der Prog-Rock-Gruppe Goblin, die hier erstmals mit Argento kollaborierten. Profondo Rosso ist einer der nervenzerfetzendsten Filme aller Zeiten mit einer brillanten Auflösung (auch wenn sie nüchtern gesehen „nur“ eine Variation von Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe darstellt).
Wertung: 9 / 10
Suspiria (1977)
Der Hexenhorror von Giallo-Pabst Argento ist ein Paradebeispiel dafür, dass es bei einem Film häufig viel weniger wichtig ist was gezeigt wird als wie es gezeigt wird. Denn die Story von Suspiria ist mehr als nur dünn: junge Amerikanerin zieht in ein Tanz-Internat in Deutschland, das sich nach und nach als Hexenhaus entpuppt. Der Film hätte durch seine diversen Genre-Versatzstücke durchaus Potenzial zum Trash, aber genau hier kommt Argento ins Spiel: er schafft es tatsächlich diesem absurden Szenario künstlerischen Anspruch zu verleihen. Die Bildsprache des Films ist einfach fantastisch, Argento arbeitet hier sehr viel mit Signalfarben – allen voran natürlich rot. Die stilisierte Künstlichkeit der Szenerien unterstützt die Farbgestaltung, die ungewöhnlichen Kameraperspektiven und gekonnte Schnitttechnik kongenial. Kongenial ist auch der penetrierende Score von Goblin, der den Zuschauer in einen permanenten Zustand von Unruhe versetzt. Mit Suspiria gelang Argento sein Meisterstück, er verknüpft bravourös klassische Motive aus Horror- und Edgar Wallace-Filmen mit erstaunlichem künstlerischen Anspruch, taucht seine Szenerien in alptraumhafte Farben und lässt sein Darstellerensemble durch einen filmischen Fiebertraum taumeln. Für mich Argentos beste Arbeit.
Wertung: 9 / 10
Seit einigen Tagen läuft nun mein Marathon schon und hier ein kurzer Abriss, was sich bisher getan hat:
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1969)
Argentos Regieerstling gilt als absoluter Giallo-Meilenstein – und das völlig zurecht. Auch über 40 Jahre später wirkt der Film aufgrund seiner Vielzahl an visuellen Ideen noch frisch und überhaupt nicht verstaubt. Argento peppte die an sich gewöhnliche Story (amerikanischer Autor beobachtet zufällig einen Mordanschlag und ermittelt im Anschluss auf eigene Faust und gerät dadurch selbst ins Visier eines Serienmörders) durch ungewöhnliche Stilmittel auf, der größte Clou ist sicherlich dass er dem Publikum die Auflösung des Film schon nach fünf Minuten präsentiert, ohne dass man es bewusst registriert. Die Morde sind straff und brutal festgehalten, die Schockelemente werden gekonnt durch Montagetechnik und Kameraeinstellungen verstärkt. Zur Auflockerung und als Kontrast zu den gewalttätigen Schockelementen baute Argento diverse gelungene humoreske Szenen ein wie die mit dem stotternden Knacki Servus oder die mit Mario Adorf als katzenverspeisendem Kunstmaler. Veredelt wird der gelungen Film durch die wie immer hochklassige Filmmusik von Ennio Morricone.
Wertung: 8,5 / 10
Die neunschwänzige Katze (1970)
Argentos zweiter Film setzt in vielen Dingen die Linie seines Erstlings fort. So ist die Story unverkennbar nur eine Variation des Vorgängers. Dieses mal ist es ein Blinder, der Zeuge von Geschehnissen rund um einen Mord wird und versucht zusammen mit einem Journalisten auf eigene Faust den Fall zu lösen. Die Hauptrollen sind dabei mit Oscarpreisträger (und Knollennase) Karl Malden und dem gerade durch die Planet-der-Affen-Fortsetzung zu Weltruhm gekommenen James Franciscus erstaunlich prominent besetzt und gut gespielt. Argento spielt mit den Erwartungen des Zuschauers und lässt sie hin und wieder bewusst ins Leere laufen. So verwundert es zunächst, dass der erste Mord nicht zu dem Zeitpunkt stattfindet wo man ihn eigentlich erwartet. Auch macht es Argento großen Spass seinen eigenen Erstling zu zitieren wie auch Anleihen bei Großmeister Hitchcock zu machen. So ist die vergiftete Milch natürlich nichts anderes als eine Hommage an Verdacht. Wenn man dem Film einen Vorwurf machen will, dann den dass die Auflösung sowie die Hintergründe vergleichsweise schwach geraten sind, dafür gelingt es Argento aber wiederum den Film mit einem echten Paukenschlag zu beenden. Daher ist der Film in Summe nur einen Hauch schwächer als sein Vorgänger.
Wertung: 8 / 10
Vier Fliegen auf grauem Samt (1971)
Argentos dritter Film ist ebenfalls ein lupenreiner Giallo. Im Vergleich mit den beiden Vorgängern wartet der Film aber mit einigen interessanten Variationen auf. So ist in den 4 Fliegen noch viel mehr nicht so, wie es zunächst scheint. Ambiente und Stilistik erscheinen zudem um einiges moderner als die in der Beziehung recht klassisch angehauchten Vorgängerfilme. Die bereits in der neunschwänzigen Katze eingeführten fantastischen Elemente werden weiter ausgebaut kulminierend in der berühmten Netzhaut-Szene, in der mittels futuristischer Technik der letzte visuelle Eindruck auf der Netzhaut einer Toten reproduziert wird. Klingt abgedreht, passt aber gut in den Film rein. Handlungstechnisch geht es um einen Musiker, der vermeintlich einen Passanten tötet und im Anschluss von einem Unbekannten erpresst wird. Der Musiker nimmt die Verfolgung auf und wie man sich denken kann werden dadurch die Dinge noch schlimmer. Optisch ist der Film wieder ein Fest, muss man noch extra erwähnen, dass besonders die Mordszenen extrem einfallsreich gefilmt sind? Kurios, dass ausgerechnet Unikum Bud Spencer eine zwar kleine, aber letztlich bedeutende Rolle spielt. Die Schlussszene mit dem Auffahrunfall in Ultrazeitlupe zu Morricones getragener Musik ist der absolute Höhepunkt eines durch und durch gelungenen Films.
Wertung: 8 / 10
Die Halunken (1973)
Der Film ist die ganz große Ausnahme in Argentos filmischem Schaffen, handelt es sich doch um eine historische Komödie die während der italienischen Revolution 1848 spielt. Keine Schock- oder Horrorelemente, sehr wenig Blut – allein das ist schon bemerkenswert für Argento. Die Halunken orientiert sich filmisch ganz ohne Zweifel an Leones zwei Jahre zuvor entstandener Todesmelodie, erreicht aber nie auch nur annähernd dessen Qualität. Im Gegensatz zu Leone, der seinen Revolutionswestern eher als humoristisch gespicktes Westerndrama in Szene setzte ist Die Halunken eine seichte Komödie mit vereinzelten kritischen und dramatischen Elementen. Das Werk ist auch weniger ein zusammenhängender Film als mehr eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger lustigen Episoden, in denen Hauptdarsteller Adriano Celentano durch die Revolutionswirren stapft. Beim Name Celentano denkt man vor allem an überdrehte Gaga-Komödien, in denen er sich als Italiens Vorzeigemacho stilisieren liess. Das ist in Argentos Film sicherlich nicht der Fall, dennoch erscheint Celentano eine merkwürdige Wahl, vor allem angesichts der in den Schlussszenen deutlich dramatischeren Momenten des Films. Argentos Ausflug ins Komödienfach ist sicher kein guter Film, allzu zäh und oft langweilig, darstellerisch und auch in der Inszenierung nicht wirklich überzeugend. So bleibt der Film eine kuriose Randnotiz im Schaffen Argentos, mehr auch nicht.
Wertung: 5 / 10
Profondo Rosso (1975)
Profondo Rosso gilt gemeinhin als bester Giallo aller Zeiten – und dem kann und will ich nicht widersprechen. Noch besser und geschickter als in seinen ersten drei Genrevertretern gelingt es Argento hier furiose Kamerarbeit, Spannung, Handlung und Charaktere mit einander zu vereinen. Im Zentrum steht ein englischer Pianist, der Zeuge eines Mordes an einem Medium wird. Diese hatte bei einer öffentlichen Seance im Publikum einen Mörder ausgemacht, der sich im Anschluss der unliebsamen Zeugin entledigt. Der Pianist nimmt daraufhin zusammen mit einer jungen Reporterin die Verfolgung auf. Klassisches Giallo-Material also, aber diesmal stellt Argento seine Charaktere deutlich mehr ins Zentrum und lässt ihnen wesentlich mehr Zeit und Szenen zur Entfaltung. Dies äussert sich in den vergleichsweise langen Abständen zwischen den einzelnen Mordszenen, die wie Inseln inmitten des Films angelegt sind. Dennoch kommt zu keinem Moment so etwas wie Langeweile auf, zu packend und faszinierend inszeniert Argento seinen Film. David Hemmings ist vermutlich der beste Protagonist aller Argentofilme, verkörpert er doch perfekt den Typ des Normalos, mit dem sich der Zuschauer deutlich besser identifizieren kann als mit klassischen Heldenfiguren wie sie von Franciscus oder Musante dargestellt wurden. Hervorhebenswert ist in jedem Fall noch der fabelhafte Score der Prog-Rock-Gruppe Goblin, die hier erstmals mit Argento kollaborierten. Profondo Rosso ist einer der nervenzerfetzendsten Filme aller Zeiten mit einer brillanten Auflösung (auch wenn sie nüchtern gesehen „nur“ eine Variation von Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe darstellt).
Wertung: 9 / 10
Suspiria (1977)
Der Hexenhorror von Giallo-Pabst Argento ist ein Paradebeispiel dafür, dass es bei einem Film häufig viel weniger wichtig ist was gezeigt wird als wie es gezeigt wird. Denn die Story von Suspiria ist mehr als nur dünn: junge Amerikanerin zieht in ein Tanz-Internat in Deutschland, das sich nach und nach als Hexenhaus entpuppt. Der Film hätte durch seine diversen Genre-Versatzstücke durchaus Potenzial zum Trash, aber genau hier kommt Argento ins Spiel: er schafft es tatsächlich diesem absurden Szenario künstlerischen Anspruch zu verleihen. Die Bildsprache des Films ist einfach fantastisch, Argento arbeitet hier sehr viel mit Signalfarben – allen voran natürlich rot. Die stilisierte Künstlichkeit der Szenerien unterstützt die Farbgestaltung, die ungewöhnlichen Kameraperspektiven und gekonnte Schnitttechnik kongenial. Kongenial ist auch der penetrierende Score von Goblin, der den Zuschauer in einen permanenten Zustand von Unruhe versetzt. Mit Suspiria gelang Argento sein Meisterstück, er verknüpft bravourös klassische Motive aus Horror- und Edgar Wallace-Filmen mit erstaunlichem künstlerischen Anspruch, taucht seine Szenerien in alptraumhafte Farben und lässt sein Darstellerensemble durch einen filmischen Fiebertraum taumeln. Für mich Argentos beste Arbeit.
Wertung: 9 / 10